Update vom 25. September 2024: Es gibt tatsächlich Leser, die einen BMW 330i Security besitzen. So wie Marjan Nikolovski aus Graz in Österreich. Dank ihm haben wir erfahren, wie sich das Auto fährt. Bitte sehr, Marjan:

"Das Mehrgewicht beträgt absolut überschaubare 270 Kilogramm. Man würde also annehmen, er fährt sich wie ein 330i mit 4 Personen und etwas Gepäck. Doch dem ist nicht so. Das Fahrwerk ist, wie Sie es richtigerweise beschreiben, den Gegebenheiten angepasst. Er fährt sich sehr knackig, ohne merkbare Aufbaubewegungen. Erstaunlich präzise durch Kurven - trotz Runflats.

Sehr berechenbar mit einer feinen Balance (immer DSC OFF) - ein BMW der alten Schule eben. Sowohl der Übergang von Haft- in Gleitreibung (natürlich hecklastig), als auch umgekehrt, verläuft harmonisch, ohne große Unruhe. Im Nassen genauso, ein Genuss. Aber sehr empfindlich auf Seitenwind!"


Gepanzerte Limousinen. Da denkt man zuerst an die S-Klasse des Bundeskanzlers oder das Cadillac-"Beast" der US-Präsidenten. Bei BMW an die 7er-Reihe oder alles ab X5 aufwärts. Doch vor über 20 Jahren gab es tatsächlich ab Werk sogar einen gepanzerten 3er.

Wie wir darauf kommen? Eher aus Zufall. Im Rahmen des Fahrberichts des BMW 330Ci (E46) besorgten wir uns diverse Prospekte der E46-Baureihe, darunter auch die Preisliste der Limousine vom März 2003. Und dort steht nicht nur, dass der 330i damals 35.200 Euro kostete.

Security zum doppelten Preis

Sondern auch: "BMW 3er Security (Beschussklasse 4)" als 330i mit 231 PS. Preis: auf Anfrage. So viel sei verraten: Angeblich betrug er das Doppelte des regulären Modells, also rund 70.000 Euro. Und vor 21 Jahren war der Euro noch etwas mehr wert ...

BMW 330i Security (E46), Preisliste 3er Limousine März 2003
BMW

BMW 330i Security (E46), Preisliste 3er Limousine März 2003

Bereits im September 2001 hatte BMW die Limousine und den Touring gründlich überarbeitet. Der 330i Security stand im Frühjahr 2003 gemeinsam mit einem gepanzerten 7er auf dem Genfer Autosalon. Weitere Informationen finden sich 21 Jahre später nicht mehr, es gibt auch nur noch ein Foto (siehe unser Titelbild).

Das liegt natürlich größtenteils in der Natur der Sache, schließlich ist bei gepanzerten Fahrzeugen Diskretion oberstes Gebot. Schließlich sollen potenzielle Angreifer nicht sofort im Detail erfahren, dass das Fahrzeug gepanzert ist und welche Schutzmaßnahmen verbaut sind. 

Gepanzerte 5er seit dem E39

Gewisse Hinweise liefert aber der 2005 vorgestellte 5er Security der Baureihe E60, der ebenfalls nach B4 geschützt war. Schon zuvor gab es einen 540i Protection der Baureihe E39.

Bildergalerie: BMW 5er Security (E39 und E60)

Damals hieß es: "Mit der Einführung des 5er Security reagiert BMW auf zunehmende Gewalt und kriminelle Bedrohungen (wie beispielsweise "Carjacking" und Kidnapping) in Latein- und Südamerika, in Teilen Südostasiens und dem Nahen Osten sowie in einigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion.

Verbrechen dieser Art, die auf offener Straße und oft nach dem Zufallsprinzip begangen werden, zielen nicht unmittelbar auf das Leben der Insassen ab. Vielmehr haben es die Täter auf Wertgegenstände im Fahrzeug oder auf das Fahrzeug selbst abgesehen.

Genau deshalb bietet der BMW 5er Security Schutz gegen .44 Magnum-Revolvermunition und andere Faustfeuerwaffen und erfüllt die Anforderungen der ballistischen Schutzklasse B4. BMW-Sicherheitsfahrzeuge dieser Art werden sowohl von internationalen Unternehmen und Organisationen als auch im privaten Bereich eingesetzt.

Dickes Glas und Spezialfasern

Als Panzerungsmaterial werden im Karosseriebereich Hochleistungs-Faserverbundstoffe (Aramid, Polyethylen) sowie spezieller Stahl verwendet. Im Scheibenbereich ist ca. 21 Millimeter dickes Glas verbaut. Das Panzerglas ist mit einer Polycarbonatschicht versehen, um den Insassen zusätzlichen Splitterschutz zu geben.

BMW 5er Security (E60)
BMW

BMW 5er Security (E60)

Der BMW 5er Security wird parallel zum Serienmodell im BMW Werk Dingolfing produziert. Während der Fertigung werden zunächst die Vorarbeiten für die Schutzausstattung durchgeführt. Anschließend werden die Fahrzeuge an ein Spezialwerk in Toluca (Mexiko) zur Endmontage verschickt, in dem auch der BMW X5 Security endgefertigt wird. Die schrittweise Einarbeitung des Panzerungsmaterials während des Produktionsprozesses unterscheidet insbesondere BMW-Hochsicherheitsfahrzeuge von Modellen, die nicht ab Werk, sondern von Nachrüstern im Anschluss an die Produktion gepanzert werden.

BMW legt zudem nicht nur Wert auf die Panzerung an sich, sondern auch auf die
optimale Abstimmung und Anpassung des Fahrzeuges an das erhöhte Gewicht. Dies
wird erreicht durch umfangreiche Modifikationen an Fahrwerk, Bremsanlage und
Hinterachse."

Endmontage in Mexiko

Soweit also München. Auch der 330i Security wurde in Mexiko endmontiert, mehr als 200 bis 300 Stück pro Jahr sollen aber nicht gebaut worden sein. Mexiko als Standort war womöglich nicht zufällig gewählt, da dort seit jeher Banden- und Drogenkriminalität wütet. Auch nach Südafrika sind angeblich einige Fahrzeuge gelangt.

Bildergalerie: BMW 733 (E23) High Security

Denkbar ist aber auch ein Einsatz bei bedrohten Juristen in Europa, die möglichst unauffällig unterwegs sein wollten. Fest steht: Der große 3,0-Liter-Reihensechszylinder des 330i wurde gezielt gewählt, um das Mehrgewicht zu kompensieren. Schließlich möchte man nach einem Angriff schnell das Weite suchen.  

Schon seit den späten 1970er-Jahren baut BMW spezielle Sicherheitsfahrzeuge beginnend mit dem 733i der Baureihe E23. Angeblich gab Franz-Josef Strauß die Anregung zu einer Zeit, als der RAF-Terrorismus Manager und Politiker ins Visier nahm. Unterschieden wird zwischen "Security" (leichte Panzerung) und "High Security" (starke Panzerung).