Den ungefähren Gegenwert eines neuen Audi RS 6 Avant in einen 37 Jahre alten Kompaktsportler zu investieren mag ein wenig exzentrisch klingen. Aber wer sind wir, dass wir über die Leidenschaft eines Mannes für seinen geliebten VW Golf 1 GTI urteilen?

Na gut, eigentlich sprechen wir hier über einen Rabbit GTI. Unter diesem Namen vermarktete Volkswagen die erste und fünfte Generation des Golf in den USA und Kanada. Aber das ändert natürlich nichts an dem unermesslichen handwerklichen und finanziellen Aufwand, den Derek Spratt in dieses Fahrzeug gesteckt hat. 

Bereits als 21-jähriger Student mit Wohnsitz im kanadischen Ontario kaufte Spratt seinen ersten Golf 1 GTI. Als einer der ersten im Land kam der Ingenieur in den Genuss eine Grand Touring Injection. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das Auto, welches Sie hier sehen. Irgendwann verkaufte er seinen originalen GTI, aber die Liebe zum Urvater aller Kompaktsportler verblasste nicht. Jahre später erwarb er ein weiteres Exemplar mit dem gleichen Baujahr 1983.

Was folgte, dürfte eine recht einmalige Geschichte sein, die mehr als 12.000 Arbeitsstunden und ein absurdes Investment von geschätzten 140.000 Dollar (derzeit knapp 129.000 Euro) beinhaltet. Derek Spratt hat sein Projekt in mehr als 180 Videos dokumentiert, die er in den sozialen Medien teilte. Jede noch so kleine Änderung an seinem Hot Hatch-Klassiker ist dort aufgeführt. 

Alle Optimierungen aufzuzählen würde hier definitiv den Rahmen sprengen, deshalb beschränken wir uns auf die wichtigsten Anpassungen:

Die 90-PS-Maschine, mit der nordamerikanische GTIs ursprünglich ausgeliefert wurden, fiel einem wesentlich stärkeren Saugmotor zum Opfer, den Spratt zusammen mit einem Motorenbauer individuell konstruierte. Das Aggregat liefert 220 PS mit Kat, ohne sind es 240 Pferde, was in etwa der Leistung entspricht, die der Golf 8 GTI erhalten wird. Gekoppelt ist der Motor an ein ebenfalls spezialangefertigtes Fünfgang-Schaltgetriebe mit einer Differenzialsperre von Quaife.

Auch die Karosserie wurde extensiv modifiziert. Motorhaube, Heckklappe und Stoßfänger sind aus Carbon, die Heckscheibe aus Lexan. Außerdem wurden neue LED-Scheinwerfer installiert.  Das Interieur sieht weitgehend original aus, verfügt aber über moderne Annehmlichkeiten wie elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare Sitze, einen Startknopf, digitale Instrumente oder ein 1.200-Watt-Soundsystem. 

Derek Spratt führte in der siebenjährigen Umbauphase unzählige weitere mechanische Änderungen durch. Dazu zählen ein einstellbares KW-Variante-3-Gewindefahrwerk, eine Quaife-Lenkung, ein neuer Auspuff und eine verbesserte Kühlung. Er ließ praktisch keine Schraube unangetastet. 

In der Rennstreckenkonfiguration wiegt der Rabbit GTI 816 Kilo und "lässt auf dem Track einen Porsche 718 Cayman S hinter sich", wie es der Erbauer formuliert. Aberwitzigerweise besitzt selbiger das Auto inzwischen gar nicht mehr. Nach der Fertigstellung im Jahr 2018 fuhr er den GTI noch eine Weile, ehe er ihn an ein junges Paar in Vancouver verkaufte, das wohl zumindest ähnlich GTI-fanatisch ist. Das Ganze "zu einem Bruchteil der Kosten des Umbaus". 

“Es war mir wichtig, den GTI an jemanden zu verkaufen, der es mir erlaubt, mit dem Auto in Verbindung zu bleiben", sagt Spratt. "Ich kann ihn noch fahren, wenn ich möchte. Ich bin glücklich, dass sie ihn haben und lieben. Und ich bin froh, dass ich ihn hin und wieder sehen kann."

Sein nächstes Projekt? Die Elektrifizierung eines VW Käfer von 1961.

Bildergalerie: Volkswagen Rabbit GTI (1983) von Derek Spratt