Vor zwei Jahren, am 13. September 2022, überraschte Ferrari die Automobilbranche mit der Vorstellung des Purosangue: Maranellos erster Serien-Viertürer, und ein "SUV" obendrein. Natürlich bezeichnet die Marke ihn nicht als SUV, aber er ist nichts anderes als ein Versuch, in das SUV/Crossover-Segment einzusteigen, in dem andere Luxusmarken bereits vertreten sind.
Als der Neuling vorgestellt wurde, erregte er sofort großes Aufsehen. "Puristen" hielten ihn für ein Sakrileg und nicht für einen echten Ferrari, andere sahen in ihm eine gute Möglichkeit, neue Segmente zu erschließen, aber welche Auswirkungen hatte er auf den Absatz und das Image von Ferrari?
Bildergalerie: Ferrari Purosangue (2023) im Test
Der Cavallino ist beliebter denn je
Ferrari verkauft derzeit mehr Fahrzeuge als je zuvor. Nach den Halbjahresergebnissen verzeichnete die Marke mit über 7.000 ausgelieferten Fahrzeugen einen neuen Verkaufsrekord für die erste Hälfte dieses Jahres. Insgesamt lieferte der italienische Hersteller 7.044 Einheiten aus, ein Plus von 1,2 Prozent gegenüber Januar-Juni 2023.
Dies ist zwar der niedrigste Zuwachs für diesen Zeitraum in den letzten zehn Jahren (ohne das Corona-Jahr 2020), aber das Volumen bis Juni 2024 war fast doppelt so hoch wie vor zehn Jahren mit 3.694 ausgelieferten Einheiten.
Das Wachstum ist bemerkenswert, wenn man den generell hohen Preis von Ferraris bedenkt. Hinzu kommen die zunehmenden geopolitischen Spannungen und Kriege, von denen einige seiner Märkte betroffen sind. Der Grund für den Anstieg kann nicht allein auf den Vollblüter zurückgeführt werden, denn seine Zulassungen begannen erst am Ende des dritten Quartals 2023.
Meistverkaufte Ferraris
Nach den Daten von JATO Dynamics, die 52 Märkte weltweit abdecken, war der Purosangue zwischen Januar und August 2024 der drittmeistverkaufte Ferrari. Die Daten, die einen Schlüsselmarkt für Luxusautos wie den Nahen Osten ausschließen, zeigen, dass der SUV bis August fast 1.500 Einheiten verkaufte und nur vom Ferrari 296 mit über 3.100 Einheiten und dem Ferrari Roma mit fast 1.900 Einheiten übertroffen wurde.
296 GTB
Ferrari Roma
Ferrari Purosangue
Der Purosangue hat unter anderem die Verkäufe des Ferrari SF90 Stradale, des 812 und des Portofino (der im Jahr 2023 eingestellt wurde) übertroffen. Der Grundpreis des Purosangue liegt in Deutschland bei rund 380.000 Euro, das sind fast 100.000 Euro mehr als ein Ferrari 296 GTB und 170.000 Euro mehr als das Ferrari Roma Coupé.
Außerdem wurde der Purosangue 28 Prozent mehr verkauft als der SF90, dessen Grundpreis aber nur 16 Prozent über dem des SF90 lag. Mit dem Purosangue steigert Ferrari sicherlich seinen Umsatz.
Ferrari-Verkäufe nach Modell
Modell | Jahr 2023 | Januar-August 2023 | Januar-August 2024 |
296 | 2.718 Einheiten | 1.700 Einheiten | 3.117 Einheiten |
Roma | 1.916 Einheiten | 1.329 Einheiten | 1.870 Einheiten |
Purosangue | 227 Einheiten | 43 Einheiten | 1.489 Einheiten |
SF90 | 1.880 Einheiten | 1.333 Einheiten | 1.162 Einheiten |
812 | 1.753 Einheiten | 1.270 Einheiten | 723 Einheiten |
Portofino | 1.560 Einheiten | 1.175 Einheiten | 160 Einheiten |
Daytona | 110 Einheiten | 75 Einheiten | 133 Einheiten |
F8 | 1.459 Einheiten | 1.254 Einheiten | 49 Einheiten |
Und das Image?
Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich das Image von Ferrari wegen des Purosangue verschlechtert hat. Die Marke ist nach wie vor mit Abstand führend im Supersportwagensegment und verdient viel Geld (das EBIT stieg von 28,3 % im H1 2023 auf 28,9 % im ersten Halbjahr 2024).
Die Bewertung an den Kapitalmärkten hat inzwischen einen neuen Rekordwert erreicht, der Aktienkurs lag am 30. August 2024 bei fast 450 Euro. Der Vollblüter kann also als ein weiterer erfolgreicher Ferrari bezeichnet werden.
Der Autor des Artikels, Felipe Munoz, ist Automotive Industry Specialist bei JATODynamics.