Auch fast ein Jahr nach Präsentation des Golf VIII hat VW noch nicht alle Derivaten auf dem Markt, doch so langsam nähert man sich dem Abschluss. Nach dem GTI, GTE und GTD folgt nun der neue Golf R. Zu den Highlights gehört der neue Allradantrieb mit Torque Vectoring.

Mit 320 PS und serienmäßigem Siebengang-DSG sprintet der Golf R in 4,7 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h kann mit dem R-Performance-Paket auf 270 km/h angehoben werden. Das Paket beinhaltet zudem einen größeren Heckspoiler, 19- statt 18-Zoll-Räder sowie zwei zusätzliche Fahrmodi: Special (Nürburgring-Modus) und Drift. Bestellen kann man den neuen Golf R ab 5. November, im Handel steht er dann ab Ende November. Spätestens dann dürfte VW auch den Preis verraten.

Optik: Mit blauer Querspange am Grill

Zu den Besonderheiten am Exterieur gehören der im R-Stil designte Frontstoßfänger mit einem Splitter, seitliche Wings als große Luftleitelemente (in Wagenfarbe lackiert) und R-spezifische Lüftungsgitter. Alle schwarzen Elemente sind hochglänzend ausgeführt. Im Grill trägt der Golf R eine blaue Querspange, die – sobald der Wagen gestartet wird – erstmals beleuchtet ist. Unterhalb der LED-Lichtleiste schließen sich die serienmäßigen LED-Scheinwerfer an. Rechts im Grill gibt es natürlich wieder ein R-Logo.

VW Golf R (2021): Räder und blaue Bremssättel

Seitlich fallen die 18-Zoll-Aluräder mit blauen Bremssätteln, spezielle Seitenschweller und Spiegelkappen in mattiertem Chrom (inklusive Logo-Projektion beim Öffnen und Schließen des Golf R) auf. Optional gibt es 19-Zöller und passende Semi-Slick-Reifen für die Rennstrecke.

Der Heckstoßfänger integriert einen glänzend schwarzen Diffusor, der seitlich durch zwei verchromte Doppelendrohre eingerahmt wird. Eine klappengesteuerte Abgasanlage ist Serie. Optional gibt es wieder eine sieben Kilogramm leichtere Akrapovič-Titanabgasanlage, ebenfalls mit Klappensteuerung. Mittig unter dem VW-Zeichen auf der Heckklappe ist das R-Logo angebracht. Ein Dachkantenspoiler sorgt für mehr Abtrieb hinten.

VW Golf R (2021): Die Heckansicht des neuen Golf-Topmodells

Der neue Golf R kann in drei Farben konfiguriert werden. Neben der R-typischen Farbe Lapiz Blue Metallic sind das Pure White und Deep Black Perleffekt.

Cockpit mit speziellen Anzeigemodi

Der Golf R bekommt die gleichen Displays wie der normale Golf VIII. Serienmäßig sind ein 10,0-Zoll-Touchscreen mit Navigationssystem sowie das Instrumentendisplay Digital Cockpit Pro an Bord. Letzteres bietet zusätzlich zu den normalen Ansichtsmodi noch einen sogenannten Sport-Skin mit zentralem, rundem Drehzahlmesser inklusive R-Logo sowie ein dreidimensionales Layout (R-View) mit einer horizontal ausgerichteten Drehzahlanzeige am oberen Rand des Displays, die von 0 bis 8 (entsprechend 0 bis 8.000 U/min) reicht.

In den Fahrprofilen Special und Drift und bei gleichzeitig aktiviertem manuellen DSG-Modus zeigt dieses Layout "Schaltblitze", wenn das Hochschalten angesagt ist. Zusätzlich können Ladedruck, Getriebetemperatur, Drehmoment, Leistung, die G-Kräfte und die Kraftverteilung des Allradantriebs angezeigt werden. Darüber hinaus gibt es einen "Laptimer" für die Rennstrecke.

VW Golf R (2021): Integralsitze mit blauem R

Vorne hat der Golf R Sportsitze mit integrierten Kopfstützen. Die Innenflächen der Sitze sind schwarz-blau gehalten, die Außenbereiche sind in Velours ausgeführt, die Lehnen zeigen das R-Logo. Optional gibt es eine schwarze Nappaleder-Ausstattung mit Carbon-Elementen.

Am Lederlenkrad gibt es größere DSG-Schaltwippen, eine blaue Lenkradspange auf 6 Uhr, blaue Ziernähte und eine R-Taste zur Direktwahl des Fahrmodus. Außerdem gibt es spezielle Tür-Innenverkleidungen, Fußmatten, Edelstahl-Pedale sowie einen schwarzer Dachhimmel.

Allradantrieb mit Torque Vectoring

Der 2.0 TSI des neuen Golf R ist das aktuell stärkste Triebwerk der Baureihe EA888. Während im Vorgänger ein Aggregat der dritten Generation (evo3) zum Einsatz kam, ist nun die vierte Generation (evo4) an Bord. Er entwickelt mit 320 PS exakt 20 PS mehr als bisher, das Drehmoment stieg von 400 auf 420 Nm. Es liegt bei Drehzahlen von 2.100 bis 5.350 U/min konstant auf diesem Niveau. Der neue Golf R erfüllt die Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM.

Im Golf R kommt ein neuer Allradantrieb mit der Bezeichnung 4Motion mit R-Performance Torque Vectoring zum Einsatz. Wie beim normalen 4Motion-Antrieb verteilt eine Lamellenkupplung an der Hinterachse die Kraft zwischen Vorder- und Hinterachse.

Bei der Torque-Vectoring-Version im Golf R verteilt sie die Antriebskraft aber auch variabel zwischen linkem und rechtem Hinterrad. So werden in Kurven bis zu 100 Prozent der Kraft an das kurvenäußere Rad gelenkt, was das Eindrehen erleichtert.

Neuer Nürburgring-Modus

Wie stark die Kraft ans äußere Rad umverteilt wird, wird außer durch die Fahrsituation auch durch den gewählten Fahrmodus (Comfort, Sport, Race oder Individual) beeinflusst. Das Fahrmodus-System ist serienmäßig.

Im Race-Modus wird unter anderem die Segel-Funktion deaktiviert (Freilauf ohne Motorantrieb), der Motorsound über die Abgasklappen angehoben sowie das DSG, das DCC-Fahrwerk, die Progressivlenkung und der Allradantrieb sportlicher abgestimmt. In Verbindung mit dem R-Performance-Paket stehen zusätzlich noch die Modi Special und Drift zur Verfügung, die Erweiterungen von "Race" sind.

Das Profil Special stimmt die wichtigsten Parameter auf die Nürburgring-Nordschleife ab. Wegen der dort teils holprigen Fahrbahn werden zum Beispiel die Dämpfer weniger hart abgestimmt als in Race. Im Profil Drift wechselt der Golf R in den sportlichen Modus des ESP und stellt den Allradantrieb mehr heckorientiert ein, so dass ein Driften möglich wird. Damit das nur abseits von öffentlichen Straßen erfolgt, fragt das Infotainmentsystem vor dem Aktivieren stets nochmal nach.

Das ESP kann vollständig deaktiviert werden; nur im Notfall wird das ESP durch das Antikollisionssystem reaktiviert. Außerdem gibt es den erwähnten Sportmodus und den Vollmodus.

20 Millimeter tiefer und bessere Bremsen

Erstmals wird der Allradantrieb auch mit den adaptiven Dämpfern (DCC), den elektronischen Differenzialsperren (XDS) und der serienmäßigen Progressivlenkung vernetzt. Das soll Traktion, Fahreigenschaften und Agilität verbessern.

Das im Vergleich zur Serie um 20 Millimeter abgesenkte Sportfahrwerk wurde neu abgestimmt. Federn und Stabilisatoren sind nun um zehn Prozent straffer. Entsprechend angepasst wurden die serienmäßigen DCC-Dämpfer. Vorn wurde der negative Sturz vergrößert, um höhere Kurvengeschwindigkeiten zu ermöglichen.

Serienmäßig besitzt Golf R eine Progressivlenkung mit lenkwinkelabhängiger Übersetzung. Wie bekannt, reduziert sie beim Rangieren die Lenkarbeit. Im Mittenbereich (also bei Geradeausfahrt) wirkt die Lenkung dagegen komfortabler und weniger direkt. Der Übergang ist progressiv gestaltet. Technisch unterscheidet sich die Progressivlenkung von der normalen Lenkung vor allem durch eine variable Verzahnung von Zahnstange und Ritzel sowie einen leistungsstärkeren E-Motor. Bei der im Golf R eingesetzten verbesserten Version wurde die Progressivlenkung direkter ausgelegt.

Um den bis zu 270 km/h schnellen Golf R zu verzögern, kommt eine neue Vorderachsbremse mit 18-Zoll-Bremsscheiben zum Einsatz. Im Vorgänger war eine 17-Zoll-Bremse verbaut. Die Scheiben wachsen von 340 x 30 auf 357 x 34 Millimeter. Der elektronische Bremskraftverstärker (eBKV) agiert geschwindigkeitsabhängig: Bei niedrigem Tempo spricht die Bremse sanft an, bei hohem Tempo dagegen spontan und vehement.

Bildergalerie: VW Golf R (2021)