Der Golf R markiert die absolute Spitze des Golfsports. Im Rahmen der großen Faceliftwelle besserte Volkswagen auch beim Top-Sportler nach und verpasste ihm einige Änderungen. Wir durften lange vor der Weltpremiere bereits ein noch getarntes Vorserienmodell ausprobieren.

Der Golf R der achten Generation war ein Quantensprung bei den sportlichen Gölfen. Nicht nur mit seinen mehr als 300 PS, sondern auch mit seinem Allradantrieb mit Torque Vectoring setzte er neue Maßstäbe in Sachen Fahrdynamik. Volkswagen versucht sich nun an der Kunst, Gutes noch besser zu machen. Dabei basiert der neue Golf R auf der umfangreichen Modellpflege, die alle Gölfe in diesem Jahr ereilte.

Bildergalerie: VW Golf R (2024) Facelift Covered Drive

Unter der Tarnfolie lassen sich die neuen, deutlich geschärften Stoßfänger erahnen, die dem R ein neues Gesicht verleihen. Auch die Scheinwerfer sind neugestaltet und mittels Lichtspange optisch verbunden. In der Mitte prangt stolz das beleuchtete VW-Zeichen. Auch Schweller und Heckstoßfänger sind offensichtlich neu designt worden.

Viel Feinarbeit

Aber wir wollen ja fahren. Rund um den Lausitzring gibt es eine Menge schöner Landstraßen und auch eine offene Autobahn, also direkt Golf-R-Revier. Unser Exemplar hat die neue Akrapovic-Edelstahlauspuffanlage an Bord, die nun hörbar dumpfer klingt. Hier haben die Ingenieure viel Feinarbeit am Klangbild geleistet, denn lauter darf der Auspuff ja heutzutage nicht werden. Das gefällt schon mal. Genauso wie das nun deutlich früher vernehmliche Backfire im Schubbetrieb. Auch das in "Fachkreisen" ebenso beliebte wie gefürchtete "DSG-Gefurze" gibt es weiterhin. Geschmacksache...

Außerdem wurde viel am Mapping der Motorsoftware getan. Auffällig ist das sehr spontane Ansprechverhalten des Motors. Auch beim Gaswegnehmen reagiert der Antriebstrang absolut direkt und in Echtzeit. Hier nimmt man kleine Unannehmlichkeiten wie Mini-Rucke in Kauf, um das Triebwerk direkt an den Gasfuß anzubinden. Druck hat die Maschine genügend. Egal, in welchen Drehzahlbereich – das Ding marschiert ansatzlos. Mit glatten 333 PS hat der R nun 13 PS mehr als sein Vorgänger, und das serienmäßig, nicht nur als Sondermodell. In den Genuss dieser Leistungsspritze kommt übrigens erstmals auch das Kombimodell Variant.

Auch das DSG schaltet jetzt schneller und – wichtig für Trackdayfahrer – im manuellen Modus bei Erreichen des Begrenzers endlich nicht mehr von selbst hoch oder bei Kickdown automatisch herunter. Zudem versprach man uns im schärfsten Modus auch ein paar schöne Schaltrucke, die wir aber leider nicht spüren konnten. Das DSG schaltet schnell, sehr geschmeidig und komfortabel, aber der Power Impact beim Durchladen der Gänge fehlt selbst im sportlichsten Modus immer noch. Da können die VW-Jungs wohl nicht aus ihrer Haut…

Die Qualitäten des Fahrwerks konnten wir auf unserer Runde nicht bis ins Detail prüfen. Theoretisch sind alle Voraussetzungen vorhanden. Der bekannte Fahrdynamikmanager vernetzt auch im neuen Golf R alle relevanten Systeme, wodurch der Golf-Sportler stets hellwach auf alle Situationen reagiert. Dazu kommen die bekannten Fahrprofile, die aber neu abgestimmt wurden. Die Bremse fühlt sich extrem bissig, aber gut dosierbar an. Zu ihren wahren Talenten kommen wir später.

Racetrack-Performer und Driftkönig!

Was der Golf R wirklich kann, zeigt uns dann ein bekanntes Gesicht in der VW-Motorsport-Welt: Werks- und Entwicklungsfahrer Benny Leuchter, der "nebenbei" gerade in einem Golf GTI beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring einen Klassensieg eingefahren hat. Im Gegensatz zu uns Journalisten darf er auch auf der Rennstrecke des Lausitzrings mit dem Golf R zeigen, was geht – und das ist eine Menge!

Wer Benny kennt weiß, dass man da auch als Beifahrer auf seine Kosten kommt. In der ersten Runde geht es um die schiere Performance. Benny lässt es fliegen und bleibt vor Kurven derart lange auf dem (Voll-)Gas, dass man gedanklich bereits seine Besitztümer an die Erben verteilt. Was dann geschieht, ist man eher aus Renntaxifahrten gewohnt. Leuchter tritt in die Bremse und der Golf verzögert trotz der mittlerweile weichgekochten Reifen mit einer derartigen Vehemenz, dass einem ganz blümerant wird.

Dies steigert sich in den nächsten Runden noch rasant. Bennys Kommentar: "Wie schnell fahren geht, weißt du ja. Jetzt geht’s um Spaß!“ Ein kurzer Klick auf den Drift-Modus-Button - den es nur in Verbindung mit dem Performance-Paket geben wird - und schon geht’s rund. Im wahrsten Sinne, denn Leuchter stellt das Auto vor jeder Kurve kurz an und fährt dann dermaßen quer, dass man kaum glauben mag, dass man in einem Golf sitz. In einem GOLF!

Im Driftmodus werden die Antriebskräfte so verteilt, dass es um höchstmöglichen Fahrspaß geht, also nach hinten! Dabei wird eine extreme Übersteuertendenz erzeugt, die aber offenbar bestens kontrollierbar ist. Das Ergebnis: schon fast verboten wirkender Fahrspaß. Einzige Nachteile: Man benötigt ein Abo beim örtlichen Reifenhändler und legal auf öffentlichen Straßen ist sowas – erhobener Zeigefinger – natürlich nicht.

Nach unserem kurzen "Covered Drive“ ist klar, dass wohl deutlich mehr passiert ist als nur ein wenig Kosmetik. Weiteres kann nur ein ausführlicher Test nach der Weltpremiere am 26. Juni klären.