Wir stehen mit unserem Lexus IS 220d an einer roten Ampel. Es ist dunkel. Von der Oberbaumbrücke kommen ein paar junge Frauen, entdecken unser Auto. Eine zückt ihr Handy und knipst drauf los. Die Frontscheibe wird blenden, Fahrer und Beifahrer sind nicht gemeint. Tatsächlich geht es ums Auto. Auch die nachrückenden Jungs schaffen es, für ein paar Augenblicke ihren Blick von den Hinterteilen ihrer Vor-Gängerinnen los zu reißen, um unser Fahrzeug anzustarren. So was haben wir noch nicht mal mit dem Lamborghini Gallardo erlebt.

Konstrukt des Vergnügens
Da steht er nun. Von vorne sieht er ja noch recht harmlos aus. Aber die Seite offenbart ihre extreme Keilform. Der Lexus scheint nach vorne stechen zu wollen. Bedingt durch den aufsteigenden Aufbau ist das Heck ungewöhnlich hoch. Die ausgesprochen schräg stehende Heckscheibe spendet zusätzliche Dynamik. Ganz klar: Die Leute haben Recht, der Lexus IS macht eine verdammt gute Figur. Dabei kleben auf der stark geneigten Scheibe die Regentropfen wie Sekundenkleber, der Fahrtwind hat kaum eine Chance, sie weg zu wischen. Auch vorne liebt das Glas das nasse Element. Der Regensensor ist ein unsensibler Kamerad und lässt sich richtig Zeit, bevor er seine Arbeit aufnimmt.

Hinter der Fassade
Auch innen will der gute Geschmack einfach nicht aufhören. Die Instrumente sind ein kristallklares Projekt der Moderne und auch bei Tag beleuchtet. Weiße Zeiger in Glas-Optik wischen beim Start erst mal komplett übers schwarze Tacho-Rund. Der Fußraum wird im Dunkeln ebenfalls sanft illuminiert. Wer wie der IS aus der Wäsche schaut, braucht sich halt nicht zu verstecken. Das gute Gefühl wird noch durch die Sitze verstärkt. Deren Seitenhalt hält sich zwar in Grenzen, aber man sitzt einfach gut drauf, und das auch auf langen Strecken.

Wer schön sein will ...
Der Preis für die gute Form wird beim Einsteigen in den Fond aufgerufen. Auch kleinere Zeitgenossen sind gezwungen, ihren Kopf einzuziehen, die heruntergezogene Dachkonstruktion will es so. Ist man erst mal drin, bleibt es kuschelig eng. Das Haupt geht mit dem Dachhimmel auf Tuchfühlung, während die Knie das Rückenpolster der Vordersitze stützen.

Kein Blick zurück
Die immense Keilform geht auch am Innenraum nicht spurlos vorbei. Den Blick nach hinten kann man sich beim Rückwärts-Einparken beinahe schenken. Das Heck ist einfach zu hoch. Den Job übernimmt am besten die Rückfahrkamera. Aber diese ersetzt nicht den Blick nach links und rechts vom Heck. Die B-Säule breitet sich einen gefühlten Meter aus und ist Gesamtform-bedingt sehr kurz, Ruck-Zuck drückt sich auch schräg hinten das hohe Heck ins Auge des Betrachters. Beim Einparken versuchen die großen Außenspiegel zu helfen. Zwecks Schonung der Alu-Schuhe kippen sie beim Einlegen des Rückwärtsgangs nach unten. Richtig viel bringt das aber nicht. Wie überall hilft hier nur eins: Üben, Üben, Üben.

Hart im Geben
Der IS ist ganz sicher kein softer Schönling. Der Japaner mag es schön hart. So wird ein Stück der Federung den schon beschriebenen komfortablen Sitzen überlassen. Vorteil dieser Abstimmung: Der Lexus neigt kaum zum Wanken. Die Härte des Fahrwerks wird übrigens vom Fahrer durchweg stärker empfunden als von seinen Mitfahrern. Besonders weibliche Gäste haben an der Federwirkung einfach nichts auszusetzen. Schönheit wird tatsächlich so einiges verziehen.

Bewegtes Schauspiel
Beim Beschleunigen kann der IS richtig laut rumpöbeln. Der rüpelhafte Auftritt jagt dem Ganghebel so viel Angst ein, dass er im Leerlauf zittern muss. Davon lässt sich auch Mister Hasenfuß, der Rückspiegel, anstecken. Es ist eine ganz besondere Erfahrung, den nachfolgenden Verkehr über den Asphalt vibrieren zu sehen. Im allgemeinen wird dieses Verhalten als ungünstig betrachtet.

Mutters Stolz
Beim Motor merkt man den Trend, die Marke Lexus immer stärker an die Konzernmutter Toyota heranzurücken. Der 2,2-Liter Diesel mit seinen 177 PS verrichtet auch im RAV4 2.2-D-CAT sein Werk. Im IS bringt er eine High Speed von 220 km/h auf die Straße. Der 100 km/h Grenze fällt in 8,9 Sekunden. In unserem Test becherte sich das Aggregat mit durchschnittlich 9,5 Litern Diesel der 100-Kilometer-Marke entgegen. Bei längeren 220-km/h-Anteilen steigt der Verbrauch auf glatte 10 Liter.

Stör-Hebel
Der sportlich ambitionierte Fahrer schaltet nach wie vor von Hand. Und das sollte er im IS auch reichlich machen. In den unteren Gängen wartet man ansonsten vergebens auf einen Adrenalinstoß. In höheren Schaltstufen scheinen dagegen eher die oberen Drehzahlen in der Nähe des Rotlichtviertels zu ziehen. Dabei ist eine präzise Hand gefragt. Die Grenzen zwischen den Gängen brechen zusammen, die Schaltung wirkt wie ein chaotisches Sündenbabel. Aber der Ganghebel hat ein spaciges Chrom-Gesicht und eine straff sitzende Ledermütze ohne Kulissen-Einprägung. Man fasst ihn gerne an, weil er so gut aussieht.
(gh)

Wertung

  • ★★★★★★★★☆☆
  • Schön und ganz schön hart, so kommt der IS, das Einstiegsmodell von Lexus, auf die Straße. Gutes Aussehen spricht die Emotionen an. Und gutes Aussehen hilft über so manches hinweg, was der Japaner seinen Insassen antut. Laut, hart und unübersichtlich ist er und trotzdem taugt er zum bewundernden Gesprächsstoff und man steigt fröhlich und stolz wieder zur nächsten Fahrt ein. Schönheit allein macht halt glücklich.

  • Antrieb
    70%
    ordentliche High Speed bei guten Emissionswerten
    sehr haklige Schaltung
  • Fahrwerk
    75%
    geringe Wankneigung
    insgesamt recht hart gefedert
  • Karosserie
    85%
    schnittig und wirklich schick
    im Fond sehr eng
  • Kosten
    75%
    etwas preiswerter als die deutsche Konkurrenz
    einige Details nur in Ausstattungspaketen

Preisliste


Lexus IS 220d

Grundpreis: 29.600 Euro
Modell Preis in Euro
Sport Line 35.100
Luxury Line 35.800
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Seitenairbags vorn Serie
Kopfairbags vorn Serie
Kopfairbags hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie
Klimaautomatik Serie
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe 1.800
CD-Radio Serie
MP3 Serie
elektr. Schiebedach 980
Metalliclackierung 700
Leichtmetallfelgen Serie
Sitzhöheneinstellung Luxury Line/Sport Line
Tempomat Serie
Xenonlicht Luxury Line/Sport Line
Kurvenlicht Luxury Line/Sport Line
Nebelscheinwerfer Serie
DVD-Navigationssystem/Multimedia-Paket 3.900
Ledersitze vorn, elektr. verst. mit Sitzheizung und -belüftung 3.050

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Turbo-Reihen-Dieselmotor 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 2.231 
Leistung in PS 177 
Leistung in kW 130 
bei U/min 2.000 - 2.600 
Drehmoment in Nm 400 
Antrieb Heckantrieb 
Gänge
Getriebe Schaltgetriebe 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.535 
Spurweite hinten in mm 1.535 
Radaufhängung vorn Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern 
Radaufhängung hinten Einzelradaufhängung an Mehrlenkerachse 
Bremsen vorn Innenbelüftete Scheibenbremsen, 296 mm 
Bremsen hinten Scheibenbremsen, 291 mm 
Wendekreis in m 10,2 
Räder, Reifen vorn 7,0JJ x 16 mit 205/55 R16 
Räder, Reifen hinten 7,0JJ x 16 mit 205/55 R16 
Lenkung Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung, Übersetzung 15:1 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.575 
Breite in mm 1.800 
Höhe in mm 1.440 
Radstand in mm 2.730 
Leergewicht in kg 1.660 - 1.730 
Zuladung in kg 300 
Kofferraumvolumen in Liter 378 
Anhängelast, gebremst in kg 1.500 
Dachlast in kg 75 
Tankinhalt in Liter 65 
Kraftstoffart Diesel 48C 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 220 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 8,9 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 6,3 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 7,9 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 5,4 
CO2-Emission in g/km 168 
Schadstoffklasse Euro 4 
Fixkosten
Haftpflicht-Klasse 19 
Teilkasko-Klasse 24 
Vollkasko-Klasse 27 

Bildergalerie: Schickes Fell