Wer einen heißen Exoten fahren wollte, hat sich vor einigen Jahren noch eine kompakte Stufenhecklimousine in die Einfahrt gestellt. Die Autos mit festem Kofferraumdeckel wirkten oft viel zu bieder, der Kofferraum erschien häufig wie nachträglich angebaut und die im Wortsinne behüteten Fahrer trugen nicht zu einem sportlichen Image oder gar einem Verkaufserfolg bei. Entsprechend rar machten sich die kleinen Viertürer im deutschen Straßenbild. Doch in die Klasse kommt frischer Wind: Modelle wie der viertürige VW Jetta oder die Fünftürer Skoda Rapid und Seat Toledo, die sich optisch in die Limousinen-Familie einreihen, machen wieder richtig Lust auf Stufe. Opel bringt mit der Astra Limousine die Rüsselsheimer Antwort auf die Konkurrenz und könnte damit sogar dem Insignia aus eigenem Hause das Leben schwer machen.

Neues Gesicht und Insignia-Look
Die Form des Viertürers wirkt wie aus einem Stück gegossen und erinnert von hinten und in der Seitenlinie an den großen Bruder Insignia. Das Stufenheck-Mobil ist 4,66 Meter lang und liegt damit zwischen dem Fünftürer mit 4,42 Meter und der Insignia-Limousine mit 4,83 Meter. Das Stufenheckmodell trägt die neuen Gesichtszüge, die auch Fünftürer und Kombi mit dem gerade erfolgten Facelift bekommen haben. Vorn hat der untere Kühlergrill eine neue Struktur, außerdem glänzt eine neue flügelförmige Chromquerstrebe an der Kühlernase. Der Heckbereich ist dynamisch gezeichnet, hier fällt besonders ein modellierter Spoiler an der Heckklappe auf.

Kein Griff für die Kofferklappe
Diese Klappe zu öffnen, ist bei unserem Test natürlich einer der wichtigsten Aufgaben. Doch zunächst rätseln wir über das Wie, denn eine Taste gibt es nicht. Die Erklärung: Entweder man zückt die Schlüsselfernbedienung und drückt dort auf den Knopf, oder benutzt eine Taste an der Mittelkonsole. Das ist umständlich. Doch in Osteuropa und Russland, wo Viertürer bei den Kunden sehr beliebt ist, geht man lieber auf Nummer Sicher: Dort besteht die Gefahr, dass Diebe den unverschlossenen Kofferraum beim Ampelstopp leer räumen – ohne Taste kommen sie nicht so leicht hinein.

Genug Platz im Fond
Der Stauraum selbst ist 460 Liter groß, die Ladehöhe akzeptabel, nur die Ladekante ein wenig breit. Um Sperriges zu verladen, lassen sich die Rücklehnen mit wenigen Handgriffen umklappen. Wer weniger Gepäck mitnimmt und dafür zwei Leute im Fond platziert, bekommt keine Schelte. Der Fond bietet einem 1,80 Meter hohen Menschen ausreichend Kopffreiheit und selbst dann noch genügend Luft für die Knie, wenn es sich vorn ebenfalls ein Einssachtziger bequem macht.

Bequeme Sitze, aber zu viele Tasten
Die serienmäßigen Komfort-Sessel vorn sind bequem, bieten aber wenig Seitenhalt. Fahrer mit großem Oberkörper bemängeln außerdem, dass sich der Sitz nicht weit genug absenken lässt und sie deshalb zu hoch thronen. Das Cockpit ist ansehnlich gestylt, die Mittelkonsole allerdings wie beim Astra gehabt mit Tasten überfrachtet, von denen einige sehr klein sind und sich deswegen auf schlechten Straßen nur mühsam treffen lassen.

Diesel mit knurrigem Klang
Unsere Test-Limousine hat unter der Haube einen 1,7-Liter-Dieselmotor, der in dieser Version 130 PS liefert. Die Maschine ist in der Leistungsentfaltung zurückhaltend, erst bei etwa 2.000 Touren geht's mit spürbarem Druck voran. Zudem ist das Aggregat nach dem Starten recht knurrig, das verliert sich aber mit zunehmender Kühlwassertemperatur. Für den Sprint auf Tempo 100 benötigt der Viertürer müde 10,8 Sekunden, wird aber immerhin über 200 km/h schnell. Laut Opel verbrennt das Aggregat im Schnitt 4,3 Liter Diesel auf 100 Kilometer – wir haben nach dem Ende unserer Testfahrt durch die Stadt, über Landstraßen und die Autobahn 7,3 Liter am Bordcomputer abgelesen.

Neue Features aus höheren Klassen
Die Astra-Limousine kann mit vielen Features bestückt werden, die auch für den großen Bruder Insignia zu haben sind. Dazu gehören eine Frontkamera für die Verkehrsschilderkennung, eine Abstandsanzeige und ein Spurverlassenswarner, zudem ein Totwinkel-Assistent und eine Park-Lenkhilfe. Darüber hinaus ist ein vom Verein ,Aktion Gesunder Rücken" ausgezeichneter Ergonomiesitz zu haben und das ebenfalls aus dem Insignia bekannte adaptive Fahrlichtsystem AFL. Die Preise für die Features hat der Hersteller allerdings noch nicht bekannt gegeben, diese werden ab Mitte September 2012 in der neuen Optionenliste zu finden sein. Für das Frühjahr 2013 kündigt Opel außerdem noch einen radargestützten Abstandstempomaten an, der auch von allein bremst, falls der Fahrer nicht reagiert.

Komfortable Federung
Ein weitere Besonderheit hatte unser Testwagen dabei, das adaptive Fahrwerkssystem namens FlexRide. Im Normalmodus ist die Limousine komfortabel gefedert, der Unterbau bügelt auch größere Unebenheiten gut weg. Die Lenkung ist eher indirekt eingestellt, in der Mittellage würden wir uns mehr Feedback von der Straße wünschen. Per Tastendruck auf den Sport-Knopf wird der Unterbau spürbar straffer, der Motor nimmt schneller Gas an und die Lenkung agiert direkter. Das ist auf Kurvenstrecken von Vorteil, denn die Karosserie wankt nun weniger. Auch die Instrumentenbeleuchtung wechselt die Farbe von Weiß nach rot – eine Spielerei, auf die sich auch gut verzichten ließe. Dafür lässt sich am Bordmonitor einstellen, welche Parameter sich beim Drücken von ,Sport" verändern – so kann man zum Beispiel festlegen, dass nur die Lenkung straffer werden soll. Fürs Cruisen gibt es den ,Tour"-Modus, hier sind die Unterschiede in der Fahrwerkshärte zum Normalmodus aber kaum spürbar.

Ab 18.270 Euro
Der Astra-Viertürer ist ab 18.270 Euro zu haben, dafür bekommt man einen 1,4-Liter-Otto mit 100 PS. Unser Testwagen 1.7 CDTI mit 130 PS ist inklusive Start-Stopp-System ist ab 23.215 Euro in der Ausstattung Selection zu haben. Bei der Konkurrenz sieht es so aus: Der Skoda Rapid wird bei etwa 14.000 Euro starten, Seat hat die Preise für den Toledo noch nicht bekannt gegeben, sie dürften sich aber auf einer Höhe mit dem Skoda bewegen. Und noch ein Vergleich: Die billigste Insignia-Limousine steht mit 24.545 Euro in der Liste – mit 1,8-Liter-Benziner und 140 PS.

Wertung

  • ★★★★★★★★☆☆
  • Der schicke Viertürer-Astra wird in Deutschland durchaus Freunde finden. Vor allem die optische Nähe zum größeren (und teureren) Insignia könnte Opel-Fahrer zum Wechsel in eine tiefere Klasse animieren. So viel niedriger ist diese nämlich gar nicht mehr, denn viele Komfort-Features halten nun in den Astra Einzug. Mit dem getesteten 1,7-Liter-Diesel ist der Kompaktwagen nicht spritzig, aber alltagstauglich motorisiert. Empfehlenswert ist das adaptive Fahrwerk, das einen spürbaren Wechsel von einer komfortablen zu einer sportlichen Abstimmung ermöglicht.

  • Antrieb
    75%
    spritzig im mittleren Drehzahlbereich
    etwas verhaltener Antritt, knurriger Klang
  • Fahrwerk
    80%
    komfortabel; im "Sport"-Modus spürbar straffer
    Lenkung in Mittellage zu wenig Feedback
  • Karosserie
    75%
    ausreichend Platz im Fond
    Heckdeckel hat außen keinen Griff
  • Kosten
    85%
    viele Features aus höheren Klassen buchbar
    preiswerter, aber nicht schlechter als ein Insignia

Preisliste


Opel Astra Viertürer 1.7 CDTI 130 PS Start-Stopp Selection

Grundpreis: 22.715 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Seitenairbags vorn Serie
Kopfairbags vorn Serie
Kopfairbags hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten 375
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie
Klimaanlage Serie
Klimaautomatik 350
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe -
Bildschirmnavigation ab 1.630
CD-Radio 730
elektr. Schiebedach 915
Metalliclackierung 530
Leichtmetallfelgen ab 900
Sitzhöheneinstellung Serie
Tempomat 125
Lederausstattung (erst ab Ausstattung Sport)
Xenonlicht 1.250 (im adaptivem Fahrlicht AFL)
Kurvenlicht 1.250 (im adaptivem Fahrlicht AFL)
Nebelscheinwerfer 185
Anhängevorrichtung 695
Frontkamera inkl. Abstandsanzeige, Kollisionswarner, Verkehrsschild- und Spurassistent 700
FlexRide-Fahrwerk mit elektronischer Dämpferregelung 980
Lederlenkrad 285
Parkpilot vorn und hinten 520
Ergonomiesitz AGR 390
LED-Tagfahrlicht 150

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Diesel-Reihenmotor 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 1.686 
Leistung in PS 130 
Leistung in kW 96 
bei U/min 2.000-2.500 
Drehmoment in Nm 300 
Antrieb Frontantrieb 
Gänge
Getriebe Schaltgetriebe 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.544 
Spurweite hinten in mm 1.558 
Radaufhängung vorn McPherson-Federbeine, Dreiecksquerlenker 
Radaufhängung hinten Verbundlenkerachse mit Wattgestänge 
Bremsen vorn Scheiben, innenbelüftet 
Bremsen hinten Scheiben 
Wendekreis in m 11,5 
Räder, Reifen vorn 215/60 R16 
Räder, Reifen hinten 215/60 R16 
Lenkung Zahnstange, elektrische Servounterstützung 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.658 
Breite in mm 1.814 
Höhe in mm 1.500 
Radstand in mm 2.685 
Leergewicht in kg 1.393-1.503 
Zuladung in kg 482-537 
Kofferraumvolumen in Liter 460 
Anhängelast, gebremst in kg 1.500 
Dachlast in kg 75 
Tankinhalt in Liter 56 
Kraftstoffart Diesel 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 203 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 10,8 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 4,3 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 5,1 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 3,9 
CO2-Emission in g/km 122 
Schadstoffklasse Euro 5 

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