Still und leise hat sich der Evalia in die Produktpalette von Nissan geschlichen – seit Juni 2011 ist der Serena-Nachfolger bei uns zu haben. Dabei braucht sich der Hochdachkombi gar nicht zu verstecken. Mit einem Einstiegspreis von unter 20.000 Euro bietet Nissan ein einfach gestricktes Fahrzeug für junge Familien an – und dann ist auch schon eine umfangreiche Serienausstattung mit an Bord. Um die Produktionskosten möglichst gering zu halten, haben die Ingenieure auf große Änderungen gegenüber der Evalia-Basis, dem NV200 aus der Nutzfahrzeugsparte, verzichtet. Wir haben uns den neuen Nissan mal genauer angesehen und sagen Ihnen, ob der Transporter-Klon zum Familienfreund geworden ist.

Optik eines Pkws
Äußerlich ist dem Evalia der Transporter-Look nicht mehr anzumerken. Im Gegensatz zum NV200 sind Stoßfänger, Türgriffe und Außenspiegel in Wagenfarbe lackiert. Den Kühlergrill haben die Nissan-Designer mit einer Chromspange verziert. Ein durchgehender schwarzer Lufteinlass im unteren Frontbereich lässt die 1,70 Meter schmale Karosserie des Nissan breiter wirken. Die beiden Hecktüren weichen einer Heckklappe. Im Interieur sind die Änderungen spärlicher ausgefallen. Das schlichte Cockpit des NV200 wurde mit silbernen Applikationen an der Mittelkonsole, dem Lenkrad und der Türverkleidung lediglich um eine Nuance aufgehübscht. Hartplastik und Kunststoff dominieren weiterhin den steril wirkenden Innenraum.

Wenig Platz für die Hinterbänkler
In der Grundversion verfügt der 4,40 Meter lange Evalia über fünf Sitzplätze. Für 800 Euro Aufpreis wird der Hochdachkombi um eine dritte Sitzreihe in Form von zwei Einzelsitzen erweitert. Während die zusätzlichen hinteren beiden Plätze aufgrund der geringen Beinfreiheit nur zu kurzen Strecken einladen, fällt das Platzangebot der mittleren Sitzreihe deutlich großzügiger aus. Hier wird es erst problematisch, wenn die Klapptische – die nach oben schwingen und an den Rückseiten der Frontsitze befestigt sind – zum Einsatz kommen sollen. Dann ist schon ein kleiner Spagat nötig. Der Evalia bekommt zwar neue Sitzbezüge, wirklich komfortabel ist das Gestühl allerdings nicht. Für die vorderen Plätze hätten wir uns zudem Armlehnen gewünscht, um etwas besseren Seitenhalt zu bekommen.

Bis zu 3.100 Liter Kofferraumvolumen
Sehr gut gefallen haben uns die beiden Schiebetüren, die den Fond-Passagieren den Einstieg erleichtern. Auch die Fahrzeughöhe von 1,85 Meter ist dabei von Vorteil. Etwas beschwerlicher ist der Zustieg zu den hinteren beiden Einzelsitzen. Punkten kann der Evalia durch seine Ladekapazität. Selbst wenn alle sieben Plätze zum Einsatz kommen, bleiben noch 900 Liter Kofferraumvolumen übrig. Werden beim Siebensitzer die beiden hinteren Sitze auf die Seite geklappt, passen bis zu 2.100 Liter in den Evalia. Mit einer zusätzlich gewickelten zweiten Reihe erhöht sich das Volumen sogar auf 2.900 Liter. Der Fünfsitzer fasst im Maximalzustand aufgrund der fehlenden dritten Reihe bis zu 3.100 Liter. Die niedrige Ladekante vereinfacht zudem das Beladen. Weder die zweite noch die dritte Sitzreihe lassen sich jedoch ganz entfernen.

Laufruhige Motoren
Motorenseitig bietet Nissan für den Evalia ein 1,5-Liter-Diesel-Aggregat mit 90 und 110 PS sowie einen 110 PS starken 1,6-Liter-Benziner an. Wir sind mit den beiden stärkeren Varianten gefahren. Sowohl der Selbstzünder als auch der Ottomotor sind absolut ausreichend im Stadtverkehr und überzeugen durch ihre Laufruhe. Geht es aber auf die Autobahn, kommen beide Triebwerke schnell an ihre Grenzen –160 km/h packt der Diesel, 165 km/h sind beim Benziner drin. Der große Diesel verbraucht laut Nissan im Durchschnitt 5,5 Liter auf 100 Kilometer. Wir sind auf unserer Testfahrt nicht aus dem Großstadtverkehr von München herausgekommen und staunen am Ende über einen Testverbrauch laut Bordcomputer von 6,6 Liter. Nissan gibt den Verbrauch innerorts mit 6,3 Liter nur knapp darunter an. Das größere Dieselaggregat bietet Nissan in Kombination mit einer leichtgängigen Sechsgang-Schaltung an, der kleine Bruder sowie der Benziner werden mit fünf nicht ganz so flüssig zu schaltenden Gängen ausgerüstet. Das Fahrwerk des Evalia ist hart abgestimmt, die Federung wenig kompromissbereit.

Umfangreiche Serienausstattung
Den Nissan Evalia gibt es ausschließlich in der "Premium"-Ausstattungsvariante. Und diese hat es in sich: Neben Alufelgen, Sitzheizung vorne, einem Regensensor, einem CD-Radio mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Keyless-Go, einer Klimaanlage, Nebelscheinwerfern und vielem mehr bekommt der Hochdachkombi bereits ab Werk auch noch eine Rückfahrkamera mit eingebaut – diese ist aufgrund der guten Übersichtlichkeit allerdings nicht wirklich nötig. Aufpreispflichtig sind lediglich die dritte Sitzreihe, eine Metallic-Lackierung für 350 Euro sowie das 700 Euro teure Nissan-Connect-System inklusive Navi und fünf Zoll großem Touchscreen. Gerade weil der Evalia aber für junge Familien mit einem kleinen Geldbeutel gedacht ist, wäre eine Abstufung mit weniger Ausstattung sinnvoll. Der Einstiegspreis von 19.480 Euro wird zwar angesichts des Serienumfangs wieder relativiert, Konkurrenzmodelle wie den Fiat Doblò oder den Citroën Berlingo gibt es allerdings schon ab 15.750 Euro beziehungsweise 16.990 Euro – dann aber eben mit wesentlich weniger Ausstattung und einer etwas schwächerer Motorisierung.

Wertung

    • ★★★★★★★☆☆☆

Der Nissan Evalia ist ein familienfreundliches Stadtauto, das sich auch für größere Transporte eignet. Den Japanern ist es aber nur bedingt gelungen, den NV200 in einen richtigen Pkw zu verwandeln. Während der Evalia äußerlich nichts mehr von einem Transporter erahnen lässt, ist den Designern im Interieur leider herzlich wenig eingefallen, um das einfache Transporter-Cockpit aufzuwerten. Dem geringen Platzangebot für die Insassen steht eine große Ladekapazität gegenüber, die sich durchaus sehen lassen kann. Auch die laufruhigen und sparsamen Motoren konnten uns überzeugen. Nicht ganz nachvollziehbar ist allerdings die umfangreiche Serienausstattung, die den Grundpreis des Evalia ordentlich in die Höhe treibt.

  • Antrieb
    80%  
    laufruhige Motoren
    Start-Stopp-Automatik fehlt
  • Fahrwerk
    75%  
    ESP serienmäßig
    harte Federung
  • Karosserie
    70%  
    große Ladekapazität
    geringes Platzangebot in der dritten Sitzreihe
  • Kosten
    70%  
    umfangreiche Serienausstattung
    preiswertes Einstiegsmodell fehlt

 

Preisliste


Evalia
Grundpreis: 19.480 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Seitenairbags vorn Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie
Klimaanlage Serie
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Bildschirmnavigation 700
CD-Radio Serie
MP3 800
Metalliclackierung 350
Leichtmetallfelgen Serie
Sitzhöheneinstellung Serie
Tempomat 700
Nebelscheinwerfer Serie
Optionale Einzelsitze für die dritte Sitzreihe 800
Sitzheizung vorne Serie
Regensensor Serie
Keyless-Go Serie
Rückfahrkamera Serie

 

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Otto-Reihenmotor 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 1.598 
Leistung in PS 110 
Leistung in kW 81 
bei U/min 4.400 
Drehmoment in Nm 153 
Antrieb Frontantrieb 
Gänge
Getriebe Schaltung 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.490 
Spurweite hinten in mm 1.510 
Radaufhängung vorn Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeine 
Radaufhängung hinten Starrachse mit Blattfedern 
Bremsen vorn Scheibenbremsen 
Bremsen hinten Trommelbremsen 
Wendekreis in m 10,6 
Räder, Reifen vorn 5,5J x 14, 175/70 R 
Räder, Reifen hinten 5,5J x 14, 175/70 R 
Lenkung servounterstützt 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.400 
Breite in mm 1.695 
Höhe in mm 1.850 
Radstand in mm 2.725 
Leergewicht in kg 1.400-1.448 
Zuladung in kg 532-580 
Kofferraumvolumen in Liter 900 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 3.100 
Anhängelast, gebremst in kg 1.100 
Dachlast in kg 100 
Tankinhalt in Liter 55 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 165 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 13,0 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 7,3 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 9,1 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 6,3 
CO2-Emission in g/km 169 
Schadstoffklasse Euro 5 
Fixkosten
Service-Intervalle 30.000 km oder 12 Monate 

 

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