Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Sehr tief im Nebel des Vergessens befindet sich der Honda Concerto. Wirklich keiner hat ihn mehr auf dem Schirm, selbst die Presseabteilungen müssen nach Bildern von ihm fahnden. Zugegeben, optisch bietet der Concerto wenig Reize, wenngleich er im Stil der Zeit mit einer übersichtlichen Karosserie punktete.

Aber der Reihe nach: Der Concerto trat in der Kompaktklasse an und beerbte den Honda Ballade. Beide trugen musikalische Namen, beide hatten eine Verbindung nach Großbritannien. Der Ballade wurde zwischen 1981 und 1984 kaum verändert zum Triumph Acclaim. Beim Concerto handelte es sich um die Frucht der Zusammenarbeit von Honda und Rover. Hier war er mit dem zweiten Rover 200 und dem ersten Rover 400 verwandt.

Honda Concerto (1989-1994)

Honda Concerto Limousine

Überhaupt ist die Modellhistorie des Honda Concerto kurz vor einer Mathe-Aufgabe. Schon ab Sommer 1988 wurde er in Japan hergestellt, die dortigen Versionen hießen Honda Clio. Richtig, wie der spätere Renault Clio. Ab Oktober 1989 wurde der Concerto im Austin Rover-Werk im britischen Longbridge für Europa gebaut. 

In Australien und einigen europäischen Ländern, etwa Deutschland und der Schweiz, verkaufte Honda nur den 4,27 Meter lange Fünftürer mit Fließheck. Anderswo gab es auch eine 4,41 Meter lange Stufenheck-Limousine. Doch offenbar sah man hierzulande zu viel interne Konkurrenz zur Honda Civic Limousine und dem Accord.

Apropos Civic: Dessen Plattform nutzte der Concerto, jedoch war der Radstand auf 2,55 Meter gewachsen. Die sachlich-biedere Optik hatte Honda bewusst für Europa entworfen, Rover änderte sie für seine Zwecke an Front und Heck. Motorenseitig gab es im Concerto nur Benziner, beginnend mit dem 90 PS starken 1,5-Liter. Darüber lagen ein 1,6-Liter-Motor mit 112 PS und als technischer Leckerbissen die 122-PS-Maschine mit gleichem Hubraum und zwei obenliegenden Nockenwellen (DOHC).

Honda Concerto (1989-1994)
Honda Concerto (1989-1994)

In Japan gab es sogar einen Allradantrieb mit Intrac-System, dessen Viskokupplungen die Antriebskraft zwischen den Achsen und Rädern verteilten. Der deutsche Prospekt sprach 1992 vom Concerto als "Vergnügen für die ganze Familie" und attestierte ihm "begeisterndes Temperament". Immerhin: 12 Sekunden von null auf 100 km/h beim Basismodell und glatte 10 beim DOHC waren vor 30 Jahren ziemlich gute Werte. 

Punkten konnte der Concerto zudem mit reichhaltiger Serienausstattung, etwa ABS und Schiebedach beim DOHC. Zu den wenigen Extras zählten eine Klimaanlage respektive eine 4-Gang-Automatik, diese aber nur für den 112-PS-Motor. Vergessen wollen wir auch nicht "die elegante Armaturentafel-Abdeckung in Holzdesign" im Topmodell. 

Im Oktober 1992 wurde die japanische Concerto-Clio-Limousine vom Honda Domani abgelöst, die britische Fertigung endete 1994, als Rover durch BMW übernommen wurde. Hier beerbte der fünftürige Civic, der auf dem Domani basierte, den Concerto. Immerhin: Im Rover 200 von 1995 lebte die Civic/Concerto-Plattform noch etwas weiter.  

Bildergalerie: Honda Concerto (1989-1994)