Es war irgendwie abzusehen. Dass Seat zuletzt innerhalb des Volkswagen-Konzerns mehr als stiefmütterlich behandelt wurde, dürften die meisten von Ihnen mitbekommen haben. Spätestens seit Cupra eine eigene Marke wurde und seitdem obendrein überraschend stark performt. Jetzt hat der Konzern auch offiziell verkündet, dass Seat seinen Modus Operandi verändern wird. 

In einem Gespräch mit Autocar auf der IAA Mobility in München sagte Volkswagen-Chef Thomas Schäfer, dass "eine andere Rolle" für die Marke aus dem spanischen Martorell geplant sei. In dem Bericht heißt es zudem, dass Seat nach dem Ende der aktuellen Fahrzeug-Generationen von Ibiza, Leon, Tarraco und Co. keine neuen Autos mehr herstellen werde.

Bildergalerie: Seat Tarraco Xperience (2022)

Was die Zukunft für die Sociedad Española de Automóviles de Turismo bringen wird, erscheint weiter unklar. Zumindest für die Öffentlichkeit. Laut Autocar könnte man Seat zum Mobilitätsdienstleister umbauen, ähnlich wie Mobilize von Renault. Tatsächlich hat der Noch-Autobauer mit dem MÓ bereits ein Lineup an elektrischen Rollern im Portfolio. 

Unterdessen wird man die aktuellen Modelle noch ein paar Jahre weiterbauen. Sie werden eben nur keine direkten Nachfolger mehr erhalten. Zumindest keine mit Seat-Logo. 

Da könnte sich im Falle des Leon und Leon Sportstourer vielleicht sogar schon mit dem kommenden Facelift etwas tun. Womöglich wird man die 2024er-Modelle nach der Auffrischung nur noch als Cupra anbieten. Offiziell ist das aber noch nicht. 

Bildergalerie: Seat Ibiza II (1993-2002)

Auf die Frage, was die Zukunft für Seat bereithält, sagte Schäfer: "Die Zukunft von Seat ist Cupra". Außerdem erwähnte er, der Volkswagen-Konzern werde "stark in Cupra investieren ... das wird sich steigern". 

Schäfer verteidigte die radikale Entscheidung. Die Kunden könnten sich für Cupra erwärmen. So sehr, dass das einstige Sport-Label zur am schnellsten wachsenden Marke Europas avanciert ist. Passend dazu wurde verkündet, dass die Marke im Laufe des Jahres weltweit bereits mehr als 150.000 Fahrzeuge ausgeliefert hat. Das entspricht einem Wachstum von über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Für Seat sieht es hingegen finster aus. 70 Jahre, nachdem 1953 mit dem 1400 das erste Auto vom Band lief. Zu Volkswagen gehört der Hersteller seit 1986. 

Bei Cupra hingegen arbeitet man nicht nur an Updates für die bereits erhältlichen Autos wie den Formentor. Weitere Fahrzeuge werden das Portfolio in den nächsten Jahren erweitern. 2024 kommt der Terramar, ein kleiner Crossover mit technischer Verwandtschaft zum kommenden Audi Q3. 2025 soll dann mit dem UrbanRebel ein Einstiegs-Elektroauto unterhalb des Born folgen. Dazu gesellt sich der ebenfalls elektrische Crossover Tavascan. 

Bildergalerie: Seat Ibiza (2021) Facelift