Es gibt unzählige Oldtimerveranstaltungen rund um den Globus. Und es gibt die absolut hochkarätig besetzten Events für die Feinschmecker des klassischen Automobils, quasi die Sterneküche des Altblechs. Der "Grand Slam" sind hier die Classic Days Schloss Dyck, Pebble Beach in den USA, das Goodwood Revival und der Concorso d'Eleganza Villa d'Este am Comer See.

Letzterer fand nun 2021 nach Corona-Zwangspause endlich wieder am namensgebenden Luxushotel in Cernobbio statt. Knapp 50 historische Automobile in acht Wertungsklassen waren für den Wettbewerb nominiert, der gemeinsam von der BMW Group Classic und dem Grand Hotel Villa d’Este veranstaltet wurde. 

Bildergalerie: Concorso d'Eleganza Villa d'Este 2021 - Unsere Top 10

Seit über 20 Jahren nutzt BMW den Event, um seine Marken wie Rolls-Royce dem solventen Publikum zu präsentieren. 2021 stand hier der gemunkelt über 20 Millionen Euro teure Boattail im Mittelpunkt. BMW selbst zeigte mehr am Rande den i4, iX und ein von Jeff Koons gestaltetes Sondermodell der 8er-Reihe (dazu in den kommenden Monaten mehr).

Wer nun denkt, dass BMW den Oldtimer-Wettbewerb mit eigenen Fahrzeugen bestückt - Fehlanzeige. Hier beweist man ein gutes Händchen und sorgte auch 2021 für einen interessanten Querschnitt durch die Automobilgeschichte. So ist für jeden etwas dabei: Besondere Autos, die selbst manch Experte nicht kennt. Tolles Design und unglaublicher Klang für den normalen Betrachter. Und natürlich das fantastische Ambiente rund um die Villa d'Este.

Wir waren vor Ort und wollen Ihnen unsere persönlichen 10 Favoriten vorstellen. Einige davon wurden auch mit Preisen ausgezeichnet. Und wenn sie noch mehr fantastische Klassiker sehen wollen, finden Sie am Ende eine sehr umfangreiche Bildergalerie.

Lagonda LG45 Rapide (1937)

Clark Gable hatte einen guten Geschmack. Er war nämlich der Erstbesitzer dieses Lagonda LG45 Rapide mit Reihensechszylinder und 4.453 Kubikzentimeter Hubraum. Die Marke Lagonda feierte in den 1930er-Jahren einige Erfolge in Le Mans und kam nach dem Krieg zu Aston Martin. Heutiger Besitzer des LG45 ist Hans Hulsbergen aus der Schweiz.

Concorso d'Eleganza Villa d'Este 2021 - Unsere Top 10

Gräf & Stift SR4 SP

Die Marke Gräf & Stift kennen vermutlich nur noch Historiker. In einem Modell des österreichischen Herstellers wurde 1914 Erzherzog Franz Ferdinand ermordet, was zum ersten Weltkrieg führte. Der hier gezeigte SR4 SP ist etwas jünger: Die Baureihe mit 110 PS aus einem mächtigen 7,7-Liter-V8 wurde von 1926 bis 1928 gebaut. Später verlegte sich Gräf & Stift auf den Bau von Lastwagen und Omnibussen und gehört heute zu MAN.

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Lancia Dilambda Serie I (1930)

Die Coppa d’Oro Villa d’Este ging in diesem Jahr an den Lancia Dilambda Serie I aus dem Jahr 1930. Das exquisite Einzelstück aus dem Besitz des italienischen Oldtimer-Enthusiasten, Restaurators und Lancia-Experten Filippo Sole entschied die Abstimmung unter den Gästen auf dem Gelände des Grand Hotels Villa d’Este für sich. 

Sein vier Liter großer V8-Motor galt mit seiner kompakten Bauweise und dem auf 24 Grad reduzierten Zylinder-Bankwinkel als besonders innovative Konstruktion und lieferte mit einer Spitzenleistung von 100 PS eine für ein Luxus-Automobil der damaligen Zeit mehr als angemessene Antriebskraft. Im Fall des beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2021 präsentierten Fahrzeugs entstand beim Londoner Karosseriebauer Carlton Carriage ein Drop Head Coupé, das in dieser Form nur ein einziges Mal gefertigt wurde.

Lance Dilambda Serie I

Fiat 508 CS "Ballila Aerodinamica" (1935)

Der Fiat 508 aus den 1930er-Jahren war das erste volkstümliche Auto der Marke Fiat. Der Aerodynamik-Mode jener Zeit folgte dieser 508 CS mit einer Optik wie ein stark geschrumpfter Bugatti Atlantic. Inmitten seiner mächtigen Nachbarn sorgte der kleine Italiener mit 995-Kubik-Vierzylinder für Aufsehen. Besitzer ist Mark Geesink aus den Niederlanden.

Fiat 508 CS

Bentley Mk VI (1947)

Eine wahre Schönheit in diversen Brauntönen ist dieser Bentley Mk VI mit Cabrio-Aufbau von Franay. 4.257 Kubikzentimeter Hubraum bietet der Reihen-Sechszylinder unter der Haube. Besitzer: David Kronsbein (Großbritannien).

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Isotta-Fraschini 8C Monterosa (1948)

Isotta-Fraschini zählte vor dem Zweiten Weltkrieg zu den Nobelmarken für die Schönen und Reichen dieser Welt. Danach konnte man aber nicht mehr an den Erfolg anknüpfen. Dieser 8C Monterosa mit Karosserie von Boneschi aus dem Jahr 1948 gehört Duccio Lopresto aus Italien. Bemerkenswert ist der V8 mit "nur" 2.981 Kubikzentimeter Hubraum.

Fiat 500 Abarth (1957)

In Cernobbio wurde 90 Jahre Pininfarina gefeiert. Unser Highlight in Sachen italienischer Eleganz plus Knuffigkeit ist der bei Pininfarina eingekleidete Fiat 500 Abarth. Beim Start des Motors erklingt der typische Klang des 479-Kubik-Zweizylinders. Doch von vorne und innen erinnert der winzige Sportwagen an Ferrari-Modelle seiner Zeit, während die Heckpartie Assoziationen an Porsche weckt.

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Howmet TX (1968)

Der Howmet-TX-Rennwagen (links) wirkt unscheinbar, aber wehe, der Motor wird angelassen. Hinter dem Fahrer arbeitet nämlich eine infernalisch laute Turbine, die wie eine alte Boeing 707 klingt. Andreas Mohringer aus Österreich brachte den Klang-Liebling des Publikums an den Start.

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Ferrari F40 Prototipo (1987)

Was sollen wir zum Ferrari F40 noch groß sagen? Er hing in unzähligen Kinderzimmern und war neben dem Porsche 959 DER automobile Superstar der 1980er-Jahre. Soviel sei verraten: In natura klingt der V8 mit 2.936 Kubik Hubraum relativ unspektakulär. Besitzer des Fotofahrzeugs ist Patrick van Glabeke aus Belgien.

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Isdera Commendatore 112i (1993)

Mit dem Isdera Commendatore 112i setzte die kleine deutsche Marke ein 800.000 Mark teures Highlight auf der IAA 1993. Den fetten V12 mit sechs Liter Hubraum spendierte der Mercedes 600 SE (W 140), die Scheinwerfer der Porsche 968. Auf einem Gitterrohrrahmen befindet sich eine GFK-Karosserie mit Flügeltüren. Das Einzelstück brachte Philip Sarofim (USA) mit an der Comer See.

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