Mit dem A6 allroad quattro haben die Ingolstädter bereits seit dem Jahr 2000 einen Kombi für schlechte Straßen im Programm. Er kommt bei den Kunden an: Über 900.000 Fahrzeuge bahnen sich weltweit ihre teils schlammigen Wege. Nun bieten die Ingolstäder erstmals auch auf Basis des kleineren A4 eine Allroad-Variante an. Noch bevor im Mai 2009 die ersten Exemplare zu den Händlern rollen, haben wir die Qualitäten des 3.0 TDI mit 240 PS sowohl auf der Straße als auch im unwegsamen Gelände getestet.

Vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit
Der Audi A4 allroad quattro ist genau betrachtet ein Nischenauto: Er passt in die Lücke zwischen dem A4 Avant und dem Q5. Mit dem Kombi-A4 teilt er sich die Basis, ist aber zwei Zentimeter länger und 1,5 Zentimeter breiter. Noch wichtiger ist aber das Plus an sechs Zentimeter Höhe. Sie summieren sich aus der Dachreling und der um fast vier Zentimeter erhöhten Bodenfreiheit. Satte 18 Zentimeter trennen den Unterbau vom Boden – das sind nur zwei Zentimeter weniger als beim Q5.

Kantenschutz fürs Grobe
Wie beim größeren Bruder A6 allroad quattro sieht man auch dem kleinen Wegbahner die besonderen Qualitäten an. Breitere Kotflügel mit schwarzem Plastik zum Schutz vor Kratzern, massive Schweller und der Unterfahrschutz vorn und hinten aus massivem Edelstahl zeigen, dass dieser Audi nicht nur Star der Flaniermeile ist. Respektable 17-Zöller und die auffällige Dachreling verraten die Möglichkeit, im Sandkasten spielen zu dürfen. Einen Blickfang bildet der Singeframe-Grill: Er ist grau lackiert und hat längs stehende Chromstreifen. Frisch gewaschen und gewienert macht der Offroad-Kombi wie jeder A4 einen ausgeh-feinen Eindruck, allerdings gespickt mit einer martialischen Note.

Hochwertiges Interieur
In unserem top-ausgestatteten Testwagen fühlen wir uns zu Hause. Hochwertiges Leder, mattes Aluminium und warmes Holz harmonieren miteinander. Alles ist sauber verarbeitet. Im A4 gefällt uns besonders gut, dass die Mittelkonsole leicht zum Fahrer hin gedreht ist. Nur die billig wirkende Plastikeinfassung der Instrumente trübt ein wenig das Gesamtbild. Aus dem Fond kommen keine Klagen, hier herrscht ausreichend viel Raum für die Gliedmaßen und den Kopf. Das Stauabteil, der wohl wichtigste Anschaffungsgrund eines Audi mit großer Heckklappe, fasst 490 Liter Gepäck. Dank eines cleveren Ladesystems mit Schienen und Bändern lässt sich der Raum gut einteilen. Ebenfalls optional an Bord ist ein so genannter Wendeboden: Auf die gummierte Seite kann man dreckige Schuhe packen. Wer mehr Platz braucht, kann die Rücklehnen umklappen und so das Ladevolumen auf 1.430 Liter erhöhen.

Drei Motoren zum Marktstart
Wir haben uns für den Test den 240 PS starken Dreiliter-Dieselmotor in Kombination mit einer knackigen Handschaltung ausgesucht. Zum Marktstart im Mai wird es diesen Sechszylinder sowie einen Zweiliter-Vierzylinder-Selbstzünder mit 170 PS geben. Parallel dazu wird ein Zweiliter-Otto mit 211 PS in Verbindung mit dem Siebengang-Direktschaltgetriebe angeboten. Etwas später im Jahr 2009 folgt ein Zweiliter-Diesel mit 143 PS. In die Vierzylinder-Modelle kommt ab Sommer 2009 ein Novum: Sie werden mit einem Start-Stopp-System ausgestattet.

Beeindruckendes Drehmoment
Der große Motor ist im allroad quattro nicht super leise, aber super stark. Besonders beeindruckend ist es, das Drehmoment zwischen 1.500 bis 3.000 Touren zu spüren – der Vortrieb ist einfach gewaltig. Immerhin bietet der Allroad-Kombi einen Sprintwert von 6,6 Sekunden auf Tempo 100. Das Fahrwerk empfinden wir als recht straff abgestimmt, was aber bei hohen Autobahngeschwindigkeiten (Spitze: 237 km/h) nicht unbedingt von Nachteil ist. Auch in Kurven macht der Unterbau eine gute Figur und erlaubt hohe Geschwindigkeiten ohne Angst, die Kontrolle zu verlieren. Das kommt nicht zuletzt auch von der im Vergleich zum normalen Avant um zwei Zentimeter verbreiterten Spur und der exakten Lenkung.

ESP: Mit speziellem Gelände-Modus
Um die Offroad-Qualitäten zu testen, befahren wir ein Bundeswehr-Gelände in der Nähe von Ingolstadt. Das Wetter ist schlecht, es nieselt. Die Wege sind hügelig und schlammig, aufs Aussteigen haben wir hier gar keine Lust. Wir bedauern ein wenig unseren Fotografen, der bis zu den Knöcheln im Matsch steht, und wünschen ihm gutes Gelingen beim Ablichten unseres schmutziges Tuns. Wir drücken zunächst auf die "ESP off"-Taste. Das aktiviert einen neuen, speziellen Modus, die sogenannte Offroad Detection (ORD). Die Elektronik erkennt die Beschaffenheit des Untergrundes automatisch und passt das System darauf an. So wird beispielsweise beim Gasgeben mehr Schlupf toleriert, was beim Anfahren auf schmierigem Grund hilft.

Mechanisches Mittendifferenzial
Das Loskommen wird natürlich auch vom Allradantrieb quattro unterstützt. Ein mechanisches Mittendifferenzial verteilt im Normalfall 60 Prozent der Kraft nach hinten. Drehen die Räder einer Achse im Schlamassel frei, wird die Antriebsenergie dorthin geschickt, wo noch Grip vorhanden ist. Wenn nur ein einzelnes Rad ohne Bodenkontakt rotiert, greift die elektronische Differenzialsperre ein und kümmert sich um das Problem.

Mechanik und Elektronik sorgen für Vorankommen
Mit diesem Theorie-Wissen machen wir uns auf den Weg. Gewiss, es schmerzt schon ein wenig, das schöne Weiß zu besudeln, aber da muss der Wagen durch, dafür wurde er gebaut. Das Militärgelände hat es in sich. Wir überwinden Hügel, wobei manchmal ein Hinterrad in der Luft hängt, wir fahren über steile Schrägen und kraxeln souverän auf sandige Kuppen. Der Wagen schafft Hindernisse, die wir ihm gar nicht zugetraut hätten, und pflügt durch Dreckpfützen, die man in dieser Tiefe selten auf herkömmlichen Wald-, Wiesen- und Feldwegen findet. Das Allradsystem und die Elektronik kümmern sich fast unbemerkt ums Vorankommen, nur manchmal ist ein Knarzen beim spontanen Bremseingriff zu hören.

Ab 37.100 Euro
Der A4 allroad quattro ist ab 37.100 Euro zu haben. Dafür bekommt man den Zweiliter-TDI mit 143 PS, der allerdings erst später im Jahr 2009 losgeschickt wird. Zur Einführung im Mai stehen der 170-PS-Diesel ab 38.950 Euro, der Zweiliter-Otto für 42.550 Euro und der von uns getestete 3.0 TDI ab 45.550 Euro bereit.

Viele Extras bestellbar
Nach oben lässt sich der Preis noch ein ganzes Stückchen steigern, denn für den allroad steht fast die gesamte Liste der A4-Extras bereit. Wer mag, kann unter vielem anderen einen Abstandstempomaten, elektronische Parkhelfer, einen Totwinkelwarner, einen Spurverlassenswarner oder das neue Navigationssystem mit Festplatte und Gebäudedarstellung in 3D-Optik bestellen. Zum Vergleich: Ein A4 Avant 2.0 TDI quattro mit 170 PS kostet 36.950 Euro, ein gleich motorisierter Q5 ist für 38.800 Euro zu haben.

Wertung

    • ★★★★★★★★★☆

Der A4 allroad quattro ist ein Nischenauto für Audi-Fans, die einen praktischen Wagen für schlechte Wege suchen, aber kein SUV wollen. Die um vier Zentimeter erhöhte Bodenfreiheit, der Kanten-Schutzkunststoff und die Edelstahl-Unterfahrbleche ermöglichen härtere Geländeausflüge, als man mit einem normalen Audi-Allradkombi wagen würde. Das könnte Bootsbesitzer, Angler und Alm-Ausflügler vor angeschlagenen Karosserien und aufgeschrammten Unterböden bewahren. Fährt man den Allroad nach dem Wochenendausflug durch die Waschanlage, hat man wieder einen schicken Vielzweck-Audi, der auf trockenem Asphalt eine gute Figur macht.

  • Antrieb
    95%  
    3.0 TDI: drehmomentstarkes Aggregat
    knackige Schaltung, direkte Lenkung
  • Fahrwerk
    90%  
    sportliche Abstimmung
    meldet Querrinnen recht deutlich
  • Karosserie
    95%  
    bequeme Sitze, ausreichend Platz vorn und hinten
    Unterfahrschutz ist kein Imitat
  • Kosten
    90%  
    Klimaautomatik ab Werk dabei
    teure Optionen treiben den Preis schnell hoch

 

Preisliste


Audi A4 allroad quattro 3.0 TDI

Grundpreis: 45.550 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Seitenairbags vorn Serie
Kopfairbags vorn Serie
Seitenairbags hinten 350
Kopfairbags hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie
Klimaautomatik Serie
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe 2.150
Bildschirmnavigation ab 1.760
CD-Radio Serie
MP3 360
elektr. Schiebedach ab 980
Metalliclackierung 770
Leichtmetallfelgen Serie
Sitzhöheneinstellung Serie
Tempomat 265
Lederausstattung ab 1.305
Xenonlicht 785
Kurvenlicht 350
Nebelscheinwerfer Serie
Anhängevorrichtung 775
Totwinkelwarner (Audi side assist) 550
Spurverlassenswarner (Audi lane assist) 510
Abstandstempomat (adaptive cruise control) 1.290
Parkassistent mit Rückfahrkamera (Audi parking system advanced) 1.230
Schienensystem mit Fixierset 185
Wendematte für den Kofferraum 105
Bang & Olufsen Sound System 950

 

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart V-Dieselmotor 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 2.967 
Leistung in PS 240 
Leistung in kW 176 
bei U/min 1.500-3.000 
Drehmoment in Nm 500 
Antrieb Allradantrieb 
Gänge
Getriebe Schaltgetriebe 
Kraftverteilung variabel 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.583 
Spurweite hinten in mm 1.495 
Radaufhängung vorn Fünflenker-Vorderachse, Querlenker oben und unten, Rohr-Stabilisator 
Radaufhängung hinten Einzelradaufhängung, Trapezlenker-Hinterachse, Stabilisator 
Bremsen vorn Scheiben, innenbelüftet 
Bremsen hinten Scheiben 
Räder, Reifen vorn 225/55 R17 
Räder, Reifen hinten 225/55 R17 
Lenkung Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung 
Geländekompetenz
Bodenfreiheit in mm 180 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.721 
Breite in mm 1.841 
Höhe in mm 1.495 
Radstand in mm 2.805 
Leergewicht in kg 1.730 
Zuladung in kg 570 
Kofferraumvolumen in Liter 490 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 1.430 
Anhängelast, gebremst in kg 1.900 (12% Steigung; 2.100 bei 8%) 
Dachlast in kg 90 
Tankinhalt in Liter 64 
Kraftstoffart Diesel 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 237 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 6,6 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 7,2 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 9,6 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 5,8 
CO2-Emission in g/km 189 
Schadstoffklasse Euro 5 

Bildergalerie: Hochgelegter Kombi