Dieser Marketing-Coup ist definitiv gelungen: Am vergangenen Montag verkündete Citroën "das Ende einer Ära in Deutschland". Fortan werde man sich Zitrön nennen, also so, wie es die meisten Deutschen sowieso immer ausgesprochen hätten. Zudem können sich Händler und Journalisten wie wir endlich die lästigen Pünktchen über dem E (das Trema) sparen. Schluss mit Copy and Paste oder speziellen Tasten für den Computer.
Tatsächlich hat Citroën, Verzeihung, Zitrön, den Knalleffekt gut geplant. In einem Video echauffiert sich ein fiktiver Händler namens Hennes über die Umbennung, ehe er feststellt, dass seine Mitarbeiter schon früher am Telefon den Namen "Citroën" meist weggelassen haben. Und auch die Kunden rennen ihm die Bude ein, seitdem ihnen "Zitrön" fehlerfrei über die Lippen geht. Die feierliche Enthüllung des neuen Namens wurde auf einer realen Händlertagung gedreht, die gezeigte Empörung ist also echt, wenngleich alle Beteiligten später aufgeklärt wurden.
Das Internet amüsiert sich prächtig über "Zitrön": Auf Twitter hat sich bereits "Dr. Öttka" zu Wort gemeldet. Nutzer fordern auch "Scheffrolett" und "Tschiep", andere weisen darauf hin, dass Wrigley sein Spearmint-Kaugummi früher tatsächlich in "Speermint" eingedeutscht hatte.
Erst bei Kenntnis der Markenhistorie erschließt die Motivation für "Zitrön": Am gleichen Tag, als die Kampagne startete, eröffnete Citroën vor 90 Jahren in Köln-Poll sein erstes Produktionswerk. Dazu passt, dass besonders der Rheinländer gerne von "Zitrön" spricht. Offenbar möchte die Marke also zeigen, wie tief ihre Wurzeln in Deutschland sind.
Im übrigen ist die klangliche Ähnlichkeit von "Zitrön" zur Südfrucht kein Zufall: Firmengründer André Citroën war das fünfte Kind von der aus Polen stammenden Masza Amalia Kleinmann und Levie Citroën, einem belgischen jüdischen Juwelier aus Amsterdam. Dessen Vorfahren hatten sich im damaligen Holland als Obsthändler etabliert, wodurch sie den Familiennamen Lemonenman (also "Zitronenmann") annahmen, woraus später das frankophone Citroën wurde.