Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Stellen Sie sich drei Brüder vor, zwischen denen jeweils rund fünf Jahre liegen. Der erste von Ihnen hat als Erstgeborener eine besondere Stellung, während der zweite durch Sportlichkeit glänzt. Und dann ist da noch der dritte Bruder. Nicht besonders gut aussehend, aber auch nicht hässlich. Durchschnittlich in vielen Belangen, doch tüchtig. Und trotzdem kosmopolitisch. So in etwa könnte man den Opel Ascona C beschreiben.

Während sein Vorgänger einen gewissen Walter Röhrl zum Rallye-Weltmeister machte, ist für viele der letzte Ascona ein Auto ohne Gesicht. Massenware mit Frontantrieb ohne jeglichen Pfiff. So piefig wie sein Name, der ältere Herren mit Hut und Urlaub im Harz suggeriert. 

Doch haltet inne! Die Geschichte des Opel Ascona C ist spannender als gedacht. Noch unter dem Eindruck der ersten Ölkrise im Jahr 1973 begannen bei Opel die Überlegungen für den Ascona der 1980er-Jahre. Mehr Platz und mehr Wirtschaftlichkeit lautete das Motto, zeitgleich spielte der Frontantrieb in der Autowelt eine immer größere Rolle.

Opel Ascona C

1979 zeigte der Kadett D die Vorteile des Konzeptes in Sachen Raumangebot, im September 1981 zog der Ascona C nach. Rund 4,30 Meter lang und gut eine Tonne schwer, dazu ganz neu ein Schrägheck neben dem altbewährten Stufenheck. Dort passten 510 Liter Gepäck in den Kofferraum, beim Schrägheck sogar bis zu 1.215 Liter unters Dach. Vielleicht war das der Grund, warum es den Ascona C nie als Kombi gab. Obwohl in England der Vauxhall Cavalier Estate existierte, ein Kombi auf Ascona-Basis, dessen Bauteile Holden in Australien lieferte.

Opel Ascona C

Das bringt uns zum wichtigsten Aspekt des Opel Ascona C: Er nutzte die sogenannte J-Car-Plattform von General Motors und hatte dadurch Verwandte rund um den Globus. In Nordamerika umfasste die J-Car-Familie die Modelle Chevrolet Cavalier, Buick Skyhawk, Oldsmobile Firenza, Pontiac J2000 und sogar den Cadillac Cimarron, die dort als Stufenheck-Limousinen, Kombis und Schrägheck-Coupés verkauft wurden. In Brasilien wurde der Ascona C als Chevrolet Monza auch in einer anderswo nicht erhältlichen dreitürigen Fastback-Version verkauft. In Australien erfuhr der Ascona Retuschen an der Karosserie und wurde als Holden Camira montiert. In Großbritannien hieß der Ascona C wie bereits erwähnt Vauxhall Cavalier (siehe Bild unten). In Japan lief eine eigene J-Car-Version als Isuzu Aska mit eigenen Motoren vom Band. Zudem wurde Mitte der 1990er-Jahre der von Daewoo produzierte, auf dem Ascona C basierende Espero auch in Deutschland verkauft.

Opel Ascona C

Aber zurück zum Opel Ascona C. Die Pressemappe von 1981 kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: "Er ist außen nicht größer geworden, aber bietet innen wesentlich mehr Platz; er ist dank konsequenter Leichtbauweise, ausgefeilter Aerodynamik und hochmoderner Triebwerke von beispielhafter Wirtschaftlichkeit." Sogar von "Spaß am Fahren" war die Rede! Mit den beiden 1,3-Liter-Benzinern (60 und 75 PS) vielleicht eher weniger, schon eher mit 75 und 90 PS aus 1,6 Liter Hubraum. Richtig flott ging es mit dem bis zu 115 PS starken 1,8-Liter-Einspritzer zur Sache, 1986 ersetzte ihn eine 2,0-Liter-Maschine mit bis zu 130 PS Leistung, Fünfgang-Sportgetriebe und 193 km/h Spitze. Wer lieber geruhsam sparen wollte, bekam ab März 1982 einen Saugdiesel mit 54 PS. 

Opel Ascona C

Etwas kurios muten aus heutiger Sicht die Ausstattungen an: Los ging es 1981 bei 14.250 DM für den zweitürigen Basis-Ascona "mit erheblich angereicherter Ausstattung", wie Opel betonte. Darüber rangierten "Luxus", "Berlina" und "SR". Letzterer kostete als Fließheck 19.355 DM. Ebenfalls für uns Leasingauto-Liebhaber des Jahres 2020 ungewohnt: Gleich aus acht Uni-Farbtönen konnte der Ascona-Kunde wählen. Zur Auswahl standen unter anderem "Jamaikagelb", "Gazellenbeige" und "Schilfgrün" (Optik Erbsensuppe).

Umso heftiger waren manche Aufpreise: 1.385 Mark für das Automatik-Getriebe, mindestens 353 Mark für ein Radio (Opel "Le Mans") und 145 Mark für den von innen verstellbaren Beifahrer-Außenspiegel. Statt einer Klimaanlage sorgte bei Bedarf das manuell betätigte Stahlschiebedach (637 DM) für frische Luft.

Opel Ascona C

Der damalige Opel-Chef Robert C. Stempel war jedenfalls von seinem Mittelklasse-Baby überzeugt: "Als eigenständiges Modell zwischen Kadett und Rekord spricht der Ascona eine Käuferschicht an, die das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden weiß."

Damit sollte er Recht behalten, exakt 1.721.647 Ascona C baute Opel von September 1981 und Oktober 1988, den Löwenanteil davon als viertürige Limousinen. Doch spätestens mit dem windschnittigen Kadett E ab 1984 wirkte der Ascona plötzlich noch biederer, was ihm sein erstes Facelift bescherte. Auffallend war nun die Blende zwischen den Rückleuchten. 1986 schließlich erfolgte die zweite Kosmetik-OP mit weißen Blinkern, Grill in Wagenfarbe und dunklen Rückleuchten, die Länge wuchs auf 4,36 Meter. Opel jubelte im Prospekt: "Der Ascona überzeugt. Denn unter seiner eleganten Karosserie mit der souverän sportlichen Linienführung steckt konstruktive Perfektion." Zwei Jahre später beerdigte Opel den Namen Ascona, es begann die Ära des Vectra. 

Opel Ascona C

Lediglich einen exotischen Ausreißer leistete sich der Ascona C: das Cabriolet. Als Basis hierfür diente die zweitürige Stufenhecklimousine. Die meisten Fahrzeuge bauten Hammond & Thiede bei der Karosseriefabrik Voll in Würzburg um. Fast 2.900 Stück wurden von Sommer 1983 bis Herbst 1988 produziert. In Deutschland konnte das Cabrio von Hammond & Thiede über jeden Opel-Händler bestellt werden. In Großbritannien wurde es unter der Bezeichnung Vauxhall Cavalier Convertible angeboten. Von einer anderen Ausführung, dem Keinath-C3-Cabriolet (Bild oben), wurden 434 Stück gebaut.

Bildergalerie: Opel Ascona C (1981-1988)