Die neuen SUVs sind wie Schweizer Taschenmesser: Vielseitig einsetzbar, praktisch und kompakt. Mittlerweile gehört es zum guten Ton jedes Autoherstellers, eines oder mehrere dieser ,Sports Utility Vehicles" im Portfolio zu haben. Einer der Jüngsten, die in dieser Klasse mitspielen dürfen, ist der Ford Kuga. Doch wie macht sich der Kölner im Vergleich zur Konkurrenz? Wir haben uns einen VW Tiguan 2.0 TDI mit 140 PS und den ebenfalls recht frischen Peugeot 4007 HDi FAP 155 zum Vergleichen ausgesucht. Passend zu den beiden anderen hat unser Ford einen Zweiliter-Diesel mit 136 PS.

KAROSSERIE/INNENRAUM
Nebeneinander betrachtet, sieht der Ford am sportlichsten aus. Er ist ein Hingucker, da seine Designer Mut zur Kante bewiesen haben. Mit der markant geschnittenen Karosserie und dem bulligen Gesicht hebt sich der Kuga deutlich von seinem Mitbewerber aus Wolfsburg ab. Der Tiguan wirkt neben dem Kölner brav bis elegant, aber nicht so draufgängerisch. Er geht mit seiner Form den Weg, den die VW-Zeichner auch mit dem neuen Golf VI beschreiten: Nur nicht zu weit weg von der Masse, nur nicht provozieren.

4007: Großes Löwenmaul
Eher bodenständig tritt der 4007 auf: Zwar scheint er sich aufgrund der Frontpartie mit seinem großen Löwenmaul überall durchbeißen zu wollen, aber in der Seiten- und Heckansicht kann man ihn kaum von seinen Plattform-Brüdern Citroën C-Crosser und Mitsubishi Outlander unterscheiden. Schade: In diesem optischen Einheitsbrei geht die schöne Vorderansicht ein wenig unter.

Viele Ablagen: Praktische Einrichtung
Der Peugeot gibt sich im Innenraum eindeutig als der Praktiker unter den drei Kandidaten zu erkennen. Das Interieur wirkt eher nüchtern als hochwertig und erste Kratzer an den Plastik-Türverkleidungen zeigen, dass hier an der Qualität gespart wurde. Dafür bietet der große Löwe jede Menge Ablageflächen in den Türen und in der Mittelkonsole. Krimskram-Fans kommen in diesem Auto voll auf ihre Kosten: Gleich zwei Handschuhfächer fassen Utensilien. Auf den Sitzen sind wir SUV-typisch hoch untergebracht. Nur ein wenig mehr Seitenhalt dürfte sein. Richtig lobenswert ist das hintere Abteil des Franzosen: Hier gibt es mehr als genug Kopf- und Kniefreiheit für die Gäste. Und wenn man den 4007 als Transporteur nutzen möchte, kann man die Sitze mit einem einfachen Handgriff komplett nach vorn wickeln und dadurch jede Menge Stauraum schaffen. Besonders muskelschonend ist die zweigeteilte Heckklappe: Um Sperriges oder Schweres einzuladen, können wir zusätzlich das untere Teil öffnen.

VW Tiguan: Feiner Salon
Während das Löwen-Mobil innen eher mit einem Hobbyraum vergleichbar ist, kommt das Interieur des Volkswagens als Salon daher. Unser Testwagen ist dank optionaler Ausstattung eine feine Limousine, die mit hellem Leder und einer zweifarbigen Armaturentafel punktet. Die Sportsitze sind straff und dennoch bequem, haben aber eine recht kurze Oberschenkelauflage. Etwas eng geht es im Fond zu, hier ist vor allem die Einstiegsöffnung klein. Eine recht hohe Ladekante schmälert die praktischen Qualitäten des Wolfsburgers. Dafür ist die Verstell-Mechanik der zweiten Reihe recht simpel zu bedienen: Wir müssen nur am Hebel ziehen und schon schwenken die Sitzflächen nach vorn, die Lehnen klappen herunter und es entsteht eine nahezu ebene Ladefläche für größere Transportaufgaben.

Ford: Innen ein Lifestyler
Wie von außen, ist der Kuga auch von innen der Lifestyler des Trios. Und wie das mit der modernen Kunst so ist, muss sie nicht immer verständlich sein. So sitzt der Startknopf für den Motor in der Mittelkonsole unter dem Warnblinkschalter. Da nur ,Power" aufgedruckt ist, wird beispielsweise ein Mietwagen-Fahrer lange suchen. Die Gestaltung insgesamt ist eine gelungene Mischung aus Tiguan und 4007. Doch die hübsche Optik kann nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass die Materialauswahl und -verarbeitung eher von der Stange als vom Schneider kommt. Der für die Tür-Zuziehgriffe verwendet Kunststoff ist nicht besonders strapazierfähig: Man bekommt schnell Kratzer hinein. Wenig zu Meckern gibt es am Sportgestühl: Wir sitzen gut, nur die Oberschenkel könnten ein bisschen mehr Halt vertragen. Außerdem vermissen wir genügend Ablageflächen für die Utensilien des Alltags. Im Fond gehts recht eng zu, besonders für Kopf und Schultern ist nur wenig Raum vorhanden. Dafür lässt sich das hintere Abteil recht schnell und mit nur wenigen Handgriffen zur ebenen Ladefläche umbauen.

Separat öffnende Heckscheibe
Eine Besonderheit im Vergleich zu den Konkurrenten ist die separat öffnende Heckscheibe. Wer fix eine Tasche im Kofferraum verfrachten will, braucht so nicht die ganze Klappe aufzureißen. Nicht so gut sieht es bei schweren Getränkekisten aus: Sie müssen erst über den breiten, lackierten Stoßfänger bugsiert werden.

Ford, VW: Klappen öffnen weit
Ein wichtiges Detail für Garagenparker: Bei Ford und VW öffnen die Heckklappen derart weit nach oben, dass man sie in einer Tief- oder Hausgarage festhalten muss, damit sie nicht an der Decke anschlagen und hässliche Schmarren bekommen. Beim Peugeot 4007 ist dieses Problem nicht ganz so brisant, aber auch noch vorhanden.

MOTOR/GETRIEBE
Unser Trio heizt mit Diesel. Zwar schmelzen die Vorteile der Selbstzündermotoren mit den steigenden Spritpreisen immer mehr dahin, aber Vielfahrer werden sich vermutlich weiterhin für die etwas sparsameren Antriebe entscheiden.

Wummern im Peugeot
Im Peugeot wummert ein 2,2-Liter-Aggregat mit 156 PS und das tut es in zweierlei Hinsicht sogar im Sinne des Wortes. Erstens ist die Maschine in unserem Vergleich die spürbar Durchzugsstärkste, zum anderen ist dieser Vierzylinder zugleich bei höheren Touren der lauteste Antrieb. Doch viel Geräusch macht, wer hart arbeitet: Bereits vom Start weg setzt der kräftige Motor den 4007 druckvoll in Bewegung und ist auch bei Zwischenspurts zum Überholen willig und schnell zur Stelle. Wie alle unsere Kandidaten hat auch der Franzose eine Sechsgang-Handschaltung. Das Getriebe ist leichtgängig und arbeitet recht exakt, gewinnt aber in puncto Knackigkeit keinen Preis.

Kuga: Hakelige Schaltung
Auf jeden Fall ist aber die Schaltung des großen Löwen besser als die im Ford: Dessen Box weist nicht nur lange Wege auf, sondern nervt beim Einlegen der Gänge mit Hakeln. Leider enttäuscht der rassig aussehende Kölner etwas bei seiner Motorisierung: Die Leistungsdifferenz von 20 PS zum Peugeot ist deutlich zu merken. Die 136 PS starke Zweiliter-Maschine hat von unten heraus zu wenig Druck und ist auch bei Beschleunigungsvorgängen wie beim Überholen nicht gerade eine Sportskanone. Im mittleren Drehzahlbereich ist dieseltypisch die meiste Kraft und damit auch der beste Vortrieb vorhanden.

Tiguan: Leisester Motor
Auch der 2,0-Liter-Motor im VW ist nicht vordergründig ein Sport-Aggregat. Der Durchzug des 140 PS starken Ölbrenners entwickelt sich vom Start weg eher verhalten. Erst ab etwa 2.000 Touren fängt der Tiguan an, Spaß zu machen. Der Antrieb punktet vor allem durch Laufruhe und seinen dezenten Sound im Hintergrund. Punkte sammelt auch die exakte, leichtgängige Sechsgang-Schaltung. Bei den Fahrwerten zeigen sich die Unterschiede unserer SUVs: Der Peugeot sprintet in 9,9 Sekunden von null auf hundert und erreicht eine Spitze von 200 km/h, der VW braucht 10,5 Sekunden für den Standardsprint und schafft 186 km/h. Der Ford ist nach 10,7 Sekunden auf Tempo 100 und wird bis zu 180 km/h schnell.

Ford: Ausreißer beim Verbrauch
Doch wie sieht es mit den Verbräuchen aus? Wir sind die Autos auf der von uns definierten Messstrecke, einem praxisorientierten Drittelmix aus Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn, gefahren. Auch dabei treten interessante Differenzen zutage: Der Peugeot verbrauchte 7,3 Liter im Vergleich zu 7,2 Liter Werksangabe, der VW nahm sich sieben Liter statt 6,4 Liter. Und der Ford leistete sich sogar einen noch größeren Ausreißer: Er nahm sich auf der Messfahrt mit acht Liter genau 1,6 Liter mehr als die 6,4 Liter aus dem Hersteller-Datenblatt.

FAHRWERK/LENKUNG
Alle drei unserer SUVs sind in unserem Vergleich serienmäßig Allradler. Während bei Ford und VW die Vierradantriebe permanent mit variabler Kraftverteilung ihren Dienst verrichten, kann man im Peugeot mittels Drehregler zwischen reinem Vorderradantrieb, variablem Allradantrieb und gleichmäßigem Allradantrieb umschalten. In puncto Fahrkomfort erfüllt der 4007 alle Klischees, die französischen Autos seit Jahren nachgesagt werden. Komfortabel gefedert und mit gutem Abrollkomfort ist der große Löwe der bequemste von den Dreien. Dafür wankt die Karosserie in schnell gefahrenen Kurven doch spürbar. Die Lenkung des Löwen reagiert recht indirekt und ist in der Mittenlage etwas schwammig. Dennoch lässt sich der Franzose am Volant leichtgängig rangieren.

VW: Straffe Fahrwerksabstimmung
Der Volkswagen ist im Kapitel Unterbau der Sportler unter den kompakten Hochbeinern. Sein Fahrwerk ist straff abgestimmt, bietet aber im Alltag genügend Federungskomfort. Bei unserem Testwagen können wir dank optionaler adaptiver Fahrwerksregelung DCC per Sporttaste in der Mittelkonsole den Unterbau noch straffer werden lassen. Die Lenkung des Volkswagens ist direkt abgestimmt und erlaubt damit ein exaktes Kurven-Zirkeln.

Ford: Langstreckenauto
Der Kuga bietet den höchsten Langstreckenkomfort. Bodenwellen werden gut weggebügelt, der Kölner ist eher komfortabel als sportlich abgestimmt. Das bekommen wir auch in rasch gewedelten Wegbiegungen zu spüren, in denen die Karosserie doch merklich wankt. Auch die im Vergleich zum Volkswagen indirekte Lenkung führt nicht gerade dazu, den Kuga als sportlich zu bezeichnen.

AUSSTATTUNG/PREIS
Werfen wir einen Blick in die Preislisten. Der Ford Kuga hat den niedrigsten Grundpreis: 28.500 Euro will der Kölner Hersteller für das SUV mit Zweiliter-Diesel in der Basis-Ausstattung Trend haben. Dafür sind bereits eine Klimaanlage und Nebelscheinwerfer dabei. Addiert man sinnvolle Extras wie eine elektronische Einparkhilfe hinten, ein Audio­system und ein Panorama-Dach, summiert sich der Preis wie bei unserem Testwagen zu 32.200 Euro. Wer noch Xenonlicht bucht, eine Klimaautomatik und ein großes Navigationssystem, kommt auf etwa 35.000 Euro.

Peugeot: Strikte Aufpreispolitik
Anders sieht es beim Peugeot aus. Seine Basisausstattung heißt Tendance. Der 2,2-Liter-Selbstzünder kostet in Kombination mit dieser Linie 32.250 Euro. Für den Preis sind zwar die Klimaautomatik, der Tempomat und ein CD-Radio enthalten. Doch wenig kundenfreundlich ist die Aufpreispolitik: Die meisten Extras lassen sich für diese Ausstattung nicht dazukaufen. Wer beispielsweise eine Einparkhilfe fürs Heck, Xenonlicht oder Nebelscheinwerfer will, muss zu den nächst höheren und entsprechend teureren Ausstattungen Sport oder Platinum greifen. Die Top-Variante ist der Platinum, der für seinen Preis von 37.350 Euro immerhin Xenonlicht, Ledersitze und eine Einparkhilfe an Bord hat.

Tiguan 2.0 TDI Sport&Style: 31.200 Euro
Wer diese Extras für seinen Tiguan ordert, kratzt schnell an der 40.000-Euro-Marke. Der Tiguan mit Zweiliter-Diesel und Trend&Fun-Ausstattung startet bei 29.300 Euro, inklusive Klimaanlage und CD-Radio. Der Volkswagen in unserem Vergleich hat das Sport&Style-Paket und steht mit 31.200 Euro Grundpreis in der Liste. Dafür sind dann unter anderem Alu-Räder, Sportsitze und ein Tempomat ab Werk dabei. Unser nobel eingerichteter Testwagen hat einen Preis von etwa 42.000 Euro. Der hohe Preis resultiert aus Extras wie einer Lederausstattung mit Sportsitzen vorn, einem Dynaudio-Soundsystem, einer Rückfahrkamera, einem Parklenk-Assistenten und Bi-Xenon-Scheinwerfern mit dynamischem Kurvenlicht.

Wertung

  • ☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
  • Wer sich für einen der drei entscheiden will, sollte zunächst seine Ansprüche an ein SUV prüfen. Der Peugeot ist ein praktisches, geräumiges Familienfahrzeug, aber im Vergleich der Teuerste. Das billig wirkende Interieur und der laute Motor gehören zu den Kritikpunkten. Da kommt der etwas schwächere Antrieb des Tiguan viel leiser daher. Der VW ist eher der klassisch-elegante Wagen für Singles oder Paare und bietet in seinem edlen Innenraum viel Wohlfühl-Ambiente. Preislich liegt er im Mittelfeld der Testkandidaten. Der Hingucker ist der Kuga: Er ist markant gestylt, sieht gut aus und hat einen schicken Innenraum. Der etwas müde Diesel und die hohe, unpraktische Ladekante bescheren ihm einen sehr guten zweiten Platz hinter dem knappen Testsieger VW in diesem Vergleich. Der günstige Preis dürfte ihn für manchen aber doch zur ersten Wahl machen.

  • Ford Kuga 2.0 TDCi
    90%
    außen aufregend, innen stylisch, günstiger Preis
    von unten raus lustloser Motor
  • Peugeot 4007 HDi FAP 155
    80%
    viel Platz, fix umbaubarer Fond, starker Antrieb
    billig wirkendes Interieur, hoher Kaufpreis
  • VW Tiguan 2.0 TDI
    90%
    elegantes Interieur, viele Extras möglich
    leichte Anfahrschwäche, teure Optionen

Bildergalerie: Kölner Konkurrenz