Mercedes hat am Nürburgring mal wieder schön die Muskeln spielen lassen. Mit ihrem Mercedes-AMG GT 63 S 4-Türer haben die schnellen Schwaben eine Zeit von 7:25,41 Minuten in den Teer gehauen. Und sie haben freundlicherweise ein Video davon angefertigt, das die wilde Fahrt zur Gänze zeigt. Die 7:25 sind eine verflucht schnelle Zeit, unabhängig vom Auto. Für einen Serien-Benz mit vier Türen, fast fünf Metern Länge und über 2,1 Tonnen Gewicht ist das schier sensationell. Und es ist schnell genug, dass sich die AMG-Jungs damit einen neuen Nordschleife-Rekord auf die Fahnen schreiben. Genau hier wird die Sache ein wenig kompliziert. Und etwas kleinkariert zugegebenermaßen auch.
Warum? Weil alle Jaguar-Enthusiasten jetzt gleich lautstark aufschreien werden. Mit der Begründung, dass der XE SV Project 8 doch schneller gewesen sei. Zurecht. Mit einer Rundenzeit von 7:21,23 Minuten bleibt der verrückte Jag der "King of the Ring" aller Serien-Limousinen. Aaaber: Wie Sie vielleicht bemerkt haben, haben wir Mercedes, Limousine und Rekord nicht im gleichen Satz erwähnt. Mercedes übrigens auch nicht. Stattdessen gibt man an, den Nordschleife-Rekord für den schnellsten vollwertigen Viersitzer aufgestellt zu haben. Das klingt ähnlich absurd wie die "Schnellster Siebensitzer"-Geschichte des Skoda Kodiaq RS. Abgesehen davon, dass AMG eine Zeit gefahren ist, auf die man ernsthaft stolz sein kann.

Wie passt das alles zusammen? Ist der Jaguar XE denn kein "vollwertiger Viersitzer"? In der Tat ist er das nicht. Zumindest war es das Rekord-Fahrzeug nicht. Der Project 8 ist ein auf 300 Exemplare limitiertes Performance-Spielzeug, für das es auch ein Zweisitzer-Track-Paket gibt. Mit selbigem war der Jag beim Rekord ausgerüstet. Sprich: Zweisitzer. Das AMG GT 4-Türer Coupé hatte währenddessen ganz offensichtlich vier Sitze an Bord als es durch die grüne Hölle flog.
Ja, all das ist ein wenig pingelig. Allerdings muss man Mercedes-AMG schon zu dieser fantastische Zeit gratulieren. Immerhin ist der GT 63 S 4-Türer bei aller Power (640 PS) ein vollwertiges Familienauto, das so oft gebaut wird, wie es eben geht und keine zweckoptimierte, kompromisslose Trackmaschine für 300 glückliche Menschen. Ein Punkt, der uns aber noch viel mehr Respekt abverlangt, kommt in der ganzen Diskussion viel zu kurz. Den neuen Viersitzer-Rekord hat nämlich kein Profi-Rennfahrer eingefahren, sondern ein mit offenbar sehr großen Testikeln ausgestatteter AMG-Entwicklungsingenieur namens Demian Schaffert. Glückwunsch nach Affalterbach.
Source: Mercedes-AMG via YouTube