Vom Audi 100 zum A6
Unser Rückblick auf die Historie des Audi 100 und A6 beginnt mit einer Machtprobe: Eigentlich hätte es den Audi 100 gar nicht geben dürfen, denn den Ingenieuren in Ingolstadt waren Neuentwicklungen streng verboten worden. So wollte es der allmächtige VW-Boss Heinrich Nordhoff. Doch das Team um Ludwig Kraus setzte sich darüber hinweg und schuf einen großen Wagen.
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1966 bekam Audi-Boss Rudolf Leidung Wind von der Sache und beorderte Nordhoff nach Ingolstadt. Ihm wurde der intern F104 genannte Wagen präsentiert, alle Beteiligten rechneten mit ihrer Entlassung. Doch Nordhoff war angetan von dem, was er dort sah: "Ein schöner Wagen, ein sehr schöner Wagen! Grünes Licht zum Bau dieses Wagens!" wird der VW-Chef zitiert. Sein Gefühl hatte Nordhoff nicht getrogen: Zwischen 1968 und 1976 liefen über 827.000 Audi 100 der ersten Generation vom Band.
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Schlicht, aber für damalige Verhältnisse edel: So präsentierte sich das Cockpit des ersten Audi 100. Die Lenkradschaltung war damals keine Seltenheit.
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Ende 1970 sorgte Audi mit dem 100 S Coupé für Aufsehen. Die Karosserie erinnerte an italienische Vorbilder, bis zu 115 PS unter der Haube wandten sich an den sportlichen Fahrer. Bis Sommer 1976 entstanden rund 30.000 Exemplare.
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Familienväter, die vom 100 Coupé träumten, aber praktischer veranlagt waren, griffen ab Ende 1971 zum Audi 100 GL mit 112 PS. Sportliche Merkmale waren die Doppelscheinwerfer, recht selten blieb der hier gezeigte Zweitürer mit Vinyldach.
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Kanten statt Rundungen: Die zweite Generation des Audi 100 folgte ab 1976 dem Zeitgeist der Siebziger. An der Gestaltung des Cockpits wirkte der damals bekannte Innenarchitekt Paolo Nestler mit. Er sorgte unter anderem für ein braunes Armaturenbrett auf Wunsch.
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Während die zweite Generation des Audi 100 optisch in Richtung maximale Sachlichkeit ging, befand sich das Highlight unter der Motorhaube. Dort hielten als Top-Aggregate Fünfzylinder Einzug. Das wurde selbstbewusst am Heck bekanntgegeben: eine 5 für den 100-PS-Benziner, 5S für 115 PS, 5E für 136 PS und auf Diesel-Seite der 5D (Bild). Seine 70 PS reichten immerhin für 150 km/h Spitze.
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Mit Blick auf das absehbare Ende des NSU Ro 80 überlegte sich Audi, ob der Wankelmotor zum Audi 100 passen könnte. Räumlich in jedem Fall, es entstand eine kleine Flotte von 20 Prototypen mit dem 170 PS starken KKM 871 unter der Haube. Mit ihnen tingelte Audi um die Welt, schließlich sollten die Lizenznehmer sehen, dass man in Ingolstadt respektive Neckarsulm den Wankel nicht aufgab. Kostengründe gaben schließlich den Ausschlag gegen eine Serienfertigung des Wankel-Audi.
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Heute schätzen viele den A6 Avant als schnellen und geräumigen Kombi. Doch der erste Avant, mit dem Audi ab 1977 die 100-Palette ergänzte, war mehr ein Fließheckmodell. In fünf Jahren entstanden nur gut 50.000 Audi 100 Avant.
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1979 schnupperte Audi erstmals in die automobile Oberliga hinein und zwar mit einer neuen Nummer: Der Audi 200 basierte auf dem 100, größter Unterschied waren die Doppelscheinwerfer. Im 200 5T kam ein Turbo-Fünfzylinder mit 170 PS zum Einsatz. Aber die noble Kundschaft störte sich an der zu starken Nähe zum spießigen 100. Daher blieb es bis 1982 bei nur 50.000 Exemplaren.
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1982 machte der Audi 100 einen großen Sprung nach vorne: Zum Hingucker wurde das extrem aerodynamische Design mit einem cW-Wert von nur 0,30. So verbrauchte das nur 1.080 Kilogramm schwere Basismodell mit 75 PS lediglich 7,4 Liter auf 100 Kilometer.
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Und noch ein Detail war beim Audi 100 besonders: Auf der Automobilaustellung IAA 1985 in Frankfurt zeigte man die Limousine mit vollverzinkter Karosserie. Damit wurde der C3, so die interne Bezeichnung, sehr immun gegen Rost. In neun Jahren baute Audi fast 1,1 Millionen Exemplare des 100 C3.
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Ehre, wem Ehre gebührt? Nicht ganz: Schon vor dem Audi 100 TDI hatte beispielsweise Fiat den Diesel-Direkteinspritzer in Serie gebracht. Aber erst Audi verhalf der Technik zum scheinbaren Nimbus des Allheilmittels. 120 PS, 265 Newtonmeter Drehmoment und 9,9 Sekunden auf Tempo 100 mögen uns heute nicht mehr beindrucken. Doch im Vergleich zu den recht trägen Dieseln Ende der 1980er-Jahre war der 100 TDI eine Rakete.
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Auch bei der zweiten Generation des 100 Avant ab 1983 mochte Audi nicht so recht vom Fließheck lassen. Allerdings war nun das Dach soweit gerade nach hinten gezogen, dass der Stauraum sehr großzügig ausfiel.
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Der Audi 100 aus dem Windkanal diente der Marke als Imageträger für den Quattro-Allradantrieb. Legendär wurde ein Werbespot, in dem der 100 aus eigener Kraft eine Skischanze herauffuhr. Das Stahlseil diente laut Audi nur zur Sicherung.
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Trotz des überschaubaren Erfolgs der ersten 200-Baureihe ließ Audi nicht locker und brachte 1983 einen neuen 200 auf den Markt. Wesentlicher Knackpunkt blieb aber immer noch die sehr offensichtliche Nähe zum Audi 100. Rund 94.000 Fahrzeuge in acht Jahren waren angesichts dessen keine so schlechte Bilanz.
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Der Audi 200 (C3) startete mit 138 PS, selbstverständlich aus einem Fünfzylinder. Prominentester Fahrer eines 200 war Professor Brinkmann in der "Schwarzwaldklinik", gespielt von Klaus-Jürgen Wussow. Zum Topmodell avancierte ab Modelljahr 1989 der Audi 200 quattro 20V mit satten 220 PS zum nicht minder satten Preis von 74.500 D-Mark.
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Noch weit nach seinem Produktionsende 1991 lebte der Audi 100 C3 in China weiter. Ab 1988 gab es dort den vom 100 abgeleiteten FAW Hongqi (Rote Fahne), zwischen 1989 und 2002 wurde aber auch der originale Audi 100 aus zerlegten CKD-Sätzen zusammengebaut.
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Den endgültigen Durchbruch auf Augenhöhe mit BMW und Mercedes schaffte ab 1991 die vierte Generation des Audi 100. Erstmals verzichtete die Marke auf einen Audi 200, stattdessen wurde der 100er mit bis zu 174 PS aus einem 2,8-Liter-V6 aufgerüstet.
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4,79 Meter war die Limousine des Audi 100 C4 lang, eine klare Differenz zum Audi 80 und VW Passat jener Tage. Auch bei den Motoren setzte sich der Audi 100 ab 1991 deutlich ab, los ging es erst bei 101 PS aus zwei Liter Hubraum.
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Auf der IAA 1991 stand der neue Audi 100 Avant im Mittelpunkt. Er war nun eindeutig als Kombi zu identifizieren. Parallel betrat aber mit dem BMW 5er Touring ein neuer Rivale die Bühne.
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Eine tiefgreifende Änderung bei Audis oberer Mittelklasse erfolgte 1994, nämlich die Umbenennung von 100 in A6. Zeitgleich gab es ein eher dezentes Facelift. Grund für das neue Schema aus zunächst A4, A6 und A8 war das ebenfalls 1994 stattfindende Debüt des ersten A8. Dessen Vorgänger hieß V8, doch nun gab es auch Sechszylinder, wodurch der Name unpassend wurde. Parallel half das neue A-Schema bei der Differenzierung der Baureihen, zumal ein A3 schon in der Entwicklung war.
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Beim ersten Audi A6 (alias 100) gab es noch keinen extremen RS 6, aber etwas, was in die Richtung wies: den S6 plus aus dem Jahr 1996. Ein 4,2-Liter-V8 mit 326 PS zog den Avant in 5,7 Sekunden auf Tempo 100.
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Selten hat sich Audi einen so großen Designsprung getraut wie beim ersten "richtigen" A6 von 1997. Obwohl genauso lang wie der Vorgänger, wirkte die intern C5 genannte Generation komplett anders.
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Federführender Designer beim Audi A6 (C5) war der heutige Kia-Chefstilist Peter Schreyer. Unter seiner Leitung bekam die A6 Limousine eine markante Heckpartie, die polarisierend wirkte. 20 Jahre nach dem Debüt des C5 wirkt die Linienführung aber noch immer modern.
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Mitte 2002 drehten die deutschen Premiumhersteller an der Leistungsschraube, mittendrin Audi. Das Ergebnis war dort der erste RS 6, den es anders als heute auch als Limousine gab. Der bei Cosworth in England gebaute 4,2-Liter-V8 leistete 450 PS.
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Mit dem ersten RS 6 Kombi begründete Audi eine Tradition, die bis heute anhält. Dank Allradantrieb raste der praktisch angehauchte RS 6 Avant in nur 4,7 Sekunden auf 100 km/h.
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Lange bevor sich Audi Gedanken um SUVs machte, entstand im Frühjahr 2000 der Allroad Quattro. Wohlgemerkt ohne den Zusatz A6, obwohl die Verwandtschaft nicht zu leugnen war. Ein schlagendes Argument für den Allroad war seine Höherlegung auf gut 21 Zentimeter.
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Ob es am Weggang von Peter Schreyer lag? Oder an dessem zeitlosen Design für den Audi A6 (C5)? Jedenfalls fiel der Generationenwechsel im Jahr 2004 zum C6 optisch kaum auf. Allerdings wurde der A6 deutlich länger (mindestens 4,91 Meter), neu war außerdem der große Grill im Silberpfeil-Stil der 1930er-Jahre.
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Wir wir bereits gesehen haben, hatte sich Audi schon relativ früh eine gute Position in China erarbeitet. Eigens für diesen Markt gab es vom Audi A6 (C6) auch eine um zehn Zentimeter gestreckte Langversion namens A6 L.
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Im Herbst 2008 wurde der Audi A6 überarbeitet. Deutlichstes Merkmal waren die nun horizontalen Rückleuchten mit LED-Technik.
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Ende 2010 präsentierte Audi die siebte Generation des A6 (die 100er-Modelle sind hier eingerechnet). Neu war die Umstellung auf die MLB-Plattform, das Kürzel steht für den "modularen Längsbaukasten".
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Im seitlichen Profil zeigt sich, dass Audi beim siebten A6 eher evolutionär vorgegangen war, etwa bei der Dachlinie. Noch am ehesten erkannte man das neue Modell an den Bügeltürgriffen statt der bisherigen Klappgriffe.
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Mittlerweile machte der Avant genannte Kombi den Löwenanteil an den A6-Verkäufen aus. Einstiegsmotor war seit 2014 der 2.0 TDI ultra mit 150 PS.
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Auch vom C7 gab es wieder eine Langversion für China, sie misst 5,02 Meter. Nur eine Studie blieb jedoch das Audi A6 L e-tron Concept von 2012. Die Limousine war als Parallelhybrid konzipiert. Sie kombinierte den 211 PS starken 2.0 TFSI mit einer E-Maschine. Im elektrischen Modus sollte der A6 L e-tron Concept bei konstant 60 km/h bis zu 80 Kilometer rein elektrisch zurücklegen können.
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Seit Jahren sponsort Audi die Fußballer des FC Bayern München. Stets hoch im Kurs steht bei Robert Lewandowski und Co. der Audi RS 6, den es inzwischen nur noch als Kombi gibt. Heißestes Eisen ist seit 2015 der RS 6 Performamce mit 605 PS.
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1994 sorgte Audi mit seinem ersten RS-Modell für Aufsehen: Einen eher kompakten Kombi mit satten 315 PS gab es bis zum RS 2 nicht. Hinzu kam eine kräftige Lackierung in "Nogaro-Blau". Als Hommage daran bringt Audi im Jahr 2018 den auf 150 Exemplare limitierten RS 6 Avant Performance Nogaro Edition heraus. Bezüglich der Leistung des speziellen Audi RS 6 Avant Performance bleibt es bei den werksseitigen 605 PS, in Kooperation mit Abt gibt es aber auch eine Leistungssteigerung: 705 PS, 880 Newtonmeter und 320 km/h lauten die Eckdaten.
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Auf dem Genfer Autosalon 2018 (8. bis 18. März 2018) debütiert die achte Generation des Audi A6 zunächst als Limousine. In den Abmessungen legt das 2018er-Modell nur wenig zu: 4,94 Meter Länge sind sieben Millimeter mehr als bislang, die Breite wächst um zwölf Millimeter auf jetzt 1,89 Meter, die Höhe bleibt mit 1,46 Meter so gut wie unverändert. Das Kofferraumvolumen der Limousine bleibt mit 530 Liter unverändert, dank eines verbreiterten Zugangs sollen nun zwei Golfbags quer hineinpassen. Los geht es im Juni 2018 mit dem 286 PS starken A6 50 TDI quattro als Einstieg, er kostet 58.050 Euro.
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