Das Tesla Model 3 soll 350 bis 500 Kilometer Reichweite bieten und umgerechnet rund 31.500 Euro kosten. Mit dem neuen Leaf stellt Nissan nun ein Elektroauto vor, das ähnliche Daten wie die Einstiegsversion aufweist – und die Präsentation kommt völlig ohne Bohei aus.

Das kompakte Elektroauto von Nissan sah bisher recht eigenwillig aus. Die neue Version verbessert sich hier deutlich, die Optik orientiert sich nun stark am Micra. Er ist jedoch deutlich größer als dieser: Bei gleichem Radstand wächst der Neuling um vier Zentimeter in die Länge und misst nun 4,48 Meter. Der Kofferraum des Leaf wächst von 370 auf beachtliche 435 Liter. Zum Vergleich: Der 20 Zentimeter längere Tesla Model 3 bietet etwa 425 Liter.

Der aktuelle Leaf wird seit 2010 verkauft. Zum Modelljahr 2016 bekam er eine neue 30-Kilowattstunden-Batterie, die für 250 Kilometer reichen soll. Damit lag der Elektro-Nissan jedoch gegenüber dem Renault Zoe zurück, der mit seiner 40-Kilowattstunden-Akku 400 Kilometer schafft. Nun erhält auch der Leaf 40-kWh-Akkus mit Lithium-Ionen-Technik. Die Reichweite im Fahrzyklus wird mit 378 Kilometer angegeben, liegt also etwas unter dem Wert des (40 Zentimeter kürzeren) Zoe und in der Nähe des Model-3-Einstiegsmodells.

Der Elektromotor ist jedoch deutlich stärker als bei Renault: Während der Zoe mit 92 PS (68 Kilowatt) Leistung und 220 Newtonmeter Drehmoment auskommen muss, bietet die E-Maschine des neuen Leaf stolze 110 Kilowatt (150 PS) und 320 Newtonmeter. Auch gegenüber dem alten Leaf mit 109 PS und 80 Kilowatt ist das ein deutliches Leistungsplus. Die Höchstgeschwindigkeit liegt jedoch unverändert bei 144 km/h, wogegen der Sprintwert (bisher 11,5 Sekunden) nicht genannt wird. Das Aufladen der Akkus dauert bei eier Ladeleistung von drei Kilowatt 16 Stunden, bei sechs Kilowatt die Hälfte dieser Zeit. Eine Besonderheit sind die V2G-Fähigkeiten (vehicle to grid): Das Auto kann elektrische Energie ins Netz zurückspeisen.

Neuer Model-3-Konkurrent?
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Zu den verfügbaren Assistenzsystemen gehören ein Spurverlassenswarner, ein Notbremssystem, ein Totwinkelassistent, ein Querverkehrswarner und ein Rundumsichtsystem. Äußerst interessant sind die neuen, teilautonomen Fahrfähigkeiten des Leaf: Dazu gehört das ProPilot-System, das vor einem Jahr im Japan-Van Serena eingeführt wurde und mittlerweile im Qashqai und X-Trail eingesetzt wird. Das System kann auf einspurigen Autobahnen selbstständig beschleunigen, bremsen und lenken. Es basiert auf einer Kamera, die andere Autos sowie die Fahrbahnmarkierungen erkennt.

Das zweite Element ist ProPilot Park, welches beim Einparken das Lenken, Gasgeben, Bremsen und die Gangwahl übernimmt. Die dritte Innovation ist das e-Pedal. Wenn dieser Modus aktiviert ist, kann der Fahrer ausschließlich mit dem Gaspedal fahren: Geht er vollständig vom Gas, bremst das Auto (regenerativ über die Elektromaschine und mechanisch über die Bremsscheiben) bis zum Stillstand. Das Auto wird automatisch festgehalten, bis der Fahrer wieder Gas gibt. Für Notbremsungen steht natürlich auch in diesem Modus das normale Bremspedal bereit.

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Die komplett neu gestaltete Kabine des Leaf fokussiert sich mit einem Armaturenbrett in Form eines gleitenden Flügels, wie sich Nissan ausdrückt, auf den Fahrer. Es soll eine gute Raumnutzung mit hoher Funktionalität paaren. Gleichzeitig soll die Innenraum-Architektur durch speziell ausgewählte Materialien ein entspanntes Ambiente und ein erstklassiges Qualitätsgefühl bieten. Als besonderes Symbol für Nissans Elektrofahrzeuge wurden in den Sitzen, in der Instrumententafel und am Lenkrad blaue Nähte eingearbeitet. Das 7-Zoll-Vollfarb-TFT-Display wurde für eine bessere Ablesbarkeit der wichtigsten Informationen neu gestaltet. Apple CarPlay und Android Auto sind nun ebenfalls integriert.

Weltweit ist der Leaf das meistverkaufte Elektrofahrzeug, seit 2010 wurden bereits 283.000 Stück verkauft. Doch in Deutschland tat sich der Nissan bisher schwer: Im Jahr 2016 wurden nur 1.121 Stück abgesetzt, im ersten Halbjahr 2017 waren es 521 Stück. Der neue Leaf kann ab Oktober 2017 bestellt werden, die Auslieferung beginnt im Januar 2018. Mit 31.950 Euro ist die neue Version nur rund 700 Euro teurer als die alte mit 30 kWh. Für Ende 2018 kündigt Nissan eine weitere Leaf-Version mit noch mehr Leistung und mehr Reichweite an – man darf also gespannt sein.

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