Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik "Kennen Sie den noch?" studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe "Klassiker der Zukunft?" vorstellen.

Ford Puma (1997-2001)
Ford Puma (1997-2001)

Quo vadis, Ford? In letzter Zeit wurden große Namen beerdigt: Erst der Mondeo, bald der Fiesta. Hingegen erfreut sich der Ford Puma bester Gesundheit. Nur nicht so, wie es die Älteren und Puristen (gerne in Personalunion) sich vorstellen. Inzwischen steht Puma am Heck eines kompakten SUV.

Der erste Ford Puma hingegen war konzeptionell komplett anders. Als schickes Sportcoupé entworfen, kam der Wagen 1997 auf den Markt. Kein Geringerer als der damals bereits 17 Jahre tote Steve McQueen bewarb den Puma, den Ford geschickt anstelle des Mustang in den legendären Film "Bullitt" montiert hatte.

Mustang des kleinen Mannes? Wohl eher Fiesta im Traininganzug. Die Grundlage bildete das 1996er-Modell des Kleinwagens, das gemeinsam mit dem Puma in Köln vom Band lief. Allerdings wurden viele Teile der von Ian Callum (der auch den Aston Martin DB7 und viele Jaguar entwarf) von Hand gefertigt und montiert. Immerhin entstanden dennoch bis zu 220 Fahrzeuge pro Tag. 

Unter der schnittigen Karosserie steckten brave Vierzylinder-Reihenmotoren zwischen 90 und 125 PS Leistung. Doch das reichte im besten Fall dennoch für 9,2 Sekunden auf 100 km/h und über 200 Spitze, da der Puma nur knapp über eine Tonne wog. Preislich startete der 3,98 Meter lange Flitzer bei knapp unter 30.000 DM. Wichtigster Gegner war der Opel Tigra A, Tester lobten einst die starken Fahreigenschaften des Puma.

Das heißeste Eisen in Gestalt des 155 PS starken "Racing Puma" gab es ausschließlich in Großbritannien als Rechtslenker. 500 Exemplare entstanden zwischen 1999 und 2001. Vorausgegangen war das Puma ST160 Concept, das 1999 auf dem Genfer Automobilsalon erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Ford Puma (1997-2001)

Ford betonte damals, dass es sich nicht um einen Designgag handelte, sondern dass das Know-how und die Technologie aus den Ford Puma-Renn- und Rallyeprogrammen direkt auf ein Straßenfahrzeug übertragen werden sollten. Entwickelt wurde der Racing Puma vom Ford-Rallye-Spezialistenteam in Boreham.

Die streng limitierte Produktionsserie war ursprünglich auf 1000 Einheiten ausgelegt, von denen 500 für den deutschen Markt und 500 für Großbritannien bestimmt waren. Alle Umbauten wurden von Tickford, Daventry UK, durchgeführt. Letztendlich wurden nur die 500 für den britischen Markt bestimmten Fahrzeuge produziert und verkauft.

Weniger als die Hälfte der 500 Fahrzeuge wurde tatsächlich direkt an die Kunden verkauft, wobei der hohe Neupreis (23.000 Pfund) oft als Grund genannt wurde, da konkurrierende Hochleistungsfahrzeuge wie der Subaru Impreza mit 50 PS mehr, Turbo, Allradantrieb und Co. für maximal 21.000 Pfund angeboten wurden.

Ford Puma (1997-2001)

Die Karosserie wurde mit breiteren, leichtgewichtigen Aluminiumüberhängen vorne und Stahlüberhängen hinten verstärkt; diese verdeckten eine erheblich verbreiterte Spur sowohl vorne als auch hinten, was längere Antriebswellen erforderte, die nur beim Racing Puma vorhanden waren. Vorne wurden ein aerodynamischer Luftsplitter und eine modifizierte, breitere Stoßstange mit Sportgrill verwendet.

Die Räder sind MiM Speedline-Felgen, 17 x 7,5 Zoll (mit ET28 Einpresstiefe) und 215/40 17 Reifen (die Originalreifen waren Michelin SXGT 215/40 R17), was die Breite von 1674 mm auf 1770 mm erhöht. Der Rallye-Puma S1600 ist nur 35 mm breiter als dieser.

Ford Puma (1997-2001)

Die Aufhängung des Racing Puma wurde von der Ford-Spezialabteilung in Boreham, Essex, entwickelt und verfeinert, und die Monocoque-Hülle des Fahrzeugs war ursprünglich für Fords WRC-Teilnehmer gedacht. Stig Blomqvist verbrachte Monate mit der Feinabstimmung des Fahrzeugs, um die Fahrwerksdynamik zu perfektionieren.

Die breitere Spur, verstärkte Federn, Dämpfer und spezielle Geometrieeinstellungen verfeinerten die Kurvenlage des Wagens auf ein Niveau, das über das bereits hervorragende Handling des Serienfahrzeugs hinausging. Das Ergebnis der verbesserten Fahrwerksabstimmung war eine Tendenz zur Spurtreue, weshalb der Wagen ein sehr straffes Fahrverhalten aufweist.

Ursprünglich sollten mit einem 1,7-Liter-Zetec SE mit Turbolader 180 PS erreicht werden. Aufgrund der steigenden Projektkosten konnte dies jedoch nicht erreicht werden, so dass die Ingenieure von Racing Puma schließlich gezwungen waren, ihre Änderungen an einem Saugmotor vorzunehmen. Der größte Teil des Motors blieb unverändert gegenüber dem 1.7 Zetec SE, der im Standard-Puma verwendet wurde.

Ford Puma (1997-2001)

Lediglich die Nockenwellen, der Lufteinlass (mit eingravierter Editionsnummer), eine speziell abgestimmte komplette Auspuffanlage von Janspeed und eine überarbeitete Motormanagement-Software trugen dazu bei, die Leistung um 30 PS zu steigern und die Zeit von 0-62 mph (100 km/h) auf 7,8 Sekunden zu reduzieren.

Alle Racing Puma verließen das Werk in der Metallic-Lackierung Imperial Blue, um ihren Status als Rennsport-Sondermodell zu kennzeichnen. Diese Farbe wurde von Ford nur bei einer Reihe ausgewählter Fahrzeuge wie dem Ford Escort Cosworth und den Mk.1 Ford Focus RS-Editionsmodellen verwendet. Die Farbe war für die regulären Pumas auf dem britischen Markt nicht erhältlich.

Ford Puma (1997-2001)

Darüber hinaus bot Ford Racing ein optionales Sperrdifferenzial an, um das Handling noch weiter zu verbessern. Nur 75 Kundenfahrzeuge wurden ab Werk mit dieser Option ausgestattet.

Sparco wurde beauftragt, griffige Schalensitze für eine bessere Kontrolle des Fahrers bei Kurvenfahrten zu liefern. Die blaue Alcantara-Verkleidung der Sitze und des Lenkrads sorgte für bessere Griffigkeit als andere Materialien. Die Türverkleidungen, die Rücksitze und der hintere Innenraum wurden ebenfalls mit demselben Material verkleidet, und die Vordersitze wurden mit dem Ford Racing-Emblem bestickt.

Apropos Racing: Ford produzierte auch Puma Kit Car, das speziell für den Rallyesport konzipiert war. Zu den technischen Details des Puma gehörten ein Zetec SE-Motor mit einer Leistung von über 200 PS bei 9.000 U/min, Vorderradantrieb über ein sequentielles Hewland-Sechsganggetriebe, ein Sperrdifferenzial, ein Überrollkäfig aus geschweißtem Stahl sowie vordere und hintere Radkästen und Stoßstangen aus Verbundwerkstoff.

Nur vier Jahre währte die Karriere des Puma, als (etwas halbgaren) Nachfolger hatte Ford den Streetka erkoren. Immerhin 133.000 Puma der ersten Generation wurden gebaut, viele hat der Rost gefressen. Unsere Suche auf einschlägigen Portalen zeigte nur knapp 30 gebrauchte Puma im Angebot.    

Bildergalerie: Ford Puma (1997-2001)