,Volkswagen. Das Auto": Diesen Markenclaim kennen wohl viele Autofans. Dass auch der Erzfeind Opel einmal mit einem ganz ähnlichen Slogan warb, wissen dagegen nur wenige. ,Opel Kadett. Das Auto" hieß es in den 70er-Jahren. Das damit ausgedrückte Selbstbewusstsein hatte seinen Grund, denn der Opel Kadett und sein Nachfolger Astra hielten sich fast zwei Jahrzehnte lang auf Platz zwei bei den Verkäufen im Kompaktsegment – hinter dem VW Käfer beziehungsweise VW Golf. Die Erfolgszeiten sind lange vorbei. Heute rangiert der Wagen aus Rüsselsheim nur noch auf Rang fünf – hinter VW Golf, Audi A3, BMW 1er und Ford Focus.

Kiemen-Coupé im US-Stil
Doch der Kadett war ein Erfolgsmodell, und ganz besonders der Kadett B. Mit über 2,6 Millionen Stück zählt er zu den erfolgreichsten Opel-Modellen überhaupt. Nachdem der Kadett A nur drei Jahre lang gebaut worden war, startete der Kadett B im September 1965. Er war gleich 18 Zentimeter länger und übersprang damit locker die Vier-Meter-Marke. Damals zählte das 4,10 bis 4,18 Meter lange Auto noch zur Kompaktklasse, heute würde man es zu den Kleinwagen rechnen. Gleich zum Marktstart gab es fünf Karosserievarianten: zwei- und viertürige Stufenhecklimousine, drei- und fünftüriger Kombi (,Car-A-Van") sowie Coupé. Beim Coupé standen eindeutig Fastback-Modelle wie die Chevrolet Chevelle vom Mutterkonzern General Motors Pate: Ein nach hinten flach abfallendes Dach gab dem Wagen eine dynamische Linie. In die Annalen der Automobilgeschichte gehen die drei Lüftungsschlitze in der C-Säule ein: Heute erzielen diese "Kiemen-Coupés" Höchstpreise auf dem Gebrauchtmarkt.

Bis zu 90 PS
Mit der Länge stieg beim Kadett B auch die Leistung: Der Einliter-Vierzylinder des Einstiegsmodells hatte nun fünf PS mehr und kam damit auf 45 PS. Daneben gab es einen 1,1-Liter-Motor mit 55 PS. Ein Jahr nach dem Start kam eine Zwei-Vergaser-Version mit 60 PS hinzu, und das 1967 eingeführte Spitzenmodell besaß den 90 PS starken 1,9-Liter-Vierzylinder aus dem Rekord C. Außer mit Viergang-Schaltung konnte man den Kadett ab 1968 auch mit Dreigang-Automatik ordern, was damals in der Kompaktklasse noch nicht üblich war. Ebenfalls ungewöhnlich ist die Zwölf-Volt-Bordspannung – die Konkurrenz gab sich noch mit sechs Volt zufrieden.

Geringer Kombi-Anteil
Der Kadett B war auf Anhieb ein Erfolg, schon im ersten Jahr verlassen mehr als 105.000 Exemplare die Werkshallen. Entfallen bei heutigen Kompakt-Modellen mehr als 60 Prozent auf den Kombi, so lag der damalige Anteil bei nur 17 Prozent. Etwa die Hälfte der Kadett-B-Produktion gingen in den Export. Erfolgreich ist das Modell auch im Motorsport. Der 1966 mit 60-PS-Motor gestartete Rallye-Kadett ist lange vor dem VW Golf GTI der Urahn aller Kompaktsportler. Die mattschwarz lackierte Motorhaube soll eine Blendung des Fahrers durch die Sonne verhindern. Dazu gab es seitliche Rallyestreifen. Die ab 1967 angebotene 90-PS-Version schafft sage und schreibe 170 km/h. Sie feiert Erfolge bei zahlreichen Rallyes. Opel-Tuner Günther Irmscher gewinnt 1967 die Tour d` Europe, im selben Jahr wird ein Rallye-Kadett Klassensieger bei der Rallye Monte Carlo.

Für Individualisten: Die feine Schwester
Ab 1967 wurde die Premiumversion Olympia eingeführt. Mehr als 80.000 Kunden entscheiden sich für den Olympia A. Es gibt ihn als zwei- und viertürige Limousine sowie als Coupé und mit 60, 75 und 90 PS. Zur besonders edlen Ausstattung zählen spezielle Teppiche und eine gepolsterte Armaturentafel ,mit Edelholzcharakter". Zu den optischen Kennzeichen zählen der um die Ecken herumgezogene Kühlergrill, rechteckig eingefasste Frontscheinwerfer und ein schwarzer Kunststoffüberzug auf dem Dach. Schon 1970 wurde der Olympia wieder eingestellt. Er konnte die Lücke zum größeren Opel Rekord nicht richtig füllen. Seine Nachfolge trat noch im gleichen Jahr der Ascona an. Im Juli 1973 endete mit 2,6 Millionen produzierten Stück auch die Karriere des Kadett B. Der Nachfolger kam bis 1979 nur noch auf 1,6 Millionen Exemplare.

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