Autos und Fußball: Diese beiden Themen faszinieren vor allem die Männerwelt. Manchmal gibt es sogar verblüffende Analogien zwischen beiden Bereichen, etwa was das Duell Audi gegen Mercedes angeht. Mit den beiden Marken verhält es sich wie mit Frankreich und Deutschland im Stadion. Frankreich, respektive Audi, hat in den letzten 30 Jahren einen beeindruckenden Lauf an die Weltspitze hingelegt. Dort haben sich Deutschland und Mercedes praktisch seit jeher befunden. Nun geht die Konkurrenz der beiden Automarken in eine neue Runde. Auf dem Feld stehen sich mit dem Audi Q5 3.2 FSI quattro und dem Mercedes GLK 350 4matic zwei frische Kontrahenten gegenüber.

Unterschiedliche Designsprachen
Bereits auf den ersten Blick wirken Q5 und GLK so unterschiedlich wie Camembert und Leberkäse: Während der 4,63 Meter lange Audi die rundlichen Formen seines großen Bruders Q7 auf ein kompakteres Format reduziert, setzt Mercedes beim GLK auf betont kantige Formen. Das führt bereits in den ersten Minuten der Partie zu einer klaren Aufteilung der Fanblöcke: Entweder mag man das GLK-Design oder wendet sich mit Grausen ab. Eine Überraschung ergibt sich beim Blick auf die Abmessungen. Der Mercedes ist gut zehn Zentimeter kürzer als der Audi, dafür aber fünf Zentimeter höher. Trotzdem hält man den GLK rein optisch für größer. Unser GLK-Testwagen weist die Ausstattungsvariante ,Sport-Paket Exterieur" auf, zu der neben 19-Zoll-Felgen auch mehr Chrom und ein Sportfahrwerk mit einer Tieferlegung um 20 Millimeter gehören. Damit macht der Benz klar, dass er sich auf dem Boulevard wohler fühlt als in der Kiesgrube. Unterstrichen wird dies durch seitlich montierte Trittbretter. Nicht gar so offensiv gibt sich der Audi, aber auch er zeigt mit 20-Zoll-Alufelgen eine klare Vorliebe für asphaltierte Strecken. Bis hierhin steht es damit noch 0:0 ohne Vorteile für einen der Kontrahenten.

Zu Gast in der VIP-Lounge
Die äußere Formgebung setzt sich in den Innenräumen fort: Im Q5 empfängt uns eine farblich interessante Mischung aus schwarzem Armaturenbrett und braunem Leder. Auf den optionalen Sportsitzen fühlt man sich schnell wohl, allerdings könnte die Sitzauflage etwas länger ausfallen. Dank des günstig geschnittenen Armaturenbretts finden die Beine bequem Platz, auch hinten sitzt man gut. Durch die VW-/Audi-Baukastenpolitik bereitet die Bedienung der wichtigen Funktionen keine größeren Probleme. Lediglich das MMI-System wurde mit arg vielen Drehknöpfen überfrachtet, zudem ist die Menüführung zu verschachtelt. Gut positioniert ist die serienmäßige Klimaautomatik, warum aber die Sitzheizung per Knopfdruck aktiviert, ihre Stärke hingegen per Knopfdreh reguliert werden muss, bleibt ein Rätsel. Etwas ratlos lässt einen auch das schlüssellose Zugangssystem zurück: Nicht nur, dass man sich fragt, ob man nun per Startknopf oder Druck auf den Zündschlüssel starten soll. Auch das Öffnen und Schließen des Fahrzeugs sorgt für skurrile Situationen. Will man etwa prüfen, ob das Auto verriegelt ist, öffnet es wieder. Unser Tipp: Die 615 Euro Aufpreis für den so genannten ,Komfortschlüssel" lieber in andere Extras investieren.

Schwäbischer Salon
Auch die Räumlichkeiten des GLK wissen zu gefallen, hier setzt Mercedes die eckige Gestaltung fort. Etwas unharmonisch wirkt der Material- und Farbmix aus Wurzelholz, Aluminium, Chrom und beigefarbener Polsterung. Hinzu kommt, dass die Qualität der verwendeten Kunststoffe leicht hinter denen des Audi zurücksteht. Da wir gerade bei den Kritikpunkten sind: Die Regler der Klimaautomatik sind zu tief angebracht, zudem stoßen Menschen mit langen Beinen an die voluminöse Unterkante des Armaturenträgers. Außerdem ist der Tacho je nach Lichteinfall schlecht ablesbar. Völlig unverständlich ist auch, warum die Schwaben immer noch an der Fußfeststellbremse festhalten. Nicht nur, dass es eines kräftigen Tritts bedarf, um sie zu arretieren, Audi zeigt mit der elektrischen Parkbremse im Q5, wie es viel einfacher geht.

Audi mit mehr Raum
Doch es gibt auch Positives zu vermelden: Die Bedienung von Radio und Navi gestaltet sich durch große und deutliche einrastende Drehregler einfach. Hinzu kommt die Tatsache, dass man im Mercedes bequemer sitzt. Dort wird jedoch bei zurückgeschobenen Vordersitzen der Fußraum für die Hinterbänkler schnell knapp. Dafür ist die Rundumsicht im GLK besser, beim Audi sorgt eine breite D-Säule in Verbindung mit der leicht abfallenden Dachlinie für einen nur mäßigen Ausblick durch das Heckfenster. Große Unterschiede gibt es hinter den hoch öffnenden Heckklappen: In den Q5-Kofferraum passen bei stehenden Rücklehnen 540 Liter Gepäck, während sich GLK-Besitzer mit 450 Liter begnügen müssen. Hier kommt dem Audi das Plus in der Länge zugute, zudem verfügt er als Einziger gegen Aufpreis über eine längs verschiebbare Rückbank und sorgt so für ein knappes 1:0 zu seinen Gunsten.

Kraftpakete unter der Haube
Geschwindigkeit, Ausdauer, Kraft und Spurtstärke: Nicht nur auf dem Fußballplatz kommt es auf diese Eigenschaften an. Auch unsere beiden Testkandidaten müssen zeigen, was sie unter der Haube haben. Leistungsmäßig liegen Audi und Mercedes dicht beieinander. Aus jeweils sechs Zylindern holt die Marke mit den vier Ringen 270 PS, während hinter dem Stern im Kühlergrill 272 PS arbeiten. Allerdings unterscheiden sich Q5 und GLK deutlich in der Krafterzeugung und -verteilung. Audi setzt beim 3.2 FSI auf Benzindirekteinspritzung, während Mercedes auf solche technischen Raffinessen im GLK verzichtet. Beim Getriebe vertrauen die Stuttgarter mit einer Siebengang-Wandlerautomatik auf klassische Tugenden, im Q5 kommt ein Doppelkupplungsgetriebe mit ebenfalls sieben Gängen zum Zuge.

Unterschiedliche Tonlagen
Querulanten oder stille Künstler: In jeder Mannschaft gibt es verschiedene Persönlichkeiten. Unter den Hauben unserer beiden Kandidaten verbergen sich ebenfalls unterschiedliche Naturelle. Der Audi gibt mit turbinenhaftem Klang den schnellen Stürmer, der allerdings durch bisweilen sehr späte und abrupte Schaltvorgänge ins Stolpern kommt. Ganz anders der Mercedes, welcher mit kernigem Bariton im V8-Stil wie ein Abwehrrecke wirkt, der vor Kraft kaum laufen kann. Besonders gut harmoniert das Aggregat mit dem sanft agierenden Automatikgetriebe, das sowohl einen Komfort- als auch einen Sportmodus bereithält. Sowohl bei der Beschleunigung als auch dem maximalen Drehmoment hat der GLK mit 6,7 Sekunden respektive 350 Newtonmeter die Nase leicht vorn, der Audi bietet dafür mit 234 km/h eine leicht höhere Endgeschwindigkeit. Das Tor zum 1:1 macht dennoch der Mercedes.

Auf allen Vieren
Am deutlichsten werden die unterschiedlichen Charaktere unserer Kontrahenten im Bereich Fahrwerk und Lenkung. Mercedes setzt beim GLK serienmäßig auf ein so genanntes ,Agility Control"-Fahrwerk mit amplitudenabhängiger Dämpfung. In unserem Q5-Testwagen arbeitet eine Dämpferregelung, für die mittels Knopfdruck drei verschiedene Modi bereitstehen. Doch selbst in der Stufe ,Comfort" rollt der Audi ziemlich straff ab und gibt Fahrbahnunebenheiten in den Innenraum weiter. Viel komfortabler ist in diesem Bereich der Mercedes: Er hält fast alle Unpässlichkeiten von den Passagieren fern, ohne aber schwammig zu wirken. Auch in Sachen Lenkung punktet der Benz, da die im GLK 350 serienmäßige Parameterlenkung die Servounterstützung je nach Einsatzgebiet dosiert. Das vergleichbare Audi-System nennt sich Dynamiklenkung, kostet aber im Q5 3.2 FSI genau 1.000 Euro Aufpreis. Wir müssen darauf verzichten und stellen fest, dass in der Serie höhere Lenkkräfte als im GLK verlangt werden, dessen Lenkung aber in der Mittellage etwas indifferent ist. Trotzdem eine sauber herausgespielte Führung für den Mercedes, es steht 1:2.

Nur keine Hemmungen
Über drei Liter Hubraum und rund 270 PS in Verbindung mit hochbauenden Karosserien: Klar, bei diesen Eckdaten sind keine Sparwunder zu erwarten und die Kundschaft wird auch nicht gerade aus Pfennigfuchsern bestehen. Trotzdem interessiert uns, ob sich der Audi durch seine Benzindirekteinspritzung Vorteile verschaffen kann. Schnell steht fest: Die Werksverbräuche von 9,3 (Audi) und 10,6 (Mercedes) Liter übertreffen beide deutlich. Beim Q5 rauschen durchschnittlich 11,4 Liter durch die Düsen, während der GLK sogar 14,8 Liter zu sich nimmt, allerdings bei höherem Kurzstreckenanteil. Doch selbst unter anderen Bedingungen ist es schwer, den Mercedes unter 13 Liter fortzubewegen. Damit staubt der Audi locker zum 2:2-Ausgleich ab.

Kein billiges Vergnügen
Kann das Preiskapitel einem der beiden SUVs zum entscheidenden Siegtreffer in der letzten Minute verhelfen? Beim Blick auf die Gagen liegt das Doppel fast gleichauf: Der Audi Q5 3.2 FSI quattro kostet 46.900 Euro, für den GLK 350 4Matic verlangt Mercedes 46.053 Euro. Karg ausgestattet ist keines der Fahrzeuge, eine Klimaautomatik, elektrische Fensterheber rundum, ein CD-Radio und ein Bergabfahrassistent sind stets serienmäßig. Obwohl etwas billiger, bietet der GLK noch mehr inklusive. Ohne Aufpreis gibt es beispielsweise einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz, einen Tempomat und einen Knie-Airbag. Apropos Aufpreis: Nach oben hin sind kaum Grenzen gesetzt, schließlich gibt es bei Audi und Mercedes eine dicke Liste von Sonderaustattungen zur Auswahl. Im Fall unserer Testwagen war schon mit einigen Annehmlichkeiten wie Abstandsradar (Audi) oder einem Panaroma-Schiebedach (Mercedes) die 60.000-Euro-Marke überschritten. Obwohl vom Ansatz her gut, geht der letzte Schuss des GLK an den Pfosten, es bleibt beim Unentschieden. Wo stehen die Konkurrenten um die Meisterschaft? Volvo bietet den auch noch recht frischen XC60 als T6 mit 286 PS und Automatik ab 43.500 Euro an, während BMW für den X3 xDrive 30i Automatic mit 272 PS deftige 47.060 Euro aufruft.

Wertung

  • ☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
  • Der Vergleich von Audi Q5 und Mercedes GLK macht in erster Linie eines klar: Beide Fahrzeuge liegen auf hohem Niveau, sowohl in Sachen Komfort und Technik, aber auch bei Verbrauch und Preis. Während der komfortable GLK die Kapitel Antrieb und Fahrwerk für sich entscheidet, punktet der dynamische Q5 bei Platzangebot und Verbrauch. Ganz knapp kann der GLK das Rennen für sich entscheiden. Aufgrund der beinahe identischen Anschaffungspreise entscheidet sich die Frage nach dem persönlichen Favoriten aber vor allem am eigenen Geschmack: Mut zur Kante oder Vorliebe für Rundungen?

  • Mercedes GLK 350 4matic
    90%
    komfortable Federung, laufruhiger Motor
    hoher Verbrauch, lange Aufpreisliste
  • Audi Q5 3.2 FSI quattro
    90%
    dynamischer Motor, gute Straßenlage
    bisweilen nervöses DSG, straffe Federung

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