Diesen Moment haben wir mit Spannung erwartet: Wir fahren das kommende BMW 1er M Coupé zum ersten Mal auf öffentlichen Straßen. Die Vorfreude auf dieses Ereignis hatten schnelle Runden auf einem privaten Rennkurs in Spanien geweckt: Dort konnten wir von einigen Monaten das bayerische Kraftpaket zum ersten Mal in Aktion erleben, allerdings nur auf dem Beifahrersitz.

Erlkönige im Klosterhof
Kloster Scheyern in der Nähe von München, elf Uhr am Vormittag: Im Innenhof stehen drei 1er-Erprobungsfahrzeuge. Nach wie vor sind sie mit jener psychedelischen Tarnungsfolie beklebt, die Konturen verbergen soll. ,Erlkönige" heißen solche Fahrzeuge im Volksmund, bei BMW nennen die Mitarbeiter sie ,Piraten". Dass die Autos noch im Entwicklungsstadium sind, ist nicht zu übersehen. Einer der Piraten reckt noch ein Doppelendrohr in den Herbsttag, die beiden anderen posen schon mit der typischen M-Vierrohranlage. Auch die mächtigen Schürzen vorn und hinten wirken etwas improvisiert.

Hinten 80 Millimeter breiter
Eine Gruppe von Jugendlichen, die das Kloster besuchen, umlagert das Trio und zückt die Fotohandys. Dass sie hier etwas Starkes aufs Bild bekommen, sieht man trotz Tarnung deutlich: Durch ihre breiten Radhäuser wirken die kompakten Versuchswagen richtig bullig. Hinten sind die kleinen Coupés 80 Millimeter breiter als ein 135i, vorn ist das etwas geringere Breiten-Plus noch nicht beziffert. Die Radhäuser beherbergen 19-Zoll-Felgen, vorn mit 245/35er-Reifen bezogen, hinten sind Pneus der Größe 265/35 montiert.

Innenraum noch in Arbeit
Auch der Innenraum ist bei weitem noch nicht fertig: Uns empfängt das Interieur in der eher bescheidenen Grundausstattung des 135i Coupé, verbunden mit den Merkmalen eines Testfahrzeuges: Auf Luxus wie ein Navigationssystem oder eine Klimaautomatik wird gnadenlos verzichtet, dafür zeugen Bohrlöcher in der Armaturentafel davon, dass hier sonst Messgeräte montiert sind. Nur das dick belederte Lenkrad mit blauroten Kontrastnähten und das ,M" im Schaltschema auf dem Knauf verraten schon jetzt zukünftige Details.

Dreiliter-Biturbo mit 340 PS
Das Geräusch nach dem Starten kommt kernig und satt aus Richtung Auspuff, das Auto prollt aber nicht mit passantenerschreckenden Tönen, sondern mit einem kraftvollen Sound, der bei höheren Touren richtig wohlig klingt. Doch welcher Motor dient als Geräusch-Quelle? Wir hatten es bereits vor einiger Zeit vermutet, nun hat BMW-Pressesprecher Stefan Behr bestätigt: Als starkes Herz dient dem 1er M Coupé ein Dreiliter-Biturbo. Wie im Roadster Z4 sDrive35is soll er auch im M-Einser 340 PS leisten und ein Drehmoment von 450 Newtonmeter auf die Kurbelwelle prasseln lassen. Diese Werte können sich noch geringfügig ändern, da die Homologation noch nicht abgeschlossen ist.

Mächtiger Vortrieb beim Tritt auf Pedal
Der kompakte Bolide fährt sich so behände wie ein normal motorisierter Einser. Die direkte, leichtgängige Lenkung und die knackige Sechsgang-Handschaltung sind wir von BMW gewöhnt. Die manuelle Box wird übrigens das einzige für den 1er M verfügbare Getriebe bleiben. Wir fordern die Power mit einem Tritt auf Gaspedal ab und werden fast sofort mit einem brachialen Vortrieb belohnt. Die Biturbo-Maschine stellt ihr Drehmoment dank zweier hintereinander geschalteter Lader erfreulich früh bereit – beim erwähnten Z4 ist das Kraft-Maximum schon bei 1.500 Touren zur Stelle. Für den 1er M fehlt der genaue Wert noch. Auch der Sprintwert von null auf Tempo 100 wird noch nicht bekannt gegeben, nur angedeutet: ,Eine Fünf mit einer ganz niedrigen Zahl hinter dem Komma", so BMW-Sprecher Behr. Die Spitze wird bei 250 km/h abgeregelt, ob gegen Aufpreis eine Vmax-Anhebung zu haben ist, steht derzeit nicht fest.

Rasante Fahrmaschine
Der M-Einser stellt sich als das dar, was er laut BMW sein soll: eine Fahrmaschine. Entsprechend rasant und unglaublich agil können wir den etwa 1.500 Kilogramm schweren Münchner durch Kurven zirkeln. Das Fahrwerk stammt, ebenso wie die Bremsanlage, aus dem M3 und wurde für den 1er M modifiziert. Vom großen Bruder kommt auch das Sperrdifferenzial an der Hinterachse, das für eine hervorragende Kurvenführung sorgt. Trotz des überaus sportlichen Fahrverhaltens empfanden wir bei unserem ersten Ausflug die Abstimmung als nicht zu hart gefedert. Bis zur Markteinführung soll allerdings noch einiges an Feintuning erfolgen. Anders als beim M3 wird übrigens kein adaptives Fahrwerk angeboten.

Preis: Etwa 50.000 Euro
Zusammenfassend können wir feststellen: Es macht mächtig viel Spaß, den überaus agilen und bärenstarken Boliden zu fahren. Die Vorfreude auf die Serie darf weiterhin wachsen. Bis zur Markteinführung müssen wir uns allerdings weiter gedulden: Erst im Frühsommer 2011 kommt der knackige M auf den Markt. Bis dahin soll auch die Preisfrage geklärt sein. Laut BMW-M-Chef Dr. Kay Segler soll das Auto ,jung, pur und erreichbar" sein. Nach Auskunft von Stefan Behr wird der Wagen mehr als ein 135i Coupé (ab 40.100 Euro) und weniger als ein M3 (ab 66.400 Euro) kosten. Unsere Schätzung liegt bei 50.000 Euro. Gespannt sind wir auch darauf, wie die Fans den Wagen nennen werden. Wir tippen auf das historisch unkorrekte ,M1", da es sich viel besser aussprechen lässt als ,1er M Coupé".

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