In den letzten Jahren stellte sich ja sowas wie eine gewisse Routine ein: BMW stellt ein neues Auto vor und das Internet platzt in den folgenden Tagen vor Meinungen. Zumindest in den meisten Fällen. Die Kommentare - Sie kennen das inzwischen - sind größtenteils negativ, richten sich in aller Regel gegen die immer größer werdenden Nieren. 

Beim neuen 7er und i7 ist das Gezänk gefühlt noch ein bisschen größer als sonst. Es ist ja nicht nur der Grill, sondern auch die neuen geteilten Scheinwerfer mit der gewöhnungsbedürftigen Tagfahrlicht-Augenbraue. Es ist BMWs künftiges Gesicht in der Luxus-Klasse. Auch der kürzlich geliftete X7 hat es. Der im Prinzip serienreife XM wird es kriegen.   

Aber warum sehen diese Autos eigentlich so aus, wie sie aussehen? Warum hat ein M3 eine XXL-Niere und der normale 3er nicht? Warum all die Kontroverse? Jetzt hat BMW-Design-Oberhaupt Domagoj Dukec in einem Interview mit den Kollegen des Car Magazine die Hintergründe der radikalen Ansätze erklärt. Er sagt, dass zwei Drittel der Kunden "eine elegante und harmonische Ästhetik" präferieren. Aus diesem Grund würden volumenstarke Modelle wie der 3er und der 5er beim Design auf Nummer Sicher gehen. Erlkönigbilder des 3er Facelifts und des nächsten 5er zeigen, dass sich hieran auch erstmals nichts ändern wird. 

Aber was ist mit den restlichen 33 Prozent? Laut Dukec wollen diese Menschen aus der Masse hervorstechen. Darum richten sich der aktuelle 4er und der neue 7er an Kunden, die "wirklich polarisieren wollen". Und er ergänzt: "In der Vergangenheit war der 4er lediglich ein sportlicher 3er, aber diese Kunden sind anders - sie wollen ein irrationaleres Auto und sie sind bereit, für diesen emotionalen Ausdruck mehr zu bezahlen. Und dafür, wirklich ein Statement zu machen."

Diese Ansicht teilt auch BMW Group-Designchef Adrian van Hooydonk:

"Ich glaube nicht, das gutes Design polarisieren muss, aber ich glaube, das Konzept von Schönheit kann polarisierend sein. Es geht alles auf den Kunden zurück und wenn eine Art von Kunde nach einem wunderschönen und zeitlosen Auto sucht, dann werden wir das natürlich designen. Aber es gibt auch Kunden, die nach etwas wie einem X6 suchen, der definitiv polarisiert - entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Dieser Ansatz würde bei einem 3er oder 5er nicht funktionieren, weil sie in größeren Stückzahlen verkauft werden. Es ist also klar, dass man nicht mit einer einzigen Lösung daherkommen kann."

Gutes oder schlechtes Design? Wut bei unzähligen Autofans? Was macht das schon aus? Die Zahlen lügen ja nicht. 2021 verkaufte BMW weltweit 2.213.795 Autos. Es war das beste Jahr der Firmengeschichte. Und das trotz Chipmangel und Corona-Pandemie. Die Kernmarke lag damit vor Mercedes (2.093.476 Einheiten) und Audi (1.680.512 Einheiten). Irgendwas macht man in München also richtig. 

Womöglich hat man durch das streitbare Design auch den ein oder anderen Kunden verloren, aber genau wissen werden wir das wohl nie. Was wir jedoch wissen: Im Vergleich zu 2020 sind die Verkaufszahlen um 9,1 Prozent gestiegen.

Bildergalerie: 2022 BMW 7er