Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.
In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.
Nutzfahrzeuge haben es schwer, in die Jahre zu kommen. Irgendwann sind sie im harten Arbeitsalltag aufgebraucht, verschlissen oder weggerostet. Und werden für ein neues Modell auf den Schrott gegeben. Dieses Schicksal trifft bis heute die leichten Transporter: Sie sieht man kaum als Oldtimer, höchstens einen VW T1. Und auch nur, weil von ihm schlicht am meisten am meisten Fahrzeuge im Einsatz waren.
Aber DKW Schnelllaster, Opel Blitz, Goliath, Matador oder Hanomag? Viel Spaß bei der Suche. Das betrifft auch die ewige Nummer 2 hinter dem VW Bulli: den Ford Transit. Seine Wurzeln reichen bis 1953 zurück. Vor 70 Jahren debütierte mit dem FK 1000 die kölsche Antwort auf den übermächtigen Konkurrenten aus Wolfsburg respektive Hannover.
Konsequenterweise hatte Ford mit Alfred Haesner den Konstrukteur des Volkswagen T1 abgeworben, erste Entwürfe zeigten noch Bulli-Parallelen. Wichtigste Änderung aber: Der Motor saß vorne, da der der Antriebsstrang vom 1952 vorgestellten Ford 12M stammte. Passend dazu hieß der Kastenwagen intern G13T. G13 war der Code des 12M. FK stand für "Ford Köln", die Ziffern 1000 respektive 1250 für die Nutzlast in Kilogramm.
Das Segment der 1-Tonnen-Lieferwagen war Anfang der 1950er-Jahre am Brummen: Im beginnenden Wirtschaftswunder waren Nutzfahrzeuge begehrt, besonders bei Bau und Handwerk. Aber etwa auch bei der Feuerwehr sollte man lange die kleine FK-Baureihe im Einsatz sehen.
Ford Taunus Transit im Kölner Karneval
Der Transporter erschien 1953 mit vorn liegendem 1,2-Liter-Motor, 38 PS, Heckantrieb und einer Tonne Nutzlast. Das reichte, um sich mit 95 km/h Spitze vom eher lahmen T1 abzusetzen.
Zum Modelljahr 1955 wurde der Motor vom Fußraum des Fahrerhauses zwischen die beiden Vordersitze verlegt, um die starke Kopflastigkeit bei leerem Wagen zu verringern. In der Werbung sprach Ford von mehr Beinfreiheit – der Fahrer konnte auch bequem nach rechts aussteigen – und besserer Zugänglichkeit des Motors sowie günstigerer Führung der Heizungsluftkanäle. Die Hauptmaßnahme wurde nur versteckt als bessere Gewichtsverteilung umschrieben.
Das Fahrzeugkonzept des FK 1000 brachte - auch im Vergleich zum VW Transporter - einen größeren, ungeteilten und vor allem ebenen Laderaum von 5 Kubikmeter. Durch die sehr breite Hecktür war er auch für Rampenbeladung geeignet, durch die Seitentür hätte eine Europalette gepasst, wenn es sie damals schon gegeben hätte.
All dies machte den FK 1000 bei Feuerwehren und Rettungsdiensten besonders beliebt; er wurde häufiger beschafft als der VW-Transporter und war teilweise jahrzehntelang im Einsatz. Zu seinen Vorzügen zählten auch der geringe Kraftstoffverbrauch, die günstigen Reparatur- und Wartungskosten, die oft unter dem Niveau von Pkw lagen, und nicht zuletzt der Anschaffungspreis.
Der Transit verfügte über ein einfaches Fahrwerk mit blattgefederten Starrachsen, was zu einem relativ schlechten Fahrkomfort führte; zudem beeinträchtigte der vorn zwischen den Sitzen eingebaute Motor als Lärmquelle den Fahrkomfort. Dies waren wohl auch die Gründe, warum der FK 1000 nicht an den Erfolg des VW T1 anknüpfen konnte. Ein weiterer Grund mag gewesen sein, dass kein anderes Werkstattnetz in Deutschland so flächendeckend war wie jenes von VW.
Zudem erhielt der FK 1000 mehr Leistung durch den für den neuen Taunus 15M konstruierten Reihen-Vierzylinder-Motor mit hängenden Ventilen und 1,5 Litern Hubraum und 55 PS. Die Höchstgeschwindigkeit stieg hierbei nur um 5 km/h, jedoch sank der Kraftstoffverbrauch und das Beschleunigungsvermögen verbesserte sich erheblich gegenüber dem 1,2-Liter.
6.990 DM kostete 1955 der Kastenwagen in seiner Grundausstattung mit einem Mehrpreis von knapp 200 DM für den 1,5-Liter-Motor samt Vierganggetriebe.
Anfang 1958 gab es Blinker statt der veralteten seitlich angebrachten Winker und das neue Modell FK 1250 mit 1250 kg Nutzlast wurde neu ins Programm genommen. 1962 folgte der sogenannte "Panoramabus" mit sechs zusätzlichen Scheiben im Dach als Antwort auf den Samba-Bus von VW. Bereits ein Jahr zuvor hatte Ford die leichte FK-Reihe in "Taunus Transit" umbenannt. Manch einer mag sich da an die heutige Nomenklatur mit "Courier", "Connect", etc. erinnert fühlen.
1964 kam die letzte überarbeitete Version mit nun am Fahrzeugboden montierten Schalthebel für alle Modelle und optionaler Zweikreisbremsanlage nebst Bremsservo, 12-Volt-Anlage mit Drehstromlichtmaschine und Dreipunktsicherheitsgurten vorne.
Im Dezember 1965 lief das letzte Modell, ein Taunus Transit 1000 Kastenwagen, vom Band in Köln, während im gleichen Monat der Verkauf des Nachfolgers Ford Transit begann. Für den südeuropäischen Markt wurden die Modelle im Ford-Werk Azambuja (Portugal) von 1964 bis Mitte 1966 produziert. 255.832 Exemplare wurden insgesamt produziert. Der Nachfolger hieß schlicht Transit, er war das Resultat der Zusammenführung der britischen Thames-Transporter mit den deutschen FK-Fahrzeugen zu einer Baureihe.