Im März 2021 kündigte Volkswagen eifrig an, dass der Golf, der T-Roc, der Tiguan und der Passat allesamt eine nächste Generation erhalten würden. Doch könnte diese Aussage etwas verfrüht gewesen sein, denn der neu ernannte Chef der Marke VW bleibt zurückhaltend, was die Zukunft des Golfs angeht.

In einem Interview mit der "Welt" sagte Thomas Schäfer, dass eine Entscheidung über die Entwicklung eines Modells der neunten Generation noch nicht getroffen worden sei. Man zögert also noch mit dem Startschuss, in der Vergangenheit hatte VW sogar praktisch serienreife Autos wie den zweiten Phaeton oder den Käfer-Nachfolger EA 266 noch kurzfristig gestoppt. 

Der ehemalige Skoda-Chef, der am 1. April dieses Jahres die Leitung der VW-Kernmarke übernommen hat, stellt die Zukunft des Golfs wegen der steigenden Kosten bei der Entwicklung von Autos mit Verbrennungsmotoren in Frage.

In den kommenden Jahren wird die Euro-7-Norm erwartet, die die Preise für ein Auto mit Verbrennungsmotor um 3.000 bis 5.000 Euro in die Höhe treiben wird, so Schäfer. Das Ende der 10.000-Euro-Autos in Europa sei absehbar, da die Anpassung der Verbrennungsmotoren an die strengeren Emissionsvorschriften die Entwicklungskosten in die Höhe treibe.

Volkswagen Golf R "20 Years" (2022)

Der VW-Boss kündigte an, dass ein Facelift für den aktuellen Golf in der Mitte des Zyklus in Arbeit sei, aber ein Golf 9 sei zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss. Er wies darauf hin, dass sich die Entwicklung eines neuen Verbrennungsfahrzeugs, das wahrscheinlich nicht den traditionellen Lebenszyklus von 7-8 Jahren haben wird, möglicherweise nicht lohnt, und fügte hinzu, dass die Entwicklung von Fahrzeugen, die die Euro-7-Norm erfüllen, "extrem teuer" sei.

Wenn man zwischen den Zeilen liest, bezieht sich seine Aussage, dass der Golf 9 nicht die vollen sieben bis acht Jahre verkauft werden wird, auf das Verkaufsverbot für Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotoren, das in der Europäischen Union 2035 in Kraft treten wird. Das Modell der aktuellen Generation ist seit 2019 auf dem Markt und wird voraussichtlich 2023/2024 ein Facelift erhalten, das weitere drei bis vier Jahre verkauft werden würde.

Ein möglicher Golf 9 käme also etwa 2027 auf den Markt, was bedeuten würde, dass sein Aussterben mit dem Tod des Verbrennungsmotors in der EU zusammenfallen könnte. Einige Euro-Märkte könnten sich entscheiden, schon früher auf Elektroautos umzusteigen, was sich auf den Absatz des Golf auswirken würde, da seine Verfügbarkeit eingeschränkt würde.

Thomas Schäfer sagte, eine endgültige Entscheidung darüber, ob es einen neunten Golf geben wird, werde in den nächsten 12 Monaten getroffen. Er sagte, dass es bei kleinen Autos schwierig ist, die höheren Entwicklungskosten zu kompensieren, die mit Euro 7 einhergehen.

Daraus lässt sich ableiten, dass die Zukunft auch für den verbrennungsmotorischen Polo nicht gut aussieht. Stattdessen plant VW einen ID.1 oder ID.2 für 2025. Tatsächlich hat Audi bereits angekündigt, dass es sich nach dieser Generation vom mechanisch verwandten A1 verabschieden wird, und auch der kompakte Crossover Q2 soll ohne Ersatz auslaufen.