Nach dem Crossland X zeigt Opel auf der Automesse IAA 2017 das zweite Fahrzeug, welches gemeinsam mit dem neuen Mutterkonzern PSA entwickelt wurde, den Grandland X. Und während das C-Segment-SUV noch auf dem Messeparkett in Frankfurt der Öffentlichkeit präsentiert wird, habe ich bereits einen Testwagen in die Finger bekommen und konnte ihn im Rhein-Main-Gebiet fahren. Ist Rüsselsheim das Schwestermodell des Peugeot 3008 gelungen? Und kann der Grandland X sich mit dem Klassenprimus, dem VW Tiguan, messen lassen? Der Test verrät es Ihnen.

Zahlen, Zahlen, Zahlen
Kommen wir direkt zu ein paar unanfechtbaren Zahlen: Der Opel ist 4,48 Meter lang, der Tiguan ist einen Zentimeter länger. Die weiteren Abmessungen: 1,84 Meter Breite (identisch mit dem Tiguan) und eine Höhe von 1,61 Meter. Den 2,67 Meter langen Radstand teilt sich der Grandland X mit seinem Plattformbruder, der des Wagens aus Wolfsburg ist ein Zentimeter länger. Beim Kofferraumvolumen muss sich der Opel jedoch geschlagen geben. Das Fassungsvermögen beträgt 514 bis 1.652 Liter und ist damit geringer als beim Tiguan (615 bis 1.655 Liter).

Kommt es auf die Optik an? Anscheinend schon ...
Laut Opel-Marketing-Chef Christian Löer verkauft man Autos heute vor allem über den Look. Deshalb eine Meinung zum Design: Es ist sehr gefällig. Innerhalb des Opel-Modellprogramms wirkt der Grandland X deutlich eleganter als der Mokka X und gleichzeitig viel SUV-iger und nicht so hochbeinig wie der Crossland X. Dem Tiguan kann er auf jeden Fall das Wasser reichen, der ohne den französischen Touch vom 3008 auskommen muss und irgendwie nüchterner aussieht. Auf den Punkt gebracht: Der Grandland X sieht aus, als hätten sich das Peugeot-Pendant und ein Astra fortgepflanzt. Mir gefällt der Hexagonalgrill und die schmalen Scheinwerfer (auf Wunsch mit adaptivem LED-Licht) an der Front, die ebenfalls schmalen Rückleuchten, das breite Heck, die schnittige Silhouette mit abfallender Dachlinie und einer tiefen Sicke in der Tür. Typische Opel-Designmerkmale? Die Doppelschwingen-Motive in der Beleuchtung und die durchbrochene C-Säule sowie die optionale Zweifarb-Lackierung.

Der Innenraum? Typisch Opel ...
Noch opeliger wird es nach dem Einsteigen. In welchem Opel-Modell man sitzt, wenn man erst einmal drin ist, ist schwer zu sagen. Alles befindet sich dort, wo wir es von dem Hersteller gewöhnt sind. Im Vergleich zum 3008 ist dieses Interieur vor allem eines: sachlicher. Wenn wir den Tiguan daneben stellen, wagen wir zu behaupten, dass Materialwahl und Verarbeitung auf dem gleichen Niveau sind und hier wieder einzig der Geschmack entscheidet, ob der Opel oder der VW gefälliger ist. Was der Rüsselsheimer besser kann als der Wolfsburger? Die AGR-Sitze vorne sind bequemer, die Sitzposition und die Cockpitaufteilung sind ergonomischer. Der Wolfsburger punktet hingegen bei der Raumausnutzung. In der ersten Reihe wirkt der Tiguan bei der Ellenbogenfreiheit besser, im Fond sind Knie- und Kopffreiheit auch für große Personen angenehmer.

Markteinführung mit zwei Motoren und zwei Getrieben
Blicken wir unter die Haube: Anfangs wird es den Grandland X lediglich mit einem 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner (130 PS, 230 Newtonmeter) sowie einem 1,6-Liter-Vierzylinder-Diesel (120 PS, 300 Newtonmeter) geben. Beide Motorisierungen stammen aus dem Peugeot-Regal und sind entweder mit einer manuellen Sechsgang-Schaltung oder einer Sechsgang-Automatik (optional für 1.600 Euro) erhältlich. Allrad gibt es wie beim 3008 nicht. Stattdessen bietet Opel wie Peugeot eine elektronische Traktionskontrolle, die den Grip in fünf verschiedenen Modi anpasst. 2018 kommen dann noch kleinere Benziner und ein großer 180-PS-Diesel mit Achtgang-Automatik. Noch etwas später soll der Grandland X dann der erste Opel mit Plug-in-Hybrid werden, wie der neue Chef Michael Lohscheller im Rahmen der IAA unlängst bekannt gab.

Im Test: Der 130-PS-Benziner
Wir kümmern uns aber erst einmal um den Antrieb, der uns schon im 3008 am besten gefallen hat: der mit dem Dreizylinder und dem Schaltgetriebe. Der 1,2 Liter große Benziner läuft im Stand sehr ruhig, wir treten die Kupplung und legen den ersten Gang ein. Hier fällt auf, dass die Schaltgassen ein klein wenig definierter sein könnten. Zum Anfahren braucht es etwas Drehzahl, sonst hat man das Gefühl, dass der Motor abstirbt. Wenn man aber erst einmal unterwegs ist, macht das quirlige Aggregat viel Spaß. 0-100 km/h gelingt in 11,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit gibt Opel mit 188 km/h an. Ein vergleichbar motorisierter Tiguan ist schneller auf Tempo 100 (10,5 Sekunden) und auch der Topspeed ist höher (190 km/h).

Zackiger. Aber weniger gemütlich ...
Agiler fährt sich jedoch der Grandland X, der mit einem Leergewicht von 1.350 Kilogramm ganze 140 Kilo weniger auf die Waage bringt als das VW-Pendant. So satt wie ein Tiguan liegt der Opel allerdings nicht auf der Straße und bei Unebenheiten reagiert das Fahrwerk eher stoisch als gutmütig. Dies kann zu dezenten Poltergeräuschen im Innenraum führen. Dafür macht der Rüsselsheimer bei schnellen Kurvenfahrten (hier auch ein Lob an die direkte und nur in der Mittellage etwas undefinierte Lenkung) aber deutlich mehr Spaß als der träge und komfortabler federnde Bestseller aus Wolfsburg.

Preise, Vergleich und Sonderausstattungen
Die Grandland-Preise: Los geht es vorerst (solange, bis schwächere Benziner auf den Markt kommen) bei 23.700 Euro für das Modell mit 130-PS-Benziner. Der gleichwertige Peugeot ist 450 Euro günstiger, ein vergleichbarer Tiguan mit 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner und 125 PS kostet mindestens 26.575 Euro. Der dieselige Grandland X ist ab 26.500 Euro erhältlich, der dazu passende 3008 kostet 28.850 Euro, für einen entsprechenden Tiguan (mit 2,0-Liter-TDI und 115 PS) müssen 28.300 Euro investiert werden. Die Aufpreispolitik bei Opel ist relativ human. Ein adaptiver Tempomat schlägt mit 800 Euro zu Buche, adaptive LED-Scheinwerfer kosten 1.250 Euro, Lenkrad- sowie Sitzheizung für vorne und hinten ist für 930 Euro erhältlich, 435 Euro kostet die Rückfahrkamera, für eine Metallic-Lackierung müssen Sie mindestens 595 Euro einplanen, eine Lederausstattung ist mit 2.200 Euro bepreist und das Navigationssystem mit Acht-Zoll-Touchscreen steht für 890 Euro in der Optionsliste. Serienmäßig an Bord sind immer LED-Tagfahrlichter, LED-Rückleuchten, ein Spurassistent, eine Verkehrsschildererkennung, ein Tempomat, ein Berg-Anfahr-Assistent, ein Radio mit Bluetooth-Schnittstelle und eine Klimaanlage.

Wertung

  • ★★★★★★★★☆☆
  • Das SUV-Trio bei Opel ist mit dem Grandland X – dem Neuzugang im C-Segment – nun komplett. Einfach hat es der Rüsselsheimer in dieser Fahrzeugklasse nicht, schließlich tritt hier auch der Bestseller VW Tiguan an. Der Opel mit PSA-Genen kann sich jedoch mit einem schicken Design, guten Antrieben, einem agilen Fahrverhalten, einem ergonomischen Cockpit, den wichtigsten Assistenzsystemen, einem guten Infotainment-Angebot und einem fairen Preis gegen den Primus aus Wolfsburg behaupten. Lediglich bei der Raumausnutzung und dem zum Teil etwas stoisch auf schlechte Straßen reagierenden Fahrwerk könnte Opel noch nachbessern.

    +schicke Optik, ergonomischer Innenraum, gute Konnektivität, passende Antriebe, geringes Gewicht, solide Assistenzsysteme, fairer Preis

    - stoisches Fahrwerk, Raumausnutzung

  • Antrieb
    80%
  • Fahrwerk
    70%
  • Karosserie
    85%
  • Kosten
    90%

Preisliste


Opel Grandland X 1.2 Direct Injection Turbo

Grundpreis: 23.700 Euro
Modell Preis in Euro
Edition 26.200
Selection 23.700
Dynamic 28.950
Innovation 30.700
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Seitenairbags vorn Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
Klimaanlage Serie
Klimaautomatik 350
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe 1.600
Bildschirmnavigation 890
CD-Radio 150 (mit MP3)
Metalliclackierung ab 595
Leichtmetallfelgen ab 550
Tempomat Serie
Lederausstattung 2.200
Nebelscheinwerfer 185
Anhängevorrichtung 695
Radio mit Bluetooth Serie
Spurassistent Serie
Verkehrsschilderkennung Serie
Rückfahrkamera 435
adaptive LED-Scheinwerfer 1.250
DAB 190
Wireless Charging 125

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Reihen-Benziner mit Turboaufladung 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 1.199 
Leistung in PS 130 
Leistung in kW 96 
bei U/min 1.750 
Drehmoment in Nm 230 
Antrieb Frontantrieb 
Gänge
Getriebe Schaltgetriebe 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.595 
Spurweite hinten in mm 1.610 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.477 
Breite in mm 1.856 
Höhe in mm 1.609 
Radstand in mm 2.675 
Leergewicht in kg 1.350 
Zuladung in kg 580 
Kofferraumvolumen in Liter 514 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 1.652 
Anhängelast, gebremst in kg 1.350 
Dachlast in kg 85 
Tankinhalt in Liter 53 
Kraftstoffart Super 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 188 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 11,1 
Elastizität von 80-120 km/h in Sekunden 11,6 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 5,4 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 6,4 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 4,9 
Testverbrauch Gesamt in Liter/100 km 7,9 
CO2-Emission in g/km 124 
Schadstoffklasse Euro 6 


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