Was gibt es Schöneres, als bei Sonnenschein in einem Roadster Frischluft zu genießen und dabei noch jede Menge neidische Blicke auf sich zu ziehen? Mit der Neuauflage des Z4 will BMW im Segment der offenen Sportwagen Boden gegen die Konkurrenz aus Süddeutschland gut machen. Wir haben den neuen Z4 als sDrive23i gegen die beiden arrivierten Mitbewerber Audi TT Roadster 2.0 TFSI sowie Porsche Boxster antreten lassen. Welcher der drei sportlichen Zweisitzer hat die Nase vorn?

KAROSSERIE/INNENRAUM
Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal des BMW Z4 zu den beiden Kontrahenten ist das Klappdach. Denn während Audi und Porsche auf eine klassische Stoffmütze setzen, besitzt der 4,24 Meter lange Z4 eine zweiteilige Dachkonstruktion in Aluminium-Leichtbauweise und macht den Roadster bei geschlossenem Verdeck zu einem vollwertigen, schicken Coupé. Wohl nicht nur, weil er der frischeste unserer Testkandidaten ist, sondern auch aufgrund seiner eleganten Proportionen zieht der Z4 große Aufmerksamkeit auf sich: lange Motorhaube, knappe Überhänge, großer Radstand und fließende Linien. Das Hardtop schließt innerhalb von 20 Sekunden vollautomatisch – allerdings nur, wenn das Fahrzeug steht.

TT: Kompakt und handlich
Der Audi TT Roadster ist mit 4,18 Meter der kompakteste und handlichste in unserem Vergleich. Eine hohe Schulterlinie und stark konturierte Kotflügel verleihen ihm trotz seiner rundlichen Formen einen muskulösen Auftritt. Die beiden Überrollbügel erscheinen nicht als notwendiges Sicherheitsmerkmal, sondern sind beim TT Roadster bereits modell­typisches Charakteristikum. Das aufgespannte Stoffverdeck passt sich der runden Karosserieform bestens an. Beim TT 2.0 TFSI öffnet das Dach nur gegen Aufpreis automatisch. Das Ganze dauert dann lediglich zwölf Sekunden und funktioniert bis Tempo 50.

Boxster: Optischer Platzhirsch
Den stattlichsten Auftritt legt der Porsche Boxster hin. Mit einer Länge von 4,34 überragt er den Z4 um zehn und den TT sogar um 16 Zentimeter. Eine tief gezogene Haube mit großen Scheinwerfern und Lufteinlässen sowie die optionalen LED-Tagfahrleuchten zeigen eindeutig, wer der Platzhirsch sein will. Die als Extra erhältlichen 19-Zöller, seitliche Kiemen vor den Hinterrädern und das dicke Endrohr identifizieren den Boxster als astreinen Sportler. Auch geschlossen gibt der kleinste Porsche mit lang auslaufendem Heck eine gute Figur ab. Der Boxster öffnet und schließt sein Stoffdach genau so schnell wie der Audi – in zwölf Sekunden. Allerdings muss der Fahrer beim Modell aus Stuttgart immer selbst mit Hand anlegen und einen Entriegelungshebel betätigen. Offensichtlich ist man bei Porsche der Meinung, ein Sportwagenfahrer könne so etwas selbst erledigen. Wir halten bei einem Auto dieser Preisklasse ein komplett automatisches System zumindest als Option für angebracht.

Tiefe Sitzpositionen
Wie sich das für einen echten Roadster gehört, nimmt der Fahrer in allen drei Autos tief Platz. Bereits die Serien-Sportsitze des TT sind bequem und bieten guten Seitenhalt. Beim Z4 umschließt das optionale Sportgestühl den Körper noch besser, doch Maß aller Dinge ist diesbezüglich der Boxster: Die Sportsessel – knapp 1.900 Euro teuer – umfassen Fahrer und Beifahrer nahezu perfekt und bieten idealen Sitzkomfort. Unser TT Roadster besitzt im Innenraum viel Aluminium, dazu ein unten abgeflachtes Lenkrad und Instrumente in Tuben. Das Navigationssystem und die Lüftungsschalter sind sehr weit unten platziert und daher nicht optimal zu bedienen.

Gediegener Z4
Etwas gediegener mit hellem Leder und Holzapplikationen kommt unser Z4-Testwagen daher. Wie bei der Konkurrenz aus Ingolstadt setzt man auch in München auf Übersichtlichkeit. So gibt es konservative Drehschalter und keine Digitalanzeigen für die Klimaautomatik. Der 8,8 Zoll große Ausklapp-Bildschirm für das Navigationssystem ist aus der Fahrersicht günstig auf dem Armaturenbrett positioniert. Die Steuerung mit dem iDrive-Controller ist auch während der Fahrt bequem möglich. Sehr klar gegliedert und ohne Überraschungen präsentiert sich das Cockpit im Boxster. Der mittig platzierte Drehzahlmesser dominiert die dreiteilige Instrumenteneinheit. Ansonsten wirkt die gegen Aufpreis komplett mit Leder bezogene Armaturentafel fast ein wenig schlicht, viele Bedienschalter verwirren anfangs. Die Steuerung über Dreh-Controller wie beim Audi und beim BMW ist da deutlich nutzerfreundlicher.

Wenig Stauraum
Natürlich sind weder der TT noch der Z4 oder der Boxster Raumwunder. Als Reiseauto eignen sich die drei Roadster nur für Singles oder Paare, die sich beim Gepäck einschränken können. Nominell bietet der BMW mit 310 Liter den größten Stauraum. Will man aber das Verdeck öffnen, schrumpft dieser auf 180 Liter zusammen. Das zusammengelegte Dach benötigt nicht nur viel Platz, sondern lässt zudem nur eine kleine Ladeöffnung übrig. Der Boxster verfügt gleich über zwei Kofferräume: Der vordere fasst 150, der hintere 130 Liter. Kein Wunder, dass Porsche beim Thema Beladen nur von einer Golftasche oder vom passgenau gefertigten ,Porsche Travel System" spricht. Das Gepäckabteil des TT Roadster bietet 250 Liter Volumen. Eine hohe Ladekante und das niedrige Fach schränken hier die Alltagstauglichkeit ebenfalls ein.

MOTOR/GETRIEBE
Unter der Haube des Z4 sDrive23i arbeitet ein 204 PS starker Sechszylinder-Benziner mit 2,5 Liter Hubraum. Dies ist die Einstiegsmotorisierung des ausschließlich mit sechs Zylindern angebotenen Bayern. Schon beim Anlassen des Motors vernehmen wir ein freundlich-aggressives Grummeln. Beim Tritt aufs Gaspedal lässt sich dieses in eine mehr als standesgemäße Geräuschkulisse verwandeln, die Erinnerungen an den typischen BMW-Sound der 1980er- und 1990er Jahre weckt. Beim Beschleunigen wäre mehr Durchzugskraft wünschenswert. Vor allem bei hoher Drehzahl und schnellem Tempo jedoch stellt der sDrive23i mit 250 Newtonmeter Drehmoment seine Ausgewogenheit und hohe Elastizität zur Schau. Ob bei Tempo 120 oder 200 km/h: Der Wagen mobilisiert immer noch Kraftreserven. 6,6 Sekunden für den Spurt von null auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 242 km/h drücken das auch in Zahlen aus. Kombiniert wird der sDrive23i mit einer Sechsgang-Handschaltung, die zwar einiges an Kraftaufwand erfordert, dafür aber präzise arbeitet. Um Gangwechsel wirklich sanft umsetzen zu können, ist allerdings Gefühl im Kupplungsfuß gefragt.

Audi als einziger Vierzylinder
Als Einziger mit vier Zylindern und Frontantrieb tritt in unserem Vergleich der TT Roadster 2.0 TFSI an. Der Benzindirekteinspritzer holt aus zwei Liter Hubraum 200 PS. Obwohl der Audi die kleinste Maschine der drei Testkandidaten besitzt, zeigt er dank Turbolader im unteren Drehzahlbereich den besten Durchzug: Bereits ab 1.700 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 280 Newtonmeter an, und beim Spurt an der Ampel fährt der TT seinen Kontrahenten erst einmal davon. In 6,7 Sekunden geht's von null auf hundert, der Vortrieb endet bei Tempo 237. Dem agilen und spritzigen TFSI-Motor fehlt zum richtigen Sportwagen-Feeling jedoch der angemessene Sound. Auch wenn er sich Mühe gibt, ein wenig böse zu klingen, so bleibt er doch brav und kommt klanglich nicht an die beiden Sechszylinder-Aggregate heran. Die optional erhältliche Schaltwegverkürzung mit kurzem Schalthebel ermöglicht ein leichtgängiges Wechseln der sechs Gänge. Die Kupplung empfinden wir hingegen als zu undefiniert und zu weich.

Stärkster Motor im Porsche
Der Einstiegs-Boxster wird seit rund einem Jahr von einem 2,9-Liter-Boxermotor mit sechs Zylindern und 255 PS befeuert. Mit 273 Newtonmeter erreicht er nicht ganz das Drehmoment des aufgeladenen TT. Auch beim Start könnte man sich durchaus noch etwas mehr Power vorstellen, aber insgesamt erfüllt der Boxster mit dem stärksten Antrieb im Vergleich die Erwartungen. Der Roadster aus Zuffenhausen lässt sich ganz entspannt und behutsam über den Asphalt bewegen. Doch spätestens beim beherzten Tritt aufs Gas zeigt der Schwabe seine Qualitäten: kraftvoller Vortrieb, zügige Beschleunigung und das Ganze garniert mit einem wunderbaren Röhren aus der Auspuffanlage. Immer wieder macht es Spaß, diesen Sound genau dann herauszukitzeln, wenn es die Situation ,erfordert": Sei es beim Start an der Kreuzung, beim Herausbeschleunigen aus der Ortschaft sowie als Ankündigung eines Überholvorgangs auf der Autobahn. Nach 5,9 Sekunden durchbricht der Boxster die 100-km/h-Grenze, seine Spitzengeschwindigkeit erreicht er bei Tempo 263. Das Sechsgang-Schaltgetriebe verrichtet seine Arbeit ohne nennenswerte Beanstandungen. Wie beim Z4 animiert eine Schaltempfehlungsanzeige zu Sprit sparender Fahrweise.

Durstiger Ingolstädter
Ob dieser beim TT fehlende Hinweisgeber Schuld daran trägt, wissen wir nicht: Allerdings schluckte der Audi auf unseren Fahrten fast genauso viel Super Plus wie der Porsche – rund 11 Liter pro 100 Kilometer. Damit übertraf der Ingolstädter die Herstellerangabe von 7,8 Liter deutlich, während sich der Boxster im Vergleich zu den 9,4 Liter Verbrauch laut Datenblatt noch im Toleranzbereich bewegt. Der Z4 genehmigte sich im Schnitt 9,2 Liter Kraftstoff – das sind 0,7 Liter mehr als BMW aufführt.

FAHRWERK/LENKUNG
Der Porsche Boxster hat das eindeutig straffste Fahrwerk und überzeugt durch eine satte Straßenlage. Kurven nimmt der Schwabe im Handumdrehen und ohne Schwierigkeiten. In unserem Falle regelt das 1.547 Euro teure Porsche Active Suspension Management (PASM) elektronisch die Dämpferkraft für jedes einzelne Rad. Im Normalmodus ist er ein wenig komfortabler, im Sportmodus fast schon hart wie ein Brett. Dieser ist nur bei äußerst dynamischer Fahrweise zu empfehlen, sorgt jedoch für exzellente Traktion. Die Lenkung arbeitet sehr direkt, erfordert vom Fahrer aber auch einiges an Muskelkraft. Krasses Gegenstück zum Boxster ist der Audi TT Roadster. Er ist deutlich weicher gebettet und wirkt gerade im direkten Vergleich fast schon etwas schwammig. In Kurven neigt der Fronttriebler zum Untersteuern. Auch die Lenkung des Ingolstädters ist deutlich leichtgängiger und weniger direkt. In Kombination mit der weichen Kupplung gibt die Abstimmung des TT zwar ein stimmiges Gesamtbild. Doch damit bleibt das Fahrzeug eher in der Kategorie ,alltagstauglich" als im Segment der rassigen Sportwagen.

BMW: Zwischen den Kontrahenten
In der Mitte zwischen Boxster und TT angesiedelt ist der BMW Z4. Er verfügt über ein sportlich ausgelegtes Fahrwerk, das aber auch den Komfortaspekt nicht ganz außer Acht lässt. Nichtsdestotrotz bleiben Querrinnen für die Passagiere deutlich wahrnehmbar. Hohe Kurvendynamik und eine direkt ansprechende Servolenkung vermitteln Fahrspaß. Die serienmäßige Fahrdynamik Control erlaubt über die drei Modi Normal, Sport und Sport+ unterschiedliche Fahrzeug-Setups. Das Ansprechverhalten von Motor und Gaspedal sowie die Kennlinie der Lenkung werden entsprechend angepasst.

AUSSTATTUNG/PREIS
Preislich ist die Spannweite unserer drei Testkandidaten hoch: Mit einem Basispreis von 46.506 Euro kostet der Porsche Boxster über 10.000 Euro mehr als die Kontrahenten. Dafür gibt es mehr Hubraum und über 50 PS zusätzlich. Allerdings langen die Schwaben bei den Extras ordentlich zu: 1.900 Euro für Sportsitze, 3.000 Euro fürs Navigationssystem oder mindestens 3.076 Euro für eine Lederausstattung. Für den BMW Z4 sDrive23i werden ab 35.900 Euro fällig. Auch bei den Münchnern ist die Aufpreisliste lang. Zahlreiche Sonderausstattungen verschlingen eine Menge zusätzliches Geld, beispielsweise 3.000 Euro für die Navigation. Der günstigste unserer drei Testkandidaten ist der Audi TT Roadster 2.0 TFSI mit einem Einstiegspreis von 34.450 Euro. Hier gibt es zwar kein serienmäßiges vollautomatisches Verdeck, dafür sind Sportsitze und eine Klimaautomatik ab Werk inbegriffen. Für ein Navigationssystem (ab 1.075 Euro) oder eine Lederausstattung (ab 1.160 Euro) zahlt man hier weniger als bei Z4 und Boxster.

Wertung

  • ☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
  • Eines vorneweg: Puren Roadster-Spaß bieten zweifelsfrei alle drei Testkandidaten. Platz drei in unserem Vergleich geht an den Audi TT 2.0 TFSI: Er ist der kompakteste und preisgünstigste Roadster. Vor allem die sehr weiche Fahrwerksabstimmung lässt ihn nicht ganz in derselben Liga spielen wie den Z4 und den Boxster. Der BMW Z4 sDrive23i ist ein äußerst formschönes Auto, das zudem in der kalten Jahreszeit als vollwertiges Coupé genutzt werden kann. Wäre der Motor nicht im unteren Drehzahlbereich etwas zahm, würde ihm wohl die Krone des Testsiegers gebühren. Diese geht an den Porsche Boxster: Er ist – nicht nur aufgrund des stärksten Triebwerks – der reinrassigste Sportler mit dem meisten Fahrspaß, jedoch gleichzeitig auch der mit Abstand teuerste Kandidat.

  • Audi TT Roadster 2.0 TFSI
    80%
    preisgünstig, komfortabel, spritziger Antrieb
    sehr weiche Abstimmung, hoher Testverbrauch
  • BMW Z4 sDrive23i
    90%
    formschön, elastischer Antrieb, gute Kurvenlage
    bei niedriger Drehzahl zu zahm, wenig Stauraum
  • Porsche Boxster
    90%
    rassiger Sportler, super Straßenlage, tolle Sportsitze
    10.000 Euro teurer als Kontrahenten, hochpreisige Extras

Bildergalerie: Purer Roadster-Spaß