Was ist bei diesem Auto eigentlich größer? Seine Leistung? Seine Höchstgeschwindigkeit? Oder doch die Länge seines Namens? Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse - das passt in keine vernünftige Artikel-Überschrift. Auch zehn Jahre nach der Weltpremiere nicht.

Jawohl, der GSV hat tatsächlich schon wieder ein Jahrzehnt auf dem Buckel. Der schnellste Roadster der Welt ist er bis heute. Seine 1.200 PS klingen auch 2022 noch relativ surreal. Bei seiner Vorstellung im Jahr 2012 muss es einfach nur verrückt gewesen sein. Eintausendzweihundert PS. Offen. 

Ein Jahr später beweist das dachlose Hypercar, dass es auch verflucht schnell ist: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 408,84 km/h wird der Grand Sport Vitesse zum stärksten und schnellsten Serien-Roadster der Welt. Ein Rekord, der übrigens bis heute Bestand hat. Bei aller Jagd nach immer noch absurderen Geschwindigkeiten: bis heute ist offen niemand schneller gefahren.

Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse (2012)

Nach dem Coupé Veyron 16.4 Super Sport mit 1.200 PS wünschte sich die Kundschaft ein offenes Automobil mit dieser unvorstellbaren hohen Leistung, erinnert sich Christophe Piochon, Präsident von Bugatti Automobiles. Die Ingenieure entwickeln in den nächsten Monaten den Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse als offene Version.

Die größte Herausforderung beim Roadster liegt in einer ausreichenden Fahrstabilität und der Neudefinition des Überrollschutzes. Die besondere Strukturbauweise des Veyron hilft hier, wird aber noch einmal verstärkt. Ein speziell konstruiertes und herausnehmbares Dachmodul aus leichtem Polycarbonat ermöglicht mit wenigen Handgriffen offenes Fahren.

Was einfach klingt, hat weitreichende Konsequenzen in der Fahrzeugkonstruktion. Denn beim Coupé sorgt das Dach als Bestandteil des Monocoque für die benötigte Stabilität. Beim Roadster übernehmen diese Aufgabe neue Verstärkungen mit einer Torsionssteifigkeit von 22.000 Newtonmeter pro Grad entlang errechneter Lastpfade zusätzlich zum Carbon-Monocoque.

Das passiert im Bereich der Seitenschweller und des Mitteltunnels. Die B-Säulen sind über einen Kohlefaserträger querversteift. Zudem trägt eine zentrale Carbon-Platte unter dem Mitteltunnel dazu bei, dass der GSV zum verwindungsärmsten Roadster der Welt avanciert.

Darüber hinaus sind die Seitentüren des Grand Sport Vitesse in Kohlefaser ausgeführt und verkleiden einen integralen Längsträger mit Zapfen, der die Last bei einem Unfall von der A- auf die B-Säule weiterreicht, um Aufprallenergie abzubauen.

Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse (2012)
Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse (2012)

Der bekannte 8,0-Liter-W16-Antrieb leistet in den "normalen" Veyrons 1.001 PS und 1.250 Nm. Im Super Sport und Grand Sport Vitesse sind es 1.200 PS und 1.500 Nm. Hauptsächlich verantwortlich für den Leistungszuwachs sind vier größere Turbos samt neuen Ladeluftkühlern. Die Höchstgeschwindigkeit im geschlossenen Fahrzeug beträgt 410 km/h.

Von 0 auf 100 beschleunigt der Wagen in 2,6 Sekunden, 200 km/h stehen nach 7,1 Sekunden auf dem Tacho, 300 km/h nach 16 Sekunden. Dabei verbraucht der Zweisitzer im Schnitt 23,1 Liter und muss bei Dauer-Vollgas schon nach zwölf Minuten an die Zapfsäule.

Bei der Rekordfahrt des chinesischen Unternehmers und Rennfahrers Anthony Liu 2013 misst die Uhr 408,84 km/h. Offen. „Ohne Dach zeigt der Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse die Einzigartigkeit von Bugattis Ingenieurskunst. Obwohl wir offen eine vollkommen andere Gewichtsverteilung haben, bleibt das Fahrzeug stabil und beschleunigt ebenso eindrucksvoll wie mit geschlossenem Dach,“ erläutert Christophe Piochon.

Optisch hebt sich der Grand Sport Vitesse durch breitere Lufteinlässe wie beim Veyron 16.4 Super Sport ab. Der unterste Luftschlitz zieht sich seitlich bis ins Radhaus hinein. Unterhalb des Lufteinlasses schließt sich ein neuer Frontspoiler an. Doppeldiffusor und eine zentral angeordnete Doppelrohr-Auspuffanlage sowie ein Dachkantenspoiler definieren die Heckansicht. Im Gegensatz zum Coupé besteht die Außenhaut beim Roadster vollständig aus Carbon. Optional bietet Bugatti daher auch eine klare Sichtcarbon-Lackierung an.

Im Gegensatz zum Veyron 16.4 Super Sport verfügt der Grand Sport Vitesse – wie alle anderen Veyron-Modelle – über die beiden Lufthutzen links und rechts von der Motorabdeckung. Diese erfüllen beim Roadster gleich zwei Aufgaben: Einerseits nehmen sie die Ansaugluft für den 16-Zylinder auf, andererseits sind sie Bestandteil des Überschlagschutzes.

Darüber hinaus verstärkt Bugatti sämtliche Komponenten des Antriebsstrangs, darunter die Verzahnung des 7-Gang- Doppelkupplungsgetriebes. Ein vom Veyron Super Sport übernommenes Kraftstoffsystem mit einem 4-Pumpen-Tank versorgt den Antrieb mit ausreichend Kraftstoff. Um die Leistung vernünftig auf die Straße zu bringen, stimmt Bugatti das Fahrwerk inklusive ESP, Reifen und Bremsen neu ab, minimiert dabei auch Wank- und Nickbewegungen.

„Dank des Dachkantenspoilers und eines aufwändig konzipierten Windschotts reduzieren sich die Innengeräusche und Verwirbelungen signifikant auf ein Minimum. Selbst bei Spitzengeschwindigkeiten über 200 km/h können sich Insassen bei offener Fahrt noch unterhalten“, erzählt Christophe Piochon, „damit sind wir einem elementaren Kundenwunsch nachgekommen.“ Im Interieur verwendet Bugatti neben Carbon, Aluminium und Magnesium ein spezielles, feuchtigkeitsgeschütztes Leder.

Der Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse ist das letzte Modell der Veyron-Serie. Der Neupreis liegt damals bei mehr als zwei Millionen Euro. 

Bildergalerie: Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse (2012)