Vor gut 125 Jahren, anno 1897, war der erste funktionstüchtige Dieselmotor der Welt fertig. Inzwischen fragt sich Rudi D. im Himmel vermutlich, wann der letzte Diesel gebaut wird. Rund 22 Prozent der Neuzulassungen im April 2021 in Deutschland trugen einen Selbstzünder unter der Haube. Es ist quasi wie bei Reiner Calmund: Nicht mehr super dick im Geschäft, aber immer noch eine Größe. 

So verwundert auch nicht, dass Skoda beim Topmodell des neuen Octavia mit dem RS-Kürzel am Heck neben einem Plug-in-Hybrid und einem Benziner auch einen Diesel anbietet. Dieser neue 2.0 TDI Evo mit 200 PS Leistung kommt auch im Octavia Scout zum Einsatz. Kann der Motor auch sportlich? Das wollen wir auf einer kurzen Testrunde herausfinden.

Was ist das?

Da steht er nun also, der Kombi mit dem ziemlich langen Namen "Skoda Octavia Combi RS TDI 4x4". Optisch ansehnlich, aber Skoda-typisch sachlich. Für erhöhten Puls sorgt maximal die Lackierung in "Race-Blau Metallic", ganz Mutige greifen zum neonfarbenen "Mamba-Grün".

Zu den optischen Erkennungszeichen des RS gehören unter anderem spezifische Front- und Heckschürzen, getönte Heck- und hintere Seitenscheiben (Sunset), Heckleuchten in Kristallglasoptik mit animierten Blinkern sowie zahlreiche schwarze Akzente.

Dazu zählen der Kühlergrill sowie der Diffusor und die oberhalb der spezifischen LED-Nebelscheinwerfer platzierten "Air Curtains" an der vorderen Schürze. Ebenfalls in hochglänzendem Schwarz gehalten sind die Außenspiegelkappen, die Fensterrahmen und beim Kombi die Dachreling sowie die Aeroflaps am Heck.

Skoda Octavia Combi RS TDI 4x4 (2021) im Test

Bei der Limousine tragen der hintere Diffusor und der RS-Heckspoiler Schwarz. Der Dachspoiler der Kombiversion wird in Wagenfarbe lackiert. Ab Werk rollt der Octavia RS auf schwarzen 18-Zoll-Leichtmetallrädern, die in RS-typischem Rot lackierten Bremssättel dienen als besonderer Blickfang. Auf Wunsch füllen 19 Zoll große Leichtmetallräder die Radkästen. RS-Embleme am Grill und an der Heckklappe runden den sportlichen Auftritt ab.

Alles auf Schwarz quasi, insgesamt bleibt der Octavia Combi RS aber eher dezent im Auftritt. Ein Wort können wir schon jetzt zur 19-Zoll-Bereifung verlieren: Sie war bei unserem Testfahrzeug montiert und schmälert den Abrollkomfort doch spürbar. Sofern Sie also nicht die Optik der Felgen rattenscharf finden, können Sie sich den Aufpreis getrost sparen.

Wie fährt er sich?

Jetzt aber hinein in den Combi! Das meiste ist von unzähligen Octavia-Testwagen bereits bekannt: Viel Platz und ein sehr digitales Cockpit, welches aber eine etwas bessere Bedienung als sein Pendant im VW Golf 8 aufweist. Alcantara-Einlagen werten den Innenraum optisch auf, hinzu kommen bequeme Sportsitze und ein griffiges RS-Lenkrad. Geblieben sind aber billig anmutende Details wie der mäßig entgratete Hartplastik-Türgriff. 

Skoda Octavia Combi RS TDI 4x4 (2021) im Test

Nachdem der Zweiliter-Diesel seine Arbeit aufgenommen hat, machen sich zwei Dinge recht schnell bemerkbar. Zum einen eine leichte Anfahrschwäche an der Ampel in Verbindung mit dem serienmäßigen Siebengang-DSG, umso vehementer stürmt der Wagen dann voran.

Zwischen 1.750 und 3.500 Touren liegen die maximalen 400 Newtonmeter Drehmoment an, 500 Umdrehungen länger als im Scout. In unter sieben Sekunden geht es auf 100 km/h. In Verbindung mit Allrad kommt diese Kraft auch harmonisch auf den Asphalt.

Zum anderen dringt ein massives Bollern ans Ohr. Wie schon im alten Kodiaq RS und vor allem im Octavia RS mit Benziner wird im Normal- und Sport-Modus künstlich ein dumpfer Möchtegern-V8-Klang produziert, der absolut deplatziert wirkt. Sorry Skoda, aber das ist überflüssig.

Umso angenehmer präsentiert sich der Antriebsstrang im Comfort-Modus respektive bei abgeschalteter Soundfunktion. Unauffällig, aber sehr flott gleitet der Octavia Combi RS TDI über die Autobahn. Bei Tempi über 200 km/h rauschen dann aber auch über elf Liter Diesel durch. Auf unserer gesamten Testrunde lag das Mittel bei 6,9 Liter, Skoda selbst gibt exakt 5 Liter an. 

Skoda Octavia Combi RS TDI 4x4 (2021) im Test

Also Abfahrt in Richtung Landstraße, in der Kurve spürt man die direkter austarierte Lenkung. Das ist erfreulich, weniger hingegen die bereits eingangs erwähnte doch recht straffe Federung. Wer das nicht goutiert oder schlicht keinen Sport-Schnickschnack haben will, der kann alternativ zum höher gelegten Octavia Scout mit gleicher Maschine greifen. Schade nur, dass es den 200-PS-Diesel nicht auch in einem luxuriösen Octavia L&K gibt. Aber irgendwie muss der größere Superb ja zu etwas gut sein.

Und was kostet der Spaß?

Was kostet der Octavia Combi als Sport-Diesel, man könnte auch sagen "Golf GTD von Skoda"? Ohne Allrad beginnen die Preise bei 40.910 Euro, die Limousine kostet 700 Euro weniger. 2.100 Euro beträgt der 4x4-Aufpreis, womit wir bei 43.010 Euro wären. Die Serienausstattung ist bereits reichhaltig, etwa mit Matrix-LED-Scheinwerfern, Sitzheizung vorne oder Parksensoren vorne wie hinten.

Schade nur, dass das feine Head-up-Display beim RS Combi 1.860 Euro extra kostet, weil dann auch noch ein Navi mit dabei ist. Inklusive ist diese Kombi im Combi bei der RS-Plus-Variante. Sie ist nahe an der Vollausstattung, schlägt aber auch mit saftigen 48.150 Euro zu Buche. 

Fazit: 8/10

Mit dem 200-PS-Diesel mutiert der Skoda Octavia zum idealen Autobahngleiter. Ob es die RS-Ausstattung sein muss, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Abgesehen von der unnötigen künstlichen Sport-Klangfarbe zeigt der stärkste Selbstzünder der Baureihe, das Rudolfs Idee noch nicht abgeschrieben werden sollte. 

Bildergalerie: Skoda Octavia Combi RS TDI 4x4 (2021) im Test

Bild von: Fabian Grass

Skoda Octavia Combi RS TDI 4x4 (2021)

Motor Vierzylinder-Turbodiesel, 1.968 ccm Hubraum
Leistung 147 kW (200 PS) bei 3.600 - 4.100 U/min
Max. Drehmoment 400 Nm bei 1.750 - 3.000 U/min
Getriebeart 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DQ 381, Nass-Lamellen-Doppelkupplung
Antrieb permanenter Allradantrieb
Beschleunigung 0-100 km/h 6,8 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 238 km/h
Länge 4.702 mm
Breite 1.829 mm
Höhe 1.454 mm
Kofferraumvolumen 640 - 1.700 Liter
Leergewicht 1.614 - 1.759 kg
Zuladung 503 - 621 kg
Anhängelast 2.000 kg (gebremst)
Verbrauch 5,0 Liter/100 km
Emission 133 g/km CO2, Euro 6 AP
Basispreis 43.010 Euro