Das Seat-Modellprogramm ist inzwischen so fein abgestuft wie die Orgelpfeifen in der Kirche: Der Ibiza ist 4,04 Meter lang, der Arona ist mit 4,14 Meter zehn Zentimeter länger. Wieder mit rund zehn Zentimeter Abstand folgen der Leon SC (4,25 Meter) und der Ateca (4,36 Meter). Da müsste wohl für die meisten Kunden etwas zu finden sein. Der Neuzugang Arona startet am 4. November 2017. Wir haben ihn getestet.

Ein 4,14 Meter langes Familienauto?
Der Arona ist zurzeit das kleinste SUV aus dem VW-Konzern. Ist das genug Auto für eine kleine Familie? Nun, vom Platz her sollte der Wagen ausreichen. Im Fond ist ungewöhnlich viel Platz, vor den Knien eines 1,75-Meter-Mannes bleiben etwa acht Zentimeter, über dem Kopf genauso viel. Das heißt, auch Oma oder Opa kommen bequem unter. Und der Kofferraum ist sogar noch ein paar Liter größer als bei einem VW Golf: 400 bis 1.280 Liter stehen beim Arona zur Verfügung, 380 bis 1.270 Liter beim Golf. Der Stauraum ist auch gut nutzbar: Ein variabler Einlegeboden macht den Boden praktisch eben. Das alles ist sehr beeindruckend, aber andererseits: Nach meinen Erfahrungen mit dem Ibiza ist es keine Überraschung. Die Kleinwagen-Version des Modularen Querbaukastens (MQB-A0), auf dem der Ibiza und der Arona beruhen, ermöglicht eben ein sehr üppiges Raumangebot.

Mehr Schwung, als die Familie erträgt
Bei den Motoren kann man zwischen einem kleinen Turbobenziner mit 95 oder 115 PS und einem Diesel mit 95 PS wählen. Nächstes Jahr kommen noch ein 115-PS-TDI und eine Erdgasversion mit 90 PS hinzu. Aber schon der gefahrene Basisbenziner ist ein hervorragender Antrieb für den knapp 1,2 Tonnen schweren Arona. Er bietet mehr als genug Power für die Stadt. Die 175 Newtonmeter Drehmoment reichen aber auch für den Wochenendausflug. Unglaublich, wie flott sich 95 PS anfühlen können. Den Fahrspaß, den der Arona bietet, kostet Papa oder Mama aber am besten alleine aus, bevor die Kinder erschrecken. Wie sich der Basis-Arona allerdings bei hohem Tempo anstellt, konnte ich auf den regennassen, tempolimitierten und oft verstopften Strecken rund um Barcelona nicht testen. Hier könnte der fehlende sechste Gang auffallen.

Ordentliches Fahrwerk, gute Lenkung
Das Fahrwerk gibt keinen Anlass zu Beschwerden, es ist weder unkomfortabel noch wankanfällig. Die Lenkung hinterlässt sogar einen recht direkten Eindruck. Auch bieten die Sitze ausreichend Seitenhalt. Das Acht-Zoll-Display des Testwagens macht einen guten Eindruck, auch wenn es etwas tief eingebaut ist. Vom Ibiza bekannt sind die bunten Plastikpanele vor dem Beifahrer, die Frische ins Cockpit bringen. Bei den höheren Ausstattungen werden sie durch lederbespannte Blenden mit schicken Ziernähten ersetzt.

Die Finanzministerin reckt den Daumen hoch
Bleibt noch die für Familien nicht ganz unwichtige Budgetfrage. Wenn die Familien-Finanzministerin den Basispreis hört, wird sie das Projekt durchwinken. Denn den Arona mit 95 PS gibt es schon ab 15.990 Euro. Für den billigsten VW Golf (mit einem ähnlichen Innenraumangebot, aber mit zehn PS und zwei Türen weniger als beim Arona) zahlt man schon zwei Tausender mehr. Auch wenn wir uns die Konkurrenten unter den kleinen SUVs ansehen, kommt der Arona gut weg. Ähnlich günstig ist nur der SsangYong Tivoli 1.6 (Saugmotor, 160 Newtonmeter), während der Kia Stonic 1.0 T-GDI (Turbo, 172 Newtonmeter) erst ab 18.390 Euro zu haben ist.

Basisversion ohne Klima- und Audioanlage
Allerdings ist die Basisausrüstung Reference noch lückenhaft, vor allem fehlen Klimaanlage und Audiosystem. Diese Elemente können jedoch per Cool&Sound-Paket für 1.150 Euro nachgerüstet werden. So landen wir bei etwas über 17.000 Euro. Auch damit ist der Wagen noch günstiger als der Stonic. Eine Sitzheizung lässt sich (für bezahlbare 360 Euro) schon bei der Basisversion dazuordern. Wer allerdings Parkpiepser haben will, muss mindestens den Arona Style bestellen (ab 18.240 Euro) und noch 260 Euro draufzahlen. Da hofft der urbane Laternenparker vielleicht doch lieber auf sein Geschick und Glück beim Zurücksetzen. Technikfreaks finden auch Extras wie einen Querverkehrs- und einen Totwinkelassistent in der Preisliste. Ab 2018 kann man den Arona auch mit Instrumentendisplay (alias Virtual Cockpit alias Active Info Display) sowie mit der virtuellen Sprachassistentin Alexa (bekannt aus dem Amazon Echo) bestellen. LED-Scheinwerfer, Abstandstempomat oder adaptive Dämpfer sind für ein Stadtauto wie den Arona eher unnötig. Wer mehr auf individuelles Design achtet, kann aber (ab der Version Style) eine Bicolor-Lackierung ordern – mit einem Dach in Grau, Schwarz, oder Orange.

Wertung

    • ★★★★★★★★★☆

Der Seat Arona gehört sicher zu den derzeit besten kleinen SUVs. Beeindruckend ist zunächst das unglaubliche Innen- und Kofferraumangebot. Es liegt auf Augenhöhe mit dem VW Golf, obwohl der eine Klasse höher antritt. Zweiter Pluspunkt sind das Fahrwerk, das keine Kritik aufkommen lässt, und die auffallend direkte Lenkung. Drittens ist der Arona günstig und (im Vergleich zu vielen Importeursautos) gut konfigurierbar. Ebenfalls untadelig ist der 1.0 TSI mit 95 PS. Er bietet mehr als nur ansprechenden Schwung, doch die Dreizylinder der Konkurrenz sind auch nicht schlechter. Ebenfalls auf Wettbewerbsniveau ist die Individualisierbarkeit, das Technikangebot ist sogar überdurchschnittlich. Einziger Kritikpunkt: die Optik, vor allem in der Seitenansicht. Ein Kia Stonic ist für meinen Geschmack wesentlich schicker.

+ viel Platz im Fond, mehr Kofferraum als im Golf, tadelloses Fahrwerk, schwungvoller 1.0 TSI, günstiger Einstiegspreis

- wenig überzeugende Optik

  • Antrieb
    85%  
  • Fahrwerk
    85%  
  • Karosserie
    80%  
  • Kosten
    85%  

 

Preisliste


Seat Arona 1.0 TSI (70 kW) Reference
Grundpreis: 15.990 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie
Klimaanlage im Paket
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Metalliclackierung 525
Leichtmetallfelgen 400 (16 Zoll)
Sitzhöheneinstellung Serie (Fahrer)
Nebelscheinwerfer 200
Lenkrad verstellbar in Höhe und Reichweite Serie
Lichtsensor Serie
City-Notbremssystem Serie
Bicolor-Lackierung (Dach in Grau, Schwarz oder Orange) 400 (ab Style)
Winterpaket (Sitzheizung vorne, höheneinstellbarer Beifahrersitz) 360
Cool&Sound-Paket (Klimaanlage, Audiosystem mit 5-Zoll-Monochrom-Touchscreen) 1.150
DAB-Radio 210
LED-Scheinwerfer 600 (ab Style)
Tempomat 200
Abstandstempomat (incl. schlüsselloses Zugangs- und Startsystem) 500 (für Style)
Totwinkel- und Querverkehrsassistent 360 (für Style)
Parkpiepser hinten 260

 

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Turbobenziner mit Direkteinspritzung 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 999 
Leistung in PS 95 
Leistung in kW 70 
bei U/min 2.000 - 3.500 
Drehmoment in Nm 175 
Antrieb Frontantrieb 
Gänge
Getriebe Schaltung 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.138 
Breite in mm 1.780 
Höhe in mm 1.552 
Radstand in mm 2.566 
Leergewicht in kg 1.165 
Zuladung in kg 450 
Kofferraumvolumen in Liter 400 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 1.280 
Anhängelast, gebremst in kg 1.000 
Tankinhalt in Liter 40 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 173 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 11,6 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 4,9 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 6,1 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 4,2 
CO2-Emission in g/km 111 
Schadstoffklasse Euro 6 



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