Was ist das?

Meine Herren, wie die Zeit vergeht. Wir sind inzwischen tatsächlich in der siebten BMW 5er-Generation angekommen und auch bei der ist schon wieder Halbzeit. Sie erkennen das daran, dass der sogenannte "G30" soeben ein umfassendes Facelift erhalten hat. Im korrekten BMW-Sprech nennt sich das inzwischen LCI, was für Life Cycle Impuls steht. 

So einen waschechten LCI erkennt man von außen natürlich an neuen, super modern aussehenden Leuchten. Erstmals bieten die Münchner ein dynamisches Laserlicht an und die Rücklichter haben nicht mal mehr ein Deckglas, sehr futuristisch das Ganze. Und wie es sich für einen BMW derzeit gehört, wächst auch der Grill. Gottlob wächst er aber nicht so arg wie beim neuen 4er, das haut schon alles noch immer sehr gut hin.

Innen und außen gibt es einen ganzen Stapel an neuen Farben und Trimm-Optionen und einen größeren Infotainment-Bildschirm mit schlauerer Software kriegen Sie auch. Außerdem können Sie jetzt Ihr Telefon oder Ihre Smartwatch als Autoschlüssel benutzen. Das ist besonders praktisch, wenn der Nachwuchs fährt und Sie ihn im Vorhinein nach Belieben kastrieren, etwa indem Sie seine Geschwindigkeit begrenzen oder ihm verbieten, das ESP auszuschalten.

BMW 530d xDrive Touring (2021) im Test
BMW 530d xDrive Touring (2021) im Test

Sie sehen schon, das ist eher durchdachter Feinschliff als der ganz große Knall. Aber wenn man ehrlich ist, war der beim aktuellen 5er auch überhaupt nicht nötig. Der G30 ist so rund wie es schon länger kein 5er mehr war. So luxuriös und geschmeidig wie die E-Klasse, aber fahrdynamisch halt ganz klar ein Münchner. Knapp 600.000 Exemplare hat man in den letzten gut drei Jahren verkauft. Das sagt schon einiges aus. 

Die Preise starten nun bei 47.862 Euro für den 184 PS starken 520i, am anderen Ende steht der M550i xDrive für 89.193 Euro. Für alle die einen absurd schnellen V8 (530 PS) wollen, aber den M5 ablehnen, weil sie es cooler finden, wenn es keiner bemerkt. Der Kombi kostet je nach Motor um die 2.000 Euro mehr. 

Dazwischen gibt es die üblichen Vier- und Sechszylinder- Benziner und -Diesel, die nun alle über 48-Volt-Mildhybrid-Technologie verfügen. Ausgebaut hat man das Angebot an Plug-in-Hybriden. Den vierzylindrigen 530e gibt es nun auch im Touring. In der Limousine 545e wird der E-Motor mit einem Sechszylinder-Benziner kombiniert. Wie der neue 545er fährt, lesen Sie hier. Alle schaffen um die 50 Kilometer elektrische Reichweite (WLTP).

Motor 520i Touring 530i Touring (xDrive) 540i xDrive Touring 520d Touring (xDrive) 530d Touring (xDrive) 540d xDrive Touring 530e Touring (xDrive)
Hubraum 1.998 ccm 1.998 ccm 2.998 ccm 1.995 ccm 2.993 ccm 2.993 ccm 1.998 ccm
Leistung 184 PS/290 Nm 252 PS/350 Nm 333 PS/450 Nm 190 PS/400 Nm 286 PS/650 Nm 340 PS/700 Nm 292 PS/420 Nm
0-100 km/h 8,3 s 6,7 s (6,6 s) 5,2 s 7,6 s (7,6 s) 5,7 s (5,6 s) 4,8 s 6,1 s (6,1 s)
Vmax 225 km/h 250 km/h 250 km/h 225 km/h (222 km/h) 250 km/h 250 km/h 225 km/h
Normverbrauch 5,5 l  5,6 l (6,2 l) 7,0 l 4,3 l (4,6 l) 4,7 l (5,1 l) 5,3 l 1,8 l (2,2 l)

Eine Achtgang-Automatik ist grundsätzlich an Bord, den xDrive-Allradantrieb erhalten Sie mit Ausnahme des Basisbenziners auf Wunsch für alle Varianten. Auch für den super vernünftigen 520d. Und sogar den können Sie nun mit diversen knalligen M-Sport-Optionen ein gutes Stück weniger vernünftig gestalten. Dazu zählen etwa Front- und Heckspoiler aus Carbon, rote Bremssättel oder ein spezielles Performance-Lenkrad. Selten war es um die angenehme Subtilität des 5ers besser bestellt ...

Wie fährt er?

Wie gesagt, in der aktuellen Generation hat der 5er durchaus einen veritablen Schritt in Richtung Komfort gemacht. Trotzdem hat BMW nicht verlernt, wie man selbst eine fast fünf Meter lange Businessklasse unterhaltsam durch eine Kurve bringt. Das gelingt diesem Auto noch immer besser als allen anderen in diesem Segment.

Bei allem Hype um die Verteufelung des Verbrenners und den zunehmenden Erfolg elektrifizierter Varianten kann ich mir kaum einen sinnvolleren und besseren Antrieb vorstellen, als den einmal mehr herausragenden Sechszylinder-Diesel im 530d. Der profitiert nun erstmals von einer Biturbo-Aufladung und erwähntem Mildhybrid-System, das beim Anfahren und Zwischenspurten mit zusätzlichen 11 PS boostet.

BMW 530d xDrive Touring (2021) im Test

Mit seinen nun 286 PS und 650 Nm (ein Plus von 21 PS und 30 Nm) ist er im Durchzug so dermaßen souverän. Außerdem hat man ihm über die Jahre beigebracht, sich überhaupt nicht mehr zu benehmen, wie ein Selbstzünder. Das Pomadige beim Ansprechen auf Gas wurde weitgehend ausgelöscht und knurrig klingt er lediglich nach dem Kaltstart. Vibrationen und Genagel? Fehlanzeige. Er tönt eher geschliffen kraftvoll, ehe er dann im Hintergrund verschwindet. 

Den Verbrauch des 530d Touring gibt BMW mit 4,7 Liter an, beim 530d xDrive sind es 5,1. Das ist natürlich ziemlicher Humbug, aber mit um die 7 Liter kann man schon hinkommen, ohne zu fahren wie eine Wanderdüne und das ist in Anbetracht der Ausmaße und Leistung aller Ehren wert. 

Wie ist er innen?

Nun, im Interieur sieht der 5er ziemlich genau so aus wie vor dem Facelift. Das ist eine gute Sache. Ich weiß, wir schwärmen zuverlässig von der hervorragenden Bedienung in den Autos der Bayerischen Motoren Werke und vielleicht sind Sie davon schon ein wenig genervt, aber wenn etwas sinnvoll und gut funktioniert, dann soll man es auch loben. 

Für mich jedenfalls ist die Bedienung von Infotainment (jetzt optional mit 12,3-Zoll-Display), Klima und Co. hier wesentlich runder und ablenkungsfreier als bei Audi und Mercedes. Das Navi arbeitet nun Cloud-basiert, sprich: es ist schneller und bietet eine bessere Verkehrsüberwachung, die auch auf historische Daten zurückgreift (war hier letzte Woche Stau?). 

BMW 530d xDrive Touring (2021) im Test

Zu den neuen Spielereien gehören unter anderem der sogenannte Intelligent Personal Assistent, der völlig bahnbrechende Dinge beherrscht. Unter anderem merkt er sich, an welchen Orten Sie häufiger die Fenster öffnen und macht das dann von alleine, etwa vor der Tiefgarage. Sollte also regelmäßig die Scheibe runtergehen, wenn Sie vor einem Drive Thru stehen, wäre es vielleicht mal Zeit, über eine Diät nachzudenken.

Seit November ist zudem die Urban Cruise Control erhältlich, die etwa rote Ampeln anbremst und dann auch wieder selbständig anfährt. Auch der Ausparkassistent, der die letzten 50 Meter speichert und alleine zurückfahren kann, ist nun im 5er zu haben. 

BMW 545e Limousine (2021) im Test
BMW 545e Limousine (2021) im Test

Eine positive Überraschung ist gewiss die neue "Sensatec"-Kunstlederausstattung. Kunstleder in der oberen Mittelklasse? Klingt nach peinlichen Meetings mit nassem, klebrigem Stinkehemd. Aber wir schreiben fast das Jahr 2021, also ist das nicht mehr so. Auch qualitativ ist der Bezug nicht mehr wirklich von richtigem Leder zu unterscheiden. Er kostet aber weniger als die Hälfte und besänftigt Ihren inneren Veganer. Kommt in Verbindung mit einem sehr seitenhaltigen Sportsitz und ist sicher eine Überlegung wert.

Der Rest dürfte weitgehend bekannt sein. Platz im Fond haben andere sicher mehr, der Kofferraum fasst im Touring durchschnittliche 560-1.700 Liter. Sollten Sie sich für den 530e Plug-in-Hybrid entscheiden, sind es 430-1.560 Liter.

Fazit: 8/10

Das beste Auto seiner Klasse? Gerade mit dem neuen Dreiliter-Biturbo-Diesel ist da sicher was dran. Der 5er macht einfach einen sehr sehr guten Gesamteindruck. Er ist komfortabel und sportlich, technologisch auf dem neuesten Stand, aber super einfach zu bedienen, er ist luxuriös und er macht Spaß.

Außerdem ist sein Design auch nach dem Facelift rund und angenehm subtil - bei BMW inzwischen ja fast schon ein verlorenes Gut und daher umso erfreulicher. 

Sie sehen schon, viel zu kritisieren gibt es hier nicht. Muss es wirklich immer ein SUV sein?

 

Bildergalerie: BMW 530d xDrive Touring (2021) im Test