Die vierte Generation des Kia Sportage ist nicht mehr das neueste SUV-Modell auf dem Markt. 2015 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt, ist der etwas froschig drein blickende Wagen aber nach wie vor ziemlich modern und ist dementsprechend beliebt. Die Neuauflage des Sportage steht allerdings schon in den Startlöchern und deshalb ist es nun Zeit, vom alten Bestseller von Kia Abschied zu nehmen ... mit Offroad-Features, Dachzelt und Camping-Zubehör.

Als Basis für diesen hemdsärmeligen Sportage nutzt der koreanische Hersteller einen Sportage 1.6 T-GDI AWD in der sportlichen GT-Line mit 177 PS aus einem Vierzylinder-Turbo-Benziner, der mit einem Siebengang-DSG und einem Allradantrieb gekoppelt ist. Kommt Ihnen bekannt vor? Das mag sein, denn Kollege Hohmeyer konnte ein genau solches Modell im vergangenen Jahr einer Testfahrt unterziehen. Hier finden Sie den entsprechenden Bericht dazu. Und die dazugehörigen Bilder, wollen wir Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten ...

Bildergalerie: Kia Sportage 1.6 T-GDI AWD (2020) im Test

Wenn man jetzt aber die obige Galerie des "normalen" Sportage mit dem Bild aus dem Aufmacher vergleicht, dürfte auffallen, dass Kia doch einige Veränderungen an dem SUV vorgenommen hat und das doch eher Urbane-Crossoverdesign in den Hintergrund rückt, um echtem Geländewagen-Offroad-Flair Platz zu machen.

Kaum zu übersehen: das auf dem von Frontrunner stammenden Träger geschraubte Autohome-Dachzelt für zwei Personen. Daneben fällt die Lightbar unterhalb des Kühlergrills ins Auge, die nicht nur extrem hell ist, sondern ebenfalls von Frontrunner kommt. Höhergelegt wurde der Kia auch. Um gut zwei Zentimeter mittels einem Kit für die Federn von Spaccer. Gut so. Denn jetzt haben die grobstollig-gewaltigen BF Goodrich Baja Champion-Pneus mit All-Terrain-Profil in der Dimension 255/55 R18 in den Radkästen genügend Raum.

Um den Einstieg zu erschweren – aber irgendwie die Erreichbarkeit der Dachkonstruktion zu verbessern – wurde der Sportage außerdem mit begehbaren Seitenschwellern ausgestattet und der Motor freut sich über einen metallenen Unterfahrschutz. Soweit so gut. Und dann wäre da ja noch das nicht so offensichtliche Camping-Zubehör von VanEssa, dass Kia dem Offroad-Sportage in den Kofferraum gezurrt hat.

Kia Sportage mit Dachzelt im Test
Kia Sportage mit Dachzelt im Test

Im Cockpit bleibt übrigens alles so, wie Sie es von einem normalen GT-Line-Sportage erwarten würden. Zusätzliche Schalter, Knöpfe, Plaketten oder Schriftzüge gibt es keine. Nur der zur Sonderausstattung zählende Ordner mit allerlei TÜV-Abnahmen und ABE-Bescheinigungen fällt auf. Aber alles was wir sonst an dem Kia-SUV schätzen, hat der Hersteller beibehalten. Ob er sich dann auch genauso fährt?

Kia Sportage mit Dachzelt im Test
Kia Sportage mit Dachzelt im Test
Kia Sportage mit Dachzelt im Test

Die zu erwartende Antwort lautet ... nein. Die Offroad-Umbauten und nicht zuletzt das Dachzelt sorgen dafür, dass beim Thema Fahrwerk so gut wie alle positiven Eigenschaften des Sportage erfolgreich ausgemerzt werden. Er schwankt und die Abrollgeräusche sind auf Asphalt ziemlich laut. Im Gelände mag das cool sein und mit der erhöhten Bodenfreiheit und dem Legostein-Profil kommen Sie sicher an Orte, die ein solcher Kia von der Stange nicht erreicht, aber im Alltag ist das alles nicht zu empfehlen.

Des weiteren ist der Motor nicht unbedingt die beste Wahl. Klar auch hier ist der Allradantrieb mit Mitteldifferenzial-Sperre eindeutig auf den Offroad-Betrieb ausgelegt, aber das Aggregat kommt einfach nicht so richtig mit dem Gewicht des Sportage zurecht und das 7-Gang-DSG sortiert mehr als das man das Gefühl hat, die richtige Fahrstufe eingelegt zu haben.

Kia Sportage mit Dachzelt im Test
Kia Sportage mit Dachzelt im Test
Kia Sportage mit Dachzelt im Test

Und dann wäre da ja noch der Verbrauch. Ohne die ganzen Umbauten erreichte Kollege Hohmeyer einen Durchschnitt von 9,1 Liter auf 100 km. Jetzt ist ein einstelliger Wert nicht realisierbar. Unter 11 Liter sind so trotz Samthandschuh-Gas nicht machbar. 12 bis 13 Liter sind realistischer. Im Offroad-Betrieb oder bei über 120 km/h auf der Autobahn können Sie aber eher mit 14 Litern rechnen. Uff.

Dafür fährt man aber auch ziemlich viel Camping-Equipment durch die Gegend und hat alles dabei, um abseits der Campingplätze die Natur-Spots zu erreichen, die ein "Wildcamping" erlauben oder dulden. Grauzone. Aufpassen.

Am Schlafplatz angekommen sollten Sie aber zumindest eine weitere Personen dabei haben, denn das große Autohome-Schlafgemach ist gar nicht so leicht zu entfalten. Mit Übung geht es sicher, aber wir als Dachzelt-Noobs ohne personelle Unterstützung und nur einer etwas fragwürdigen Herstelleranleitung zur Hand, haben es nicht auf die Reihe bekommen, ein Bett zu errichten. Schade. Kochen, Waschen oder Verstauen wäre aber möglich gewesen. Die Box im Kofferraum können wir nämlich auch alleine und ohne Anleitung bedienen.

Fazit: 6/10 Punkten

Der Kia Sportage an sich ist eigentlich ein tolles Auto (hier würden wir gerne noch einmal an den Test-Link im zweiten Absatz erinnern) und mit dem Offroad-An- und -Umbauten würden wir dem Fahrzeug auch eine Reise über die Seidenstraße bis nach China zutrauen. Wenn Sie allerdings nur mal ab und zu zum Camping wollen (übers Wochenende oder so) ist es zu aufwändig immer das Dachzelt drauf zu hieven. Und unter der Woche mag so ein Aufbau zwar nach Abenteuer aussehen, aber dauerhaft damit rumfahren würden wir auch nicht empfehlen.

Sie haben nicht vor eine Overland-Tour zu machen? Nehmen Sie einen normalen Sportage und packen Sie sich ein Wurfzelt in den Kofferraum. Das ist schneller aufgebaut, verbraucht im Fahrbetrieb kein Benzin extra und mit der normalen Fahrwerkshöhe und Asphalt-freundlicherer Bereifung kommen Sie auch auf Stellplatz A36 Ihres Lieblingscampingplatzes. 

Bildergalerie: Kia Sportage mit Dachzelt im Test