Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik "Kennen Sie den noch?" studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

 Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe "Klassiker der Zukunft?" vorstellen.

Es gibt Dinge, an die erinnert man sich auch noch nach über einem Vierteljahrhundert. Um 1995 war es wohl, als sich der Lebensgefährte meiner Mutter ein schickes neues Auto gönnte. Seine Wahl fiel auf das BMW 3er Coupé der Baureihe E36. Und da er stets auf die Mark achtete, wurde es nur der 316i mit 102 PS und Stoffpolsterung. Immerhin: Im schicken Schwarz-Metallic mit "Styling 13"-Alufelgen der Größe 15 Zoll wie auf unserem Titelbild.

BMW 3er Coupe und M3 Coupe (E36, 1992-1999)
BMW 3er Coupe und M3 Coupe (E36, 1992-1999)

Ein "Gauner im Frack" quasi, den er günstig als Werkszulassung bekam, was eine Reise nach München nach sich zog. Ich durfte als damals schon autobegeisterter Teenager mitkommen: Frühmorgens von Bonn nach München, Auto abgeholt, BMW-Museum angesehen und wieder zurück. 

Aus heutiger Sicht liegen die Eckdaten des damaligen 316i auf Kleinwagen-Niveau: 12,7 Sekunden benötigte der M43-B16, so die interne Bezeichnung des Vierzylinders, von null auf 100 km/h. Im Vergleich zu seinem Vorgänger BMW M40 verfügt der M43 über einen Klopfsensor und eine Steuerkette (anstelle des Zahnriemens des M40) Außerdem ist er mit einem doppellängigen Ansaugkrümmer ("DISA") ausgestattet, der das Drehmoment über einen größeren Drehzahlbereich liefert.

150 Newtonmeter maximales Drehmoment kommen bei 3.900 U/min zum Tragen. Aber mich interessierte das damals mit 17 nicht. Ich war den 75-PS-Golf meiner Mutter gewohnt und starrte auf die todschicke rote Instrumentenbeleuchtung des BMW. 

BMW 3er Coupe und M3 Coupe (E36, 1992-1999)
BMW 3er Coupe und M3 Coupe (E36, 1992-1999)

Sogar die Verarbeitung kam mir weit besser vor als im VW, wenngleich wir heute wissen, dass dieser Punkt seinerzeit bei Golf wie bei 3er kein Highlight war. Dafür aber der Klang des 316i: Ja, Luftpumpe auf dem Papier. Doch redlich bemüht, nach Sechszylinder zu klingen. 

Die sind heute weitaus begehrter, weil stämmiger, kräftiger und geiler im Sound. Am liebsten noch mit M-Paket wie der rote 323i meines Kollegen Fabian Grass, den Sie in der Galerie auf einigen Bildern bewundern können. Oder doch lieber gleich den M3 E36?

Aber der Reihe nach: 1992, vor 30 Jahren, ergänzte BMW das Modellprogramm des neuen 3ers (intern E36) um das Coupé. Ebenfalls 4,43 Meter lang wie die viertürige Limousine, aber etwas flacher und breiter. Zudem hatte BMW die Frontscheibe nach hinten versetzt und die Motorhaube verlängert. Im Gegensatz zum Vorgänger wirkte der Zweitürer so deutlich eigenständiger, im Vorfeld munkelte die Presse sogar über eine Ausgliederung zur 4er-Reihe. Doch das passierte erst 2013.

BMW 3er Coupe und M3 Coupe (E36, 1992-1999)
BMW M3 GT (E36)
BMW 3er Coupe und M3 Coupe (E36, 1992-1999)
BMW M3 GT (E36)

Eine wirklich massive Modellpflege (intern LCI getauft) bekam der E36 nie, einzig die Modelle ab 1996 wurden sichtbar nachgeschärft. Aber es zeigt: Damals hatte BMW noch keine Designprobleme ...

Schon eher mit der Zuverlässigkeit des M40-Vierzylinders mit Zahnriemen, der ab September 1993 im 316i und 318i vom bereits erwähnten M43 abgelöst wurde. Recht beliebt war der 318is mit 140 PS Leistung und 1.240 Kilogramm Leergewicht. Er bot gute Fahrleistungen, war aber einige tausend Mark billiger als der Sechszylinder. 

BMW 3er Coupe und M3 Coupe (E36, 1992-1999)

Die Palette der Sechsender reichte vom 320i mit 150 PS über den 323i mit 170 PS bis zum 325i/328i mit 192 respektive 193 PS. (1995 wechselte man vom M50 zum M52.) Ab Oktober 1992 war der König aller E36 Coupés erhältlich: Der M3 trug nun einen Sechszylinder mit 286 PS unter der Haube, ab 1995 sogar 321 PS.

Lediglich 356 Exemplare entstanden 1994/95 vom M3 GT mit 295 PS Leistung. Er war als Homologationsmodell für den Motorsport gedacht. Vom "normalen" M3 liefen hingegen bis 1999 über 70.000 Fahrzeuge vom Band, Cabrio und Limousine mitgezählt. 

Und was kostete ein E36 Coupé zu Lebzeiten? Blicken wir ins Jahr 1996 zurück. Los ging es damals bei 40.500 DM für den 316i, ohne Extras versteht sich. 47.500 Mark rief BMW für den 318is auf, 54.500 für den 323i, 57.600 für den 328i und satte 85.000 Mark für einen M3. 

Mehr als 25 Jahre später zählt der Zweitürer zu den beliebtesten Versionen der E36-Baureihe. Rost und wildes Tuning hat vielen Fahrzeugen den Garaus gemacht. Unverändert sind (abgesehen vom M3) die Sechszylinder beliebt, aber auch beim 316i ist die Zeit von gepflegten Schnäppchen aus Rentnerhand vorbei. Rund 4.000 Euro sagt die Liste hier für Zustand 2, ein 325i Coupé wird mit 9.700 Euro geführt. Und der M3? Rund 20.000 Euro. Sollten sie noch ein schwarzes 316i Coupé mit Styling-13-Felgen haben: Melden Sie sich.

Bildergalerie: BMW 3er Coupe und M3 Coupe (E36, 1992-1999)