Vor 50 Jahren feierte der Skoda 110 R in Brünn seine Messepremiere, ein wichtiges Modell in der 125-jährigen . Das elegante Coupé mit Heckmotor wurde zu einem großen Verkaufserfolg und diente als Basis für Rallye- und Rennfahrzeuge. So geht neben den Prototypen Skoda 180 RS und 200 RS auch der als Porsche des Ostens bekannt gewordene Skoda 130 RS auf den 110 R zurück.

1964 war bei Skoda die Produktion der Stufenhecklimousine Skoda 1000 MB angelaufen. Mit selbsttragender Karosserie, Heckmotor und Hinterradantrieb begründete dieses Modell eine neue technische Ära bei Skoda. Es war auf den Exportmärkten sehr erfolgreich. Doch blieb in Westeuropa die Nachfrage nach einem sportlichen Modell bestehen. Darauf reagierte Skoda mit der zweitürigen Coupé-Version Skoda 110 R.

Die Entwicklung des 110 R, in Tschechien Erko genannt, begann 1966. Im März 1968 rollte im Skoda Werk Kvasiny der erste Prototyp aus den Werkshallen. Von der Stufenheckversion unterschied sich das Coupé durch eine elegant abfallende Heckpartie, eine stärker geneigte Windschutzscheibe sowie zwei breite Türen mit rahmenlosen Fenstern.

Zur Weltpremiere des 110 R hatte Skoda einige Journalisten ins Wohnheim der Berufsschule in Mladá Boleslav eingeladen. Im Anschluss an die Pressekonferenz durften sie das Auto auf dem nahegelegenen Flugplatz Hoškovice Probe fahren. Der breiten Öffentlichkeit wurde der 110 R erstmals am 5. September 1970 auf der Maschinenbaumesse in Brünn gezeigt. 

Bildergalerie: Skoda 110 R vor 50 Jahren präsentiert

Danach präsentierte man dern 110 R auf den Automessen in Paris, London und Turin, die im Oktober 1970 kurz nacheinander eröffneten. Die Nachfrage nach dem 110 R stieg stark an, doch der Hochlauf der Produktion bereitete Probleme. Bis Ende 1970 entstanden nur 121 Fahrzeuge. 

In der Folge konzentrierte sich der tschechische Automobilhersteller vor allem auf den Export: Von rund 3.000 im Jahr 1971 gebauten Einheiten kamen nur 442 Fahrzeuge in die einheimischen Autohäuser. Der Preis für den 110 R lag bei mindestens 78.000 Kronen, das entsprach damals rund 40 Monatsgehältern.

Der 110 R war 4,16 Meter lang und mit 1,34 Meter vier Zentimeter niedriger als das Stufenheckmodell. Der Reihenvierzylinder im Heck mit 1.107 ccm Hubraum leistete mit Doppelvergaser 52 PS; dazu kam ein Vierganggetriebe vor der Hinterachse. Damit wurde der nur 880 Kilo schwere 110 R recht dynamisch bewegt. Auf seinen Radialreifen der Größe 165 SR 14 erreichte der 110 R eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h, für den Spurt von Null auf 100 km/h benötigte er 19 Sekunden.

Die Verzögerung übernahmen vorne Scheibenbremsen und hinten Trommelbremsen. Da das Fahrzeuggewicht zu 57 Prozent auf den angetriebenen Hinterrädern lag, verfügte das Sportcoupé über eine gute Traktion. Unter der Fronthaube befand sich ein Stauraum für 250 Liter Gepäck, der zweite Kofferraum hinter den Rücksitzen fasste 120 Liter und war auch während der Fahrt zugänglich.

Skoda 110 R: Ein Brikett auf dem Lenkrad? Nein, ein weiches Prallelement als Ersatz für einen Airbag

Der Fahrer blickte auf fünf Rundinstrumente, darunter ein großer Drehzahlmesser, dessen roter Bereich bei 5.750 U/min begann. Das Zweispeichen-Lenkrad verfügte in der Mitte ein gummiertes Prallelement - gewissermaßen ein früher Ersatz für einen Airbag.

Um in den Fond des 2+2-Sitzers zu gelangen, wurden die Lehnen der Vordersitze vorgeklappt. Im Laufe der zehnjährigen Bauzeit von 1970 bis 1980 erhielt der 110 R viele kleine Überarbeitungen. Ab Januar 1973 wurden die zwei Hauptscheinwerfer durch zwei kleinere Nebelscheinwerfer ergänzt. Die Vordersitze erhielten Kopfstützen, zudem wurden die 14-Zoll-Räder durch kleinere 13-Zöller ersetzt.

1973 wurden 93 Prozent der rund 6.000 gebauten Coupés exportiert. Im Folgejahr stieg die Produktion auf ungefähr 7.500 Stück. Ab September 1972 exportierte Skoda auch eine Rechtslenkerversion und drei Jahre später gingen 36 Prozent der Export-Fahrzeuge nach Großbritannien. Einige Einheiten gelangten sogar bis nach Neuseeland, Kuwait und Nicaragua. Im letzten Produktionsjahr 1980 beschränkte sich der Export auf den Jugoslawien und Spanien.

Die internationale Nachfrage wurde durch die Erfolge der Motorsportderivate gefördert. Nach ersten Erfolgen eines modifizierten Werksautos in der Saison 1973 präsentierte Skoda einen 180 RS und zwei Exemplare des 200 RS, die 1974 bei der Barum Rallye debütierten. Diese Straßenrennwagen verfügten über OHC-Motoren mit bis zu zwei Litern Hubraum sowie über ein Fünfganggetriebe von Porsche.

Im Frühling 1975 folgte der 130 RS. Er wurde Ende der 70er-Jahre zu einem der erfolgreichsten Renn- und Rallye-Fahrzeuge in der Klasse bis 1.300 ccm. Er besaß einen Überrollkäfig; etliche Teile aus Aluminium oder glasfaserverstärktem Kunststoff senkten das Gewicht auf 720 Kilo. Die Leistung des 1,3-Liter-Vierzylinders stieg stufenweise auf bis zu 130 PS. Die Rundstreckenversion erreichte bis zu 220 km/h. Der Porsche des Ostens gewann für Skoda 1981 die Markenwertung der Tourenwagen-Europameisterschaft. Die Rallye-Version errang einen Doppelsieg in seiner Klasse bei der Rallye Monte Carlo 1977.

Bildergalerie: Skoda 110 R Coupé