Wenn man sich die Pressebilder zum VW Caddy Life ansieht, könnte man meinen, das Auto wäre die logische Wahl für Golfer: Das Fahrzeug wird mit einer jungen Golfspielerin gezeigt. Doch ein Mobil für Lifestylisten ist dieser ursprünglich als Nutzfahrzeug konzipierte VW nun gerade nicht – auch nicht in der für Privatpersonen gedachten Variante Life. Die lange, stets siebensitzige Variante des Caddy Life heißt Maxi. Diese ist nun auch mit Allradantrieb verfügbar. Wir haben das Auto getestet.

Noch der alte 1.9 TDI
Der Caddy Maxi 4Motion wird ausschließlich mit dem 1,9-Liter-Diesel und Sechsgang-Schaltgetriebe angeboten. Der betagte 1.9 TDI mit 105 PS und Pumpe-Düse-Einspritzung wurde in fast allen VW-Modellen abgelöst durch Diesel mit Common-Rail-Technik: den 2.0 TDI oder den 1.6 TDI. Nur im Touran und im Caddy fristet das Aggregat noch ein Nischendasein. Dazu befragt, meinte VW-Sprecher Jens Bobsien lakonisch: ,Die offizielle Stellungnahme des VW-Konzerns ist, dass auch die Nutzfahrzeuge irgendwann die neuen Common-Rail-Diesel erhalten." Das klingt, als würden die ,Nutzis" nur darauf warten, endlich auch die neuen Motoren zu bekommen. Recht haben sie, denn die Pumpe-Düse-Einspritzung ist prinzipbedingt lauter als die über eine gemeinsame Spritleitung. Besonders unter Last klingt der 1.9 TDI rau und laut.

Guter Schub, aber rau und nur Euro 4
Abgesehen davon liefert der Motor guten Schub. Schließlich erfüllt der 1.9 TDI im Caddy nur die Euro-4-Norm, während man mit dem neueren Aggregat die fünfte Stufe der Abgasvorschriften erreichen würde. Außerdem ist der Drehmomentverlauf beim 1.6 TDI trotz des geringeren Hubraums günstiger als beim 1,9-Liter. Und auch der Verbrauch würde noch sinken. Auf unserer Ausfahrt benötigten wir laut Bordcomputer zwischen 6,8 und 7,5 Liter je 100 Kilometer. Das ist nicht viel mehr als der von VW angegebene Wert von 6,7 Liter, allerdings fanden die Testfahrten in Österreich statt, und wir fuhren deshalb nie schneller als 130 km/h.

Allradsystem braucht nur 0,4 Liter mehr Sprit
Der Allradantrieb 4motion führt wie üblich zu einem Mehrverbrauch, der hier laut VW mit 0,4 Liter allerdings bescheiden bleibt. Bei guten Straßenverhältnissen wird das Auto ja auch ausschließlich über die Vorderachse angetrieben. Während unserer Testfahrten auf trockenen Straßen blieb es dabei. Die verbesserte Seitenführungskraft eines Allradlers in Kurven konnten wir nicht feststellen. Einen Vorteil stellt das Allradsystem vor allem auf glatten Straßen dar. Greifen die Vorderräder nicht mehr, wird die Haldex-Lammellenkupplung geschlossen, und die Motorkraft gelangt teilweise oder sogar vollständig nach hinten.

Starrachse mit Blattfedern hinten
Eine Besonderheit des Caddy ist die Starrachse mit Blattfedern, die hinten verbaut wird – hier merkt man, dass der Caddy als Nutzfahrzeug konzipiert wurde. Für diese ist die robuste Lösung typisch, wird bei Pkws aber wegen des geringeren Federungskomforts nur sehr selten verwendet. Jedoch fiel uns die Federung auf unserer Testfahrt über gute Bundesstraßen und Autobahnen nicht negativ auf. Allerdings neigt sich der 1,85 Meter hohe Caddy in Kurven deutlich nach außen – für Rennfahrer eignet sich das Auto nicht.

Sieben Personen plus Gepäck
Der Caddy Maxi Life 4motion – so der volle Name unseres Testfahrzeugs – ist mit 4,88 Meter schon kein ganz kleines Fahrzeug mehr. Während der normale Caddy etwa so lang ist wie der Touran, ist der Maxi gleich 47 Zentimeter länger. Unser Maxi ist stets ein Siebensitzer, einen Fünfsitzer gibt es anders als beim normalen Caddy nicht. Auch bei voller Bestuhlung hat der Maxi noch ordentlich Laderaum, nämlich 530 Liter. Nach Ausbau der dritten Sitzreihe werden daraus sogar 1.650 Liter. Wickelt man dazu noch die zweite Reihe nach vorne, stehen überragende 3.950 Liter zur Verfügung – in einen Touran passen maximal 1.989 Liter.

Bequemer Einstieg, aber harte Ausbauarbeit
Der Zustieg in den Fond erfolgt über die beiden serienmäßigen Schiebetüren. Die dritte Sitzreihe erreicht man von der Beifahrerseite aus ebenfalls sehr kommod, nachdem man den Einzelsitz in der zweiten Reihe nach vorn gewickelt hat. In der zweiten Sitzreihe sitzt man sehr bequem, in der dritten ist die Kniefreiheit gering, aber man sitzt auf einer veritablen Bank statt wie im Touran auf dünnen Notsitzen. Allerdings lassen sich die Fenster hinten wegen der Schiebetüren nicht öffnen. Außerdem besteht die dritte Reihe aus einer schweren, zweisitzigen Bank, deren Ausbau einige Kraft erfordert. Wer kein Bodybuilder ist, wird sie wohl nur selten ein- oder ausbauen. Entweder man transportiert regelmäßig viele Insassen, oder man stellt die Bank auf den Dachboden und vergisst sie dort.

Einer der günstigsten Allradler mit sieben Sitzen
Der Caddy Maxi Life 4motion kostet 26.721 Euro und ist damit saftige 3.633 Euro teurer als der Fronttriebler. Auch wenn sich der Mehrpreis teilweise durch die bessere Ausstattung – unter anderem mit ESP – rechtfertigt: Aus Jux und Dollerei wird man die Allradversion nicht wählen. Den Caddy Maxi 4motion kauft nur, wer unbedingt einen Allradantrieb braucht. Ein Preisvergleich mit anderen Allrad-Transportern ist nicht mehr möglich, seit mit dem Renault Kangoo 4x4 der einzige Konkurrent eingestellt wurde. Was gibt es also noch für günstige Diesel-Allradler mit sieben Sitzplätzen? Die preiswerteste Alternative ist der ,kurze" Caddy Kombi 4motion für 22.741 Euro, gefolgt von der etwas teureren Life-Version. Alle anderen Modelle kosten mehr. Der Nissan Qashqai+2 4WD ist mit einem 150-PS-Diesel ab 29.540 Euro zu haben, der Land Rover Defender mit neun Sitzplätzen für 31.200 Euro.

Nur vier Airbags serienmäßig
Bei der Ausstattung des Maxi Life muss man gegenüber einem echten Pkw kaum Abstriche hinnehmen. Allerdings ist das Cockpit durch tristes Hartplastik geprägt – ein VW Polo ist hier viel edler. Den Innenraum freundlicher machen die serienmäßigen zweifarbigen Sitzbezüge. Für Komfort sorgen elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, ein CD-Radio und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Auch Nebelscheinwerfer und ein Dieselpartikelfilter sind Serie. Ein Schwachpunkt ist die Sicherheit: ESP und Scheibenbremsen rundum sind zwar Serie, aber nur vier Airbags – der Touran hat sechs. Und für die rückwärtigen Passagiere gibt es auch gegen Aufpreis keine Luftsäcke. Wer will, kann immerhin Kopfairbags für die vorderen Passagiere (171 Euro) bestellen. Sinnvolle Extras sind außerdem noch eine Klimaanlage für 1.363 Euro sowie eine Einparkhilfe am Heck für 375 Euro. Eine Metallic-Lackierung kostet 494 Euro.

Wertung

  • ★★★★★★★★☆☆
  • Als Shuttlefahrzeug für österreichische Berghotels oder als Auto für siebenköpfige Familien mit Almhütte ist der VW Caddy Maxi Life 4motion eine Starbesetzung. Groß ist der Kreis der potenziellen Käufer aber nicht. So ergibt es Sinn, nur einen Motor anzubieten. Dass es aber unbedingt der betagte 1.9 TDI mit Euro-4-Einstufung sein muss, ist wenig erfreulich. Das Aggregat bietet zwar guten Vortrieb, doch der gleich starke 1.6 TDI wäre die bessere Alternative gewesen – sparsamer, schadstoffärmer und wegen der moderneren Einspritzung wohl auch leiser.

    Die nutzfahrzeugtypische Hinterachse hat uns nicht gestört. In puncto Ladevolumen und Innenraumangebot ist der Caddy kaum zu schlagen. Vor allem nicht bei diesem Preis. Günstiger als beim Caddy bekommt man keinen Allradler mit sieben Sitzen.

  • Antrieb
    75%
    schwungkräftiger Diesel
    rau und laut, nur Euro 4
  • Fahrwerk
    80%
    Starrachse hinten kaum komfortmindernd
    wankanfällig
  • Karosserie
    85%
    viel Stauraum
    dritte Sitzreihe nur mit viel Kraft ausbaubar
  • Kosten
    85%
    günstiger Basispreis
    hoher Allradaufpreis, wenig Airbags

Preisliste


VW Caddy Maxi Life 4motion

Grundpreis: 26.721 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie incl. Bremsassistent
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie (deaktivierbar)
Seitenairbags vorn Serie
Kopfairbags vorn 171
Seitenairbags hinten -
Kopfairbags hinten -
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten -
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie (beheizbar)
Klimaanlage 1.363
Klimaautomatik 1.630
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe -
Bildschirmnavigation ab 411 (RNS 310/RCD 310)
CD-Radio Serie (mit MP3-Funktion)
elektr. Schiebedach ab 893
Metalliclackierung 494
Sitzhöheneinstellung Serie (Fahrer)
Tempomat 321
Nebelscheinwerfer Serie
Anhängevorrichtung 565
Schiebetüren links und rechts Serie
hydraulische Servolenkung (nicht geschwindigkeitsabhängig) Serie
Isofix-Kindersitzhalterungen für 2. Sitzreihe Serie
Ausstellfenster hinten 369
Dieselpartikelfilter Serie
elektrische Einparkhilfe hinten 375
Heckflügeltüren (asymm. geteilt) 208

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Turbodiesel mit Pumpe-Düse-Einspritzung 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 1.896 
Leistung in PS 105 
Leistung in kW 77 
bei U/min 1.900 
Drehmoment in Nm 250 
Antrieb permanenter Allradantrieb 
Gänge
Getriebe Schaltung 
Kraftverteilung 100:0 bis 0:100 
Fahrwerk
Radaufhängung vorn Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeine mit Dreiecksquerlenkern und Stabilisator 
Radaufhängung hinten Starrachse mit Blattfedern und Stabilisator 
Bremsen vorn Scheiben, 288 mm 
Bremsen hinten Scheiben, 260 mm 
Wendekreis in m 12,2 
Räder, Reifen vorn 6J x15 mit Reifen 195/65 R 15 
Räder, Reifen hinten wie vorn 
Lenkung hydraulische Servolenkung 
Geländekompetenz
Bodenfreiheit in mm 179 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.875 
Breite in mm 1.794 
Höhe in mm 1.886 
Radstand in mm 3.002 
Leergewicht in kg 1.738 
Zuladung in kg 602 
Kofferraumvolumen in Liter 530 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 3.950 
Anhängelast, gebremst in kg 1.400 
Tankinhalt in Liter 60 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 164 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 14,1 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 6,7 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 8,2 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 5,8 
CO2-Emission in g/km 176 
Schadstoffklasse Euro 4 

Bildergalerie: Siebensitziger Allradler