Vor einem Jahr präsentierte Mercedes auf dem Pariser Autosalon den GLC F-Cell. Auf der IAA (14. bis 24. September 2017) sind nun mehrere Vorserienmodelle des Autos zu sehen. Es handelt sich nicht um ein normales Brennstoffzellenauto, sondern um einen Plug-in-Hybrid, den man auch an der Steckdose aufladen kann.
Der Brennstoffzellen-Stack wurde im Rahmen eines Joint Venture gemeinsam mit Ford entwickelt. Er findet im Motorraum Platz. Im Fahrzeugboden sind zwei Gastanks untergebracht, die etwa 4,4 Kilo Wasserstoff mit einem Druck von 700 bar speichern. Das genügt für etwa 440 Kilometer. Der Tankvorgang dauert durch den hohen Druck nur drei Minuten – also nicht länger als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor.
Zu den 440 Kilometer Wasserstoff-Reichweite kommen noch 49 Kilometer rein elektrische Reichweite. Die Lithium-Ionen-Batterie im Heck speichert 13,8 Kilowattstunden (brutto). Über den 7,2-Kilowatt-Onboard-Lader kann er an der normalen Haushaltssteckdose, an einer Wallbox oder an einer öffentlichen Ladestation aufgeladen werden. Bei Ausnutzung der maximalen Ladeleistung dauert der Ladevorgang etwa 1,5 Stunden. Als Antrieb dient ein Elektromotor im Heck mit 147 Kilowatt (200 PS) und einem Drehmoment von 350 Newtonmeter.
Neben den normalen Fahrmodi, die das Verhalten des Autos beeinflussen, hat der F-Cell noch vier verschiedene Betriebsarten, mit denen der Fahrer das Zusammenspiel zwischen Brennstoffzelle und Akku steuern kann. Im Modus "Hybrid" wird die Brennstoffzelle im optimalen Wirkungsgradbereich betrieben, Leistungsspitzen deckt die Batterie ab. Bei "F-Cell" wird der Ladezustand der Batterien durch die Brennstoffzelle konstant gehalten, um die elektrische Reichweite aufzusparen.
Im Modus "Battery" fährt der Wagen allein mit Energie aus dem Akku – der ideale Modus für kurze Strecken. Im Modus "Charge" schließlich hat das Laden der Hochvoltbatterie Priorität, beispielsweise um die Batterie vor einem Wasserstofftankvorgang für die maximale Reichweite nachzuladen. Der Modus schafft zudem Reserven für Bergfahrten oder sehr dynamisches Fahren. In allen Betriebsmodi verfügt das System über eine Rekuperationsfunktion.
Wegen der Tanks hat der GLC F-Cell eine kleine Stufe im Kofferraum und eine leicht nach oben versetzte Rücksitzbank. Klimaautomatik mit Vorklimatisierung sowie beheizte Sitze und Spiegel zählen zum Standard. Bei Kälte wird das Fahrzeug die Abwärme der Brennstoffzelle nutzen. Das Serienfahrzeug wird an der Vorderachse mit Schraubenfedern und an der Hinterachse mit einer Ein-Kammer-Luftfederung mit automatischer Niveauregulierung ausgestattet. So erfolgt auch bei Beladung keine Änderung der Ein- und Ausfederwege.
Der F-Cell soll wie der normale GLC in Bremen gefertigt werden. Doch ein konkretes Datum für den Serienstart bleibt Mercedes schuldig. Ohnehin ergibt ein Wasserstoffauto derzeit noch nicht viel Sinn, da es an Tankstellen fehlt. Bis Ende 2018 soll das Netz auf immerhin 100 Stationen anwachsen – wovon wohl nur ein Teil 700-bar-Technik bieten wird. Bis 2023 soll ein Netz von ,bis zu 400" Wasserstofftankstellen entstehen.