Sei es als Sieger bei der Rallye Dakar mit Jacky Ickx und Claude Brasseur im Jahre 1983, als Fortbewegungsmittel für den Papst bei offiziellen Anlässen, als Expeditionsfahrzeug in Sibirien bei bis zu minus 53 Grad Celsius oder als Militärfahrzeug – die Mercedes G-Klasse ist das Chamäleon unter den Autos. Gerne wird das Gelände-Urgestein auch von wohlhabenden Förstern als Dienstfahrzeug und von US-Rappern als Statussymbol gekauft. Wir sind das aktuelle Facelift der seit 1979 optisch beinahe unverändert gebliebenen und damit dienstältesten Baureihe der Stuttgarter als G 500 gefahren. Lesen Sie wie sich das Urvieh im Asphaltdschungel und im Gelände schlägt.

Stabile Leiterrahmenkonstruktion
Der Beginn des langen Lebens der G-Klasse war eine Kooperation von Mercedes und der Steyr-Daimler-Puch AG aus dem österreichischen Graz. Aus der Liaison sollte ein leichtes Geländefahrzeug mit Allradantrieb für den privaten Nutzer entstehen. Als Basis dient damals wie heute ein Leiterrahmen. Der Vorteil der aus zwei Längsträgern und mehreren Querträgern bestehenden Konstruktion ist die Robustheit und der Schutz bei Kollisionen im Gelände. Des Weiteren kommen für den Offroadeinsatz absolut unverzichtbare Starrachsen zum Einsatz. Dank des technisch einfachen Aufbaus sind sie äußerst stabil, bieten eine stets gleich bleibende Bodenfreiheit und verschränken in extremen Geländepassagen besonders gut. Für einen Geländewagen unabdingbar ist ein permanenter Allradantrieb mit Differenzialsperren. In der aktuellen G-Klasse sind davon gleich drei an Bord. Eine vordere und eine hintere Differenzialsperre sowie eine Mitteldifferenzialsperre sorgen für eine überragende Traktion des 2,4-Tonnen-Gefährts. Die Untersetzung erleichtert das Anfahren in schwerem Gelände und im Betrieb mit Anhänger.

Beinahe unverändert
Rein optisch hat sich in all den Jahren so gut wie gar nichts getan. Die kastenförmige Grundform mit den ungewöhnlich steilen Fenstern besteht bis auf einige Änderungen am Kühlergrill sowie an Front- und Heckschürze seit 30 Jahren. Ganz anders dagegen der enge, aber fast schon wieder kuschelige Innenraum: Hier mussten das schnöde Armaturenbrett mit wenigen Knöpfen und aus heutiger Sicht kitschigem Wurzelholzimitat sowie die karierten Sitzbezüge aus Stoff weichen. In unserem Testwagen dominiert schwarzes und braunrotes Leder das Cockpit. Ein Relikt aus der Vergangenheit hat aber alle Modifikationen überstanden: der Haltegriff für die zartbesaitete Beifahrerin über dem viel zu klein geratenen Handschuhfach.

Kein Kind von Traurigkeit
Der bärenstarke 5,5-Liter-V8-Motor im G 500 bringt eine Leistung von 388 PS. Damit beschleunigt der 2.380-Kilogramm-Koloss in 5,9 Sekunden auf Tempo 100. Die Sounduntermalung beim Normsprint ist für einen Achtzylinder mehr als standesgemäß. Das tiefe Grummeln der Abgasanlage sorgt ohne Frage für Gänsehaut. Der Tritt aufs Gaspedal wird ohne große Umschweife in Vortrieb umgewandelt. Durch die hohe Sitzposition kommt den Insassen die Beschleunigung noch imposanter vor. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei beachtlichen 210 km/h erreicht. Mehr als beachtlich ist allerdings auch der Durst des Schwaben. Laut Mercedes begnügt sich der G 500 mit durchschnittlich 14,7 Liter. Bei normal flotter Fahrweise ließ sich der Verbrauch von uns aber nicht unter 17,9 Liter bringen. In der Stadt oder bei betont sportlicher Fahrweise genehmigt sich der Veteran sogar deutlich mehr als 20 Liter aus dem 96 Liter großen Tank. Nach oben sind der Trinklaune also beinahe keine Grenzen gesetzt.

Zu weiches Fahrwerk
Das Fahrwerk passt für den Normalkunden, der zu 95 Prozent auf Asphalt unterwegs ist, schlichtweg nicht zu dem überpotenten Triebwerk. Zwar schlucken die langen Federwege jede Bodenunebenheit, in Kurven neigt sich die G-Klasse jedoch bedrohlich zur Seite. In engen Kurvenfolgen schaukelt sich das Fahrzeug regelrecht auf. Spontane Ausweichmanöver bei höherem Tempo sorgen bei den Insassen für einen erhöhten Adrenalinspiegel. Autobahnfahrten mit Geschwindigkeiten über 130 km/h müssen mit größter Konzentration und festem Lenkradgriff absolviert werden.

Überlegener Kraxler
Ihre ganze Stärke kann die G-Klasse allerdings im Gelände ausspielen. Hier lässt sie sich nichts vormachen und wühlt sich dank der drei Differenzialsperren durch den weichsten Schlamm und die steilsten Anstiege hinauf. Sollte es doch einmal gar nicht mehr weitergehen, hilft immer noch die zuschaltbare Untersetzung weiter. Auf unserem Testwagen waren normale Straßenreifen aufgezogen, wer noch mehr Geländetauglichkeit sucht, sollte Stollenreifen montieren lassen.

Umfangreiche Geländeausstattung
Zur Serienausstattung des G-Boliden gehören unter anderem 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, ein permanenter Allradantrieb, drei Differenzialsperren, vier Airbags, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Nebelscheinwerfer, ein Navigationssystem und eine Klimaautomatik. Als Sonderausstattung besitzt unser G 500 beispielsweise ab der B-Säule abgedunkelte Scheiben, ein Schiebedach, eine Sitzklimatisierung, eine Sitzheizung im Fond, Parksensoren hinten und ein Surround-Soundsystem.

Ab 93.653 Euro
Der Grundpreis des Mercedes G 500 liegt bei 93.653 Euro. Unser Testwagen schlägt inklusive Extras mit 99.674 Euro zu Buche. Eine stolze Preisvorstellung, die die Schwaben für ihren Geländewagen haben. Angesichts der gebotenen Leistung und der Vielfältigkeit, die der Schwabe bietet, durchaus vertretbar. In Anbetracht der unkomfortablen Schnellfahreigenschaften aber auch wieder zuviel.

Wertung

  • ★★★★★★★★☆☆
  • Die Mercedes G-Klasse nimmt eine Sonderstellung unter allen auf dem Markt erhältlichen Autos ein. Der Geländewagen ist seit 30 Jahren optisch beinahe unverändert und technisch auf dem neuesten Stand. Zudem schafft kein anderer Geländekraxler den Spagat zwischen extremer Offroadtauglichkeit und prestigeträchtigem Vielzweckauto. Beim Fahrwerk und dem Verbrauch muss man allerdings zu hohe Abstriche machen. Immerhin ist der G 500 ein Alleskönner mit herausragenden Fahrpotenzial.

  • Antrieb
    90%
    kraftvoller Motor
    überlegene Traktion im Gelände
  • Fahrwerk
    80%
    steckt auch grobe Schläge weg
    für flotte Fahrweise deutlich zu weich
  • Karosserie
    80%
    steckt auch grobe Schläge weg
    sehr übersichtlich
  • Kosten
    70%
    hoher Grundpreis
    hohe Spritkosten

Preisliste


Mercedes G 500

Grundpreis: 93.653 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Kopfairbags vorn Serie
Kopfairbags hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie
Klimaautomatik Serie
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe Serie
Bildschirmnavigation Serie
CD-Radio Serie
MP3 Serie
elektr. Schiebedach 1.273
Metalliclackierung Serie
Leichtmetallfelgen 18 Zoll Serie
Sitzhöheneinstellung Serie
Tempomat Serie
Lederausstattung Serie
Xenonlicht Serie
Nebelscheinwerfer Serie
Geländeuntersetzung Serie
Sitzheizung vorne Serie
drei Differenzialsperren Serie
Audio-Schnittstelle 190
TV-Tuner 1.178
Surround-Soundsystem 833
Sitzheizung für Fondsitze 416
Sitzklimatisierung vorne 869
Rückfahrkamera 535
Standheizung 1.785

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart V-Motor 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 5.461 
Leistung in PS 388 
Leistung in kW 285 
bei U/min 2.800-4.800 
Drehmoment in Nm 530 
Antrieb permanenter Allradantrieb 
Gänge
Getriebe Automatik 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.475 
Spurweite hinten in mm 1.475 
Radaufhängung vorn Starrachse mit elektrisch zuschaltbarer 100%-Differenzialsperre 
Radaufhängung hinten Starrachse mit elektrisch zuschaltbarer 100%-Differenzialsperre 
Bremsen vorn Scheibenbremsen 
Bremsen hinten Scheibenbremsen 
Wendekreis in m 13,3 
Räder, Reifen vorn 18-Zoll-Leichtmetallfelgen mit Reifen der Größe 265/60 
Räder, Reifen hinten 18-Zoll-Leichtmetallfelgen mit Reifen der Größe 265/60 
Lenkung Zahnstangenlenkung 
Geländekompetenz
Böschungswinkel vorn in Grad 34 
Böschungswinkel hinten in Grad 29 
Querneigung in Grad 54 
Steigfähigkeit in Prozent bis zu 80 
Wattiefe in mm 500 
Bodenfreiheit in mm 205 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.662 
Breite in mm 1.760 
Höhe in mm 1.931 
Radstand in mm 2.850 
Leergewicht in kg 2.380 
Zuladung in kg 820 
Kofferraumvolumen in Liter 480 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 2.250 
Anhängelast, gebremst in kg 3.500 
Dachlast in kg 200 
Tankinhalt in Liter 96 
Kraftstoffart Super Plus 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 210 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 6,1 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 14,7 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 19,3 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 12,0 
Testverbrauch Minimum in Liter/100 km 17,9 
Testverbrauch Gesamt in Liter/100 km 18,3 
CO2-Emission in g/km 351 
Schadstoffklasse Euro 4 

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