Name: BMW Turbo (offiziell „Turbo X1“)
Premiere: Autosalon Paris 1972
Spezifikationen: modifiziertes BMW-2002-Chassis, Länge: 4,15 Meter, Breite: 1,88 Meter, Höhe: 1,10 Meter. Turbobenziner mit zwei Liter Hubraum und 280 PS in Mittelmotor-Anordnung. Manuelles Viergang-Getriebe. 0 auf 100 km/h in 6,6 Sekunden, Spitze 250 km/h. Stückzahl: 2.
Der Hintergrund:
Der Turbo wird nicht nur als erste Studie von BMW überhaupt in die Geschichte eingehen, sondern auch als Vorschau auf das Design des M1 und eine Reihe bahnbrechender Technologien.
BMW musste in den 1960er-Jahren eine schwierige Phase mit finanziellen Problemen durchlaufen, doch Anfang der 1970er kam man wieder in Form und blies zum Angriff. Um der ganzen Welt ihr Know-How zu demonstrieren, kamen die Bayern auf die Idee, ein radikal gestyltes Concept Car auf Basis des 2002 zu entwickeln, aber mit einem Turbomotor. Der schlicht „BMW Turbo“ genannte Wagen führte die Athletenparade bei den Olympischen Spielen 1972 in der BMW-Heimatstadt München an. Zeitgleich kündete das neue gebaute Firmenhochhaus, der „Vierzylinder“, vom wiedererlangten Selbstbewusstsein der Marke.
Tatsächlich handelt es sich bei der heute vergessenen Studie um das erste aufgeladene Straßenfahrzeug von BMW, wobei der auf Basis des 2002 eingeführte Turbo ab 1973 als erster Serien-BMW einen Turbomotor aufwies. Dort war das Aggregat aber auch aus Gründen der Standfestigkeit „nur“ 170 PS stark.
Das keilförmige Coupé wurde von BMW-Designchef Paul Bracq entworfen, der lange für Mercedes arbeitete, wo er unter anderem den berühmten „Strich-Acht“ schuf. Seine Idee war es, den optisch eher biederen BMW 2002 in eine extravagante Designübung zu verwandeln. Im Hinterkopf dürfte Bracq sicher auch den (nicht von ihm entworfenen) Mercedes C 111 mit Wankelmotor gehabt haben, der ab 1969 für viel Wirbel sorgte. Nachdem Bracq grünes Licht von der BMW-Spitze erhalten hatte, entwarf er den Turbo mit Klappscheinwerfern, spektakulären Flügeltüren und teilweise verdeckten Hinterrädern. Insgesamt erinnert das Exterieur-Styling stark an den legendären M1, der 1978 in Serie ging. Auffallend war beim BMW Turbo eine orangefarbene Lackierung, die im Konzept für eine größere optische Wirkung in Rot überging.
Typisch für die von Bracq (der 1974 zu Peugeot wechselte) entworfenen BMW-Modelle ist die spitz zulaufende Nase samt Niere. 1972, im Jahr des Turbo-Debüts, kam auch der erste 5er auf den Markt. Noch markanter wurde der spitze Grill dann beim 3er (1975), dem 6er (1976) und dem 7er (1977). Erst nach diesem Neuaufbau des Portfolios wagte sich BMW an eine Serienumsetzung des Turbo-Designs von 1972 in Gestalt des M1.
Während die meisten Serienautos Anfang der 1970er-Jahre klassische Stoßstangen hatten, integrierte BMW sie sauber in die Karosserie des Turbo. Durch diesen Umstand und die Verwendung von mit Schaumstoff gefüllten Stoßfängern wurde die Sicherheit erheblich verbessert, während Seitenaufprallträger hinzugefügt wurden, um im Falle eines Aufpralls Energie zu absorbieren. Es gab sogar einen integrierten Überrollkäfig für zusätzlichen Schutz sowie ein Antiblockiersystem und Sicherheitsknautschzonen.
Das vielleicht interessanteste Merkmal des BMW Turbo-Konzepts war das radarbasierte Bremsabstandswarnsystem, das man als Vorläufer der heutigen aktiven Tempomaten bezeichnen könnte. Wie hat es funktioniert? Ein im fahrerorientierten Cockpit angebrachtes Display zeigt den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Fahrzeugs an. Wenn dieser Abstand unter ein vorgegebenes Niveau fällt, wird der Fahrer durch akustische Warnungen alarmiert.
Nur zwei Exemplare des BMW Turbo wurden je gebaut, wobei das Original ein fahrbares Modell war, während das andere als statisches Auto bei verschiedenen Veranstaltungen ausgestellt wurde. Letzteres war nahezu identisch, mit Ausnahme des Farbübergangs von orange nach braun und anderer Felgen hinten. Ein Fahrzeug steht im Werksmuseum in München, das andere bei BMW in Spartanburg (USA).