Die Nähe zu unseren Lesern ist uns wichtig. Deshalb gleich zu Beginn eine Mitteilung an Herrn Stollmann: Bei konstant 130 km/h mit Tempomat verbraucht der neue Skoda Octavia G-Tec genau 3,3 kg CNG auf 100 Kilometer. Schneller konnte ich leider nicht fahren ...
Wie manch andere ist der gute Mann auf unseren Dauertest mit dem nun alten Erdgas-Octavia gestoßen. Interessant ist dieser Treibstoff allemal: Er ist günstiger und verbrennt sauberer. Nur ist das Tankstellennetz nach wie vor überschaubar. Das ändert sich auch mit dem neuen Octavia G-Tec, wie die CNG-Variante offiziell heißt, nicht.
Aber immerhin hält Skoda an dieser Antriebsart fest (ebenso im Kamiq und Scala) und macht so den Octavia fast einmalig. Ebenfalls neu auf dem Markt als konzerninterner Konkurrent ist übrigens der Audi A3 g-tron.
Was ist das?
Wirkliche Konkurrenz gibt es dennoch kaum mehr, was bedauerlich ist. Aber sehen wir uns zunächst einmal an, was da in die Tanks des Skoda Octavia G-Tec kommt: Statt Erdgas sollte man besser von CNG (Compressed Natural Gas) reden, denn das Zeug wird immer häufiger aus Biomasse hergestellt. In Österreich etwa wirbt die EVM Biogas-Tankstelle Margarethen am Moos mit den Slogan "Hier tanke ich Pferdemist ..."
Dort steht nahe des Wiener Flughafens und der A4 Österreichs größte Biogasanlage aus nachwachsenden Rohstoffen ("NaWaRo"). "Wir vergären hauptsächlich agrarische Reststoffe wie Zwischenfrüchte, Maisstroh, Festmist und Gemüsereste – aber niemals Lebensmittel!" stellen die Betreiber ausdrücklich klar.
Derzeit gibt es in Deutschland etwa 850 CNG-Tankstellen. Mehr als die Hälfte davon vertreibt zu 100 Prozent Reststoff-Biomethan. So gesehen könnte man zwar nicht den Tiger in den Tank packen, aber das, was bei ihm hinten herauskommt.
Spaß beiseite: An der grundsätzlichen Technik hat Skoda beim Octavia G-Tec nicht viel geändert, sie stammt aus dem Vorgängermodell. Zwei Komposittanks und einer aus Metall fassen zusammen 17,33 Kilogramm CNG. Diese Kapazität ermöglicht laut Skoda im Erdgas-Modus voraussichtlich eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern im WLTP-Zyklus.
Darüber hinaus ist im neuen Octavia G-Tec ein Benzintank mit einem Volumen von 9 Litern verbaut, genug für eine Reichweite von zusätzlichen 190 Kilometern. Die Gesamtreichweite beläuft sich damit auf bis zu 690 Kilometer.
Das Fahrzeug greift allerdings nur in bestimmten Situationen auf den Benzinvorrat zurück: Dazu zählt das Starten des Motors im Anschluss an das Nachfüllen von CNG, das Anlassen des Fahrzeugs bei Außentemperaturen von unter -10 Grad Celsius oder ein so niedriger Füllstand der CNG-Tanks, dass der Tankdruck unter 11 bar sinkt. Das Umschalten zwischen CNG- und Benzinbetrieb erfolgt stets automatisch ohne Zutun des Fahrers.
Das Gas befüttert den 1,5-TGI-Turbomotor mit 96 kW (130 PS) Leistung. Durch die sauberere Verbrennung von Erdgas sinken die CO2-Emissionen gegenüber dem Benzinbetrieb um rund 25 Prozent, außerdem fallen deutlich weniger Stickoxide (NOx) und keine Rußpartikel an.
Der Motor arbeitet unter anderem dank einer variablen Steuerung der Einlassventile nach dem sogenannten Miller-Brennverfahren sehr effizient: Im WLTP-Zyklus lässt sich der Octavia G-Tec im CNG-Modus mit einem kombinierten Erdgasverbrauch 3,6 bis 4,5 kg/100 km fahren.
Wie fährt er sich?
Tatsächlich kam ich auf meiner 115 Kilometer langen Testrunde auf 3,6 Kilogramm. Mit dabei: Autobahn (2,8 kg bei konstant 100 km/h), Stau, Landstraße und viele Dörfer mit Tempo 50. Erstmals gibt es den Octavia G-Tec auch als Limousine. Besonders im Metallic-Farbton "Lava-Blau" mit Türkis-Petrol-Note wirkt sie elegant.
Immer inklusive ist ein 7-Gang-DSG, das zum entspannten Charakter des Aggregats passt. Dieses Getriebe bietet eine Freilauf-Funktion, mit deren Hilfe der Octavia oftmals "segelt", sobald ich vom Gaspedal (wie passend!) gehe.
Ein brutaler Beschleuniger ist der Octavia G-Tec nicht, eher ein braver Zieher in allen Lebenslagen. 200 Newtonmeter maximales Drehmoment ab 1.400 Touren und 9,6 Sekunden auf 100 km/h sind ordentlich, mehr braucht Otto Normalfahrer eigentlich nicht. Einen Minuspunkt gibt es für die Federung: Mit 18-Zoll-Felgen werden grobe Fahrbahnunebenheiten deutlich spürbar weitergereicht. Sparen sie sich die rund 500 Euro Aufpreis lieber und bleiben sie bei den serienmäßigen 16- und 17-Zöllern.
Am Platzangebot gibt es nichts zu meckern, aber der Kofferraum fällt knapper aus: 455 statt normal 600 Liter und maximal 1.410 Liter. Doch auch diese Kapazität sollte reichen, zumal der als ähnlich umweltfreundlich gepriesene Skoda Octavia RS iV auch nicht mehr schluckt. Dafür ist er aber gut 300 Kilogramm schwerer als der Octavia G-Tec.
Was kostet er?
Mit rund 14.000 Verkäufen insgesamt für den Gas-Octavia rechnet Skoda, davon sollen jeweils 2.000 Einheiten auf Deutschland und Italien entfallen. Eine Sache, die beim Blick ins Datenblatt überrascht, ist die niedrige Haftpflichteinstufung des Octavia G-Tec: Klasse 15 sowie 19 bei Teil- und Vollkasko.
In der ab 30.276 Euro bestellbaren Ausstattung Ambition (Combi ab 30.959 Euro, beide Preise mit 16 Prozent Mehrwertsteuer) fährt der G-Tec auf 16 Zoll großen Leichtmetallfelgen vor und verfügt über Parksensoren hinten sowie elektrisch anklappbare Außenspiegel. Inklusive sind auch schon eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik und diverse Assistenzsyteme.
Im Innenraum sorgt das Musiksystem "Swing" mit 8-Zoll-Infotainmentdisplay und digitalem Radioempfang DAB+ sowie Bluetooth-Freisprechanlage für Unterhaltung. Die Smartphone-Schnittstelle SmartLink mit den Standards MirrorLink, Apple CarPlay und Android Auto ist mit und ohne Kabelverbindung nutzbar.
Als "Style" kostet der Gas-Octavia gut 2.500 Euro mehr, bietet dann aber unter anderem elektrisch verstellbare und beheizbare Vordersitze, Parksensoren auch vorne, einen Totwinkelwarner, 17-Zoll-Alus und mehr Optik-Chichi innen wie außen.
So weit, so gut. Aber was kostet der G-Tec im Vergleich zu einem "normalen" Octavia mit ähnlicher Leistung? Also Konfigurator angeworfen und nachgesehen: Limousine, Ambition plus 1.0 TSI, der es auch auf 200 Nm Drehmoment bringt. Genauer gesagt, den 1.0 TSI e-Tec mit Mildhybrid, weil nur er das DSG an Bord hat. 26.572 Euro stehen dann zu Buche. Knapp 4.000 Euro weniger, aber wie gesagt: nicht ganz vergleichbar.
Fazit: 7/10
Immer noch gilt: Wer eine CNG-Tankstelle in der Nähe hat, sollte sich den Octavia G-Tec eher anschauen als einen Plug-in-Hybrid. In der Neuauflage zeigt sich der große Gas-Skoda weiter verfeinert. Und, liebe Bundesregierung: Warum keine direkte Staatsknete für Erdgasfahrzeuge und den Tankstellenausbau? Die Umwelt würde das womöglich besser finden als fette SUVs mit Plug-in-Hybrid.
Bildergalerie: Skoda Octavia G-Tec (2020) und Skoda Octavia Combi G-Tec (2020) im Test
Skoda Octavia G-Tec Limousine (2020)