Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik "Kennen Sie den noch?" studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer neuen Reihe "Klassiker der Zukunft?" vorstellen.

Unser heutiger Kandidat ist fraglos ein Oldtimer, wenn man nach den Kriterien für das H-Kennzeichen geht: In diesem Jahr feiert die zweite Generation des VW Scirocco ihren 40. Geburtstag. Schon 40? Zu präsent war er bis weit in die 1990er-Jahre hinein und wirklich alt wirkt das Design nicht.

Dabei war die Optik nicht unumstritten, zudem war der Scirocco II zunächst deutlich teurer als sein Vorgänger. Die Folge: Der Absatz brach um ein Viertel ein. Das rundliche Heck mit Anklängen beim Porsche 924 war vom Marketing diktiert worden. Mehr Platz und eine verbesserte Aerodynamik lauteten die Forderungen Anfang 1976, als man sich erste Gedanken zum Projekt EA 491 machte.

Obgleich Giugiaro (der Schöpfer des Ur-Scirocco) eigene Entwürfe vorlegte, setzte sich 1977 ein hauseigenes Design durch. Nach Studien im Windkanal wurde der zweite Scirocco rundlicher und bekam ein hoch angesetztes "Kamm-Heck" samt Heckspoiler. 

Auch der Scirocco der zweiten Generation basierte auf der technischen Plattform des Golf I; wie sein Vorgänger wurde er zudem wieder bei Karmann produziert. Der insgesamt weicher gezeichnete Scirocco II hatte in der Länge von 3,86 auf 4,05 Meter zugelegt und bot als Folge auch mehr Platz für Personen und Gepäck. Hinzu kam eine weiter optimierte Aerodynamik (cw-Wert = 0,38) und eine noch sparsamere Antriebstechnik.

Im Mai 1981 stand der Neue in den Verkaufsräumen der VW-Händler. Und zwar mit 60 PS (1,3 Liter), 70 PS (1,5 Liter), 85 PS (1,6 Liter) und 110 PS (als GTI und GLI). Die Werbung knüpfte an Slogans für den ersten Scirocco an: "Wäre er nur schön, wäre er nicht von uns" oder "Gestatten Sie, dass wir auch in Gegenwart eines so aufregenden Autos übers Sparen reden", hieß es in zwei Kampagnen zur Markteinführung.

Einstiegsmotor war wie erwähnt zunächst ein 1,3-Liter-Benziner mit 60 PS, Scirocco-Kunden konnten also das Gleiche unter der Haube haben wie ein Polo-Fahrer. Doch schon 1982 verschwand der schmalbrüstige Motor wieder, ebenso sein 1,5-Liter-Kollege mit 70 PS. Parallel zur Einführung des Golf II kamen 1983 neue Aggregate in den Scirocco: 75 (später 72) PS aus 1,6 Liter Hubraum sowie ein 1,8 Liter mit 90 respektive 95 PS.

Im Juli 1985 erschien der stärkste Serien-Scirocco seiner Zeit: Der 208 km/h schnelle GTI/GTX mit einem 1,8 Liter großen Vierventil-Motor und Bosch-KA-Jetronic. Mit hinteren Scheibenbremsen, verstärkten Querlenkern und Antriebswellen sowie größerem Heckspoiler hatte Volkswagen den in 8,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h stürmenden Wirbelwind an die höhere Leistung angepasst.

In Verbindung mit dem zu dieser Zeit noch nicht obligatorischen Dreiwege-Katalysator leistete das auch im Golf eingesetzte Aggregat 129 PS; ohne den Abgasreiniger wurden sogar 139 PS frei. "Ventile wie ein Weltmeister", titelte die Werbung für den bis 1990 gebauten Scirocco mit dem prestigeträchtigen roten 16V-Emblem im Grill.

Zwischen 1983 bis 1987 brachte Volkswagen in kurzer Reihenfolge eine Serie von Sondermodellen auf den Markt. Es begann mit dem GTS, dem der GTX folgte. Dieser trug erstmals eine am hinteren Dachende montierte Antenne zur Schau. Die nur in „Alpin-Weiß" erhältliche Sonderedition "White Cat" des Jahres 1985 schoss optisch den Vogel ab.

Der Scirocco "Tropic" von 1986 gab sich dagegen betont bunt: Außen in den Farben "Madisontürkis" oder "Kiwibraun", innen mit „Oliv/Türkis" gestreiften Sitzbezügen. Der im gleichen Jahr lancierte "Scala" bot als spezielle Attraktion einen in Wagenfarbe lackierten Rundum-Spoilersatz.

Ab 1989 kamen im Scirocco zwei Motoren mit 1,6 Litern (72 PS und ungeregeltem Kat) und 1,8 Litern Hubraum (95 PS, Einspritzung samt geregeltem Kat) zum Einsatz. Die letzte gebaute Version, der "GT II 16V", war mit Stahlschiebedach, Colorverglasung, Servolenkung und höhenverstellbaren Sportsitzen üppig ausstaffiert.

Im letzten Modelljahr kamen noch Dreipunktgurte für die Rückbank und seitliche Zusatzblinker hinzu. Doch die Tage der zweiten Scirocco-Generation waren gezählt – am 7. September 1992 verließ das letzte von 291.497 gebauten Exemplaren die Werkshallen.

Bildergalerie: VW Scirocco II (1981-1992)