Der Targa war schon immer der Beau unter den 911ern. Wenn er auch früher noch kein großes Glasdach hatte, sondern ein herausnehmbares Mittelteil – zunächst aus Stoff, später aus Kunststoff – stellte er doch immer schon etwas ganz Besonderes dar. Die soeben facegeliftete Version der intern 997 genannten Baureihe macht nun mit großem Glas-Schiebedach, spitz nach hinten zulaufenden Seitenscheiben und hochglanzpolierten Aluminiumleisten auf sich aufmerksam.

Immer mit Allrad
Dass der aktuelle Targa den breiten Hintern trägt, mit dem alle Allradversionen kommen, macht ihn noch eindrucksvoller, aber auch teuer: Früher lag der Targa preislich zwischen Coupé und Cabriolet, heute ist er mindestens 4.000 Euro teurer als das Cabrio, weil man den Allradantrieb ungefragt mitkaufen muss. Porsche sagt dazu, dass von den Vorgängermodellen ohnehin die meisten mit Allrad bestellt wurden und dass es zu aufwendig wäre, zwei Karosserievarianten mit dem Targadach auszustatten. Und da entscheidet sich das Zuffenhausener Unternehmen natürlich für die umsatz- und renditestärkere Variante – ist doch klar.

0,45 Quadratmeter große Öffnung
Das Glasdach schiebt sich elektrisch um einen halben Meter nach hinten, ganz so groß ist die 0,45 Quadratmeter große Öffnung dann aber doch nicht. Doch so kann man damit auch bei kühlerer Witterung offen fahren – die Frischluftsaison ist dadurch jedenfalls einige Wochen länger als beim Cabrio. Neu ist ein blickdichteres Dachrollo. Es deckt geschlossen die komplette Schiebedachfläche ab und kann unabhängig vom Dach elektrisch bewegt werden. Dabei sorgt es für einen erhöhten Strahlenschutz bei heftiger Sonne, was sich Kunden aus vorwiegend heißen Ländern gewünscht haben, wo man es im offenen Cabriolet ohnehin kaum aushält. Glasdach und Heckdeckel sind getönt und schützen ebenfalls vor UV-Strahlung und Wärme.

Praktisch: Gläserne Heckklappe
Das praktischste am Targa ist aber die gläserne Heckklappe mit bequemem Zugang zum 230-Liter-Stauraum hinter den Vordersitzen. Das hat diese Elfer-Variante übrigens seit dem Modell 996, während bei dessen Vorgänger, dem letzten luftgekühlten 911 mit dem Werkscode 993, die hintere Scheibe noch fest montiert war. Die Idee zu der gläsernen Heckklappe stammt übrigens von Ferry Porsche persönlich, der dieses Konzept am liebsten bereits in den sechziger Jahren beim Ur-Elfer umgesetzt hätte.

Umfassende Ausstattung
Man hat beim neuen 911 Targa 4 also schon mal ein großes Glasschiebedach, eine große Heckklappe und einen Allradantrieb. Dazu kommt in der jetzt aufgefrischten Version der neue und vergleichsweise sparsame Benzindirekteinspritzer sowie – aber nur gegen Aufpreis – ein neues Doppelkupplungsgetriebe. Ach ja, der Allradantrieb ist auch ein neuer. Doch der Reihe nach.

Viel Kraft aus 3,6 Liter Hubraum
Wir haben uns bei unserem Testwagen für den kleineren der beiden Benzindirekteinspritzer entschieden. Er kommt mit einem Hubraum von 3.614 ccm aus (das stärkere S-Modell hat 3.800 ccm). Daraus holen die Porsche-Ingenieure mit der "Direct Fuel Injection" (DFI) 8,5 Prozent mehr Leistung, 11,2 Prozent weniger Verbrauch und 13,6 Prozent weniger CO2-Emissionen. Und so beschleunigen die 345 PS unseren Targa 4 in 5,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und machen ihn 284 km/h schnell. Der 4S kann es mit seinen 385 PS nur unwesentlich besser: Er ist in 4,9 Sekunden auf hundert und 297 km/h schnell, hat aber einen Gesamtverbrauch von 11,0 Liter auf 100 Kilometer gegenüber 10,6 Liter.

Neues Doppelkupplungsgetriebe PDK
Da stecken wir den gesparten Mehrpreis doch lieber in das neue Doppelkupplungsgetriebe PDK. Es verfügt über sieben Gangstufen und ersetzt die bisherige Fünfgang-Automatik mit der Bezeichnung Tiptronic. Das PDK ist sehr empfehlenswert, denn es schaltet nahezu unmerklich und supersanft. Außerdem ist es schnell und so perfekt, dass man kaum einmal den Wunsch verspürt, von Hand zu schalten. Das zeigt sich auch im Beschleunigungswert, der mit PDK bei beiden Motoren um 0,2 Sekunden besser ist, wenn auch die Top-Speed um zwei km/h leidet. Das Beste aber: Der Gesamtverbrauch sinkt mit PDK um 0,4 auf 10,3 Liter beim 3,6-Liter-Motor und um 0,3 Liter auf 10,7 Liter bei der 3,8-Liter-Maschine.

Aktives Fahrwerk PASM
Das Fahrwerk des 911 Targa 4 zeigt sich trotz des Mehrgewichts der Dacheinheit von 60 Kilogramm als perfekter Begleiter sowohl für das gemütliche Cruisen als auch für sportlich schnelles Kurvenwedeln. Zu dem positiven Eindruck, den unser Testwagen hinterlässt, trägt allerdings auch das aktive Fahrwerk mit der Bezeichnung PASM bei. In unserem 3,6-Liter-Modell kostet es 1.547 Euro Aufpreis, während es der teurere 4S serienmäßig hat. Das elektronisch geregelte Dämpfungssystem bietet in der Normalstellung einen hohen Komfort, Querfugen kommen kaum durch. In der Sportstellung ist die Abstimmung härter und wird von uns eigentlich nur für schnelles Autobahnfahren hergenommen. Mit PASM liegt der Elfer auf jeden Fall zehn Millimeter näher am Asphalt.

Elektronisch gesteuerter Allradantrieb
Zum ausgezeichneten Fahrverhalten des Targa 4 trägt auch der neue Allradantrieb bei. Sorgte bisher eine Visko-Lamellenkupplung für die Kraftverteilung, so erledigt das jetzt ein elektronisch gesteuertes System namens Porsche Traction Management (PTM). Da in allen Allradmodellen von Porsche jetzt auch noch eine Hinterachs-Quersperre serienmäßig ist, kommt der Targa 4 aus engen Kurven heraus wie kein Zweiter. Das zeigt sich am satten Grip in allen Lebenslagen. Nur beim bewussten Übertreiben versetzt der Wagen mal leicht über alle vier Räder.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde
Der Porsche 911 Targa 4 hat zwei Seelen. Die Gute ist fürs Cruisen da und die Böse fürs Racen. Beides macht Spaß: Unter dem geöffneten Dach komfortabel sitzend dahingleiten und sich an dem geringen Verbrauch freuen, ist doch schön (bei unserer Runde um den Gardasee brauchten wir unter elf Liter). Aber auch kurvige Serpentinenstraßen sportlich zu nehmen, ist eine feine Sache. Beides ist mit dem 911 Targa 4 gut machbar. Das Eintrittsgeld aber ist hoch: Bei 97.907 Euro geht`s los, das sind immerhin 14.875 Euro mehr als das schlichte 911er Coupé kostet.

Wertung

  • ★★★★★★★★★★
  • Der überarbeitete Porsche 911 Targa 4 ist zugleich elegant und dank der Heckklappe praktisch – und mit nur zehn Prozent Verkaufsanteil sehr exklusiv. Für ihn spricht vor allem das große Glasschiebedach, das Offenfahren auch bei nicht ganz so gutem Wetter erlaubt und das geschlossen ein luftiges Ambiente schafft. Aber auch der immer im Targa verbaute Allradantrieb hat seinen Reiz – sorgt er doch für außerordentlich gute Traktion und ausgewogenes Handling. Der bärenstarke, aber vergleichsweise sparsame Benzindirekteinspritzer lässt sich kaum noch toppen. Und wer sich für das Doppelkupplungsgetriebe und das aktive Fahrwerk entscheidet, hat wohl einen der außergewöhnlichsten Sportwagen der Welt, wenn dieser dann auch 103.000 Euro kostet – Metalliclack, Navigation und andere Selbstverständlichkeiten noch gar nicht eingerechnet.

  • Antrieb
    100%
    gieriger Boxer mit dezentem bis betörendem Sound
    perfekte Automatik, niedrige Verbräuche möglich
  • Fahrwerk
    95%
    sehr sportliches Handling, sicheres Fahrverhalten
    mit optionalem Aktivfahrwerk komfortabel bis schön straff
  • Karosserie
    100%
    alltagstauglichster Elfer dank großer Heckklappe
    einfache Bedienung, edle Materialien, gute Verarbeitung
  • Kosten
    90%
    gute Serienausstattung, hoher Werterhalt
    hoher Grundpreis, sehr hohe Aufpreise

Preisliste


Porsche 911 Targa 4

Grundpreis: 97.907 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Seitenairbags vorn Serie
Kopfairbags vorn Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie
Klimaautomatik Serie
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Bildschirmnavigation 1.928
CD-Radio Serie
MP3 Serie
Metalliclackierung 904
Leichtmetallfelgen Serie (18 Zoll)
Sitzhöheneinstellung Serie
Tempomat 440
Lederausstattung Serie
Xenonlicht Serie
Kurvenlicht 702
Nebelscheinwerfer Serie
Doppelkupplungsgetriebe PDK 3.510
Keramik-Bremsanlage 8.033
Elektronisch geregeltes Dämpfungssystem 1.547
Parkassistent (hinten) 512
Sitzheizung 417
Sitzbelüftung 1.131

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Boxermotor mit Direkteinspritzung 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 3.614 
Leistung in PS 345 
Leistung in kW 254 
bei U/min 4.400 
Drehmoment in Nm 390 
Antrieb Allradantrieb 
Gänge
Getriebe Doppelkupplungsgetriebe 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.488 
Spurweite hinten in mm 1.548 
Radaufhängung vorn McPherson-Federbeinachse 
Radaufhängung hinten Mehrlenker-Hinterachse LSA 
Bremsen vorn Vier-Kolben-Monobloc-Festsättel, innenbelüftete und gelochte Scheiben mit 330 Millimeter Durchmesser 
Bremsen hinten Vier-Kolben-Monobloc-Festsättel, innenbelüftete und gelochte Scheiben mit 330 Millimeter Durchmesser 
Wendekreis in m 10,9 
Räder, Reifen vorn 8 J x18, 235/40 ZR 18 
Räder, Reifen hinten 11 J x 18, 295/35 ZR 18 
Lenkung hydraulische Servolenkung 
Geländekompetenz
Bodenfreiheit in mm 122 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.435 
Breite in mm 1.852 
Höhe in mm 1.310 
Radstand in mm 2.350 
Leergewicht in kg 1.560 
Zuladung in kg 380 
Kofferraumvolumen in Liter 105 
Tankinhalt in Liter 67 
Kraftstoffart Super Plus 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 282 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 5,0 
Elastizität von 80-120 km/h in Sekunden 7,1 (im 5. Gang) 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 10,3 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 15,5 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 7,4 
CO2-Emission in g/km 242 
Schadstoffklasse Euro 4 
Fixkosten
Steuer pro Jahr in Euro 249 
Haftpflicht-Klasse 16 
Teilkasko-Klasse 29 
Vollkasko-Klasse 29 

Bildergalerie: Test: Porsche 911 Targa 4