Haben Sie sich schon mal richtig darauf gefreut, einen Kühlschrank zu kaufen? Oder eine Waschmaschine? Die Emotionen für Gebrauchsgegenstände halten sich wohl bei den meisten in Grenzen.
Der Skoda-Karoq-Testwagen hat viel mit weißer Ware gemeinsam – nicht nur die Farbe. Deshalb bleiben bei seinem Anblick die Schmetterlinge im Bauch aus. Jetzt kann man natürlich sagen, klar du Depp! Selbstverständlich tun sie das – es handelt sich um ein alltagstaugliches SUV – nicht um einen Supersportwagen. Ja, ja, trotzdem scheint es, als wurde der Karoq nicht mit dem gleichen Elan entwickelt, der dem Kodiaq zu Teil wurde.
Etwas günstiger als der größere Kodiaq
Der Innenraum präsentiert sich schlicht und gut verarbeitet. Keine Ecken und Kanten, an denen sich sie Finger schneiden oder das ästhetische Empfinden ramponiert werden könnte. Es gibt sogar eine kleine Light-Show. Beim Öffnen der vorderen Türen strahlt der Skoda-Schriftzug auf den Boden (Beleuchtungspaket: 280 Euro).
Mit Zweiliter-Diesel, 150 PS, Allradantrieb und DSG kostet der Karoq übrigens ab 33.090 Euro in der Ambition- und 34.690 Euro in der Style-Ausstattung. Zum Vergleich: Die Preise für den Kodiaq mit gleichem Antrieb beginnen bei 36.790 Euro. Je nach Ausstattung und Zahl der Extras kann das Preisdelta zwischen beiden natürlich noch etwas variieren. Fakt bleibt allerdings, dass der Kodiaq deutlich mehr Auto ist und der Karoq weniger als ein geschrumpfter Kodiaq. Oder anders formuliert: Es gibt keinen Grund, den Karoq einem Kombi vorzuziehen.
Schlechter als ein Kombi?
Selbst das SUV-Argument, des leichteren Einstiegs zieht nicht. Die Bodenfreiheit beträgt 16,7 Zentimeter und der Fahrersitz rastet auf gewöhnlichen, nicht erhöhten Schienen ein. Dadurch plumpst der Fahrer nach unten, anstatt nach oben einzusteigen. An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass der Karoq kein schlechtes Auto ist. Es scheint nur, als könne er nichts, was seine Existenz rechtfertigt. Um nochmal auf das Waschmaschinen-Beispiel zurückzukommen: Wo sind die Waschgänge und Schleuderprogramme, die den Preis rechtfertigen und somit zur Kaufentscheidung führen?
Der kann ja doch was!
Gerade, wenn man als engstirniger Autotester glaubt, den Karoq abschreiben zu können, simplyclevert er sich zurück. Die Rücksitze lassen sich nicht nur klappen und verschieben, sie lassen sich komplett ausbauen. Das geht nicht nur schnell, sondern verwandelt dieses SUV in einen kleinen Lieferwagen. Einen sehr kleinen mit wenig Dachhöhe (Laderaum: 521 bis 1.630 Liter). Der Vorteil besteht vor allem in der besseren Raumausnutzung, weniger im maximalen Kofferraumvolumen. Das hat was!
Und sonst? Was kann er noch? Puh… unter dem Beifahrersitz liegt ein Regenschirm, die Heckklappe öffnet mit gefüßelter Wischgeste (170 Euro + 400 Euro für elektrische Heckklappe), das Rollo lässt sich in die Heckklappe einhaken und die LED-Scheinwerfer schneiden außerordentlich große Löcher in die Dunkelheit (990 Euro extra). Das sind nicht allzu viele Sachen und die Hälfte davon kostet extra.
Gegen Aufschlag bekommt man zusätzliche Features, wie das große Infotainmentsystem (2.290 Euro), Fahrprofilauswahl (210 Euro), Adaptiver Tempomat (280 Euro) und das Paket bestehend aus Spurhalte-, Spurwechsel- und Ausparkassistenten (720 Euro).
Eine Sänfte mit Traktorsound
Dennoch ist der Karoq Konkurrenten wie dem VW Tiguan vorzuziehen – vor allem in Punkto Komfort. Der Skoda federt bequem, schwingt über langen Bodenwellen gemächlich aus und lässt sich entspannt über lange Strecken fahren. Das Geräuschniveau schwillt jedoch deutlich an, sobald man stärker beschleunigt. Nicht nur das Sausen verwirbelten Fahrtwinds drückt dann in den Innenraum, auch der Diesel tackert etwas traktorartig. Ein Teil der 150 PS versanden zudem spürbar in Siebengang-DSG und Allradantrieb. Darum fällt der 1,6-Tonnen Karoq nicht mit außergewöhnlicher Spritzigkeit auf. Unser Testverbrauch, der sich zu einem großen Teil aus Stadt- und Landstraßenfahrten zusammensetzt, liegt bei 6,9 Litern auf 100 Kilometer. Sparsame Fahrer können durchaus weniger als sechs Liter erreichen.
Fazit: 7 von 10 Sternen
Die Summe seiner Fähigkeiten macht ihn zur besten Waschmaschine auf deutschen Straßen. Soll heißen: Er ist ein Gebrauchsgegenstand. Man wird den Karoq nicht wie den Familienhund ins Herz schließen, dafür fehlt ihm die Persönlichkeit, die manch andere Autos verströmen. Der Karoq erledigt stattdessen zuverlässig seinen Job. Gute weiße Ware eben.
Bildergalerie: Skoda Karoq 2.0 TDI 4x4 Test
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