Im Januar 2020 haben wir das Tesla Model 3 von Motor1.com bereits einmal unserem Verbrauchstest unterworfen, damals allerdings mit Winterreifen und bei niedrigen Temperaturen - bei eingeschalteter Heizung. Nun haben wir das gleiche Auto bei höheren, fast frühlingshaften Temperaturen erneut getestet und vergleichen.

Die Ergebnisse sind überraschend, denn unserem Tesla ist es gelungen, den Verbrauch auf 11,90 kWh/100 km zu senken - das ist Rekord unter den bisher getesteten Elektroautos. Wenn man den Durchschnittspreis für deutschen Haushaltsstrom (30 Cent/kWh) zugrunde legt, sind das Stromkosten von etwa 3,57 Euro pro 100 km. 

Sparsamstes bisher getestetes Elektroauto

Lässt man den BMW i3 Range Extender weg, der durch einen kleinen Benzinmotor unterstützt wird (also auch als serieller Plug-in-Hybrid betrachtet werden kann), setzt sich unser Tesla Model 3 Standard Plus mit seinen 11,90 kWh/100 km an die Spitze des Rankings der Verbrauchstest-Ergebnisse von Motor1.com Italien in der Kategorie Elektroauto.

Tesla Model 3

Damit rutscht der exzellente Hyundai Kona Elektro (12,0 kWh/100 km) auf den zweiten Platz, der alte Renault Zoe (12,7 kWh/100 km) auf den dritten und der Nissan Leaf 40 kWh (13,1 kWh/100) auf den vierten Rang. Das gleiche Tesla Model 3 verbrauchte im Winter 14,7 kWh/100 km, also 24 Prozent mehr als jetzt an einem warmen Oktober-Wochenende. Anders als beim ersten Test haben wir diesem die 360 km unserer Standard-Teststrecke mit nur einer Akkuladung geschafft.

Ideale Temperaturen für Batterie und Klimatisierung

Offensichtlich haben die gemäßigten Temperaturen von 18 bis 26 Grad unser Models 3 mit klimatisierter Batterie deutlich sparsamer gemacht. Das außergewöhnliche und überraschende Ergebnis, das durch Tests in verschiedenen Fahrsituationen bestätigt wurde, wurde vor allem durch den geringen Stromverbrauch der Batterie-Klimatisierung ermöglicht.

La nostra elettrica, Tesla Model 3
La nostra elettrica, Tesla Model 3

Die Temperatur beeinflusst den Verbrauch und die Reichweite bei Elektroautos stärker als bei Benzin- oder Dieselautos. Dazu kommt die Tatsache, dass auch die Klimaanlage im Fahrgastraum wegen der gemäßigten Außentemperaturen nur wenig arbeiten musste. Zusammen mit weniger bedeutsamen Faktoren wie der kürzeren Benutzung der Beleuchtung und der Verwendung von Sommerreifen (mit demselben Rollwiderstandsindex wie bei den im Januar verwendeten Winterreifen) führte dies zu einem rekordverdächtigen Stromverbrauch.

Das Tesla Model 3 Standard Plus kostet derzeit in Deutschland 43.880 Euro. Laut Tesla-Website sind dabei die Mehrwertsteuer, die "Bearbeitungsgebühren" (980 Euro) und 3.000 Euro Umweltbonus bereits berücksichtigt.

Stromverbrauch in verschiedenen Fahrsituationen

Wie bereits erwähnt, verbesserte sich bei den frühlingshaften Temperaturen der Stromverbrauch unter allen Fahrbedingungen, insbesondere auch im chaotischen Verkehr von Rom. Auf der Autobahn und beim Energiespartest war das Tesla Model 3 sogar Spitzenreiter der Kategorie und schnitt auch auf im Innerorts-außerorts-Mix gut ab.

  • Stadtverkehr (Rom): 15,0 kWh/100 km, 330 km Reichweite
  • Mix innerorts/außerorts: 14,0 kWh/100 km, 355 km Reichweite
  • (Italienische) Autobahn: 19,2 kWh/100 km, 260 km Reichweite
  • Energiespar-Test: 9,2 kWh/100 km, 540 km Reichweite
  • Maximaler Verbrauch: 81,4 kWh/100 km, 60 km Reichweite

Aus dem offiziellen Datenblatt

Modell Kraftstoff Leistung Stromverbrauch Reichweite Leergewicht
Tesla Model 3 Standard Plus Strom k.A. k.A. 409 km 1.684 kg

Daten des Testfahrzeugs

Fahrzeug: Tesla Model 3 Standard Plus
Deutscher Listenpreis: 43.880 Euro
Testdatum: 9. Oktober 2020
Wetter (Abfahrt/Ankunft): heiter, 26 Grad/heiter, 18 Grad
Insgesamt gefahren: 1.045 km
Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke Rom-Forlì: 78 km/h
Reifen: Michelin Pilot Sport 4 - 235/45 R18

Verbrauch und Kosten

Bordcomputer-Anzeige: 11,9 kWh/100 km
An der Ladesäule ermittelter Verbrauch: -
Mittel aus diesen Werten: 11,90 kWh/100 km
Strompreis: 0,30 Euro/kWh (Strom)
Stromkosten: 3,57 Euro/100 km

Und so ermitteln wir den Verbrauch

Wenn Sie einen Freund nach dem Verbrauch seines Autos fragen, nennt er Ihnen wahrscheinlich einen Wert, der keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt. Vielleicht hat er den Wert vom Bordcomputer abgelesen, oder er hat seine Tankrechnungen aufbewahrt und sich daraus einen Verbrauch errechnet.

Ähnlich ermitteln wir unseren Testverbrauch: Er ergibt sich als Mittel aus Bordcomputer-Wert und dem an der Tankstelle ermittelten Verbrauch. Die Testautos werden stets von Fabio Gemelli von Motor1.com Italien gefahren. Der Journalist fährt häufig fürs Wochenende von der Redaktion in Rom in seine Heimat Forlì (in der Emilia-Romagna).

Dabei bewegt er die Autos bewusst sparsam: Er bleibt knapp unter der Höchstgeschwindigkeit (auf der italienischen Autobahn: 130 km/h), vermeidet abruptes Beschleunigen und Bremsen und fährt vorausschauend. Die Teststrecke Rom-Forlì ist etwa 360 Kilometer lang und umfasst 65 Prozent Superstrada (autobahnähnliche Schnellstraße, Tempolimit zwischen 90 und 110 km/h), 25 Prozent Autostrada (Autobahn, Tempolimit 130 km/h), fünf Prozent Strada Statale (Bundesstraße, Tempolimit 90 km/h) und fünf Prozent Stadtverkehr.

Dabei wird der Apennin überquert, die Strecke enthält also durchaus auch Steigungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 70 bis 80 km/h. Am Ende der Strecke notiert unser Tester die Bordcomputer-Anzeige und berechnet (bei Autos mit Verbrennungsmotor) den Verbrauch an der Zapfsäule.

Dabei wird "von voll bis voll" gemessen, wobei voll bedeutet: Das Tanken wird beim ersten Klick der Zapfpistole beendet. Dann berechnet Fabio den Mittelwert. Die Kosten berechnen wir jedoch anhand der deutschen Preise (Durchschnittskosten laut ADAC zum Zeitpunkt der Veröffentlichung).

Bei Elektroautos verwenden wir den Bordcomputer-Verbrauch und einen durchschnittlichen Strompreis von 30 Cent pro kWh (gerundeter Durchschnittspreis für 1 kWh Haushaltsstrom in Deutschland laut BDEW, Stand 7/2019). Bei Erdgas- und Autogas-Fahrzeugen wird der Durchschnittspreis von www.gas-tankstellen.de in Anschlag gebracht.

Bildergalerie: Tesla Model 3