Unsere Kollegen von Motor1.com Brasilien hatten die Möglichkeit, den Fiat Pulse einem Test zu unterziehen. Bitte beachten Sie deshalb bei dem folgenden Artikel, dass es sich um einen übersetzten Bericht aus der Sichtweise unserer südamerikanischen Edition handelt, die für eine bessere Lesbar- und Verständlichkeit zwar angepasst und ergänzt, inhaltlich aber nicht verändert wurde.

Obwohl der Fiat Pulse im Segment der kompakten SUVs an der Start geht, ist seine genaue Positionierung noch nicht eindeutig definiert. Er verfügt beispielsweise nicht über die Abmessungen seiner Konkurrenten wie dem Chevrolet Tracker, dem Jeep Renegade oder dem Hyundai Creta. Außerdem hat er mehr SUV-Elemente als etwa sein Cousin – der Argo Trekking (ein etwas höherer Fünftürer von Fiat). Der Fiat Pulse orientiert sich eher am Honda WR-V (ein SUV-Modell, das in Schwellenländern unterhalb des HR-V positioniert ist). Aber irgendwie auch nicht ganz. Ja, es ist schwierig ...

Wir haben nun einige Tage mit dem Fiat Pulse verbringen können, die weitaus ergiebiger waren als die wenige Stunden dauernde Testfahrt im Zuge der Markteinführung. Hierfür haben wir die Audace T200-Version ausgewählt, die mittlere und eine der begehrtesten.

Traseira do Fiat Pulse Audace T200 2022

Der erste Eindruck

Auf den Fotos beeindruckt der Pulse durch seine Größe und seinen Stil. Ja, er ist schön. Viele unserer Kollegen, die das SUV zum ersten Mal in natura sahen, sagten aber: "Er sah auf den Bildern größer aus." Fiat hat also Designtechniken angewandt, um den Eindruck von Größe zu erwecken, aber die Realität ist kleiner. 

In der Länge sind es 4.099 mm. Das ist größer als der Honda WR-V (4.068 mm), aber kleiner als der Nissan Kicks (4.295 mm), der Volkswagen Nivus (4.266 mm), der Chevrolet Tracker (4.270 mm) und der Jeep Renegade (4.232 mm). Es ist, als ob der Pulse ein "neues" Segment geschaffen hat. Er ist nämlich einfach kleiner als die meisten traditionellen kompakten SUVs.

Lateral do Fiat Pulse Audace T200 2022
Dianteira do Fiat Pulse Audace T200 2022

Gerade Front, große Scheinwerfer, breite Kotflügelverbreiterungen und eine Motorhaube, die flach genug ist, um vom Innenraum aus gesehen zu werden. Ein Rezept, das funktioniert. Die große Nachfrage bei den Händlern beweist es.

Der Fiat Pulse gewinnt seine Käuferschaft aber auch durch sein Interieur. Die Fiat-Neuheit ist im Inneren praktisch, exklusiv und modern. Haben wir Soft-Touch-Materialien oder eine luxuriöse Verarbeitung gefunden? Nein! Aber ein Multimedia-Bildschirm mit bis zu 10 Zoll in der Diagonale, zentrale Bedientasten, die an höhere Segmente erinnern, ein neues Lenkrad und gute Sitze sprechen für sich.

Interior do Fiat Pulse Audace T200 2022
Painel do Fiat Pulse Audace T200 2022
Central multimídia do Fiat Pulse Audace T200 2022

Die Audace-Ausstattung ist das mittlere Modell. Im Innenraum verfügt sie nicht über die Lederausstattung des Impetus, kann aber als Teil eines optionalen Pakets für 5.200 Real (ca. 817 Euro) erworben werden, das außerdem 17-Zoll-Räder und eine zweifarbige Lackierung umfasst.

Ein weiterer großer Schritt von Fiat ist bei der Materialwahl zu beobachten. Auch wenn es sich um Kunststoffe handelt, macht alles einen guten Eindruck. Ebenso wie die gute Verarbeitung. Seit dem Argo hat sich hier einiges getan.

Die komplett digitale Instrumentierung ist in unserem Testwagen auch nicht verbaut. Stattdessen gibt es analoge Rundinstrumente und einen dazwischen sitzenden 3,5-Zoll-Bildschirm mit einer guten Auflösung und vielen Informationen. In einigen Punkten ist diese Wahl sogar besser als das reine Display.

Mehr für weniger, aber weniger für mehr

Wenn der Fiat Pulse gegenüber den traditionellen Kompakt-SUVs bei den Abmessungen etwas im Nachteil ist, so gibt es doch preisliche Vorteile. Der Audace T200 kostet 107.990 Real (knapp 17.000 Euro) und verfügt über Ausstattungen, die in der Klasse sonst nur in den Top-Versionen der Konkurrenz zu finden sind, die schnell 120.000 oder 130.000 Real (etwa 19.000 bis 20.000 Euro) kosten können.

Comandos diversos do Fiat Pulse Audace T200 2022

Erwähnenswert ist auch das in dieser Version serienmäßige Sicherheitspaket mit Kollisionswarnung und automatischer Notbremsung, Spurhalteassistent mit Lenkeingriff und die Traktions- sowie Stabilitätskontrolle mit TC+. Es gibt vier Airbags. Die Konkurrenz bietet sechs Airbags. Klimaautomatik, Multimediasystem mit kabelloser Konnektivität und Lademöglichkeit sowie Keyless-Go sind ebenfalls ohne Aufpreis an Bord des Audace T200.

Porta-malas do Fiat Pulse Audace T200 2022
Espaço traseiro do Fiat Pulse Audace T200 2022

Was gegen den Pulse spricht, ist das Platzangebot. Es ist gut für einen kompakten Fünftürer, aber für die SUV-Kategorie ist es etwas eng. Es handelt sich um einen Kompromiss. Für Kund:innen, die die Geräumigkeit eines SUVs nicht unbedingt brauchen, aber die Optik und die Technik der Klasse zu einem niedrigen Preis bevorzugen. 370 Liter fasst der Kofferraum, der zwar tief, aber nicht besonders lang ist.

Pluspunkt: Der Komfort

Bei der Testfahrt zur Markteinführung auf einer abgesperrten Strecke hatte der Fiat Pulse schon etwas von den Vorteilen seiner neuen Plattform und den verschiedenen Verbesserungen zeigen können, aber auf der öffentlichen Straße zieht der Pulse Interessent:innen komplett in seinen Bann. Es drei Neuerungen: die neue Plattform, den neuen 1.0-Turbomotor und das neue CVT-Automatikgetriebe.

Motor do Fiat Pulse Audace T200 2022

Beim Motor handelt es sich um den lang erwarteten 1.0-Dreizylinder von Stellantis. Ja, der Pulse hat im Gegensatz zu dem älteren 1,3-Liter-Turbobenziner einen Zylinder verloren. Er leistet 125 PS oder im Ethanol-Betrieb sogar 130 PS. Das Drehmoment liegt jeweils bei 200 Nm.

Wenn ein Saugmotor zum Einsatz käme, wäre der Pulse eine Enttäuschung. Der 1.0 Turbo verfügt nämlich über eine gute Leistung bei niedrigen Drehzahlen. Das CVT-Getriebe (japanischer Herkunft, von Aisin), das man bei Fiat nicht kennt, war eine angenehme Überraschung beim Test. Es nutzt das optimale Drehmoment des Motors und arbeitet immer bei etwa 2.000 U/min. Wenn Sie mehr Gas geben oder mehr Leistung benötigen, kooperiert das Getriebe immer noch gut mit dem Motor, ohne dass die Geräusche zu stark ansteigen.

Movimento do Fiat Pulse Audace T200 2022

Das half beim Verbrauch. Er ist kein Beispiel für Sparsamkeit, aber wir erreichten rund 12 Liter/100 km in der Stadt (mit Ethanol) – beim VW Nivus waren es 12,3 Liter. Die Aerodynamik eines SUVs ist auch nicht sehr hilfreich bei Überlandfahrten: Trotzdem waren 8,6 Liter möglich. Im Sportmodus, der über eine Taste am Lenkrad aktiviert werden kann, benötigte der Pulse 9,2 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h, der Nivus benötigte 10,3 Sekunden.

Easter Eggs do Fiat Pulse Audace T200 2022

Um aber auf die Bequemlichkeit zurückzukommen: Die Arbeit hat sich gelohnt. Der Pulse hat ein Fahrwerk, das auch die schlimmsten Löcher auf unseren Straßen ohne Murren übersteht und eine Karosserie, die ein wenig schaukelt. Enge Kurven müssen trotzdem mit Bedacht gefahren werden.

Die Vibrationen des 3-Zylinder-Motors halten sich in Grenzen, selbst bei langsamem Tempo oder zaghaftem Beschleunigungen. Die Stille an Bord ist ein positiver Punkt der überarbeiteten Plattform. Die Schalldämmung ist einer der Vorteile des Pulse.

Zwischen Fehlern und Qualitäten

Das Zusammenleben mit dem Fiat Pulse Audace T200 zeigte aber auch einige Dinge, die bei der Präsentation nicht zu erkennen waren. Fiat scheint mit dem Modell ein neues Segment von subkompakten SUVs schaffen zu wollen (das es in Märkten wie Indien bereits gibt). Dazu kommen der eigene Stil, technische Verbesserungen, ein neuer Motor, viel Technik und ein weiterhin niedriger Preis.

Farol fullLED do Fiat Pulse Audace T200 2022

Er hat aber auch seine Schwächen. Beispielsweise das geringe Platzangebot und die geringere Größe im Vergleich zu den traditionellen kompakten SUVs. Das Ergebnis dieses Tests? Dass sich die italienische Marke nicht zu sehr mit den Wettbewerbern beschäftigt, sondern mit dem, was in den Märkten passiert.

Und zwar so sehr, dass der Fiat Pulse seit seiner Präsentation eine lange Warteliste aufgebaut hat. Er wird dennoch kritisiert, weil er eine Argo-Seele hat, aber er wird seinen Konkurrenten in den kommenden Jahren einige Regeln diktieren.

Fotos: Mario Villaescusa (für Motor1.com)

Fiat Pulse Audace T200

Motor 999 ccm // 3-Zylinder-Turbobenziner
Leistung 125/130 PS bei 5.750 U/min // 200 Nm bei 1.750 U/min
Getriebeart CVT-Getriebe
Länge 4.099 mm
Breite 1.744 mm
Höhe 1.579 mm
Leergewicht 1.234 kg
Kofferraumvolumen 370 Liter
Basispreis 107.990 Real (ca. 17.000 Euro)
Preis des Testwagens 111.640 Real (ca. 17.500 Euro)
Beschleunigung 0-100 km/h 9,2 s