Am Bau geht es handfest zu. Es ist ein harter Job, der einiges verlangt. Häufig sieht man dort den 2014 vorgestellten Mercedes Arocs, gerne auch als Kipper. Jetzt hat die Nutzfahrzeugsparte von Daimler den Arocs überarbeitet. Neu sind üppige Assistenzsysteme und zudem ein komplett digitales Cockpit.

Der Mercedes Arocs profitiert nun von der erweiterten Tempomat- und Getriebesteuerung "Predictive Powertrain Control". Damit ist PPC auch im Überlandverkehr einsetzbar und ermöglicht gerade dem Arocs, der häufig auf Landstraßen unterwegs ist, große Fortschritte bei der Verbrauchsreduzierung.

Die neue PPC-Generation nutzt neben einem GPS-Ortungssystem digitale Straßenkarten, die Daten über Topografie, Kurvenverläufe, geometrische Beschaffenheit von Kreuzungen und Kreisverkehren sowie Verkehrszeichen enthalten. So ist der Arocs in der Lage, nicht nur in Gefällen und an Steigungen, sondern auch auf kurvigen Straßen zwischen Städten und Ortschaften, immer den für den Verbrauch passenden Gang und die passende Geschwindigkeit zu wählen.

PPC ist jetzt auch für Schwerlasttransporter bis 120 Tonnen, Allradfahrzeuge und Fahrzeuge mit Hydraulic Auxiliary Drive (HAD) oder Turbo-Retarder-Kupplung (TRK) verfügbar – mit Ausnahme der Betonmischer. In Kombination mit der MirrorCam fällt die Verbrauchsersparnis aufgrund der optimierten Aerodynamik der stromlinienförmigen Kameragehäuse seitlich am Dachrahmen der Kabine noch besser aus.

Sie ersetzt dann die herkömmlichen Haupt- und Weitwinkelspiegel im neuen Arocs. Das optional erhältliche System besteht aus zwei nach hinten gerichteten Kameras, deren Bilder auf zwei 15 Zoll großen Displays an der A-Säule im Fahrerhaus angezeigt werden.

Der Arocs ist der erste Baustellen-Lkw, der mit diesem System verfügbar ist. Es soll den Fahrern im Bauzulieferverkehr mit seinen zahlreichen Abladestellen die Arbeit auf und abseits befestigter Wege erleichtern.

Der Wegfall der Spiegel erlaubt zum einen eine deutlich verbesserte Rundumsicht. Der Fahrer hat selbst schräg vor den Lkw eine sehr gute Sicht, die sonst von den Spiegelgehäusen verdeckt würde. Zum anderen ist es nicht möglich, dass der Fahrer die Spiegel falsch einstellt. Denn die Kamera sieht aus jeder Perspektive das gleiche vollständige Bild.

Zusätzlich arbeitet die MirrorCam Hand in Hand mit dem Mercedes-Benz Abbiege-Assistent. Das Assistenzsystem kann dazu beitragen, Unfälle beim Rechtsabbiegen auf der Beifahrerseite zu vermeiden, indem es den Fahrer optisch und akustisch vor einer Kollision warnen kann. Der Abbiege-Assistent im neuen Mercedes-Benz Arocs ist in der Lage, Hindernisse rechts vom Fahrzeug über die gesamte Zuglänge zu erkennen und davor zu warnen. Dazu berechnet es die Schleppkurve des Trailers.

Ab Juni 2021 wird ein weiteres Sicherheitsassistenzsystem für zahlreiche Arocs-Baumuster verfügbar sein: der Active Sideguard Assist. Das neue System kann den Fahrer nicht mehr nur vor auf der Beifahrerseite befindlichen und sich bewegenden Radfahrern oder Fußgängern warnen, so wie es der Abbiege-Assistent tut, sondern bis zu einer eigenen Abbiegegeschwindigkeit von 20 km/h auch eine automatisierte Bremsung bis zum Stillstand des Fahrzeugs einleiten, wenn der Fahrer nicht auf die Warntöne reagiert.

Der ASGA kann über den Lenkwinkel die Notwendigkeit dieses Bremseingriffs erkennen und im Idealfall eine mögliche Kollision verhindern. Mercedes-Benz Trucks ist damit der erste Lkw-Hersteller weltweit, der ein solches System mit aktiver Bremsfunktion vorstellt und dazu beitragen möchte, dass die Zahl der mit schweren Verletzungen oder sogar tödlich endenden Rechtsabbiegeunfälle nochmals sinkt.

Einen Beitrag für noch mehr Sicherheit soll auch die inzwischen fünfte Generation des Active Brake Assist (ABA) leisten. Das System kann dank der Kombination von Radar- und Kamerasystem im Geschwindigkeitsbereich bis 50 km/h noch besser auf Personen reagieren. ABA 5 kann den Fahrer unterstützen, einen Auffahrunfall zu vermeiden. Im Bedarfsfall kann das Sicherheitssystem eine automatisierte Vollbremsung innerhalb der Systemgrenzen bis zum Stillstand einleiten.

Das neue digitale "Multimedia Cockpit" gibt es im Arocs in zwei Ausführungen und beinhaltet immer ein Radio-Infotainmentsystem. Das optionale Multimedia Cockpit Interactive hat ein 12-Zoll-Kombiinstrument statt eines 10-Zoll-Display. Ferner verfügt es über zwei wählbare Anzeigendesigns, eine truckspezifische Navigation, Remote Online sowie die Verkehrszeichenerkennung.

So ist es beispielsweise nicht mehr nötig, das Kombiinstrument zu zerlegen, um vom Aufbauhersteller gewünschte Symbole darstellen zu können. Die Symbole lassen sich beim Servicepartner ganz einfach über eine sogenannte XENTRY-Diagnose aus einer Fahrzeugbibliothek konfigurieren.

Bis zu fünf virtuelle Schalter sind nach Wunsch für das primäre Display des Multimedia Cockpits wählbar. Die Schalter mit integrierter Kontrollleuchte zeigen dann jeweils den Status an, in dem sich der Aufbau befindet – beispielsweise, ob Aufbauscheinwerfer eingeschaltet oder Kranstützfüße ausgefahren sind.

Über das Multimedia Touch Display erhält der Fahrer zudem Informationen zu Reifendruck und Achslast. Außerdem ist die digitale Anzeige in der Lage, Bilder von bis zu vier Kameras darzustellen. Damit lässt sich der Aktionsradius des Fahrzeugs überwachen.

Darüber hinaus befindet sich unmittelbar unter dem Sekundärbildschirm ein Bedienfeld mit klassischen Schaltern. Sollte die Anzahl der hier vorhandenen Steckplätze nicht ausreichen, so ist als Sonderausstattung ein zusätzliches Bedienfeld im Cupholder bestellbar. Beide Displays lassen sich auch mit Touch Control Buttons – auch Finger-Navigations-Pads genannt – im neuen Multifunktionslenkrad steuern.

Die Motorenpalette im Mercedes Arocs bietet Leistungen von 175 kW (238 PS) bis 460 kW (625 PS). Eine enorme Arbeitserleichterung bedeutet der zuschaltbare hydraulische Vorderradantrieb Hydraulic Auxiliary Drive (HAD) für all jene Fahrzeuge, die vorwiegend auf der Straße unterwegs sind, aber gelegentlich einen Ausflug in schwieriges Gelände wie Baustellen und Steinbrüche unternehmen müssen.

HAD arbeitet bis zu einem Tempo von bis zu 30 km/h und erzeugt das nötige Maß an zusätzlicher Traktion, um beispielsweise auch auf rutschigen Wegen anspruchsvolle Steigungen zu bewältigen. Pro Rad stehen bis zu 40 kW zusätzliche Antriebsleistung zur Verfügung. Gegenüber einem permanenten Allradantrieb kann das Kosten-, Gewichts- und Verbrauchsvorteile haben.

"HAD eignet sich für uns, weil wir meist nur kurz maximale Traktion benötigen. Das System bringt uns rund 500 Kilogramm mehr Nutzlast pro Fuhre", sagt die selbstfahrende Unternehmerin Doreen Trabert. Gegenüber einem zuschaltbaren Allrad beträgt der Vorteil immer noch 350 Kilogramm.

Eine sprichwörtlich wegweisende Spezialität für harte Einsatze ist die Turbo-Retarder-Kupplung (TRK). Als Kombination aus hydraulischer Anfahrkupplung und Retarder in einer gemeinsamen Komponente ermöglicht sie auch unter hoher Last feinfühliges Anfahren und Rangieren selbst bei niedrigsten Geschwindigkeiten. Als Primärretarder entwickelt sie eine Bremsleistung von 350 kW (476 PS). Gemeinsam mit der bis zu 475 kW (646 PS) starken High Performance Engine Brake sorgt die TRK für hohe Leistungsfähigkeit.

Das Arocs-Programm umfasst Radformeln von 4x2 und 4x4 über die Dreiachser in 6x2, 6x4 bis 6x6. Die Vierachser sind als 8x2 mit Nachlaufachse lieferbar, als 8x4, 8x4 mit Nachlaufachse, als 8x6 und 8x8. Im Angebot befinden sich Stahl- und Luftfederung, Rahmen für den überwiegenden Straßen- oder Offroad-Einsatz, zahlreiche Radstände, Fahrerhäuser für Tagestouren und den Fernverkehr und drei Allradsysteme.

Schwerlastzugmaschine und Sonderfahrzeuge runden das Angebot ab. Vorkonfektionierte Spezialisten erleichtern dem Kunden die Auswahl. Der Arocs Loader ist als zweiachsige Sattelzugmaschine oder als Betonmischer-Fahrgestell konsequent auf niedriges Eigengewicht und hohe Nutzlast ausgelegt.

Der Arocs Grounder wiederum ist ein extrem robustes Fahrzeug für besonders herausfordernde Einsätze. Die Zugmaschinen der SLT-Baureihe mit drei, vier und sogar fünf Achsen wiederum bewähren sich bei Schwerlast- und Großraumtransporten bis 250 Tonnen Gesamtzuggewicht.

Die Konstrukteure ließen dem Arocs noch weiteren Feinschliff angedeihen. So ist jetzt für alle Vierachser eine stehende Abgasanlage ab Werk verfügbar. Mit ihr entsteht seitlich am Rahmen zusätzlicher Bauraum für An- und Aufbauten wie zusätzliche Kraftstofftanks oder Staukästen. Weiterer Vorteil dieser Lösung im Vergleich zur bisherigen seitlichen Abgasanlage, bei der lediglich das Abgasrohr steht, ist das verringerte Gewicht.

Bildergalerie: Mercedes-Benz Arocs (2021)