So etwas wie den neuen BMW X7 hat Mercedes schon lange: Bereits seit 2006 gibt es das Full-Size-SUV GL, 2012 wurde in New York die zweite Generation vorgestellt. 2015 betonte eine Modellpflege den Luxuscharakter, der dies seither auch mit dem neuen Namen GLS signalisiert. Allerdings hat der GLS nur den letzten Buchstaben mit der S-Klasse gemeinsam. Produziert wird er wie BMW X5 und X7 in den USA und zwar gemeinsam mit dem GLE in in Tuscaloosa (Alabama). Nachdem letzterer kürzlich erneuert wurde, ist nun der GLS an der Reihe.
Der neue Mercedes GLS zeigt sich auf der New York International Auto Show (19. bis 28. April 2019) erstmals der Öffentlichkeit. Zu den Händlern in den USA und Europa kommt er gegen Ende des Jahres. Übrigens: Weltweit haben bisher mehr als sechs Millionen Kunden ein SUV von Mercedes gekauft.
Doch zurück zum neuen GLS: Das große SUV soll von allem mehr bieten: mehr Raum, mehr Komfort, mehr Luxus. Und sich vom neuen Mercedes GLE absetzen, der auch schon 4,92 Meter lang ist und die technische Basis für den liefert. Die Länge des GLS wuchs um knapp acht Zentimeter (5.207 Millimeter sind es jetzt exakt), der Radstand um sechs Zentimeter auf 3,13 Meter. Die Breite beträgt 1,96 Meter. Wie gehabt bietet der Wagen drei Sitzreihen, wobei sich die hinterste zugunsten des Kofferraumvolumens (bis zu 2.400 Liter) elektrisch im Boden versenken lässt. Die zweite Reihe kann man umklappen. Erstmals ist auch eine Sechssitzer-Variante mit zwei Komfort-Einzelsitzen in der zweiten Sitzreihe verfügbar.

Der GLS besitzt serienmäßig sogenannte Multibeam-LED-Scheinwerfer mit insgesamt 112 LEDs pro Scheinwerfer. Diese erzeugen die gesetzlich maximal zulässige Lichtstärke, sprich die Helligkeit des Fernlichts unterschreitet erst in mehr als 650 Metern Entfernung den Referenzwert 1 Lux.
Die zweiteiligen Heckleuchten basieren auf LED-Technologie. Die Reflektoren wurden nach unten ausgelagert, dadurch können die Heckleuchten flacher sein. Sie werden von einer schlanken, durchgehenden Chromleiste gekrönt. Den markanten Abschluss nach unten bildet auch am Heck der verchromte Unterfahrschutz.
Das Interieur im neuen GLS ist ganz auf luxuriös-elegante Ästhetik ausgelegt, wie schon die serienmäßige Lederausstattung signalisiert. Das zentrale Designelement der Instrumententafel ist eine großzügig gestaltete Bildschirm-Einheit. Serienmäßig sind zwei große Monitore im Format 12,3 Zoll. An der Mittelkonsole sind zwei dominante Haltegriffe angebracht. Ebenfalls verfügbar ist ein vollfarbiges Head-up-Display der nächsten Generation.

Durch den Zuwachs beim Radstand resultiert ein Raumgewinn insbesondere in der zweiten, überdies in der Länge verstellbaren Sitzreihe. Dort stieg die Beinfreiheit in der hintersten Stellung um 87 mm, was auch den Einstieg erleichtern soll. Die zweite Reihe hat auf dem europäischen Markt serienmäßig eine 60:40 geteilte Fondsitzbank mit verstellbaren, 40:20:40 geteilten Rückenlehnen.
Alternativ kann die amerikanische Standardkonfiguration mit zwei Komfort-Einzelsitzen mit Armlehnen bestellt werden, zwischen denen ein einfacher Durchstieg nach ganz hinten möglich ist. Das ist besonders praktisch, wenn in der zweiten Sitzreihe Kindersitze montiert sind.
Die Sitzverstellungen aller Sitze sind serienmäßig elektrisch. Dies gilt auch für die Easy-Entry-Funktion zum einfachen Ein- und Ausstieg zu den beiden Einzelsitzen in Reihe drei. Der Sitz in Reihe zwei fährt dafür weit nach vorn. Die Plätze in Reihe drei sind vollwertige Sitzplätze, die von Personen bis 1,94 m Körpergröße genutzt werden können und für die erstmals eine Sitzheizung verfügbar ist. Ebenfalls vorhanden: separate USB-Ladeports.

Ist der GLS mit der Fünfzonen-Klimaanlage ausgestattet, befindet sich in der dritten Reihe eine eigene Zone mit Ausströmern im Dachbereich. Diese Zone wird von einem eigenen, elektrisch betriebenen Heizungs- und Klimaaggregat versorgt.
Wenn statt der komfortablen Sitzplätze der bis zu 2.400 Liter große Gepäckraum des GLS genutzt werden soll, genügt ein Knopfdruck. Die links und rechts im Laderaum und an der Vorderseite der Radläufe auf der Beifahrerseite im Bereich der C-Säule angebrachten Schalter ermöglichen, die Sitze der hinteren Reihen einzeln flach zu legen. Mit der Taste „ALL“ ist dies auch für alle gleichzeitig möglich. Die teppichverkleideten Rückseiten der Sitzlehnen werden Teil einer ebenen, gut nutzbaren Ladefläche. Auf weiteren Tastendruck lässt sich die Ladekante um zirka 50 Millimeter absenken, das Beladen mit schwerem Gepäck wird erleichtert.
Kommen wir zur Motorenpalette. Hier hat Mercedes mit Sechs- und Achtzylindermotoren speziell wichtige Exportmärkte für die USA und China im Blick. Weltpremiere feiert kurz nach dem Modellstart der GLS 580 4Matic, ein neuer, elektrifizierter V8-Benziner mit 48-Volt-Bordnetz und integriertem Starter-Generator. Er leistet 489 PS und hat 700 Newtonmeter Drehmoment, kurzfristig sind weitere 250 Nm Drehmoment sowie 16 kW/22 PS Leistung über EQ Boost abrufbar. Der integrierte Starter-Generator (ISG) übernimmt Hybridfunktionen wie EQ Boost oder Rekuperieren und ermöglicht Mercedes zufolge Verbrauchseinsparungen, die bisher der Hochvolt-Hybridtechnologie vorbehalten waren.

Durch den ISG entfällt der Riemenantrieb für Nebenaggregate an der Stirnseite des Motors, was seine Baulänge reduziert. Die schmale Bauweise des Reihenmotors schafft zusammen mit der räumlichen Trennung von Einlass und Auslass Platz für eine motornahe Abgasnachbehandlung. Für Hochverbraucher wie Wasserpumpe und Klimakompressor wird das 48-Volt-Bordnetz ebenso genutzt wie für den integrierten Starter-Generator, der zugleich mittels Rekuperation die Batterie mit Energie speist.
Der Mercedes-Benz GLS 450 4Matic, ein mit 48-Volt-Technologie elektrifizierter Reihensechszylinder, wird nur außerhalb der EU angeboten. Seine Leistungsdaten: 367 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment, kurzfristig sind weitere 250 Nm Drehmoment sowie 16 kW/22 PS Leistung über EQ Boost abrufbar.
Für Europa, Russland und weitere Märkte gibt es auch zwei Sechszylinder-Diesel. Genauer gesagt, den Reihensechszylinder OM-656 aus der aktuellen Motorenfamilie. Er ist abhängig vom jeweiligen Marktstart in zwei Leistungsstufen verfügbar, als GLS 350 d 4Matic mit 286 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment und als GLS 400 d 4Matic mit 330 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment.
In beiden Versionen erreicht das Aggregat laut Mercedes auch bei anspruchsvollen Fahrsituationen unter RDE-Bedingungen schon jetzt die Euro 6d-Norm (RDE/Real Driving Emissions Stufe 2), die erst ab dem 1. Januar 2020 für Neutypen und ein Jahr später für alle Fahrzeuge verbindlich ist. Möglich wird dies unter anderem durch einen zusätzlichen Selective-Catalytic-Reduction-Katalysator (SCR) mit Ammoniak-Sperr-Kat (ASC) im Abgasstrang des GLS. Dies ermöglicht eine noch stärker auf das individuelle Fahrverhalten angepasste Dosierung des Reduktionsmittels AdBlue, weil ein etwaiger übermäßiger Ammoniak-Überschuss im zweiten SCR-Katalysator weiter abgebaut wird. Der Vorrat an AdBlue beträgt 31,6 Liter. Die Befüllung ist wie bisher auch bequem über einen separaten Stutzen unter der Tankklappe möglich.

Bei allen Varianten des neuen GLS kommt für die Kraftübertragung das Automatikgetriebe 9G-TRONIC zum Einsatz. Ebenfalls serienmäßig ist ein Verteilergetriebe mit elektronisch geregelter Lamellenkupplung. Sie ermöglicht eine variable Verschiebung des Antriebsmoments von 0-100 Prozent (Torque on Demand) zwischen den Achsen. Ebenfalls neu und als Option verfügbar ist ein Verteilergetriebe. Es besitzt neben der geregelten Lamellenkupplung mit Torque-on-Demand-Funktion zusätzlich eine Untersetzungsstufe für den Offroad-Betrieb.
Neu im Fahrassistenz-Paket Plus: Im Autobahn-Stau selbst kann der Aktive Stau-Assistent bei vorhandenen Spurmarkierungen die Aufgabe der Spur- und Abstandshaltung bis etwa 60 km/h weitgehend und mit hoher Verfügbarkeit übernehmen. Bis zu einer Minute nach Stillstand kann das Wiederanfahren automatisch erfolgen.
Für den GLS ist in Europa ein Anhängerrangier-Assistent als Sonderausstattung verfügbar. Damit fällt ungeübten Gespannfahrern das Rückwärtsmanövrieren leichter, und geübte Gespannfahrer freuen sich über das entspanntere Manövrieren mit überlangen Anhängern.
Serienmäßig ist der GLS mit dem weiterentwickelten Luftfedersystem Airmatic mit "Adaptiver Dämpferverstellung Plus" ausgestattet. Diese passt über hochkomplexe Sensorik und Algorithmen die Dämpferkennung in Echtzeit an die Fahrbahnbeschaffenheit und die Fahrsituation an.
Sämtliche Komponenten wurden gegenüber der Vorgängergeneration weiterentwickelt und die Lagerung der Radaufhängungen verbessert, um einen möglichst hohen Schwingungskomfort zu erreichen. Außerdem hält die Luftfederung den Wagen unabhängig von der Beladung auf dem gleichen Niveau.

Ein neues, serienmäßiges Feature ist die Waschstraßenfunktion - gerade bei einem so großen Fahrzeug wie dem GLS sehr nützlich. Bei Wahl dieser Funktion fährt die Federung in die höchste Stellung, wobei sich aufgrund der Achsgeometrie die Spurweiten verringern. So fällt die Einfahrt in die Waschstraße leichter, und mögliche Verschmutzungen in den Radkästen vom letzten Offroad-Einsatz werden zudem besser entfernt. Weitere Funktionen sind:
• Die Außenspiegel werden eingeklappt.
• Die Seitenscheiben und das Schiebedach werden geschlossen.
• Die Information des Regensensors wird unterdrückt, damit die Scheibenwischer in der Waschanlage ausgeschaltet bleiben.
• Die Klimaanlage schaltet auf Umluftbetrieb, und nach acht Sekunden wird das Frontbild der 360°-Kamera eingeblendet, um das Einfahren in die Waschstraße zu unterstützen
• Beim Ausfahren aus der Waschanlage werden diese Einstellungen selbsttätig wieder zurückgeschaltet, sobald über 20 km/h beschleunigt wird.
Noch mehr Fahrkomfort und Agilität soll das optionale Fahrwerk "E-Active Body Control" bieten, das mit der neu entwickelten Luftfederung "Airmatic" kombiniert ist. Als derzeit einziges System auf dem Markt kann es Mercedes zufolge die Feder- und Dämpferkräfte an jedem Rad individuell regeln. Somit wirkt es nicht nur Wank-, sondern auch Nick- und Hubbewegungen entgegen. Die Technik arbeitet mit 48 Volt Spannung und ist als Sonderausstattung erhältlich. Auf schlechten Straßen kann das System sogar elektrische Energie zurückgewinnen, so dass der Energiebedarf gegenüber dem Vorgängersystem in der S-Klasse etwa halbiert wurde. Die Hydropneumatik erzeugt dynamische Kräfte, die den Kräften der Luftfeder überlagert sind und den Fahrzeugaufbau aktiv abstützen und dämpfen, etwa bei Längs- und Querbeschleunigung oder bei der Fahrt auf unebenen Straßen.
Wie eingangs erwähnt, kommt der neue Mercedes GLS hierzulande Ende 2019 auf den Markt. Bestellbar sind sie seit dem 24. April 2019. Zu den Preisen: Sie beginnen bei 85.924 Euro für den 350 d 4matic, der 400 d 4matic kostet 90.386 Euro.