Saugbenziner sind auf dem absteigenden Ast. Gott sei Dank. Was bei Sportwagen bedauernswert sein mag (wegen des dünneren Sounds von Turboaggregaten), ist bei bürgerlichen Autos ein Grund zum Feiern. Denn Turbobenziner bieten in aller Regel deutlich mehr Schwung und damit mehr Fahrspaß. Nun hat es auch den Opel Mokka X erwischt. Bei dem kleinen SUV ersetzt eine neue 120-PS-Variante des 1.4 Turbo den alten 1,6-Liter-Sauger mit 115 PS. Wir haben die neue Version getestet.

Noch die alten GM-Motoren

Wer sich bei PSA-Motoren auskennt, wundert sich vielleicht, dass beim Mokka X ganz andere Aggregate zum Einsatz kommen als bei den neueren SUVs Crossland X und Grandland X. Hier werden nach wie vor die alten Opel- oder besser gesagt General-Motors-Maschinen eingesetzt, also zum Beispiel eben der 1.4 Turbo statt des 1.2 Direct Injection Turbo (alias 1.2 Puretech, wie der Motor bei den Franzosen heißt). Warum baut Opel nicht gleich einen der oft gelobten PSA-Dreizylinder in den Mokka ein, wenn man schon einen Motor austauscht? Möglicherweise, weil PSA nicht genug davon hat. Das könnte sich ändern, wenn der Motor ab 2019 auch im Opel-Werk im polnischen Tichy gebaut wird. Das Jahr würde gut passen, denn für 2019 wird auch eine neue Generation des Mokka X erwartet. Die soll dann allerdings auf der französischen EMP2-Plattform basieren.

Was taugt der Motor?

Doch grau ist alle Theorie, und grün ist des Lebens goldner Baum. In meinem Fall kommt das Leben weder grün noch in Baumform daher, sondern als knallroter Testwagen. Schon auf den ersten Metern fällt mir der erfreuliche Vorwärtsdrang des 120-PS-Turbos auf. Sobald ich auf die Landstraße abbiege und das Tempo steigere, geht es aber etwas zäh voran. Mein Eindruck: Für die Stadt ist der Motor super, aber wer oft über Land unterwegs ist und dabei vielleicht auch noch ein wenig anspruchsvoll ist, sollte sich lieber die 140-PS-Version des gleichen Aggregats ansehen. Beide erfüllen dank Benzinpartikelfilter bereits die scharfe Abgasnorm Euro 6d-Temp.

Fahrwerk und der Vergleich zum Crossland

Was ebenfalls schon nach wenigen Kilometer spürbar ist: Der Mokka X hoppelt etwas. Daran dürfte die geringe Länge nicht ganz unschuldig sein. Dafür liegt der 1,4 Tonnen Wagen wegen des hohen Gewichts schön satt auf der Straße, lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Eine störende Wank- oder Nickneigung ist nicht spürbar. Sehr angenehm ist auch der ausgezeichnete Seitenhalt der aufpreispflichtigen „ergonomischen Aktiv-Sitze mit AGR-Siegel“.

Was moderne Technik angeht, ist der Mokka X nicht mehr überall top. Das wird deutlich, als ich zum Vergleich einen Crossland X mit 110-PS-Turbobenziner fahre. Dort fährt zur Begrüßung ein kleines Head-up-Display aus dem Armaturenbrett heraus, das mir die aktuell geltende Geschwindigkeitsbegrenzung anzeigt. Beim Mokka gibt es zwar ebenfalls eine Verkehrszeichenerkennung, sie funktioniert aber aus unerforschlichen Gründen auf meinem Testloop nicht.

Das Fahrwerk ist beim Crossland deutlich schwankungsanfälliger als beim Mokka, der Crossland nickt beim Bremsen und Beschleunigen viel stärker. Was den Motor angeht, so hat der Dreizylinder des Crossland trotz kleinerem Hubraum mehr Drehmoment, nämlich 205 statt 175 Newtonmeter. Zusammen mit dem etwa 150 Kilo geringeren Leergewicht sorgt das für mehr Temperament als beim Mokka.

Sitzsystem und Kofferraum

Deutliche Unterschiede zwischen Mokka und Crossland gibt es auch beim Sitzsystem. Zwar sitze ich in beiden Autos hinten gut und habe genug Beinfreiheit. Wenn ich aber den Kofferraum erweitern will, muss ich beim Mokka zuerst die Sitzpolster in die Senkrechte klappen, damit die Lehne beim Herunterklappen waagerecht liegt. Beim Crossland geht das Umklappen mit einem Handgriff. Außerdem ist hier die Rückbank (optional) längs verschiebbar. Der Stauraum selbst fasst beim Mokka 356 bis 1.372 Liter, beim sechs Zentimeter kürzeren Crossland sind es 410 bis 1.255 Liter. Auch wenn das maximal nutzbare Volumen beim Mokka größer ist: Mir gefällt das variablere und praktischere Sitzsystem des Crossland besser.

Ausstattung und Preis

Mein Testwagen hat die Design-Line-Ausstattung, die noch gar nicht in der Preisliste steht. Dort ist der neue 120-PS-Turbo ausschließlich als „Selection“ enthalten, das ist die Grundausstattung des Mokka. Die dürfte bereits vielen ausreichen: An Bord sind neben Radio, Klimaanlage, elektrisch einstell- und beheizbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorn und Zentralverriegelung sogar ein Tempomat, ein Lichtsensor und Nebelscheinwerfer.

Die gefahrene Version Design Line zeigt, was beim Mokka X möglich ist. Dazu gehören adaptive LED-Scheinwerfer, schicke 18-Zoll-Alufelgen, ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, ein Frontkollisions-Warnsystem, ein Spurverlassenswarner, eine Rückfahrkamera und ein eingebautes Navi. Das auf meiner kurzen Testrunde übrigens deutlich besser funktionierte als die Google-Maps-Lösung des Crossland, die bald keinen Mucks mehr von sich gab und mich zwang, die Karte per Finger weiterzuwischen, um meine Position zu sehen.

Ein Crossland X mit Turbo kommt teurer

Der Basispreis des Mokka X 1.4 Turbo mit 120 PS in der Selection-Ausstattung liegt bei 20.350 Euro. Den vergleichbaren Crossland X 1.2 Direct Injection Turbo mit 110 PS gibt es nicht als Selection. In der günstigsten Version Edition (zusätzlich mit elektrischen Fensterhebern hinten, Alurädern und 7,0-Zoll-Touchscreen) zahlt man dann aber bereits 21.070 Euro. So scheidet der Crossland für mich als günstige Alternative aus. Die Basisversion kostet hier zwar nur 18.280 Euro (statt 20.350 Euro beim Mokka), hat aber nur einen 81-PS-Sauger unter der Haube.

Fazit: 8 von 10 Sternen

Der Opel Mokka X ist mit dem neuen 120-PS-Basismotor angemessen motorisiert. Soll heißen: Für ein Stadtauto reicht der Schwung leicht aus, wer oft über Land fährt, wird sich mehr Power wünschen. Doch auf längeren Strecken dürfte er sich wegen des hoppeligen Fahrwerks ohnehin bald ein größeres und komfortableres Auto wünschen. Auf der Plus-Seite stehen beim Mokka X die ausgezeichneten Aktivsitze und die wankresistente Kurvenlage. Was Sitzsystem und Kofferraum angeht, gefällt uns dagegen der Crossland X besser. Der wäre auch wegen des deutlich niedrigeren Einstiegspreises einen Seitenblick wert. Wäre, denn wegen Opels Modellpolitik kommt der Crossland X mit Turbobenziner teurer als ein vergleichbar motorisierter Mokka X mit Aufladung. Und zurück zum Saugbenziner würden wir nicht gerne gehen ...

+ 120-PS-Turbo mit gutem Schwung, satte Karosserielage, wenig Wankneigung, ausgezeichnete Aktivsitze
- etwas umständliches Sitzsystem, weniger variabel als der Crossland X

Bildergalerie: Opel Mokka X 1.4 Turbo Test

Bild von: Fabian Grass

Opel Mokka

Motor Vierzylinder-Turbobenziner, 1.364 ccm
Leistung 88 kW / 120 PS bei 4.800 - 6.000 U/min
Max. Drehmoment 175 Nm bei 2.000 - 2.250 U/min
Getriebeart Sechsgang-Schaltung
Antrieb Frontantrieb
Beschleunigung 0-100 km/h 10,9 s
Höchstgeschwindigkeit 185 km/h
Verbrauch 6,4 l/100 km
Emission 148 g/km
Länge 4.275 mm
Breite 1.781 mm
Höhe 1.658 mm
Kofferraumvolumen 356 - 1.372 l
Leergewicht 1.397 kg
Zuladung 434 kg
Marktstart Frühjahr 2018
Basispreis 20.350 Euro