Beinahe übermütig rangeln die Kleinen um die Krone: Wer wird die Nummer eins bei den 3,50-Meter-Autos? An vorderster Front der neue VW Up, der selbstbewusst mit seiner Herkunft prahlt: Er sei schon vom Namen her der geborene Wagen fürs Volk. Kaum weniger frisch ist der Kia Picanto. Dieser Korea-Knirps setzt dem Up eine flotte Optik und eine umfassende Sieben-Jahres-Garantie vor die Nase. Doch plötzlich blicken beide Streithähne auf die Front des Daihatsu Cuore. Fast hätte man einen der Klassiker im Segment vergessen: Aus dem Titel-Duell wird ein Dreikampf.
KAROSSERIE/INNENRAUM
Zum Stichwort ,vergessen" trägt Daihatsu selbst bei, denn ab 2013 zieht sich die japanische Marke vom deutschen Markt zurück. Reparatur und Service bleiben aber gesichert. Werfen wir zunächst einen Blick auf das Design unseres Vergleichstrios: Funktional-sachlich der VW Up, ohne unnötige optische Spielereien. Besonders in Weiß erinnert er stark an Produkte von Apple. Kia hingegen zaubert dem Picanto viel Dynamik ins Blech. Während das Heck gut gelungen ist, wirkt die Frontpartie eine Spur zu wuchtig. Solch ein Auftritt ist dem Daihatsu Cuore völlig fremd, hier sorgt das Zusammenspiel von schmaler Fahrzeugbreite mit großer Höhe für eine eigenständige Note.
Innere Größen
Der erste Eindruck trügt nicht: Mit 3,47 Meter ist der Daihatsu deutlich kürzer als der sieben Zentimeter längere VW, der Kia ist mit 3,59 Meter sogar zwölf Zentimeter üppiger als der Cuore geraten. Interessant ist der Blick auf die Breite: Hier spielt der Cuore mit nur 1,47 Meter den Schmalhans, während der Up mit 1,64 Meter prunkt. Dazwischen liegt der Picanto mit 1,59 Meter. Alles in allem prima Abmessungen für die Stadt, was besonders für den Daihatsu gilt. Nun könnte man meinen, dass der Japaner beim Innenraum geizt, doch weit gefehlt: Obwohl bereits seit 2007 auf dem Markt, ist sein Platzangebot noch heute bestechend gut, gerade im Fond. Der Cuore wird ausschließlich mit zusätzlichen hinteren Türen angeboten, welche zudem fast rechtwinklig öffnen. So gelangt man bequem auf die zweite Reihe. Der Clou: Sie ist längs verschiebbar, zudem können die Lehnen in der Neigung verstellt werden. Damit hat man die Wahl zwischen opulenter Beinfreiheit im Fond oder einem Plus beim Kofferraum. Je nach Position der Bank sind zwischen 160 und 215 Liter möglich, umgeklappt erweitert sich das Volumen auf 414 Liter. Vorne sitzen Fahrer und Beifahrer aber zu hoch, zwischen Tür und Arm bleibt zudem kaum Platz. Positiv: Das schmal bauende Armaturenbrett sorgt für eine gute Beinfreiheit des Co-Piloten. Leider kann die Kommandozentrale ihr Alter nicht verheimlichen, billiges und tristes Hartplastik überstrahlt die einfache Bedienung.
Sichtbar gespart
Im krassen Kontrast zum Cuore steht der VW Up: Er tritt als Einziger im Test mit drei Türen an, weil die Variante mit hinteren Zugängen mit Verzögerung auf den Markt kam. Daher fließt bei ihm die Zugänglichkeit zum Fond nicht in die Wertung ein. Nur soviel: Die hinteren Türen sind ein heißer Tipp, denn VW verzichtet beim Dreitürer auf Vordersitzlehnen, die in ihre Ausgangsposition zurückfahren. Spezielle Akzente setzt das hochwertig gemachte Cockpit der Topversion White Up. Chromdetails an den Lüftungsreglern schmeicheln den Fingern, die Bedienung wirft keine Fragen auf. Eine in Wagenfarbe lackierte Blende am Armaturenbrett erfreut die Augen und lenkt von dem nackten Blech an den Türen ab. Das kann man mögen, aber riecht es zu sehr nach Sparzwang wie etwa auch der unbeleuchtete Kofferraum, die fehlende Einstellmöglichkeit des Scheibenwischer-Intervalls oder eine Hutablage, die mangels Aufhängung nicht von selbst wieder nach unten klappt und dann die Heckscheibe verdeckt. Ein großer Tacho weckt Erinnerungen an den Käfer, obgleich seine Oberkante je nach Lenkradstellung vom Kranz verdeckt wird. Verzichten können hätte VW auf den Mini-Drehzahlmesser neben dem Tacho. Hier lohnt sich der Griff zum optional erhältlichen Navigationssystem, dessen Monitor einfach auf die Mittelkonsole gesteckt wird. Angezeigt werden dort nicht nur die Abstände der hinteren Einparkhilfe, sondern auch diverse Fahrzeugdaten wie Verbrauch, Drehzahl und Wassertemperatur. Wer es gemütlich mag, ordert eine Sitzheizung für die Vordersitze. Detail am Rande: Schon nach rund 10.000 Kilometern auf dem Tacho unseres Up war die Hintergrundbeleuchtung einiger Tasten ausgefallen. Bei der Möblierung der ersten Reihe setzt VW auf Sitze mit integrierten Kopfstützen, auch das eine Parallele zum Käfer. Sie überzeugen mit gutem Seitenhalt, sind aber im Lendenbereich unbequem. Generell bietet der Breiten-König Up vorne am meisten Platz, zu beiden Seiten bleibt genug Luft übrig. Bescheidener geht es im Fond zu: Passagiere über 1,80 Meter stoßen mit den Beinen an die Vorderlehnen. Punkte sammelt der kleine VW mit dem größten Kofferraum des Vergleichs, zwischen 251 und 951 Liter passen hinter die markante und weit nach oben öffnende Heckklappe in Glas-Optik. Als hilfreich erweist sich der variable Einlegeboden, der ab der Ausstattung Move Up serienmäßig dabei ist. Kritik gibt es für den billig wirkenden Öffner der Heckklappe. Die Hinterteile unseres Trios sind übrigens durchgehend sehr verschmutzungsanfällig, man holt sich leicht dreckige Finger.
Ansprechende Optik
Sehr sauber gemacht ist das Ambiente im Kia Picanto. Hier zeigt sich einmal mehr, wie stark die Koreaner inzwischen aufgeholt haben. Billig oder ärmlich wirkt hier nichts, ganz im Gegenteil: Zwar könnte der verwendete Kunststoff noch eine Spur hochwertiger sein, doch die Formgebung überzeugt sogar Skeptiker. Eine Zierleiste aus silbernem Plastik streckt sich über das ganze Armaturenbrett, die Bedienungselemente sind logisch angeordnet. Hinzu kommt ein Multifunktionslenkrad, was weder für Up noch Cuore erhältlich ist. Gut ist die große Ablage hinter dem Schalthebel. Da sich dort die USB/AUX-Anschlüsse befinden, findet hier ein MP3-Player seinen idealen Platz. Etwas unpraktisch ist die Betätigung der optionalen Sitzheizung zwischen den Vordersitzen. Sie können mit dem Mobiliar des VW nicht mithalten, es fehlt ihnen an Beinauflage und Seitenhalt, was sich bei längeren Strecken negativ bemerkbar macht. Der Picanto ist sowohl als Drei- und Fünftürer erhältlich, in unserem Test fährt der Kia mit fünf Türen vor. Im Fond finden dagegen auch groß gewachsene Menschen angemessenen Platz für die Beine. Zurückstecken müssen Picanto-Eigner beim Kofferraum, dort passen zwischen 200 und 870 Liter hinein. So geht der Punktsieg in diesem Kapitel an den VW, doch der Daihatsu zeigt knapp dahinter, welche Möglichkeiten noch drin wären.
MOTOR/GETRIEBE
Ein Liter aus drei Zylindern lautet das magische Maß unter den kurzen Hauben unseres Trios. Auch bei der Leistung liegen die drei Kleinen nicht weit auseinander: Der Picanto bringt es auf 69 PS, im Cuore arbeiten 70 PS und der Up prunkt mit 75 Pferdestärken. Ein totes Rennen also? Weit gefehlt, die Unterschiede könnten kaum größer sein. Mit kernigem Sound stürmt der Daihatsu vorwärts, will jedoch gedreht werden: Erst bei 3.600 Umdrehungen steht das maximale Drehmoment von 93 Newtonmeter bereit. Besonders in der Stadt wirkt der Cuore spritzig, denn er ist das Leichtgewicht im Vergleich. Gerade einmal 882 Kilogramm inklusive Fahrer müssen bewegt werden. Dem gegenüber stehen 920 (Kia) und 929 Kilogramm (VW). Bis zu einem Tempo von 100 km/h hält sich der Lärmpegel des Daihatsu im Rahmen, darüber sorgt der hohe Aufbau für zusätzliche Windgeräusche und erhöhte Seitenwindanfälligkeit. Wie seine Konkurrenten weist auch der Daihatsu ein manuelles Fünfgang-Getriebe auf. Der Griff zum langen Schaltknüppel macht wegen kurzer Wege und guter Anschlüsse im ersten Moment Spaß, doch auf Dauer erweist sich die Schaltung als hakelig und ungenau.
Ins Loch gefallen
Auch der Kia muss gedreht werden, erst bei 3.500 Touren stehen die maximalen 95 Newtonmeter an. Damit hätte man an sich kein Problem, da das Aggregat durch seine Laufruhe überzeugt. Der Haken befindet sich zwischen Fahrer und Beifahrer: nicht nur, dass es die Schaltung an Präzision vermissen lässt, besonders beim oft extrem störrischen Rückwärtsgang. Richtig gravierend ist die missratene Getriebeübersetzung. Nach jedem Hochschalten sackt die Drehzahl um knapp 1.000 Touren nach unten, der Picanto-Pilot muss erneut mühsam auf den Berg der Newtonmeter klettern. Das mindert nicht nur den Fahrspaß deutlich, es macht den Kia teilweise sogar zum Verkehrshindernis. Bei Autobahnsteigungen geht ihm aufgrund des zu langen fünften Gangs die Puste aus, im vierten Gang wird es unangenehm laut. So sitzt der kleine Koreaner zwischen den Stühlen und weckt beim Fahrer den Wunsch nach dem größeren 1,2-Liter-Benziner mit 85 PS.
Gelungene Kombination
Wie man es besser macht, demonstriert der VW Up: Er verhehlt nie, dass vorne nur drei Töpfe die Arbeit verrichten. Allerdings steht das maximale Drehmoment von 95 Newtonmeter in einem Bereich von 3.000 bis 4.300 Umdrehungen zur Verfügung. So lässt es sich im Up schaltfaul fahren, obwohl der Griff zum Schalthebel hier am meisten Spaß macht. Präzise rasten die Gänge auf kurzen Wegen ein. Meriten verdient sich der VW auch auf der Langstrecke: Selbst bei höherem Tempo kann er im Gegensatz zu seinen Konkurrenten noch spürbar zulegen und schont dabei die Gehörgänge. Mit einer Einschränkung: Oberhalb von 80 km/h entwickelt der Up eine Dröhnneigung. Dennoch: Auch dieser Punkt geht an den VW.
FAHRWERK/LENKUNG
Wie wichtig ist das Fahrwerk bei einem Kleinstwagen? Natürlich könnte man argumentieren, dass die relativ niedrigen PS-Zahlen kein Fahrwerk überfordern dürften. Nicht zu unterschätzen sind aber die relativ kurzen Radstände des Trios, durch die Passagiere kaum Abstand zu den Achsen haben. Hier führt der Blick in die Unterlagen zu einer Überraschung: Vorne liegt der Daihatsu mit 2,49 Meter, es folgen der VW mit 2,42 Meter und der Kia mit 2,38 Meter. Doch der japanische Knirps kann diesen Vorteil nur bedingt ausspielen. Seine Federung gelangt schnell an ihre Grenzen, bereits kleine Schlaglöcher und Ähnliches werden an die Insassen weitergereicht. Lob verdient die direkt ansprechende Lenkung des Cuore, welche den Wagen besonders in der Stadt angenehm macht. Mit einem Wendekreis von exakt neun Metern liegt der Daihatsu gut einen Meter unter VW und Kia. Ebenfalls gut: Endlich weist der hoch bauende Cuore serienmäßig ESP auf, Gleiches gilt auch für den Up. Minuspunkt für den Kia: Hier ist in der Basisversion kein Schleuderschutz inklusive. Unangenehm fällt beim Daihatsu das sehr weiche Bremspedal ohne klar definierten Druckpunkt auf. So bedarf die Dosierung einiger Übung.
Reserven vorhanden
Ausgewogen, aber mit einer straffen Note präsentiert sich die Federung des Picanto. Seine Lenkung vermittelt dagegen zu wenig Kontakt zur Straße und macht einen synthetischen Eindruck. Ganz anders die verbindliche Lenkung im Up, welche spontan den Befehlen des Fahrers folgt. Auch das Fahrwerk des VW zeigt, dass es noch locker Reserven für mehr Leistung hat. Daran wird in Wolfsburg übrigens schon gearbeitet: Ein Up GT mit 110 PS kommt voraussichtlich 2013. Unebenheiten sind im ,normalen" Up zwar durchaus wahrnehmbar, aber meistens nicht spürbar, weil sie in die dann leicht zitternde Karosserie geleitet werden. Unter dem Strich liegt erneut der VW vorne.
KOSTEN
Ein wichtiges Kapitel sind gerade im Kleinstwagen-Segment die Kosten. Mehr als in anderen Klassen wird hier auf jeden Cent geschaut. Blicken wir daher zunächst auf den Verbrauch. Die Hersteller unseres Trio geben Durchschnittswerte zwischen 4,4 (Kia) und 4,7 Liter (VW) an. In der Realität sieht das jedoch ganz anders aus: Am zurückhaltendsten ist der Up mit 5,9 Liter, dahinter folgt der Cuore mit 6,5 Liter. Das verwundert nicht, will der kleine Japaner doch fleißig gedreht werden. Den kräftigsten Zug aus der Pulle nimmt aber der Picanto: Durchschnittlich 7,3 Liter süffelt er pro 100 Kilometer, was auch eine Folge der sprunghaften Getriebeabstufung ist. Oftmals muss der Kia richtig getreten werden, um sich aus dem Loch herauszukämpfen.
Nackte Basis oder Luxus-Mini?
Boden gut macht der Picanto, wenn es um den Kaufpreis geht. Als mager ausgestatteter ,Attract" starten die Preise für den Fünftürer bei 9.390 Euro, 10.030 Euro werden für die bessere Ausstattung ,Vision" aufgerufen. Doch auch hier kostet ein ESP noch 450 Euro Aufpreis. Schon deshalb empfiehlt sich der Griff zur 12.390 Euro teuren Spirit-Version. Ob ESP, Berganfahrhilfe, ein Knieairbag, ein CD-Radio mit USB-Anschluss, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, eine Klimaanlage oder elektrische Fensterheber rundum: Hier ist alles drin, was das Leben angenehm macht. Für zusätzliche 760 Euro wandern zusätzlich eine Klimaautomatik, eine Sitzheizung vorne und auch ein Start-Stopp-System in den Picanto, macht unterm Strich 13.250 Euro. Wie fast schon zu erwarten, wird es beim VW-Händler teuer: Der Up mit 75 PS startet als Dreitürer in der Basisversion Take Up bei 10.450 Euro. Spritspartechnik kostet 400 Euro extra, hintere Türen samt Austellfenstern schlagen mit 475 Euro zu Buche. So sind wir schon bei 11.325 Euro. In unserem Vergleichstest ist die Topversion White Up am Start. Sie kostet als Dreitürer 14.300 Euro und bietet ein CD-Radio, eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber, aber auch das portable Navigationssystem von Navigon. Positiv: Für 590 Euro extra gibt es die in der Klasse einzigartige City-Notbremsfunktion, welche den Up im Notfall automatisch abbremst. So ausgerüstet, kratzt der Up an der 15.000-Euro-Marke. Dafür gibt schon einen gar nicht so spartanisch möblierten Polo.
Chance für Schnäppchenjäger
Spartanisch liefert uns das Stichwort für den Cuore. Ihn gibt es nur in einer Variante für 10.490 Euro, hintere Türen, Klimaanlage, ein CD-Radio und 14-Zoll-Leichtmetallfelgen inklusive. Das war es dann aber auch schon, darüber hinausgehende Extras sucht man vergebens. Cuore-Fans können aber im Angesicht des bevorstehenden Daihatsu-Rückzugs vom deutschen Markt ein gutes Schnäppchen machen. Händler verkaufen ihre Cuore-Lagerbestände zu günstigen Preisen, Klimaanlage und CD-Radio sind oft inklusive. Im Preiskapitel sammeln daher Daihatsu und Kia Punkte, der Picanto profitiert hier zusätzlich von seiner Sieben-Jahres-Garantie. Der VW ist hingegen teuer, gerade vor dem Hintergrund diverser spartanischer Lösungen im Innenraum.
KAROSSERIE/INNENRAUM
Zum Stichwort ,vergessen" trägt Daihatsu selbst bei, denn ab 2013 zieht sich die japanische Marke vom deutschen Markt zurück. Reparatur und Service bleiben aber gesichert. Werfen wir zunächst einen Blick auf das Design unseres Vergleichstrios: Funktional-sachlich der VW Up, ohne unnötige optische Spielereien. Besonders in Weiß erinnert er stark an Produkte von Apple. Kia hingegen zaubert dem Picanto viel Dynamik ins Blech. Während das Heck gut gelungen ist, wirkt die Frontpartie eine Spur zu wuchtig. Solch ein Auftritt ist dem Daihatsu Cuore völlig fremd, hier sorgt das Zusammenspiel von schmaler Fahrzeugbreite mit großer Höhe für eine eigenständige Note.
Innere Größen
Der erste Eindruck trügt nicht: Mit 3,47 Meter ist der Daihatsu deutlich kürzer als der sieben Zentimeter längere VW, der Kia ist mit 3,59 Meter sogar zwölf Zentimeter üppiger als der Cuore geraten. Interessant ist der Blick auf die Breite: Hier spielt der Cuore mit nur 1,47 Meter den Schmalhans, während der Up mit 1,64 Meter prunkt. Dazwischen liegt der Picanto mit 1,59 Meter. Alles in allem prima Abmessungen für die Stadt, was besonders für den Daihatsu gilt. Nun könnte man meinen, dass der Japaner beim Innenraum geizt, doch weit gefehlt: Obwohl bereits seit 2007 auf dem Markt, ist sein Platzangebot noch heute bestechend gut, gerade im Fond. Der Cuore wird ausschließlich mit zusätzlichen hinteren Türen angeboten, welche zudem fast rechtwinklig öffnen. So gelangt man bequem auf die zweite Reihe. Der Clou: Sie ist längs verschiebbar, zudem können die Lehnen in der Neigung verstellt werden. Damit hat man die Wahl zwischen opulenter Beinfreiheit im Fond oder einem Plus beim Kofferraum. Je nach Position der Bank sind zwischen 160 und 215 Liter möglich, umgeklappt erweitert sich das Volumen auf 414 Liter. Vorne sitzen Fahrer und Beifahrer aber zu hoch, zwischen Tür und Arm bleibt zudem kaum Platz. Positiv: Das schmal bauende Armaturenbrett sorgt für eine gute Beinfreiheit des Co-Piloten. Leider kann die Kommandozentrale ihr Alter nicht verheimlichen, billiges und tristes Hartplastik überstrahlt die einfache Bedienung.
Sichtbar gespart
Im krassen Kontrast zum Cuore steht der VW Up: Er tritt als Einziger im Test mit drei Türen an, weil die Variante mit hinteren Zugängen mit Verzögerung auf den Markt kam. Daher fließt bei ihm die Zugänglichkeit zum Fond nicht in die Wertung ein. Nur soviel: Die hinteren Türen sind ein heißer Tipp, denn VW verzichtet beim Dreitürer auf Vordersitzlehnen, die in ihre Ausgangsposition zurückfahren. Spezielle Akzente setzt das hochwertig gemachte Cockpit der Topversion White Up. Chromdetails an den Lüftungsreglern schmeicheln den Fingern, die Bedienung wirft keine Fragen auf. Eine in Wagenfarbe lackierte Blende am Armaturenbrett erfreut die Augen und lenkt von dem nackten Blech an den Türen ab. Das kann man mögen, aber riecht es zu sehr nach Sparzwang wie etwa auch der unbeleuchtete Kofferraum, die fehlende Einstellmöglichkeit des Scheibenwischer-Intervalls oder eine Hutablage, die mangels Aufhängung nicht von selbst wieder nach unten klappt und dann die Heckscheibe verdeckt. Ein großer Tacho weckt Erinnerungen an den Käfer, obgleich seine Oberkante je nach Lenkradstellung vom Kranz verdeckt wird. Verzichten können hätte VW auf den Mini-Drehzahlmesser neben dem Tacho. Hier lohnt sich der Griff zum optional erhältlichen Navigationssystem, dessen Monitor einfach auf die Mittelkonsole gesteckt wird. Angezeigt werden dort nicht nur die Abstände der hinteren Einparkhilfe, sondern auch diverse Fahrzeugdaten wie Verbrauch, Drehzahl und Wassertemperatur. Wer es gemütlich mag, ordert eine Sitzheizung für die Vordersitze. Detail am Rande: Schon nach rund 10.000 Kilometern auf dem Tacho unseres Up war die Hintergrundbeleuchtung einiger Tasten ausgefallen. Bei der Möblierung der ersten Reihe setzt VW auf Sitze mit integrierten Kopfstützen, auch das eine Parallele zum Käfer. Sie überzeugen mit gutem Seitenhalt, sind aber im Lendenbereich unbequem. Generell bietet der Breiten-König Up vorne am meisten Platz, zu beiden Seiten bleibt genug Luft übrig. Bescheidener geht es im Fond zu: Passagiere über 1,80 Meter stoßen mit den Beinen an die Vorderlehnen. Punkte sammelt der kleine VW mit dem größten Kofferraum des Vergleichs, zwischen 251 und 951 Liter passen hinter die markante und weit nach oben öffnende Heckklappe in Glas-Optik. Als hilfreich erweist sich der variable Einlegeboden, der ab der Ausstattung Move Up serienmäßig dabei ist. Kritik gibt es für den billig wirkenden Öffner der Heckklappe. Die Hinterteile unseres Trios sind übrigens durchgehend sehr verschmutzungsanfällig, man holt sich leicht dreckige Finger.
Ansprechende Optik
Sehr sauber gemacht ist das Ambiente im Kia Picanto. Hier zeigt sich einmal mehr, wie stark die Koreaner inzwischen aufgeholt haben. Billig oder ärmlich wirkt hier nichts, ganz im Gegenteil: Zwar könnte der verwendete Kunststoff noch eine Spur hochwertiger sein, doch die Formgebung überzeugt sogar Skeptiker. Eine Zierleiste aus silbernem Plastik streckt sich über das ganze Armaturenbrett, die Bedienungselemente sind logisch angeordnet. Hinzu kommt ein Multifunktionslenkrad, was weder für Up noch Cuore erhältlich ist. Gut ist die große Ablage hinter dem Schalthebel. Da sich dort die USB/AUX-Anschlüsse befinden, findet hier ein MP3-Player seinen idealen Platz. Etwas unpraktisch ist die Betätigung der optionalen Sitzheizung zwischen den Vordersitzen. Sie können mit dem Mobiliar des VW nicht mithalten, es fehlt ihnen an Beinauflage und Seitenhalt, was sich bei längeren Strecken negativ bemerkbar macht. Der Picanto ist sowohl als Drei- und Fünftürer erhältlich, in unserem Test fährt der Kia mit fünf Türen vor. Im Fond finden dagegen auch groß gewachsene Menschen angemessenen Platz für die Beine. Zurückstecken müssen Picanto-Eigner beim Kofferraum, dort passen zwischen 200 und 870 Liter hinein. So geht der Punktsieg in diesem Kapitel an den VW, doch der Daihatsu zeigt knapp dahinter, welche Möglichkeiten noch drin wären.
MOTOR/GETRIEBE
Ein Liter aus drei Zylindern lautet das magische Maß unter den kurzen Hauben unseres Trios. Auch bei der Leistung liegen die drei Kleinen nicht weit auseinander: Der Picanto bringt es auf 69 PS, im Cuore arbeiten 70 PS und der Up prunkt mit 75 Pferdestärken. Ein totes Rennen also? Weit gefehlt, die Unterschiede könnten kaum größer sein. Mit kernigem Sound stürmt der Daihatsu vorwärts, will jedoch gedreht werden: Erst bei 3.600 Umdrehungen steht das maximale Drehmoment von 93 Newtonmeter bereit. Besonders in der Stadt wirkt der Cuore spritzig, denn er ist das Leichtgewicht im Vergleich. Gerade einmal 882 Kilogramm inklusive Fahrer müssen bewegt werden. Dem gegenüber stehen 920 (Kia) und 929 Kilogramm (VW). Bis zu einem Tempo von 100 km/h hält sich der Lärmpegel des Daihatsu im Rahmen, darüber sorgt der hohe Aufbau für zusätzliche Windgeräusche und erhöhte Seitenwindanfälligkeit. Wie seine Konkurrenten weist auch der Daihatsu ein manuelles Fünfgang-Getriebe auf. Der Griff zum langen Schaltknüppel macht wegen kurzer Wege und guter Anschlüsse im ersten Moment Spaß, doch auf Dauer erweist sich die Schaltung als hakelig und ungenau.
Ins Loch gefallen
Auch der Kia muss gedreht werden, erst bei 3.500 Touren stehen die maximalen 95 Newtonmeter an. Damit hätte man an sich kein Problem, da das Aggregat durch seine Laufruhe überzeugt. Der Haken befindet sich zwischen Fahrer und Beifahrer: nicht nur, dass es die Schaltung an Präzision vermissen lässt, besonders beim oft extrem störrischen Rückwärtsgang. Richtig gravierend ist die missratene Getriebeübersetzung. Nach jedem Hochschalten sackt die Drehzahl um knapp 1.000 Touren nach unten, der Picanto-Pilot muss erneut mühsam auf den Berg der Newtonmeter klettern. Das mindert nicht nur den Fahrspaß deutlich, es macht den Kia teilweise sogar zum Verkehrshindernis. Bei Autobahnsteigungen geht ihm aufgrund des zu langen fünften Gangs die Puste aus, im vierten Gang wird es unangenehm laut. So sitzt der kleine Koreaner zwischen den Stühlen und weckt beim Fahrer den Wunsch nach dem größeren 1,2-Liter-Benziner mit 85 PS.
Gelungene Kombination
Wie man es besser macht, demonstriert der VW Up: Er verhehlt nie, dass vorne nur drei Töpfe die Arbeit verrichten. Allerdings steht das maximale Drehmoment von 95 Newtonmeter in einem Bereich von 3.000 bis 4.300 Umdrehungen zur Verfügung. So lässt es sich im Up schaltfaul fahren, obwohl der Griff zum Schalthebel hier am meisten Spaß macht. Präzise rasten die Gänge auf kurzen Wegen ein. Meriten verdient sich der VW auch auf der Langstrecke: Selbst bei höherem Tempo kann er im Gegensatz zu seinen Konkurrenten noch spürbar zulegen und schont dabei die Gehörgänge. Mit einer Einschränkung: Oberhalb von 80 km/h entwickelt der Up eine Dröhnneigung. Dennoch: Auch dieser Punkt geht an den VW.
FAHRWERK/LENKUNG
Wie wichtig ist das Fahrwerk bei einem Kleinstwagen? Natürlich könnte man argumentieren, dass die relativ niedrigen PS-Zahlen kein Fahrwerk überfordern dürften. Nicht zu unterschätzen sind aber die relativ kurzen Radstände des Trios, durch die Passagiere kaum Abstand zu den Achsen haben. Hier führt der Blick in die Unterlagen zu einer Überraschung: Vorne liegt der Daihatsu mit 2,49 Meter, es folgen der VW mit 2,42 Meter und der Kia mit 2,38 Meter. Doch der japanische Knirps kann diesen Vorteil nur bedingt ausspielen. Seine Federung gelangt schnell an ihre Grenzen, bereits kleine Schlaglöcher und Ähnliches werden an die Insassen weitergereicht. Lob verdient die direkt ansprechende Lenkung des Cuore, welche den Wagen besonders in der Stadt angenehm macht. Mit einem Wendekreis von exakt neun Metern liegt der Daihatsu gut einen Meter unter VW und Kia. Ebenfalls gut: Endlich weist der hoch bauende Cuore serienmäßig ESP auf, Gleiches gilt auch für den Up. Minuspunkt für den Kia: Hier ist in der Basisversion kein Schleuderschutz inklusive. Unangenehm fällt beim Daihatsu das sehr weiche Bremspedal ohne klar definierten Druckpunkt auf. So bedarf die Dosierung einiger Übung.
Reserven vorhanden
Ausgewogen, aber mit einer straffen Note präsentiert sich die Federung des Picanto. Seine Lenkung vermittelt dagegen zu wenig Kontakt zur Straße und macht einen synthetischen Eindruck. Ganz anders die verbindliche Lenkung im Up, welche spontan den Befehlen des Fahrers folgt. Auch das Fahrwerk des VW zeigt, dass es noch locker Reserven für mehr Leistung hat. Daran wird in Wolfsburg übrigens schon gearbeitet: Ein Up GT mit 110 PS kommt voraussichtlich 2013. Unebenheiten sind im ,normalen" Up zwar durchaus wahrnehmbar, aber meistens nicht spürbar, weil sie in die dann leicht zitternde Karosserie geleitet werden. Unter dem Strich liegt erneut der VW vorne.
KOSTEN
Ein wichtiges Kapitel sind gerade im Kleinstwagen-Segment die Kosten. Mehr als in anderen Klassen wird hier auf jeden Cent geschaut. Blicken wir daher zunächst auf den Verbrauch. Die Hersteller unseres Trio geben Durchschnittswerte zwischen 4,4 (Kia) und 4,7 Liter (VW) an. In der Realität sieht das jedoch ganz anders aus: Am zurückhaltendsten ist der Up mit 5,9 Liter, dahinter folgt der Cuore mit 6,5 Liter. Das verwundert nicht, will der kleine Japaner doch fleißig gedreht werden. Den kräftigsten Zug aus der Pulle nimmt aber der Picanto: Durchschnittlich 7,3 Liter süffelt er pro 100 Kilometer, was auch eine Folge der sprunghaften Getriebeabstufung ist. Oftmals muss der Kia richtig getreten werden, um sich aus dem Loch herauszukämpfen.
Nackte Basis oder Luxus-Mini?
Boden gut macht der Picanto, wenn es um den Kaufpreis geht. Als mager ausgestatteter ,Attract" starten die Preise für den Fünftürer bei 9.390 Euro, 10.030 Euro werden für die bessere Ausstattung ,Vision" aufgerufen. Doch auch hier kostet ein ESP noch 450 Euro Aufpreis. Schon deshalb empfiehlt sich der Griff zur 12.390 Euro teuren Spirit-Version. Ob ESP, Berganfahrhilfe, ein Knieairbag, ein CD-Radio mit USB-Anschluss, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, eine Klimaanlage oder elektrische Fensterheber rundum: Hier ist alles drin, was das Leben angenehm macht. Für zusätzliche 760 Euro wandern zusätzlich eine Klimaautomatik, eine Sitzheizung vorne und auch ein Start-Stopp-System in den Picanto, macht unterm Strich 13.250 Euro. Wie fast schon zu erwarten, wird es beim VW-Händler teuer: Der Up mit 75 PS startet als Dreitürer in der Basisversion Take Up bei 10.450 Euro. Spritspartechnik kostet 400 Euro extra, hintere Türen samt Austellfenstern schlagen mit 475 Euro zu Buche. So sind wir schon bei 11.325 Euro. In unserem Vergleichstest ist die Topversion White Up am Start. Sie kostet als Dreitürer 14.300 Euro und bietet ein CD-Radio, eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber, aber auch das portable Navigationssystem von Navigon. Positiv: Für 590 Euro extra gibt es die in der Klasse einzigartige City-Notbremsfunktion, welche den Up im Notfall automatisch abbremst. So ausgerüstet, kratzt der Up an der 15.000-Euro-Marke. Dafür gibt schon einen gar nicht so spartanisch möblierten Polo.
Chance für Schnäppchenjäger
Spartanisch liefert uns das Stichwort für den Cuore. Ihn gibt es nur in einer Variante für 10.490 Euro, hintere Türen, Klimaanlage, ein CD-Radio und 14-Zoll-Leichtmetallfelgen inklusive. Das war es dann aber auch schon, darüber hinausgehende Extras sucht man vergebens. Cuore-Fans können aber im Angesicht des bevorstehenden Daihatsu-Rückzugs vom deutschen Markt ein gutes Schnäppchen machen. Händler verkaufen ihre Cuore-Lagerbestände zu günstigen Preisen, Klimaanlage und CD-Radio sind oft inklusive. Im Preiskapitel sammeln daher Daihatsu und Kia Punkte, der Picanto profitiert hier zusätzlich von seiner Sieben-Jahres-Garantie. Der VW ist hingegen teuer, gerade vor dem Hintergrund diverser spartanischer Lösungen im Innenraum.