Wir sind uns nicht sicher, wie viele von Ihnen wirklich sehnsüchtig darauf gewartet haben, aber hier ist das Ding. In all seiner kolossalen Pracht. Sagen Sie Hallo zur finalen Serienversion des BMW XM. Dem ersten eigenständigen M-Fahrzeug seit dem seligen M1. Dem ersten elektrifizierten M überhaupt. Dem neuen Garchinger SUVerlativ schlechthin. Ob Sie ihn mögen oder nicht, hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen.

Design und Maße

Zum Design dieses Autos ist vermutlich wirklich schon alles gesagt worden und frei nach Karl Valentin sogar von jedem. Sie werden sich Ihre Meinung gebildet haben. Aber so viel ist sicher: Man ist wirklich sehr nah an der Studie Concept XM geblieben. BMW spricht von "zahlreichen Reminiszenzen an den legendären Mittelmotorsportwagen". Gemeint ist besagter M1 - das dürfte vielen Enthusiasten dann doch zu weit gehen. Aber die Hauptmärkte sind mit USA, China und dem Mittleren Osten klar benannt. Da freut man sich dann auch über die beleuchtete Mega-Niere mit Goldrand, bis zu 23 Zoll große Räder und die gestapelten Hexagonal-Auspuffrohre.

BMW XM (2023)

Beim ersten Prototypen-Fahrtermin im Mai sagte mir BMW ganz unverblümt, dass man mit dem XM sehr extrovertierte Kundschaft im Visier hat, die sich im Umfeld eines Lamborghini Urus, Aston Martin DBX, Bentley Bentayga und natürlich des ewigen Mercedes-AMG G 63 tummelt. Massiv Marge machen dürfte hier die Devise sein und wer kann es den Bayern verdenken?

Apropos massiv: Der BMW XM erstreckt sich auf 5,11 Meter. Bei einer Breite von 2,01 Meter und einer Höhe von 1,76 Meter. Der Radstand beträgt wuchtige 3,11 Meter. Bei der ersten Sitzprobe wunderte ich mich noch, warum der Fond gefühlt 3x so geräumig ist wie im X5 M, auf dem der XM zu großen Teilen basiert. Jetzt weiß ich es - der X5 M ist im Vergleich ein Zwerg. Und das irritierenderweise auch beim Gewicht, denn der XM wiegt 2.785 Kilo und damit über 400 Kilo mehr als der stärkste X5. Herrje. 

Antrieb

Sie ahnen, woher das Debakel auf der Waage kommen könnte? Richtig, hier treibt nicht nur ein Achtzylinder sein Unwesen, sondern auch ein Elektromotor und eine recht umfangreiche Batterie. 

Laut BMW hat der 4,4-Liter-V8 mit dem bekannten Aggregat aus M5 und X5 M/X6 M nicht mehr so viel zu tun. "Umfangreich weiterentwickelt" nennt man das im Fachjargon. In der vorläufigen Ausbaustufe leistet der Benziner 489 PS und 650 Nm. Er dreht maximal 7.200 U/min. Die Leistung ist deutlich schwächer als bisher, aber der XM hat ja zu Unterstützung noch einen Elektro-Buddy dabei. 

Der E-Motor sitzt in der 8-Gang-Automatik und bringt es auf 197 PS/280 Nm. Mithilfe einer
Vorübersetzung wird das von der E-Maschine erzeugte und am Getriebeeingang anliegende maximale Drehmoment allerdings auf 450 Nm erhöht. Die von BMW entwickelte
zusätzliche Übersetzung zwischen dem Rotor der E-Maschine und der
Getriebeeingangswelle soll eine effektive Schubkraft entwickelt werden, die sonst nur mit einem deutlich größeren Elektromotor realisierbar wäre.

Die Systemleistung des Autos liegt letztlich bei 653 PS und 800 Nm Drehmoment. Die 0-100 km/h gehen so in 4,3 Sekunden, die 0-200 km/h in 14,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei maximal 270 km/h. Hier machen sich Größe und Gewicht des XM dann doch bemerkbar. Denn selbst wenn diese Werte ziemlich hanebüchen klingen - ein Lambo Urus oder ein Aston DBX707 sind deutlich schneller. 

Dafür können die beiden aber auch nicht rein elektrisch fahren. Der 25,7-kWh-Akku im Unterboden des XM ermöglicht eine elektrische Reichweite von bis zu 88 Kilometer (WLTP). Rein elektrisch wird das Sportschiff bis zu 140 km/h schnell. Es gibt auch eine Battery-Hold-Funktion, für gezieltes Rekuperieren oder das Halten des Ladezustands. Aufgeladen wird mit bis zu 7,4 kW Wechselstrom. Einmal von komplett leer bis komplett voll dauert so 4,25 Stunden. 

Und wie sich das für ein ernstzunehmendes Luxus-Performance-SUV gehört, ist hier das Ende der Fahnenstange natürlich noch lange nicht erreicht. Etwa ein halbes Jahr nach dem Marktstart des "normalen" XM folgt der BMW XM Label Red. Dabei handelt es sich übrigens nicht um die neueste Zusammenarbeit mit Johnnie Walker, sondern um den stärksten Serien-BMW, den es je gegeben hat. Die Leistung des kommenden Über-XM: 748 PS und 1.000 Nm. Verantwortlich dafür ist eine Tuning-Kur für den Biturbo-V8, der es dann im Topmodell auf 585 PS und 750 Nm bringt. 

Fahrwerk/Fahrdynamik

Bei meiner ersten Fahrt in einem noch stark getarnten XM zeigte sich, dass die Fahrwerksingenieure der M GmbH ganz schön gezaubert haben. Vom Gewicht des XL-SUVs war beim Einlenken und in der Kurve nicht viel zu spüren. Die Basis bildet hier wie gesagt das Chassis des X5 M. Ein Luftfahrwerk kam aus Performance-Gründen nicht in Frage. Der XM setzt auf ein Stahlfahrwerk mit adaptiven Dämpfern. 

Gegenüber dem extrem straffen X5 M ist die Abstimmung von Fahrwerk, einigen Buchsen und der Lenkung aber weniger extrem und komfortbetonter. Außerdem werden die enormen Ausmaße des XM durch eine 48-Volt-Wankstabilisierung und (ein Novum für M) eine Hinterachslenkung in Zaum gehalten. 

Der bekannte M xDrive-Allradantrieb muss im Flaggschiff ohne die driftige 2WD-Option auskommen. Hier gibt es die Optionen "4WD" und ein hecklastigeres "4WD Sport". Die bekannten Modi MDM mit gelockertem ESP und die komplette Deaktivierung des ESP (DSC off) sind verfügbar.

Letzteres ist auch nötig um den neuen Modus "4WD Sand" zu aktivieren.  Hier stehen eine traktionsoptimierte Auslegung des Allradantriebs sowie der Sperrfunktionen des M Sportdifferenzials zur Verfügung, die speziell für das Fahren auf
Dünen und ähnlichem Untergrund konzipiert wurde. Der Mittlere Osten ist schließlich der drittwichtigste Markt. 21-Zöller sind Serie, bis zu 23 Zoll große Wuchtbrummen gibt es gegen Aufpreis.

Interieur

Vorne fühlt man sich im XM wie in einem extrovertierten Mix aus M5 und X7, hinten kommt dann noch ein gewaltiger Schuss Rolls-Royce mit dazu. Neu sind die Interieur-Oberflächen in kaffeebraunem Vintage-Leder (optional). Die luxuriösen Sitze machten beim ersten Kennenlernen auch aus sportlicher Sicht einen sehr guten Eindruck. 

Carbon-Schaltpaddles sind Serie. Ebenso ein Head-up-Display und der große Curved-Screen mit 12,3-Zoll-Instrumentendisplay und 14,9-Zoll-Infotainmentbildschirm. Die Münchner versprechen dazu die "größte jemals für ein BMW M Automobil verfügbare Auswahl an
Systemen für automatisiertes Fahren und Parken".

BMW XM (2023)

Erstmals dürfte es in einem M-BMW auch der Fall sein, dass der Fond ein spektakulärerer Ort ist als die erste Sitzreihe. Schuld sind die sogenannte M Lounge und der "skulpturale Dachhimmel". Die Rückbank wird hier zu einer Art Performance-Lümmel-Ecke mit weit in die
Seitenbereiche ragenden, beheizten Rückenlehnen und passenden Kissen. Oben drüber wartet ein Dachhimmel mit dreidimensionaler Prismenstruktur und passepartout-artiger Einfassung. 100 LEDs sorgen für Beleuchtung.

Ein bisschen praktisch soll das Ganze natürlich auch sein. Die Beinfreiheit hinten ist wie erwähnt  Privatjet-esk. Der Kofferraum des XM fasst 527 bis 1820 Liter. Das Ladekabel verschwindet in einer opulenten, Louis-Vuitton-artigen Handtasche. Der Zukunftstrend schlechthin: Der Stromstecker als IT-Piece. Optional wird eine elektrisch aus- und einschwenkende Anhängevorrichtung angeboten. Die maximal zulässige Anhängelast beträgt 2.700 Kilogramm.

Marktstart und Preis

Der BMW XM steht ab April 2023 bei den Händlern. Der stärkere XM Label Red folgt im Herbst nächsten Jahres. Bedenkt man, dass ein X5 M Competition aktuell bei gut 150.000 Euro startet, ist der wesentlich größere und plug-in-hybridigere XM beinahe ein Schnäppchen. In Deutschland startet er bei 170.000 Euro. Ein würdiges Geschenk zum 50. Geburtstag der M GmbH? Sagen Sie es uns in den Kommentaren unter diesem Artikel. 

Bildergalerie: BMW XM (2023)