7:49:21: Diese Zahl wird vermutlich den meisten nicht viel sagen. Schon eher, wenn noch die Begriffe ,Nordschleife" und ,Fronttriebler" hinzukommen. VW hat nämlich jetzt der Frontantriebs-Konkurrenz gezeigt, was eine Harke ist und den entsprechenden Rekord auf dem Nürburgring geknackt. Von ,pulverisiert" wird gar gesprochen, wenn es um die Bestmarke des Rennfahrers Benny Leuchter im neuen Golf GTI Clubsport S geht. Ob es nur reiner Zufall ist, dass der neue Mega-GTI wie der bisherige Eifel-König Honda Civic Type R (7:50:63) exakt 310 PS aufweist?

Premiere am Wörthersee
Wie auch immer: Offiziell präsentiert wird der VW Golf GTI Clubsport S auf dem GTI-Treffen am Wörthersee (4. bis 7. Mai 2016). Wie der Name des neuen Modells verrät, basiert der Extrem-Golf auf dem GTI Clubsport. Hier wurden aus 265 PS temporär per Boostfunktion 290 PS. Im Gegensatz dazu sind die 310 PS der S-Version dauerhaft abrufbar. Damit ist der GTI Clubsport S kräftiger als der Golf R. Auch die Fahrleistungen können sich sehen lassen: 5,8 Sekunden von null auf 100 km/h und eine nicht abgeregelte Spitze von 265 km/h. Es wird weltweit 400 Exemplare geben, 100 davon für den deutschen Markt. Die Farben der Sonderserie folgen dem Ur-GTI, zur Auswahl stehen Rot, Weiß und Schwarz. Das Dach ist übrigens immer schwarz lackiert. Innen gibt es eine Plakette mit der Produktionsnummer sowie Alcantara am Lenkrad und dem Schaltknauf.

30 Kilogramm leichter
Aber der VW Golf GTI Clubsport S beschränkt sich nicht nur auf optische Gimmicks. Aus Gewichtsgründen ist der S ausschließlich als handgeschalteter Dreitürer erhältlich. Und es wird noch extremer, denn der Wagen ist ein reiner Zweisitzer. Die Rückbank entfällt ebenso wie diverses Dämmaterial, der variable Ladeboden, die Hutablage oder auch die Haubendämpfung. Ein Aluminium-Hilfsrahmen an der Vorderachse und Alu-Bremstöpfe knapsen weitere Gramm ab. Aber auf die andere Seite der Waage kommen auch neue Zutaten, etwa 235/35er-ZR-Semislicks von Michelin auf 19-Zoll-Felgen, eine Domstrebe, Xenonscheinwerfer, ein Trennnetz hinter den Sitzen und Teppich im Fond. Unter dem Strich bleibt eine Gewichtseinsparung von 30 Kilogramm übrig, der Golf GTI Clubsport S wiegt nach EU-Norm mit Fahrer und Gepäck 1.360 Kilogramm.

Verbindungen zum Rennsport
Synergieeffekte kommen vom VW Golf GTI TCR, einem 330 PS starken Rennwagen. Hiervon hat man sich die Möglichkeiten zur Leistungssteigerung abgeguckt. Wie kommen also die 310 PS des GTI Clubsport S zustande? Man hat die Motorsteuerung angepasst und eine neue Abgasanlage montiert. Sie weist vor den Endtöpfen einen Durchmesser von 65 statt 55 Millimeter auf. Damit reduziert sich laut VW der Gegendruck, während die Leistung steigt. Auch die Bremsanlage wurde modifiziert, um hohe Temperaturen auszuhalten.

Fahrbarer Frontantrieb
Nun werden Sie vielleicht anmerken, dass 310 PS schön und gut sind, aber zumal mit Frontantrieb auch fahrbar sein müssen. Deshalb gibt es unter anderem Aerodynamikmaßnahmen, um mehr Abtrieb auf die Hinterachse zu bekommen. So kann das Fahrwerk deutlich neutraler abgestimmt werden. VW zufolge ist das typische Untersteuern ,praktisch nicht mehr vorhanden." Beide Achsen wurden beim Sportfahrwerk neu konfiguriert, beispielsweise durch einen höheren Sturzwinkel an der Vorderachse. Mit positiven Folgen: Obwohl die Traktionskontrolle später eingreift, tritt das für starke Fronttriebler typische ,Stempeln" der Vorderräder bei maximaler Beschleunigung nicht mehr auf. VW vergleicht den Effekt mit einer ,Lauch Control" bei Automatikfahrzeugen. Vorteile bietet hier auch die serienmäßige Vorderachs-Differenzialsperre mit variablem Sperrgrad.

Spezielle Abstimmung für den Ring
Apropos variabel: Auch das ESP ist regulierbar: Im Sport-Modus spricht es später an, bei Bedarf kann das ESP auch komplett abgeschaltet werden. Serienmäßig ist in jedem VW Golf GTI Clubsport S eine adaptive Fahrwerksregelung an Bord. In der Fahrprofilauswahl ist ein Setting eigens für die Nordschleife hinterlegt, falls es der Clubsport-S-Besitzer auf die neue Rekordzeit abgesehen hat. Etwas überraschend wird das Fahrwerk hier nicht maximal hart abgestimmt. Der Grund liegt in der Streckenbeschaffenheit der ,Grünen Hölle". Vertikal muss der Wagen eher weich sein, querdynamisch aber gleichzeitig steif. Deshalb gibt es für die Dämpfer ein besonders Nürburgring-Setup. Zum Preis des Golf GTI Clubsport S äußert sich VW noch nicht, aber Fans sollten ähnlich schnell zugreifen.

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